Neben vielen Standardprodukten nimmt der Musikalienhändler Thomann unter dem Markennamen Millenium regelmäßig auch Instrumente ins Sortiment, die etwas spezieller ausfallen. Unsere beiden Testkandidaten sind solche Instrumente. Mit dem Einzelpedal The Strike Single sowie dem Doppelpedal The Strike Double will man Drummer ansprechen, die das Besondere wünschen, aber nicht bereit sind, die hohen Preise der Vorbilder von Axis, Trick, DW oder auch Pearl zu bezahlen. Deren Topmodelle verfügen oft über Features wie Direct Drive, eine Longboard-Option, schmales Trittplatten-Design und ein technokratisch-schlankes Aussehen.
Dass die The Strike Maschinen nicht nur optisch stark an solche „Edelpedale“ erinnern, sondern auch entsprechend ausgestattet sind, ist ihrer Massenproduktion in Fernost sowie einer knallharten Kalkulation zu verdanken. Ob die aufgegangen ist, haben wir für euch ergründet, indem wir die schicken Pedale durch den berüchtigten bonedo Test-Parcours geschickt haben.
Details
Das Pha(n)tom offenbart sich mit umfangreicher Ausstattung
Nachdem ich die beiden Teile aus ihren Styropor-Formschalen befreit habe (Taschen oder Cases gibt es keine), freue ich mich erst einmal über das schlanke und elegante Aussehen der Maschinen. Trotz der vielen Einstellmöglichkeiten wirken sie optisch nicht überfrachtet. Dazu trägt auch der helle Aluminium-Strukturlack bei, mit dem man Säulen und Teile der Antriebseinheit angestrichen hat. Weniger schön: dieser Lack wirft auf der Beater-Aufnahme des Slave Pedals Blasen und ist auch sonst nicht allzu sorgfältig aufgetragen worden. Die Trittplatten sind relativ dünn und sehen auf den ersten Blick gut aus, näheres Hinsehen offenbart jedoch etliche kleine Kratzer. Die Aufschrift „Phatom 3000“ wirkt auf mich etwas kurios, man fühlt sich direkt an lustige chinesische Übersetzungen erinnert, bei denen ja auch gerne mal ein Buchstabe vergessen wird. Was ein Phatom ist, konnte ich jedenfalls nicht abschließend feststellen.
Wir haben es beim Einzelpedal sowie beim Slave Pedal der Doppelfußmaschine mit Einsäulenkonstruktionen zu tun. Das spart etwas Gewicht und Platz, bietet aber technisch keine Vorteile. Alle Pedalteile verfügen über stabile, schwarz lackierte Bodenplatten. Bei den Beatern setzt man bei Millenium auf doppelseitige Versionen mit Hartgummi- und Filzschlagflächen, beim Einzelpedal wirkt die Filzseite allerdings schon reichlich wackelig.
Spiel in den Teilen und weiche Schrauben sorgen für Ernüchterung
Bezüglich der Einstellmöglichkeiten bieten die The Strike Modelle deutlich mehr als andere Pedale in ihrem Preisbereich. Neben der – fast schon obligatorischen – unabhängigen Justierung von Trittplattenhöhe und Beater-Winkel per Stimmschlüssel darf sich der Strike-Spieler noch über die Möglichkeit freuen, das Pedal auf eine Longboard-Version umzurüsten. Dazu schraubt man einfach das Fersenteil mit dem mitgelieferten Multischlüssel ab. Dieses Teil besteht aus Hartgummi und sitzt auf einer Metallplatte, allerdings macht diese Konstruktion einen etwas labilen Eindruck. Weiter geht es mit den Antriebs-Cams. Üblicherweise werden die Maschinen als Direct Drives ausgeliefert, beigelegte Ketten sollen aber auch Spieler zufrieden stellen, die ein etwas traditionelleres Spielgefühl mögen. Der Austausch erfolgt über das Lösen des Direct Links an der Trittplatte und der Cam, hierfür wird der mitgelieferte Multischlüssel verwendet. Anschließend wird die Ketteneinheit eingehängt und wieder verschraubt. Auf der Trittplattenseite hat man hierfür hohl gebohrte Messingschrauben verwendet, deren Inbusschlüssel-Aufnahme beim Slave Pedal der Einzelmaschine schief gebohrt ist. Irritierend ist auch die Tatsache, dass die Schrauben aussehen, als seien sie schon benutzt worden. Noch weniger schön ist, dass sich das Slave Pedal der Doppelversion deutlich schwerer und geräuschvoller bewegen lässt als das Hauptpedal. Die Verursachererin dieses Übels scheint die Verbindung zwischen Trittplatte und Direct Link zu sein. Hier wurde bei der Verschraubung offenbar mit deutlich zu großen Toleranzen gearbeitet, sodass keine freie Bewegung möglich ist. Dass auch die Beater-Aufnahmen allesamt zumindest leichtes Spiel auf den Achsen haben, lässt zusätzlich an der Qualitätskontrolle zweifeln.
Zu erwähnen wäre noch die seitlich zu betätigende Fixierung der Maschine am Spannreifen der Bassdrum mit gummigepolstertem Klemmmechanismus. Bei der Welle des Doppelpedals hat man auf eine unlackierte Standardversion zurück gegriffen. Auffällig ist hier das doch recht deutliche Spiel in den Gelenken. In beiden Verpackungen finde ich zudem noch Metallteile, deren Verwendungszweck im Dunkeln bleibt, auch ein Anruf in der Thomann Drum-Abteilung bringt keine Klarheit. Eine Bedienungsanleitung ist nicht im Lieferumfang enthalten.