AEA KU5A Test

Das AEA KU5A in diesem Review ist ein Bändchenmikrofon, welches für das Studio, aber auch für den Livebetrieb empfohlen wird. Doch Moment: Ein Ribbon-Mikrofon auf der Bühne? Ganz recht. Zwar sind die namensgebenden Bändchen bei diesem Mikrofontyp tatsächlich recht empfindlich, aber man kann ja konstruktive Maßnahmen ergreifen. Genau das hat AEA getan. 

Live-Bändchenmikrofon

Zwei weitere Besonderheiten hat das AEA KU5A aufzuweisen. Es ist ein aktives Bändchen, benötigt dazu Phantomspeisung. Das ist auch bei AEA keine Seltenheit, denn A440, R84A, R88A, N22 und N8 sind ebenfalls allesamt aktive Ribbons. Dass Bändchen die Richtcharakteristik Acht besitzen müssen, stimmt auch nicht. Das RCA 77DX etwa war umschaltbar (!), das Beyerdynamic M160 ist ein von vielen Engineers sehr geliebtes Ribbon mit Hypernierencharakteristik. Eine derartige Mischung zwischen Niere und Acht besitzt das AEA KU5A ebenfalls, AEA klassifiziert das Pattern als Superniere. Aber auch damit ist es nicht alleine im Portfolio: Das Anfang der 2010er vorgestellte AEA KU4 ist ebenfalls ein Supernieren-Bändchen, aber passiv, deutlich größer und ganz deutlich teurer. 

Quick Facts zum AEA KU5A

  • aktives Bändchenmikrofon
  • Richtcharakteristik Superniere
  • Live nutzbar
  • Hochpassfilter schaltbar
  • Kabel fixiert

Front-fire

Es fällt auf, dass das AEA KU5A in einer Gabel montiert ist, also wie auch die R44, R84 und KU4. Allerdings ist dieses Mikrofon ein „top-fire“ besprochenes Mikrofon, wird also wie ein Shure SM7B frontal adressiert. Das drei Meter lange Kabel ist wie bei den meisten AEA-Mikrofonen gemäß der RCA-Heritage fixiert. 

Angled view
Dort, wo das Gitter iwst, befindet sich die “Hauptaufsprechrichtung” des Mikrofons.

Bändchen des AEA KU5A

Aufgrund der Dimensionen ist klar: Das Bändchen kann nur so lang sein wie der Durchmesser des Bodys beträgt. Tatsächlich ist das mit 1,8 Mikrometern mitteldünne Bändchen 2,9 Zentimeter lang, das ist immerhin länger als beim Coles 4038. Es sitzt zwischen den Polen von mit der Seltenen Erde Neodym geimpften Magneten, sonst würde es bei gleichem Output wohl mehr wiegen müssen als 1,19 Kilogramm. 

Aktives Bändchenmikrofon

Damit dennoch eine Empfindlichkeit von immerhin 7 mV/Pa entstehen, ist im KU5A neben dem obligatorischen Übertrager eine aktive Elektronik integriert, die Audio-Größe Fred Forssell beigesteuert hat. Der FET-Amp mit kurzem Signalpfad benötigt 48V-Phantomspeisung, sonst gibt das Mikrofon keinen Mucks von sich. Das Mikrofon besitzt eine schlanke Impedanz von 92 Ohm, sollte also mit allen Preamps klarkommen. 

AEA Ribbon Mics Logo
Das Mikrofon ist von AEA entwickelt worden, die Aktivelektronik steuerte Fred Forssell bei.

Hoher maximaler Schalldruckpegel

Als maximalen Schalldruckpegel gibt AEA 135 dB SPL an, gemessen bei 1 kHz für den 2. Oberton mit 1% THD+N). Naturgemäß nimmt die Anreicherung mit Obertönen mit abnehmender Frequenz zu, aber das KU5A ist auch an tiefen, lauten Schallquellen gut einzusetzen. 

