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Aclam The Woman Tone Test

Das Aclam The Woman Tone Overdrive-Pedal ist eine Hommage an den sogenannten Woman Tone von Eric Clapton. Ihm hat Aclam nun ein spezielles Pedal gewidmet, das den legendären Sound von Mr. Slowhand in kompakter Form bieten soll. Ob das in Barcelona handgefertigte Pedal dem hohen Anspruch gerecht wird, sagt euch unser Test.  

Aclam The Woman Tone Test

Aclam The Woman Tone – Das Wichtigste in Kürze

  • Klassisch abgestimmter Marshall-Style Overdrive
  • Ausgefuchste P.A.F. Pickupsimulation für die Höhenabsenkung
  • Reinkarnation des Eric Clapton Women Tone in einem Pedal
  • Analoge Schaltung

Was ist mit dem „Woman Tone“ gemeint?

Bevor Eric Clapton Anfang der 70er-Jahre zur Fender Stratocaster wechselte, spielte er fast ausschließlich Gibson-Gitarren. Nachdem ihm einige Les Pauls gestohlen wurden, kaufte er sich im Jahr 1967 eine 1964er Gibson SG, die er von Simon Posthuma und Marijke Koger psychedelisch bemalen ließ. Vereinfacht ausgedrückt entstand der Women Tone durch das Zurückdrehen der Tone-Regler an seiner SG. Ergebnis war dieser tutige Sound, den man übrigens nicht mit dem Klang eines feststehenden und zurückgetretenen Wah-Pedals vergleichen kann. Wegen der fehlenden Höhen verschwindet die Attack fast vollständig und die Gitarre klingt extrem weich und näselnd. Gleichzeitig verliert das Signal aber auch an Substanz, was man mit einer zusätzlichen Schippe Gain auffüllen muss. Mr. Clapton musste sich Ende der 60er-Jahre um das Absaufen seines Sounds allerdings kaum Sorgen machen: Die zu Cream-Zeiten üblichen Rock’n Roll-Monsterlautstärken bei Liveauftritten sorgten für ein saftiges Sustain. Im Studio benutzte Clapton während der Cream-Area übrigens ein vollaufgerissenes 1966er Marshall JTM45/100 Topteil mit einer 4 x 12 Marshall 1960B Straight Front „Tall Bottom“-Gitarrenbox.
In einem Interview aus dem Jahr 1968 demonstriert Eric Clapton, was es mit dem Woman Tone auf sich hat.

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Aufbau und Design des Aclam The Woman Tone Pedals

Das aus Druckguss gefertigte Gehäuse kommt mit den Maßen 137 x 88 x 55 mm (B x T x H) im Querformat aufs Pedalboard und nimmt dadurch etwas mehr Platz in Anspruch als es eigentlich nötig wäre. Schuld daran ist das hauseigene Smart Track Fastening System, ohne das das Pedal insgesamt eine ganze Ecke schmaler ausgefallen wäre. Was einem sofort ins Auge fällt, ist das psychedelische Design, für das man übrigens die holländische Designerin Marijke Koger verpflichten konnte. Dabei handelt es sich um die bereits erwähnte Dame, die in den 60ern mitverantwortlich für das Hippie-Design der 1964er Gibson SG von Eric Clapton war. Im hinteren Bereich des Pedals finden sich zwei Fußtaster, von denen der rechte für die Aktivierung des Pedals und der linke für die Aktivierung des zurückgedrehten Tone-Potis zuständig ist. Das Pedal besitzt insgesamt drei Regler. Mit dem mittleren Poti werden die Höhen der Woman-Tone-Schaltung stufenlos beschnitten. Die beiden verbleibenden Potis sind für den Overdrive-Schaltkreis zuständig und regeln den Verzerrungsgrad und den Ausgangspegel. Ein Tone/Presence-Regler fehlt leider. Ein- und Ausgang sowie die Netzteilbuchse befinden sich an der Stirnseite.

Aclam The Woman Tone Overdrive
Fotostrecke: 9 Bilder Das Aclam The Woman Tone Overdrive-Pedal liefert den legendären Sound von Eric Clapton.

Warum benutzt man nicht einfach den Tonregler der Gitarre?

