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Behringer Syncussion SY-1 Test : Analoger Drum Synthesizer

Im Jahr 1979 entwickelte der japanische Schlagzeugbauer Pearl einen der einflussreichsten Drumsynthesizer der Geschichte, das Syncussion. Heute, 45 Sonnenumrundungen später, gibt es zwar kaum noch originale Exemplare, dafür aber den neuen Behringer Syncussion SY-1 Expander. Für nur 199 Euro bringt das Eurorack-kompatible Desktopgerät den klassischen Sound authentisch in die Neuzeit, wie gewohnt mit ein paar kleinen Twists. Wir haben uns das Gerät im Test einmal genauer angeschaut.

Behringer Syncussion Sy-1 Test

Behringer Syncussion SY-1: Das Wichtigste in Kürze

  • Analoger Drum-Synthesizer mit zwei Kanälen
  • Pro Kanal 1 VCO mit 6 verschiedenen Oszillatormodellen
  • Trigger per MIDI, CV/Gate und Trig-Button möglich
  • Einzelne Sound-Outputs pro Kanal
  • Parameter und Kanallautstärke mit Fadern einstellbar
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Behringer Syncussion SY-1
Behringer Syncussion SY-1
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Behringer Syncussion SY-1: Erster Eindruck

Wer (wie ich) schon ein paar Behringer-Synthesizer im Haus hatte, den überrascht die Aufmachung eines neuen Modells nicht mehr: Wie alle Desktopgeräte – zuletzt auch der Behringer Proton – kommt der neue Syncussion SY-1 Expander in einem recht unscheinbaren Karton daher. Drin sind neben dem Synth selbst noch ein Netzteil und passende Steckdosenadapter. Da der Synth keine Patchbay hat, gibt es keine Eurorack-Patchkabel – obwohl man solche eigentlich dennoch gut gebrauchen könnte. Doch dazu später mehr.

Behringer Syncussion SY-1: Front
Das Panel des Syncussion SY-1 teilt sich in zwei identische Sektionen auf – für die beiden Kanäle des Percussion-Synthesizers.

Mit zwei Voices zum Erfolg

Erst einmal verschaffen wir uns einen Panelüberblick. Das geht ziemlich schnell, weil sich der Synth in zwei identische Bereiche für seine beiden analogen Stimmen aufteilt: Links und rechts finden sich jeweils ein gerasterter Schalter für sechs unterschiedliche Oszillatormodelle und daneben acht zugehörige Einstellungsfader. Mit ihnen werden die ikonischen Drumsounds gebaut. Die ersten beiden erlauben die Kontrolle über die Tonhöhe („Pitch“) und das „Decay“ der Klänge, die übrigens jederzeit über einen „Trig“-Button probegehört werden können. Die weiteren Regler stellen Details ein: „Width“ ist ein Tiefpassfilter für dunklere oder hellere Sounds und die Bereiche „Sweep“ und „LFO“ erzeugen zusätzliche Modulationen der Tonhöhe.

Random spielen – und frei improvisieren

Komplettiert werden die Einstellungsoptionen durch einen „S&H“-Switch, der pro Trigger eine zufällige Frequenz des Oszillators erzeugt, und einen Lautstärkeregler. Die Fader und zugehörige Schalter liegen allesamt bequem weit auseinander. Zudem gibt es wie gesagt keine Patchbay oder andere Anschlüsse, deren Gebrauch zu einem Kabelsalat über dem Panel führen könnte. Mehr noch: Das horizontale Layout des SY-1 ist sogar besser aufgebaut als das des Vorbilds von Pearl, bei dem die beiden Voices vertikal übereinander gelagert lagen und somit nicht so gut parallel bedient werden konnten wie jetzt.

