Blue Microphones Yeti Blackout Test

Der ursprünglich aus Lettland stammende Hersteller Blue Microphones hat in den vergangenen Jahren einige interessante Mikrofone auf den Markt gebracht. Allein die Yeti-Mikrofonreihe umfasst mittlerweile sechs Produkte in verschiedenen Ausführungen.

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Eines von ihnen ist das “Grundmodell” Yeti, das wir uns für euch im Praxischeck mal genauer angesehen haben. Schließlich soll sich das USB-Mikrofon mit mehreren Richtcharakteristiken für Vocal-Recording, Podcasting, Vlogging, Streaming, Gaming und VoIP eignen. Und das auch noch für relativ wenig Geld. Ihr dürft deshalb gespannt sein, ob Blue Microphones beim Yeti diesen selbst formulierten Anspruch einhalten können.

Details

Macht gute Laune

Selten genug geben sich Hersteller besondere Mühe, wenn es darum geht, die Verpackung ihrer Produkte witzig zu gestalten. Im Falle des Yeti haben wir es aber mit einer spaßigen Aufmachung zu tun, bei der man vor dem Auspacken des Mikrofons große Lust hat, den Karton hin und her zu drehen, zu schauen, zu lesen, zu schmunzeln. Selbst technische Zusammenhänge wie Richtcharakteristika und deren Einsatzgebiete sind mit kleinen Cartoons dargestellt. So macht Technik-Verpackung Spaß.

Karton des Blue Yeti
Karton des Blue Yeti

Wie sicher das Blue Microphpones Yeti Blackout verpackt ist wird klar, wenn man das Innere des Kartons öffnet und sich darin ein weiterer stabiler Innenkarton befindet. Er muss erst herausgezogen werden. In ihm befinden sich dann neben dem super-sicher verstauten Mikrofon inklusive einem fest installierten Desktop-Stand noch ein USB-Kabel sowie schriftliche Dokumentationen zum Gerät. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, wird der Mikrofonkorb im Karton durch eine separate Schaumstoffscheibe geschützt. Hier hat sich ein Hersteller also wirklich mal ums Detail gekümmert, damit der Kunde definitiv zufrieden ist. Auch dafür Daumen hoch.

Fotostrecke: 3 Bilder Innenkarton

Was nicht auf Anhieb ersichtlich ist: Mit der kostenlos downloadbaren App “Blue Sherpa” für Windows und MacOS lassen sich verschiedene Parameter des Mikrofons komfortabel vom Rechner aus steuern. Außerdem stellt die Software zusätzliche Funktionen bereit, wie ein Level-Meter zum Einpegeln des Signals oder die Durchführung von Firmware-Updates, damit das Mikrofon stets auf dem neusten Stand ist.

Spezielle Optik

Beim Anblick des Yeti von vorn wird schnell klar, dass die Form des Desktop-Stands kein Zufall sein kann. Denn die Metallstreben, die an der Fußplatte des Tischstativs verschweißt sind und das Mikrofon fest verschraubt, aber schwenkbar halten, haben die Form eines Körpers. Zwei Beine, Body und Arme, die das Mikrofon wie einen übergroßen Kopf halten, sorgen für eine ganz spezielle Optik. Das Yeti ist auch in diversen anderen Farben erhältlich. In unserem Test haben wir es mit einem mattschwarzen Bergmonster-Mikrofon zu tun. Die Lackierung ist top ausgeführt und die gesamte Verarbeitung wirkt wirklich gut gemacht. Zum wertigen Eindruck trägt auch das Gewicht des Mikrofons bei, dass mit 1,55 kg (Fuß eingeschlossen) schon ordentlich ist.

Fotostrecke: 4 Bilder In der Frontansicht ist die “Körperform” des Yeti deutlich zu erkennen.

Das Gewicht kommt auch dadurch zustande, das der Mikrofonkorpus eine ordentliche Größe hat und wie das Desktop-Stativ komplett aus Metall besteht. Damit der Fuß den Schreibtisch nicht verkratzt, sind auf seiner Unterseite dünne Schaumstoff-Pads angebracht. Das Mikrofon lässt sich in den Armen des Stativs schräg ankippen und seine Position dann mithilfe zweier Arretierschrauben fixieren. Zusätzlich bietet das Yeti am unteren Ende seines Korpus eine Stativaufnahme. Somit ist das Mikrofon recht flexibel einsetzbar. Ebenfalls am unteren Ende des Yeti ist ein Miniklinkenausgang, an dem ein Kopfhörer angeschlossen werden kann. Außerdem ist hier eine Micro-USB-Buchse, mit deren Hilfe das Mikrofon an einen Desktop-PC/Mac, ein Laptop oder ein Tablet als Recording-Device angeschlossen werden kann. Der Lautstärkeregler für den Monitor- beziehungsweise den Kopfhörerausgang befindet sich zusammen mit dem Mute-Taster auf der Vorderseite des Mikrofons. Auf der Rückseite kann eine von vier Richtcharakteristiken ausgesucht werden. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit den Pegel des Mikrofons zu justieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Die beiden Bedienelemente, die in der Praxis häufig genutzt werden, befinden sich auf der Front.