Cloth
KU5A mit Schutzbeutel

Es gibt einen Windschutz für das KU5A – als Zubehör

Schützen muss man das Bändchen wie alle Ribbons vor allem vor kontinuierlichen Luftbewegungen. Pusten kann man als Sänger vermeiden, Luftströmung wie Wind auf einer Open-Air-Bühne oder aus dem Resonanzloch einer Bassdrum sollte man vermeiden. AEA bietet jedoch einen optionalen, genau passenden Schaumstoff-Windschutz für das KU5A an. Ein Plastikkoffer wird dem Bändchenmikro aber bei Lieferung mitgegeben. Auch ein Schutzbeutel ist dabei. Mit diesem sollte das Mikrofon bei Nichtgebrauch bededkt werden, um gegen winzige magnetische Partikel in der Luft und unbeabsichtigten Luftzug zu schützen.

Seltene Werte für ein Hochpassfilter

Um die Bassanhebung bei naher Besprechung zu kompensieren, ist genau auf der gegenüberliegenden Seite des Einsprechgitters ein Hochpassfilter schaltbar. Es ist mit 6 dB/oct sehr sanft, aber dafür ungewöhnlich hoch: 283 Hz beträgt die Grenzfrequenz.

HPF
Heckansicht: Hochpassfilter auf der Rückseite des Mikrofons.

12 dB rückwärtige Dämpfung

Die Superniere besitzt ihren höchsten Einbruch bei 135 Grad (und natürlich 225), die genau rückseitige Dämpfung bei 180 Grad beträgt immerhin 12 dB, das ist bei entsprechenden Tauchspulen oder verschalteten Doppelnieren eines Kondensatormikrofons nicht anders. 

Das fixe Kabel des AEA KU5A ist Geschmacksache

Ordentlich gefertigt ist es, das AEA KU5A. Die Oberfläche ist nicht unempfindlich, sodass ich kurz überlegt hatte, das unter „Contra“ einzutragen. Dass das Kabel nicht gesteckt wird, gefällt nicht jedem, dessen bin ich mir bewusst. Ich finde es durchaus praktisch und zeitsparend.

AEA KU5A: cable attached
Kann man praktisch finden, das fixierte Kabel. Muss man aber nicht. Ich fand das während des Tests angenehm.

Mehr Höhen = besser?

Wie immer bei Bändchen sollte man bedenken, dass man schnell dazu neigt, in einem Direktvergleich höhenreichere Signale als „besser“ zu bewerten. Im Mix sehen die Dinge aber oft anders aus, zudem lassen sich bei Bedarf Höhen auch anheben. Ich weiß allerdings, wozu mein ansonsten recht spartanisch ausgestattetes Analogmischpult in jedem Kanalzug 10kHz-High-Cut-Filter besitzt…

Fester und trockener Grundton

Axial besprochen, zeigt sich das KU5A mit einem wundervoll festen und trockenen Grundton, der ein wenig an das Coles 4038 erinnert. Der Vergleich mit noch edleren Mikrofonen wie dem Melodium 42Bn zeigt, dass es qualitativ nicht stark gegen sie abfällt. Die Tauchspulen M88 und SM7B klingen deutlich „eckiger“ in den Höhen. Das kann je nach Aufgabe passen, klingt aber in jedem Fall weniger natürlich. 

Audio Samples
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AEA KU5A AEA KU4 Beyerdynamic M160 AEA R44CX AEA R84 Melodium 42Bn Coles 4038 Stager SR-2N mkIII Shure SM7B Beyerdynamic M88

Ja, je näher man dem Mikrofon ist, desto bassiger wird es, aber bei der Superniere ist das weniger stark ausgeprägt als bei einer Acht, außerdem leiden Mitten und Höhen nicht darunter. 