Der Woman-Tone-Schaltkreis ist nicht einfach nur ein passiver Tonregler, sondern eine gepufferte Tonabnehmer-Simulationsschaltung, die die tonalen Eigenschaften eines PAF-Humbuckers emuliert. Dank der ausgeklügelten Schaltung bekommt man den Woman Tone auch mit einer Stratocaster oder Telecaster hin und muss sich nicht extra eine SG/Les Paul-Style kaufen. Wer bereits eine Gibson SG/Les Paul/ES 335 sein Eigen nennt, kann natürlich auch das Tonpoti seiner Gitarre verwenden. Wie sich aber beim Testen herausstellte ist man besser bedient, wenn man die Schaltung des Women Tone Pedals verwendet. Hier säuft der Sound weder beim Absenken der Höhen ab noch verliert er an Substanz. Im Inneren des Pedals gibt es übrigens einen DIP-Schalter, mit dem sich der Woman Tone bei Bedarf noch eine Spur dunkler schalten lässt.

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Die Praxis bestreitet der Woman Tone Overdrive ganz klassisch am Marshall-Half-Stack

Der Versuchsaufbau für diesen Test besteht aus einem altehrwürdigen 100 Watt Marshall JMP Top inkl. 4 x 12 1960 Marshallbox mit Greenbacks. Als Mikro kommt ein SM 57 zum Einsatz. Bei der Gitarre handelt es sich um eine gut abgehangene Gibson SG aus dem Jahr 2008 mit Burstbucker-Bestückung. Der Amp ist nicht kristallklar eingestellt, sondern befindet sich an dem Punkt, an dem eine leichte Anzerrung beginnt. Mit etwas mehr klingt der Woman Tone Overdrive für meinen Geschmack sogar noch organischer. Hier habe ich aber bewusst darauf verzichtet, damit ihr möglichst nur den Pedalklang zu hören bekommt. Und tatsächlich liefert es diesen klassischen Rocksound, den man mit weit aufgerissenen Marshalls Ende der Sechzigerjahre assoziiert. Damals war vom Brownsound eines Eddie Van Halen noch lange nicht die Rede. Hier muss man die Töne im wahrsten Sinne des Wortes noch mit den Fingern formen. Bevor es ans Eingemachte geht, hier der Referenz-Sound des Marshalls mit der Gibson SG ohne Pedal.

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Soundbeispiel 1 (Referenzbeispiel – Nur Gitarre und Amp ohne Pedal)

Das Aclam The Woman Tone Pedal ist kein neutraler Overdrive

Eines vorweg: Das Woman Tone Pedal von Aclam bringt keinen transparenten Overdrivesound. Schon bei minimaler Gain-Einstellung wird das Signal gefärbt und mit einer angenehmen, aber nicht zu gefälligen Zerrpanade umhüllt. Genau so muss es aber auch sein, denn dieser alte und leicht kotzende Sound ist genau das, worum es bei diesem Pedal geht. Um euch einen einfachen Überblick über die Wirkungsweise des Pedals und der Woman-Tone Schaltung zu geben, gibt es immer fünf Soundbeispiele pro Gaineinstellung. Hier also das Pedal mit Minimum-Gain-Einstellung. Zuerst hört ihr das Pedal ohne aktivierte Woman Tone-Schaltung. Es folgen drei Soundbeispiele mit aktivierter Woman Tone-Schaltung und 20 Prozent Höhenabsenkung, 50 Prozent Höhenabsenkung und maximaler Höhenabsenkung. Obendrauf gibt es dann noch ein Referenzbeispiel ohne Pedal, bei dem ich den Tonregler an meiner Gibson SG komplett zurückdrehe. Hier kann man dann auch erstmals deutlich hören, dass der Ton an Substanz verliert, was mit der Woman Tone-Schaltung nicht passiert.

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Soundbeispiel 2 (Minimum Gain – Ohne Woman Tone Schaltung) Soundbeispiel 3 (Minimum Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 20 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 4 (Minimum Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 50 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 5 (Minimum Gain – Mit Woman Tone Schaltung – Maximale Höhenabsenkung) Soundbeispiel 6 (Minimum Gain – Woman Tone off – Tonregler an der Gitarre komplett zugedreht)
Das Pedal bringt einen sehr eigenständigen, rotzigen und authentischen Vintagesound.

Die Kombination aus Pedal- und Amp-Gain macht den Unterschied

Kommen wir zur Halbgaseinstellung des Gainreglers, bei der sich dann auch gleich ein angenehmeres Spielgefühl einstellt. Wenn man hier den Amp noch etwas stärker anzerrt, erhält man einen ziemlich authentischen Classicrock-Sound. Den bekamen die Gitarrenhelden Ende der Sechziger nur mit weit aufgerissenen Amps und entsprechend hohen Lautstärken hin. Auch hier gibt’s wieder fünf Soundbeispiele mit ähnlichen Licks. Bei den Einspielungen habe ich übrigens immer nur den Bridgepickup meiner SG verwendet.