Solide Werte

Schauen wir uns einmal die technischen Zusammenhänge und Werte des Blue Yeti an. Es handelt sich bei ihm um ein Kondensatormikrofon, das seine Betriebsspannung über die USB-Verbindung bezieht. Das Mikrofon ist also Bus-powered. Für den Einsatz an Desktop-Computern und Laptops bedeutet das, dass es ohne eine zusätzliche externe Phantomspeisequelle auskommt. Wird das Yeti an einem Tablet angeschlossen, ist jedoch eine zusätzliche Stromversorgung erforderlich. Um das Yeti nutzen zu können, müssen keine Treiber installiert werden. Es muss jedoch mindestens Windows 10 oder MacOS 10.13 und selbstverständlich ein USB-Anschluss vorhanden sein.
Im Inneren des Mikrofons arbeitet eine Dreifach-Kapsel mit 14 mm Durchmesser, die seitlich besprochen wird. Als Richtcharakteristika stehen Niere, Kugel und Acht bereit sowie eine Stereofunktion. Schall wird zwischen 20 Hz und 20 kHz gewandelt. Mit diesem Frequenzumfang deckt das Mikrofon den kompletten typischerweise vom Menschen hörbaren Bereich ab und ist damit sowohl im Hinblick auf seine Richtcharakteristiken als auch frequenztechnisch ein echter Allrounder. Auch mit seinem maximalen Schalldruckpegel von 120 dB SPL ist das Yeti gut aufgestellt, um auch laute Stimmen und Instrumente aufgreifen zu können. Die A/D-Konverter des integrierten Audio-Interfaces wandeln dann das Signal mit einer Sampling-Rate von 48 kHz und einer Dynamik von 16 Bit. Das ist gute Homestudio-Qualität (aber 24 Bit wären durchaus ein Gewinn). Auch der Kopfhörerausgang des Mikrofons ist mit einer Leistung von 130 mW gut aufgestellt. Dazu lässt er mit seinem von 15 Hz bis 22 kHz reichenden Frequenzumfang nichts aus und bietet mit 100 dB Signal-Rauschabstand einen großen Dynamikumfang. Eine Übersicht mit weiteren USB-Mikrofonen findet ihr in unserem Kaufberater Welches ist das beste USB-Mikrofon?.

Praxis

Zum Glück empfindlich

Beim Platzieren des Blue Yeti fällt mir auf, dass die Schaumstoff-Pads unter dem Stativ-Fuß leider nicht dafür sorgen, dass das Mikrofon auf glatten Oberflächen rutschfest stehen kann. Das Setup des Mikrofons könnte einfacher nicht sein. Da ein Micro-USB-Kabel zum Lieferumfang gehört, kann man nach dem Kauf sofort loslegen. Hinstellen, USB-Kabel einstecken, fertig. Und tatsächlich wird das Mikrofon in der Aufnahme-Software auch sofort erkannt, sowohl auf der Aufnahmeseite als auch als Ausgabegerät. Denn schließlich haben wir es ja auch mit einem Kopfhörerverstärker zu tun, der als Monitorausgang dient. Der erste Gedanke nach dem Aufstellen und Anschließen ist, dass das Signal zum optimieren des Pegels noch eingepegelt werden sollte. Aber das ist im Falle des Yeti bloße Theorie. Denn in der Praxis ist das Mikrofon derart empfindlich, dass ich bei meinen Aufnahmen zu keiner Zeit die Notwendigkeit sehe, den Gain-Regler auch nur ein kleines bisschen zu bewegen.