Man könnte wie immer streiten, ob der Schalter für das Filter nun versenkt sein muss oder ob Bedienbarkeit vor Fehlbedienungssicherheit gehen muss. Fun-Fact: Es ist der einzige Schalter an einem Mikrofon im gesamten Sortiment von AEA! Die Filterung ist absolut hilfreich, den Klang ein wenig zu entschlacken. Aber auch ohne Hochpass sind Stimmen bei einem Abstand mit den Lippen am Grill sehr gut verständlich. Die Poppempfindlichkeit ist vergleichbar mit der eines typischen Bühnenmikrofons, reicht ohne zusätzlichen Schaumstoff-Windschutz nicht an die des Shure SM7B (mit Windschutz) heran. 

Audio Samples
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AEA KU5A, 10 cm AEA KU5A, 10 cm, HPF AEA KU5A, 0 cm AEA KU5A, 0 cm, HPF AEA KU4, 10 cm Beyerdynamic M160, 0 cm

Höhen und Auflösung des AEA KU5A

Die Höhen sind wundervoll sanft, natürlich, angenehm und etwas rund, aber nicht linear. Der Roll-Off betrifft eigentlich nur das Air-Band, der Bereich oberhalb von 1 kHz und um die 10 kHz wirkt leicht unterfüttert. 

Die Auflösung ist sehr hoch, die sanfte Verrundung geschieht also nicht auf Kosten der Details. Die Dynamik ist hoch und lässt sich auch bei Bedarf noch stark bearbeiten. Allerdings ist der Wunsch nach Kompression mit dem KU5A – typisch Bändchen – geringer als mit vielen anderen Mikrofonen. 

Das Pattern des KU4 ist stabiler als das des KU5A

Das Supernieren-Pattern ist recht gleichmäßig, besitzt aber nicht ganz so schön klingenden Spill wie mit das KU4, sondern eher wie beim M160. Beim KU4 sind „Phasenlöcher“ etwas geringer, die Konstruktion für die Verzögerung des auf die Rückseite des Bändchens einwirkenden Klanges ist beim KU4 aber deutlich komplizierter als bei M160 und KU5A (und raumgreifender). Mit der Konstanz von Achten können die beiden prinzipbedingt sowieso nicht mithalten. Aber wenn man bedenkt, dass man das KU5A als Spot-Mikrofon für Einzelsignale und mit für ein Ribbon eher geringem Abstand einsetzen will, ist alles in bester Ordnung. 

Audio Samples
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AEA KU5A, 0 Grad AEA KU5A, 45 Grad AEA KU5A, 90 Grad AEA KU4, 0 Grad AEA KU4, 45 Grad AEA KU4, 90 Grad
Gitter
Seitliche/rückwärtige Schalleintrittsöffnungen des KU5A.

Im Test vertrug sich das AEA KU5A mit allen Preamps

Im Test kam das Mikrofon mit wirklich allen Preamps gut zurecht. Vom kleinen IK Multimedia und von alten Mackie-Livepult-Preamps über den Merging Technologies HAPI, (wo jenseits von 40 dB Gain nur noch in der digitalen Domäne weiterverstärkt wird) bis hin zu cleanen True Systems, Spectra und Harrison bis hin zum Mojo-Tierchen Retro OP-6 – nichts war ein Problem, besonders bezüglich des Noise Floors. Überall stand der sanfte, aber wunderschöne Charakter des KU5A im Vordergrund. 

Das KU5A ist ein Allrounder

Während des Reviews habe ich das AEA an verschiedensten Quellen und an unterschiedlichen Orten benutzt. Ich bin sehr angetan davon, wie unterschiedlich die Signale sein können. Ein SM7B etwa macht sich gut an einer Trommel, am Amp, Saxophon und für Vocals. Aber Streicher? Akustikgitarre? Diese Aufgaben erledigt das KU5A ebenfalls so, als wäre es speziell dafür entwickelt worden. 

