Audient iD14 MKII Test

Der englische Hersteller Audient unterzieht seine beliebte Interface-Serie einem Upgrade. Das Audient iD4 sowie das Audient iD14 werden nun mit dem Namenszusatz „MKII“ versehen.

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Die größeren Versionen iD22 und iD44 sind bisher noch nicht aktualisiert wurden, was sich vermutlich in naher Zukunft ändern könnte.Das Audient iD14 MKII ist das ausstattungsmäßig zweitkleinste Interface der iD-Serie, das wir einem Praxis-Check unterzogen haben. Was ist uns im Test aufgefallen und wie klingt es?

Details

Gerätekonzept

Das Audient iD14 MKII ist ein Desktop-Audiointerface mit USB 3.0 zur Verwendung mit macOS- und Windows-Rechnern, dessen Spannungsversorgung ausschließlich über den USB-C-Anschluss erfolgt. Die I/O-Ausstattung bietet drei analoge Inputs, bestehend aus zwei XLR/TRS-Kombibuchsen und einem Instrumenteneingang für Gitarre und Bass. Weiterhin steht ein optischer Digitaleingang zur Verfügung, der zwischen S/PDIF und ADAT umschaltbar ist, wodurch mit entsprechendem Equipment bis zu acht weitere Inputs im Hostprogramm aufgenommen werden können! Vier TRS-Klinkenbuchsen stehen rückseitig zum Anschluss von bis zu zwei Monitorpaaren oder sonstigen Studiogeräten bereit. Dies könnte beispielsweise auch ein separater Monitorcontroller sein, obwohl das iD14 MKII bereits einige Features dieser Gerätegattung bietet und über die mitgelieferte Software nach Benutzerpräferenz auf verschiedene Weise konfiguriert werden kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Die beiden Kopfhörerausgänge sind leider nicht getrennt regelbar.

Unterschiede zum Audient iD14 MKI

Was ist neu an der MKII-Version? Zunächst einmal der Schritt von USB 2 auf USB 3. Im Gegensatz zum Vorgänger steht somit beispielsweise die Phantomspeisung ohne externes Netzteil zur Verfügung. Ein Netzanschluss des ausschließlich per USB betriebenen Interfaces ist außerdem gar nicht mehr vorhanden. Weiterhin verfügt die neue Interface-Generation über neue Wandler, die laut Hersteller für eine verbesserte Dynamik und eine höhere Linearität des Frequenzgangs sorgen. Geblieben ist die maximale Abtastfrequenz von 96 kHz, während manche Mitbewerber bereits im preiswerten Preissegment marketingwirksame 192 kHz anbieten. Darin sehe ich als professioneller Anwender allerdings überhaupt keinen Nachteil, da selbst bei sehr ambitionierte Produktionen selten die 48kHz-Grenze überschritten wird… nur mal so am Rande bemerkt.

Analogeingänge

Stolz betont der Hersteller die Verwendung der diskreten Class-A Preamps aus seinem Recording-Mischpult ASP8024-HE, die neben einem gutem Rauschverhalten (101 dBu, A-gewichtet), THD-Werten von weniger als 0,04% und einer soliden 58dB-Verstärkung „analoge Wärme“ liefern sollen. Sofern es der Musik dient, scheint man also subtilen Klangfärbungen gegenüber aufgeschlossen zu sein, was ebenfalls für den Instrumenteneingang gilt. Der vorderseitig positionierte JFET-Input sorgt laut Hersteller bewusst für eine röhrenähnliche Anreicherung des Eingangssignals.