Fotostrecke: 2 Bilder Wird das Mikrofon entsprechend ausgerichtet…

Stimmklang

Kommen wir zum wichtigsten Punkt das Mikrofons, seinem Klang. Zunächst teste ich die Nierencharakteristik des Yeti mit gesprochener Sprache in Nahaufnahme. Hierbei zeigt sich, dass das Yeti bei Stimmen einen sehr präsenten und höhenreichen Sound liefert. Entsprechend werden Zischlaute von ihm kräftig wiedergegeben. Auch Transienten werden gut wahrnehmbar abgebildet, sofern sie deutliche Höhenanteile beinhalten. Der Nahbespechungseffekt ist angenehm und sorgt bei Stimmen für ein ordentliches Frequenzfundament, ohne dass die Bässe überbordend wären. Bei mittlerer Distanz zum Sprecher ist der Klang des Mikrofons ausgewogen und differenziert. Der Nahbesprechungseffekt fällt hier selbstverständlich weg. Und auch bei entfernter Mikrofonierung klingen Stimmen mit dem Yeti immer noch so, dass man sie in Produktionen verwenden kann, vor allem wenn es um Interviews oder O-Töne geht. Hier habe ich das erste Mal den Eindruck, dass die Lautstärke nachgeregelt werden könnte. Um einen besseren Vergleich mit der Nahbesprechung und der Mikrofonierung aus kurzer Distanz zu haben, habe ich jedoch an dieser Stelle darauf verzichtet. Bei der entfernten Mikrofonierung ist der Klang des Mikrofons aus meiner Sicht am natürlichsten. Aus dieser Entfernung lassen sich deshalb meiner Meinung nach mit dem Yeti gut Szenarien einfangen und Klangeindrücke sammeln.
Wer das Yeti benutzen möchte, muss nicht sehr erfahren vor dem Mikrofon sein. Denn kleinere Ausflüge nach links oder rechts verzeiht die Nieren-Richtcharakteristik des Yeti ohne zu murren. Das heißt, dass der ausgegebene Klang auch bei Abweichung von 45 Grad zu einer Seite hin absolut stabil bleibt. Und selbst bei noch größeren Abweichungen lässt sich mit dem Signal immer noch arbeiten. Ganz gleich also, ob ihr Sprachaufnahmen für Podcasting oder Vlogging macht oder das Yeti im Live-Einsatz für Streaming, Gaming oder VoIP nutzen wollt, könnt ihr euch vor diesem Gerät ohne klangliche Defizite relativ frei bewegen. Und falls ihr zum Produzieren von Podcasts weitere Geräte sucht, könnt ihr einen Blick in unseren Kaufberater Podcasting: Das beste Podcast-Equipment werfen.

Instrumenten-Recording

Auch wenn das Blue Yeti in erster Linie für das Aufzeichnen von Podcast- und ähnlichen Content-Aufnahmen gedacht ist, werden viele Interessenten das Mikrofon sicher auch für die Aufnahme von Instrumenten einsetzen wollen. Und wer hat nicht gerne einen Allrounder zu Hause, dem er das Recording gleich mehrerer Sound-Quellen anvertrauen kann? Deshalb habe ich für euch eine Westerngitarren-Aufnahme mit den verschiedenen Richtcharakteristiken des Yeti bereitgestellt. Mit der Nierencharakteristik aufgenommen erhalte ich ein brillantes und transparentes Klangbild, das mir richtig gut gefällt. Und das, obwohl die Gitarrensaiten nicht einmal neu aufgezogen sind. Das macht das Yeti für mich zu einem Geheimtipp auch für Gelegenheitsnutzer, die vor einer Aufnahme nicht erst Stunden damit verbringen möchten, ihre Akustikgitarre neu zu besaiten, damit der Recording-Klang nicht zu dumpf wird.
Als bekennender Fan von Stereoaufnahmen von Western-Gitarren bin ich beim Yeti ein wenig enttäuscht. Obwohl ich für eine entsprechende Ausrichtung des Mikrofons gesorgt habe, ist das Stereobild leicht verschoben. Das wirkt irritierend und bringt mich zu der Empfehlung diesen Modus eher für On-Location- als für Instrumenten-Aufnahmen einzusetzen. Die Kugelcharakteristik des Yeti enthält wie zu erwarten einen größeren Anteil Raumklang als die vorhergehenden Aufnahmen. Wer seine Gitarre etwas weniger direkt klingen lassen oder deutliche Anteile der Raumatmosphäre in seinen Recordings wiederfinden möchte, ist deshalb mit der Kugelcharakteristik des Yeti gut bedient. Noch besser gelingt das für meinen Geschmack mit der Richtcharakteristik Acht. Hier kommen die Klangaspekte der Nierencharakteristik zum Tragen und auch rückwärtige Raumklanganteile werden eingefangen. Von allen Richtcharakteristiken des Yeti liefert diese für mich den eindrucksvollsten Akustikgitarren-Sound, weil er auf mich sowohl voll als auch differenziert und natürlich wirkt.