Allerdings, ja, es gibt einen Haken: Das AEA ist sehr hochpreisig. Für diesen Betrag bekommt man ein SM7B und ein Austrian Audio OC18 obendrauf. Oder ein Beyerdynamic M160 und ein Electro-Voice RE-20. Wer aber in ein charaktervolles, hochwertiges Mikro investieren will, das im Studio und auf der Bühne immer eine gute Figur macht, beginge einen Fehler, das KU5A nicht auszuprobieren. 

Heckansicht
KU5A: Das AEA ist klasse, doch nicht gerade ein Schnäppchen.

Alternativen zum AEA KU5A

AEA KU4ebenfalls Superniere, hochwertiger vor allem off-axis, reines Studiomikrofon, noch einmal deutlich teurer
Beyerdynamic M160Hyperniere, preiswerter, kleiner, kaum Live-Eignung
Shure SM7BNiere, ähnlicher Formfaktor, ordentliche Allrounder-Eignung, preiswerter

Fazit zum AEA KU5A

Es ist sicher ein wenig wie mit Bändchenmikrofonen generell: Das AEA KU5A kann sicher durchaus polarisieren, zumal es einen durchaus stolzen Preis aufruft. Allerdings bekommt man ein ungemein flexibel einsetzbares Mikro, welches Eigenschaften besitzt, die es in dieser Konstellation nicht noch einmal gibt. Kein Witz: Es ist kein Exot für seltene Einsätze und somit ein Luxusgut, sondern durchaus tauglich, ein Desert-Island-Mikro zu sein. Von Streichern über Akustikgitarren, Holz- und Blechbläser, Verstärker, Trommeln bis hin zu Sprache und Gesang: Das AEA KU5A wandelt detailliert, kann luftig und wuchtig zugleich sein, bietet einen kernigen Bass und hohe Sprachverständlichkeit. Das Signal ist nicht schrill und harsch, wirkt immer edel, natürlich und angenehm, lässt sich mit dem EQ komplett verhackstücken, ohne zu leiden. Und es kommt auch mit mediokren Vorverstärkern von manchen Livepulten oder sehr preiswerten Audio-Interfaces klar. Was will man eigentlich mehr? Für mich ein geniales Mikrofon und immer wieder eine Empfehlung!

Allrounder Bändchenmikrofon: AEA KU5A Test
  • Bändchenmikrofon mit Supernierencharakteristik
  • phantomgespeiste Aktivelektronik
  • 3m-Kabel fest installiert
  • Sensitivity: 7 mV/Pa
  • max. Schalldruckpegel: 138 dB SPL (1% THD+N)
  • Impedanz: 92 Ohm
  • Hochpassfilter (schaltbar): einpolig mit 283 Hz Cutoff
  • Lieferumfang: Mikrofon und Plastikkoffer
  • Webseite: www.aearibbonmics.com
  • hergestellt in: USA
  • Preis: € 1799,– (Straßenpreis am 8.11.2023)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragende Klangeigenschaften
  • gute Allrounderqualitäten
  • stimmiges Filter
Contra
  • -
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Profilbild von M.

M. sagt:

#1 - 16.01.2023 um 14:13 Uhr

0

Ich besitze das KU5A jetzt schon seit einem Jahr und bin hochzufrieden damit. Es klingt meines Erachtens gerade als vocal mic hervorragend und macht bei S-Lauten einen mega guten Job. Leider war bei mir kein Beutel dabei. Aber egal - von mir auch eine absolute Kaufempfehlung! Und es kommt bisher wirklich mit jedem Preamp klar.

    Profilbild von Manuel Klemm

    Manuel Klemm sagt:

    #1.1 - 18.01.2023 um 22:56 Uhr

    0

    Hallo M.! Wenn Du mir eine kurze Email mit Deiner Adresse schreibst, dann schicke ich Dir gern einen Beutel hinterher. Adresse: marketing@klemm-music.de

    +1
Profilbild von M.

M. sagt:

#2 - 26.07.2023 um 13:03 Uhr

0

Mittlerweile kostet das KU5A übrigens 1799€. Nur der Vollständigkeit halber.

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