JFET-Input für Instrumentensignale
JFET-Input für Instrumentensignale

Gehäuse und Bedienelemente

Das komplett aus Metall gefertigte Gehäuse des iD14 MKII ist optisch sehr ansprechend und macht einen seriösen Eindruck. Weder an den einzelnen Bedienelementen noch an den Anschlussbuchsen gibt es etwas zu bemängeln, wenngleich letztere nicht so bombenfest im Gerät sitzen wie beispielsweise verschraubte Buchsen. Hier sollte man jedoch nicht vergessen, dass es sich bei dem Audient-Interface um ein äußerst preiswertes Gerät handelt. Vor einigen Jahren bekam man für das gleiches Geld noch Plastik-Interfaces mit „Wackelbuchsen“. Beim iD14, das zudem ein tolles Format für den mobilen Einsatz besitzt, hätte ich jedenfalls keine Bedenken, es für eine Outdoor-Session in meinen Rucksack zu schmeissen. Dank seiner vier Gummifüsse steht das 1,25 kg schwere Interface außerdem standfest und sicher auf meinem Arbeitstisch und lässt sich einwandfrei bedienen. Nicht ganz optimal zum Einpegel von Stereosignalen sind allerdings die ungerasterten Input-Potis, deren Einstellung in einem solchen Fall etwas mehr Feingefühl erfordert.

Fotostrecke: 3 Bilder Deutlich größer als das iD4 MKII, aber bei einer Breite von gut 17 cm immer noch sehr kompakt.

Lieferumfang

Zusätzlich zum USB-C-Kabel gehört das sogenannte ARC-Softwarepaket zum Lieferumfang (das übrigens nichts mit IK Multimedias Raumkorrektur-Software ARC System 3 zu tun hat). Das Audient-Bundle enthält unter anderem „LE-Software“ von Steinberg, Waldorf und G-Force, die nach einer Produktregistrierung heruntergeladen werden kann.

Praxis

Testbedingungen und Auffälligkeiten

Als Testautor sind mir die positiven Beurteilungen bezüglich der Performance mit (überwiegend) Windows-Rechnern auf Verkaufsportalen keinesfalls entgangen. Mein Praxischeck des iD14 MKII erfolgte allerdings an meinem iMac Pro (3 GHz 10-Core Intel, 64 GB RAM) unter macOS Catalina 10.15.7 und verlief nicht komplett reibungslos. Mir standen gleichzeitig die neuen iD4- und iD14-Versionen zur Verfügung. Beim Starten der zugehörigen iD-Software wurde ich jeweils zu einem Firmware Update aufgefordert, um die Software verwenden zu können, was zunächst jedoch nicht gelang. Auf Anraten des Vertriebs habe ich beide Interfaces beim Hersteller registriert (nicht unbedingt die Regel), woraufhin das Update mit dem iD14 MKII funktionierte, mit dem kleineren Interface allerdings immer noch nicht. Ob es sich hierbei um einen Gerätedefekt oder Kinderkrankheiten der immer noch ziemlich neuen Geräte/Software handelt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht eindeutig geklärt. Bei der im Verlauf generell problemlosen Arbeit mit dem iD14 MKII ist mir während der zweitägigen Testphase ein deutlicher Wiedergabeaussetzer aufgefallen. Dies möchte ich nicht überbewerten, bei der Arbeit mit meinen eigenen Interfaces (Universal Audio, Apogee) sind mir solche Vorkommnisse allerdings vollkommen fremd.

Performance und Handling

Wenn es läuft, dann läuft es! Die preisbezogen äußerst profigerechte Software lässt quasi keine Wünsche bezüglich Monitoring, Cue-Mixes und Routing unerfüllt. Auch die Benutzerzuweisung des iD-Buttons, z.B. zur Monosummierung, ist sehr praxisgerecht. Die Roundtrip-Latenzen von 9,3 , 12,2 und 18 ms bei Puffergrößen von 64, 128 und 256 Samples überschreiten die Werte der erst kürzlich von mir getesteten Tascam Interfaces US-2x2HR und US-4x4HR mit etwa 1 ms nur minimal. Die gesamte Funktionalität der neuen iD-Generation macht einen sehr durchdachten Eindruck!