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Der Behringer Syncussion SY-1 harmoniert im Eurorack

Gebündelt oben rechts liegen die Ein- und Ausgänge für externe Steuerung: Das Behringer Syncussion SY-1 kann sowohl via MIDI als auch CV/Gate gesteuert werden. Wird erstere Option gewählt, ist es möglich, die beiden Kanäle des Synths über zwei MIDI-Channels zu triggern. Wer das Gerät mit dem Eurorack kombiniert oder es sogar in eines einbaut, steuert die beiden Kanäle alternativ über die „Tune“- und „Trig“-Inputs. Sehr nützlich sind in diesem Fall die separaten 3,5’’-Outputs oben rechts, dank denen die Kanäle bei Bedarf von zusätzlichen Filtern und Effektmodulen einzeln bearbeitet werden könnten. Sie sind hinten am Gerät auch in 6,3’’-Form gespiegelt, damit dies auch in Studio- oder Pedaleffekt-Umgebungen möglich ist. Wer eine Summe der beiden Sounds nutzen will, geht einfach über den „Phones“-Ausgang auf der Vorderseite raus.

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Behringer Syncussion SY-1: Outputs
Oben rechts am Panel des Behringer SY-1 gruppieren sich die Outputs der beiden Kanäle sowie CV-Inputs für die zwei Voices.
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Behringer Syncussion in der Praxis

Soweit zur Gestalt und zur Funktionalität des Syncussion SY-1. Gehen wir nun zum Sound über und damit zur Frage, inwieweit ein so „altes“ Gerät sich denn trotzdem für moderne Produktionen eignet. Im Fall des SY-1 ist diese Frage in meinen Augen auf zwei Ebenen zu beantworten, nämlich erstens der Spielbarkeit und zweites der Integrationsfähigkeit. Starten wir mit der ersten: Hier schneidet der Synthesizer in meinen Augen hervorragend ab. Nicht nur sind, wie bereits gesagt, alle Regler gut zu erreichen, sie haben auch eine sehr gut austarierte Bandbreite. Messbar ist das beispielsweise am LFO, der sanfte rhythmische Effekte genauso ermöglicht wie Modulationsexperimente im Audiobereich.

Viele Anwendungsbereiche

In der Praxis des Tests bedeutete das: Mit nur wenigen Fingerbewegungen verändert sich der Klang des Behringer Syncussion SY-1 durchaus radikal; gleichzeitig sind aber auch subtile Veränderungen in längeren Performances oder für unterschwellig dynamische Loop-Aufnahmen möglich. Dies ermöglicht es, den Synthesizer in zwei völlig unterschiedlichen Funktionsbereichen einzusetzen, nämlich einmal als klassischen Drumsynth für einzelne Sounds in Studioproduktionen – aber auch als Live-Instrument für experimentelle Gigs. Denn mit zwei derart dynamischen Voices kann man, insbesondere in Kombination mit Loopern oder Granular-Modulen im Eurorack, schon echt viel anstellen.

Behringer Syncussion SY-1: Anschlüsse hinten
Hier die Rückseite des SY-1 – mit zwei separaten 6,3-mm-Klinkenausgänge für die Kanäle, MIDI Thru sowie Kippschalter für MIDI-Settings.
Audio Samples
0:00
Tuned Percussion Atari Modal Percussion Tuned Noise Special FX Filtered Sound

Konservativ umgebaut: Dem SY-1 fehlen Modulationsoptionen

Allerdings bringt mich dies auch direkt zum größten Manko des Behringer Syncussion SY-1. Im Test hat sich schnell gezeigt, dass der Hersteller das „alte“ Design durchaus noch etwas weiter hätte aufbohren können, um das Gerät wirklich zu modernisieren. Nicht nur hätte dem Teil ein eigener Trigger-Sequenzer gut zu Gesicht gestanden, es wäre vor allem spannend gewesen, wenn man seine einzelnen Parameter noch modulieren könnte. Platz am oberen Panelrand wäre dafür allemal da gewesen. CV-Eingänge etwa zur Modulation der LFO-Rate oder des Filters („Width“) würden den Platz, den das Teil mit seinen 80 TE im Eurorack einnimmt, definitiv besser rechtfertigen. Aber man kann eben nicht alles haben für 199 Euro. Entsprechende Modulalternativen wie das Michigan Synth Works SY0.5 kosten nicht umsonst gleich das doppelte. Da kann man das SY-1 auch einfach per Hand spielen bzw. modulieren

Michigan Synth Works SY0.5 Analog drum module

Behringer Syncussion SY-1
Die Fader der zwei Stimmen des Synths sind großzügig voneinander entfernt und dadurch ziemlich gut spielbar.