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Soundbeispiel 7 (Halbgas Gain – Ohne Woman Tone Schaltung) Soundbeispiel 8 (Halbgas Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 20 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 9 (Halbgas Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 50 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 10 (Halbgas Gain – Mit Woman Tone Schaltung – Maximale Höhenabsenkung) Soundbeispiel 11 (Halbgas Gain – Woman Tone off – Tonregler an der Gitarre komplett zugedreht)

The Woman Tone Overdrive klingt nie undifferenziert oder nach Fuzz

Auch wenn die Zerrstruktur nicht so tight abgestimmt ist wie bei modernen Verzerrern, tendiert der Klang des Pedals auch bei hohen Gaineinstellungen nie in Richtung Fuzz. Obwohl die Verzerrung recht breit angelegt ist und im Bassbereich etwas unaufgeräumt daherkommt, klingt sie nie undifferenziert. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass man, sofern man nicht im Trio spielt, mit aktivierter Women Tone-Schaltung schnell im Bandkontext verschwindet. Deshalb wäre es gut gewesen, das Pedal mit einem zusätzlichen Treble-Regler auszustatten, der schaltungstechnisch hinter der Bratstufe sitzt. Hier die Soundbeispiele mit maximaler Gaineinstellung:

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Soundbeispiel 12 (Max Gain – Ohne Woman Tone Schaltung) Soundbeispiel 13 (Max Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 20 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 14 (Max Gain – Mit Woman Tone Schaltung – 50 Prozent Höhenabsenkung) Soundbeispiel 15 (Max Gain – Mit Woman Tone Schaltung – Maximale Höhenabsenkung) Soundbeispiel 16 (Max Gain – Woman Tone off – Tonregler an der Gitarre komplett zugedreht)
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Der Aclam The Woman Tone Overdrive der spanischen Effektschmiede besteht aus einem klassisch abgestimmten Marshall-Style-Overdrive mit einem schaltbaren und stufenlos regelbaren Höhenfilter vor der Bratstufe. Das Pedal bringt einen sehr eigenständigen, rotzigen und authentischen Vintagesound, der sich am wohlsten vor einem leicht angezerrten Röhrenamp a la Vox AC 30 oder Marshall fühlt. Ob sich die integrierte Höhenbeschneidung auch für diejenigen lohnt, die bereits eine Les Paul- oder SG-Style-Gitarre besitzen, ist nicht nur Geschmackssache. Die integrierte Woman-Tone-Schaltung klingt nicht nur authentisch, sie klaut dem Sound im Gegensatz zum Tonpoti an der Gitarre auch nichts an Substanz.  Ein tolles Pedal, das leider auch seinen Preis hat.

Der Aclam The Woman Tone Overdrive liefert einen eigenständigen klassischen endsechziger Marshall-Sound.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiger klassischer endsechziger Marshall-Sound
  • gut durchdachte analoge Woman Tone-Schaltung
  • beim Absenken der Höhen säuft der Ton nicht ab
  • Top-Verarbeitung
Contra
  • hoher Preis
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Aclam The Woman Tone Test
Für 359,00€ bei
  • Hersteller: Aclam
  • Bezeichnung: The Woman Tone
  • Typ: Overdrive-Pedal
  • Herkunft: Spanien
  • Regler: Volume, Gain, Woman Tone
  • LED: Effekt An, Woman Tone
  • Fußschalter: Effekt Bypass, Woman Tone
  • Anschlüsse: In, Out, Netzteilbuchse
  • Stromversorgung: 9V DC-Netzteil
  • Stromaufnahme: 10 mA
  • Bypass: True Bypass
  • Abmessungen: (B x T x H): 137 x 88 x 55 mm
  • Gewicht: 424 g
  • Ladenpreis: 359,00 Euro (März 2023)
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Profilbild von Torsten

Torsten sagt:

#1 - 17.03.2023 um 13:01 Uhr

0

Wieso bewerbt ihr immernoch so sexisitische Produkte? Warum ist Eric Clapton immernoch nur ein Gitarrenheld, obwohl er sich rassistisch und insgesamt reaktionär äussert? Das gleiche gilt für die vielen Artikel zu Roger Waters. Ist das Clickbait so dringend nötig?

    Profilbild von Moral Apostel

    Moral Apostel sagt:

    #1.1 - 19.03.2023 um 20:23 Uhr

    3

    Solange du mit dem Pedal nicht deine Frau verprügelst ist das Teil auch nicht „sexistisch“. Vielleicht liest du einfach mal den Test. Clapton hat sich für seine Äußerungen doch längst entschuldigt. Was Roger Waters mit dem Pedal zu tun hat verstehe ich nicht. So und jetzt mach ich mir endlich mein Zigeunerschnitzel und zum Nachtisch gibts einen Mohrenkopf. Prost.

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