Und außerdem

Damit der Nutzer auf Anhieb sieht, ob die Stummschaltenfunktion aktiviert ist, befindet sich in der Mitte des Mute-Tasters eine LED. Sie leuchtet rot auf, wenn die Funktion aktiv ist. Wenn man allerdings bedenkt, dass ein Mute-Schalter dazu dient, den Sound des Mikrofons zu unterdrücken, geht man als Anwender davon aus, dass der Vorgang des Aktivierens/Deaktivierens der Funktion ebenfalls geräuschlos vonstattengeht. Das ist leider beim Yeti nicht der Fall. Leider kommt es hier gleich auf doppelte Art zur Geräuschentwicklung. Zum einen ist beim Betätigen des Tasters ein mechanisches Knacken zu hören, das beim Deaktivieren der Mute-Funktion Sogar noch durch das Mitschwingen des Mikrofon-Bodys verlängert wird. Zum anderen tritt sowohl beim Ein- als auch beim Ausschalten ein kleiner elektrischer Burst (Impuls) auf. Das ist ein Manko, das für mich beim Einsatz eines Mikrofons in Live-Streams, Gaming und VoIP ein No Go darstellt. Noch etwas Positives zum Schluss: Das Grundrauschen des Mikrofons ist für den aufgerufenen Kaufpreis gering und unaufdringlich. In den Audiobeispielen könnt ihr euch davon selbst überzeugen.

Audio Samples
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Sprache, Niere, nah Sprache, Niere, mittlere Distanz Sprache, Niere, entfernt Sprache, Niere, mittlere Distanz, 45° off-axis Sprache, Niere, mittlere Distanz, 60° off-axis Gitarre, Niere Gitarre, Stereo Gitarre, Kugel Gitarre, Acht Grundrauschen Mute-Schalter

Fazit

Für kleines Geld ist das Blue Microphones Yeti Blackout ein USB-Mikrofon mit solidem Stativ und einer Monitoring-Möglichkeit per regelbarem Kopfhörerausgang. Setup und Bedienung des Mikrofons sind herrlich einfach und der Klang des Mikrofons insbesondere für Stimmen gut, weil präsent und differenziert sowie dabei insgesamt rauscharm. Nicht nur wer die eigenwilige Optik des Yeti mag, sondern vor allem Fans von Homerecording, Podcasting und Vlogs können hier einen Blick riskieren. Wer das Yeti im Live-Audio für Streaming, Gaming oder VoIP nutzen möchte, sollte sich nur dann für dieses Mikrofon entscheiden, wenn es im Workflow nicht ins Gewicht fällt, dass der Mute-Schalter des Mikrofons laut knackt. Alles in allem haben wir es beim Blue Microphones Yeti Blackout mit einem Mikrofon zu tun, das aufgrund seines Preis-Leistungverhältnisses eine lohnenswerte Anschaffung als Allrounder in Homestudios ist.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • einfaches Setup
  • einfache Bedienung
  • regelbarer Kopfhörerausgang
  • mit solidem Stativ
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Mute-Schalter knackst
Artikelbild
Blue Microphones Yeti Blackout Test
Für 99,00€ bei
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Features & Spezifikationen
    Mikrofon
    • Arbeitsweise: Kondensatortechnik
    • Kapsel-Durchmesser: 3 x 14 mm
    • Richtcharakteristika: Niere, Kugel, Stereo, Acht
    • Frequenzumfang: 20 Hz – 20 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 120 dBSPL
    • Sampling-/Bitrate: 48 kHz / 16 Bit
    • Gewicht (Mikrofon): 550 g
    • Gewicht (Stativ): 1 kg
    • Abmessungen [cm]: 12 x 12,5 x 29,5
    Kopfhörerausgang
    • Impedanz: 16 Ohm
    • Leistung: 130 mW
    • Klirrfaktor: 0,009%
    • Frequenzumfang: 20 Hz – 22 kHz
    • Signal-Rauschabstand: 100 dB
    Systemanforderungen
    • mind. Windows 10
    • mind. MacOS 10.13
    • USB1.1/2.0/3.0
    Lieferumfang
    • Mikrofon
    • Tischstativ
    • USB-Kabel
    Preis: € 129,– (Straßenpreis am 12.7.2021)
    • andere Farben unterscheiden sich geringfügig im Preis
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