Fotostrecke: 3 Bilder Hauptfenster der iD-Software

Audioqualität

Sowohl seitens der Wiedergabe als auch der Aufnahme über die analogen Inputs bietet das Audient iD14 profitaugliche Audioeigenschaften. Einen rausch-, verzerrungsarmen und transparenten Klang bietet auch der integrierte Kopfhörerverstärker, der über einen eigenen DA-Wandler verfügt und laut Hersteller genügend Reserven für Kopfhörer bis hin zu einer Impedanz von 600 Ohm verfügt.
In den Audiobeispielen 3 bis 8 hört ihr den Vergleich unbearbeiteter Audiofiles und ihrer zweifach gewandelten „Resampling-Variante“, die ich über die Line Outs ausgespielt und die Line Ins wieder aufgenommen und anschließend normalisiert habe. Praktisch gesehen entspricht die neue Aufnahme qualitativ dem Original. Wenn man sehr kritisch hinhört, ist ein minimaler (!) Unterschied zu vernehmen, den man je nach Vorliebe vielleicht als a) „minimalen Verlust an Spritzigkeit“ oder b) „analoge Wärme“ beschreiben könnte. Aus meiner Sicht als professioneller Anwender ist dieser marginale Unterschied ohne Relevanz und bietet weder Vor- noch Nachteile.

Audio Samples
0:00
Analog Synth (Line In) Sprachaufnahmen (Shure SM7B, Neumann TLM 102) Soundbeispiel 01 – Original Soundbeispiel 01 – Resample DA/AD Soundbeispiel 02 – Original Soundbeispiel 02 – Resample DA/AD Soundbeispiel 03 – Original Soundbeispiel 03 – Resample DA/AD Akustikgitarre E-Gitarre DI E-Bass DI
Komplettansicht des Interfaces
Komplettansicht des Interfaces

Fazit

Die Zeit schlecht klingender Audiointerfaces, auch im preiswerten Marktsegment, scheint vorbei zu sein. Wie auch verschiedene direkte Mitbewerber, bietet auch Audient mit dem iD14 MKII ein Interface mit hervorragenden Vorverstärkern und Wandlern für ambitionierte Bedroom-Producer und den mobilen Einsatz. Was das Audient iD14 MKII von den mir bekannten Konkurrenzprodukten abhebt, sind die durchdachten Monitoring- und Routing-Optionen, die den Workflow beim Produzieren und Recording erheblich begünstigen und in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich sind. Sollten sich – was ich stark annehme – die im Testbericht beschriebenen Vorkommnisse mit meinem Mac als vorübergehende „Kinderkrankheiten“ entpuppen, ist das iD14 MKII ein heißer Tipp unter den kompakten USB-Interfaces!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • profitaugliche Mikrofonvorverstärker
  • gut klingende AD/DA-Wandler
  • robustes Gehäuse
  • optisch ansprechendes Design
  • praxisgerechte Monitoring-, Routing- und Konfigurationsmöglichkeiten per Software
  • Softwarepaket im Lieferumfang
Contra
  • Input-Potis ohne Rasterung
  • zweiter Kopfhörerausgang nicht separat regelbar
  • kleinere Instabilitäten am Testrechner (iMac Pro, macOS Catalina)
Artikelbild
Audient iD14 MKII Test
Für 217,00€ bei
Audient_iD14_MKII_B14_Schlussbild
Features und Spezifikationen
  • USB 3.0 Audiointerface
  • Auflösung bis zu 24 Bit
  • maximale Abtastrate: 96kHz
  • Class Compliant
  • USB-C Anschluss + USB-C-Kabel (1m)
  • Dynamikumfang 121/126 dB (ADC/DAC)
  • ADC-Frequenzgang +-0,5dB bei 10 bis 40.000Hz
  • 2 Mikrofonvorverstärker (+58 dB, Class A)
  • Phantomspeisung 48V
  • JFET-Instrumenteneingang (diskret)
  • umschaltbarer Toslink-Eingang (ADAT / S/PDIF)
  • 4 Line Outs (6,3mm)
  • 2 Kopfhörerausgänge (6,3mm / 3,5mm, nicht getrennt regelbar)
  • iD Control
  • Software Mixer mit Loopback-Feature und diversen Routing-Optionen
  • Metallgehäuse
  • Maße: 173 x 120 x 62mm
  • Gewicht: 1250 g
  • inklusive ARC Download-Softwarepaket
  • Preis: € 239,– (Straßenpreis am 16.4.2021)
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