Behringer Syncussion SY-1: Das sind die Alternativen

Aufgrund seiner besonderen dualen analogen Vintage-Bauweise und dem typischen Behringer-Kampfpreise gibt es aber dennoch nicht viele Synthesizer, mit denen das Behringer Syncussion SY-1 direkt vergleichbar ist. Wir bilden sein Funktionsspektrum daher unten gemeinsam mit zwei anders gelagerten Alternativen von Moog und Teenage Engineering ab.

FeaturesBehringer Syncussion SY-1Moog DFAMTeenage Engineering PO-32
Anzahl VCOs2 (mit je 6 Modellen)24
Anzahl Filter2 (1 pro analoger Stimme)1 (analog)4 (1 pro digitaler Stimme)
MIDI-AnschlussJaNeinNein
Integrierter SequenzerNeinJaJa
Anzahl Modulationsquellen2 pro Stimme5
Einzelne Voice-OutputsJaJaNein
Preis199 €699 €99 €
Preis/Leistung4/54/54.5/5
Produkt bei Thomann/Test bei bonedo.deBehringer Syncussion SY-1Moog DFAMTeenage Engineering PO-32
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Behringer Syncussion Test: Ergebnis

In den letzten Monaten sind besonders viele neue Behringer-Synthesizer auf den Markt gekommen. Dennoch sticht der SY-1 aus dieser Masse klar hervor, nicht zuletzt weil seine Vorlage bis heute so ikonisch ist. Durch grundlegende Eurorack- und MIDI-Integration modernisiert das Gerät die Konfiguration des Vorbilds – viel mehr kommt aber funktional auch nicht hinzu. Mehr Parametermodulationen oder auch ein eigener kleiner Trigger-Sequenzer stünden dem Teil definitiv gut zu Gesicht. Zum Glück klingt es auch wirklich hervorragend: Runde Sinustöne, abstrakte Modal-Percussions und viele unterschiedliche Noise-Sounds machen aus diesem Synthesizer einen echten Allrounder im Studio wie auch im Eurorack – zu einem Preis, bei dem vermutlich wenige Musizierende mit Affinität für experimentelles Beatmaking nicht nein sagen werden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Intuitive Bedienung
  • Breite Soundpalette
  • Nützliche MIDI-Integration
Contra
  • Keine Parametermodulation möglich
  • Kein integrierter Trigger-Sequenzer
Artikelbild
Behringer Syncussion SY-1 Test : Analoger Drum Synthesizer
Für 199,00€ bei
  • Basiert auf einem klassischen Drum-Synthesizer der späten 70er-Jahre
  • 2 VCOs, 6 Oszillator-Modi: Single-Oszillator, FM, Dual-Oszillator-Mix, Dynamic-Oszillator-Mix, FM/ Noise-Mix und Pure Noise
  • Jeweils mit Tune-, Decay- und Filter-Cutoff-Regler
  • Pitch-Sweep-Funktion mit Speed-, Range- und Up/Down-Regler
  • 2 LFOs mit Puls- und Dreieck-Wellenform
  • Sample & Hold-Steuerung für zufällige Tonlagenänderung
  • 30 Bedienelemente für Echtzeit-Zugriff auf wichtige Parameter
  • Lautstärkeregler pro Kanal
  • Dip-Schalter zum Einstellen des MIDI-Kanals
  • Eurorack-Format; Abmessungen (H x B x T): 95 x 424 x 136 mm
  • Breite: 80TE – Gewicht: 1,9 kg
  • Preis: ca. 199 € (Straßenpreis am 04. 11. 2024)
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