Cort Artisan C4 Plus ZBMH OTAB Test

Die Firma Cort gibt gerade mächtig Gas mit einer kompletten Überarbeitung ihrer Artisan-Reihe! Brandneu aus der aktuellen 2016er-Serie habe ich heute zum Test einen Cort Artisan C4 Plus ZBMH OTAB auf meinem Schoß liegen. Dieser Bass richtet sich an Bassisten, die nicht mehr als 500,- Euro ausgeben können oder wollen.

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Zugegeben: die volle Modell-Bezeichnung verursacht schon einen leichten Knoten in meiner Zunge. Aber alles halb so wild, denn die Rätsel hinter den Abkürzungen sind schnell gelöst: “ZB” steht für das Deckenholz Zebrano und “MH” für das Korpusholz Mahagoni. Hinter “OTAB” verbirgt sich noch die Farbgebung, nämlich Open Pore Tabacco Burst. Das “Plus” hingegen steht für Features, die ansonsten in dieser Preisklasse nicht wirklich üblich sind – allem voran eine ausgefuchste Elektronik aus dem Hause Markbass und hochwertige Bartolini-Pickups. Eines gleich vorweg: Ein Antesten lohnt sich hier allemal, denn das Preis-Leistungsverhältnis ist grandios und steht den üblichen Verdächtigen in dieser Klasse (Ibanez, Yamaha, etc.) in nichts nach!

Details

Zunächst einmal sticht mir das etwas Vintage-artige Erscheinungsbild dieses Modells ins Auge. Die Tabacco Burst-Abstufung (die Firma schreibt übrigens tatsächlich “Tabacco” statt “Tobacco”!) ist derart gut gemacht, dass der Übergang vom Mahagoni-Body zur Zebrano-Decke nicht sichtbar ist. Die unterschiedlichen Maserungen der Hölzer fließen harmonisch ineinander über. In dieser Preisklasse ist das schon mal einen richtigen Zwischenapplaus wert!
Der Korpus besteht insgesamt aus fünf Teilen: die Flügel wurden aus dem besagtem Mahagoni gefertigt und jeweils mit einer dünnen Schicht Wenge gesperrt. Zudem gibt es aber auch noch einen hellen Mittelblock aus Ahorn. Extrem schick und haptisch eine 1+ ist die “open pore”-Korpusbearbeitung, bei welcher kein Lack aufgetragen wurde. Auf diese Weise erlebt man jedes Mal ein wunderbar authentisches Holzgefühl, wenn man über den Korpus streicht – fantastisch!
Von vorne betrachtet könnte man übrigens meinen, es handele sich beim C4 um eine neck-thru-Konstruktion. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber eine optische Täuschung, welche durch den Ahorn-Mittelblock ermöglicht wird. In Wahrheit wurde der einteilige Hals mit dem Body geschraubt, und die Vierpunkt-Verschraubung am Übergang zwischen Hals und Body macht einen soliden Eindruck. Auch wurde an dieser Stelle offensichtlich noch einmal extra der Hobel angesetzt, um ein angenehm sportliches Shaping zu erzeugen.

Fotostrecke: 5 Bilder Aus der Ferne könnte man glatt meinen, man sähe …

Hinsichtlich der Holzauswahl verlässt sich Cort beim Hals auf den beliebten kanadischen Bergahorn, um hohe Stabilität und ordentlichen Punch mit der nötigen Brillanz im Ton zu gewährleisten. Auf den Hals wurde ein Rosewood-Griffbrett geleimt, das die edle Optik des gesamten Instrumentes auf gelungene Weise ergänzt.
Die Kopfplatte wurde leicht nach hinten geneigt, da somit genügend Saitendruck auf den Sattel entsteht, ohne auf einen Saitenniederhalter angewiesen zu sein. Sehr schön und aufwendig gemacht ist auch der matching headstock: die Kopfplatte ziert die gleiche Optik wie der Body, und auch sie wurde mit einer dünnen Schicht Wenge gesperrt – Hut ab!

Fotostrecke: 4 Bilder In dem Palisandergriffbrett sitzen 24 …

Als lässig und nicht zu edel empfinde ich die schwarze Hardware, welche ebenfalls qualitativ hochwertig ist. Bei den Tonabnehmern verlässt man sich auf die bewährten Bartolini MK1-Soapbars, die neuerdings von nicht wenigen Herstellern in dieser Preisklasse verbaut werden. Bei der Elektronik geht Cort hingegen neue Wege und verwendet für den C4 einen aktiven Dreiband-Preamp eines nicht gerade unbekannten Herstellers von Bassamps und -boxen: die Rede ist von Markbass aus “bella italia”! Sehr schön finde ich in diesem Zusammenhang, dass sich der Bass auch rein passiv spielen lässt und – nicht nur, aber eben auch im Notfall – daher auch völlig ohne Saftspender auskommt.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Aktiv-Elektronik des Artisan C4-Basses …

Praxis

Die werksseitig eingestellte Saitenlage des Cort Artisan C4 war mir persönlich etwas zu hoch, daher habe ich gleich zu Beginn des Tests an der Brücke die Strings etwas tiefer gelegt. Dank der ordentlich abgerichteten Bundstäbchen konnte ich schnell eine für meinen Geschmack ideale flache Saitenlage ohne Schnarren einstellen. Die Bespielbarkeit des Cort ist also bis hinauf zum noch gut erreichbaren 24. Bund schon mal hervorragend!
Klanglich dringt mir ein warmer Holzton entgegen, der für meinen Geschmack alles mitbringt, was für einen durchsetzungsstarken Basston erforderlich ist. Im Grundton ist auch ein gesundes Maß natürlicher Kompression auszumachen, welche den Sound auf Anhieb ordentlich und aufgeräumt erscheinen lässt.

Diese schicke "Tabacco Burst"-Lackierung kann sich wirklich sehen lassen!
Diese schicke “Tabacco Burst”-Lackierung kann sich wirklich sehen lassen!

Im ersten Klangbeispiel spiele ich einen Groove dreimal hintereinander im passiven Modus und verwende die drei Tonabnehmer-Einstellungen nacheinander. Zuerst hört ihr beide Pickups, anschließend den vorderen alleine, und zuletzt den Steg-PU im Solobetrieb.

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Passiv-Modus, drei PU-Einstellungen nacheinander

Als nächstes packe ich den Daumen aus, denn der sahnig-runde Slapsound des Artisan C4 ist absolut faszinierend! Diesmal betreibe ich den C4 aktiv mit maximalem Bass- und Höhenboost und drehe den vorderen Tonabnehmer etwas lauter ins Klanggeschehen als den hinteren. Auf diese Weise tun sich wunderbar satte Bässe und seidige Höhen auf, sodass das Slappen richtig Laune macht!

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Slapsound, Bass- und Höhenboost

Jetzt wird gerockt: Im folgenden Klangbeispiel spiele ich über den vorderen Tonabnehmer mit einem maximalen Mittenboost. Bässe und Höhen wurden nur minimal hinzugeregelt. Ich stelle erfreut fest: bei dieser Klangregelung kann man eigentlich fast nichts falsch machen. Wohin man die Potis auch dreht: der Gesamtsound klingt immer gut!

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Fingersound Hals-PU, Mittenboost

Hören wir nun mal noch einmal gesondert, wie sich der Bridge-Tonabnehmer im Solobetrieb schlägt. Dazu booste ich die Bässe voll und die Mitten um ca. 80%. Die Höhen habe ich komplett gecuttet. Das Resultat ist ein knurriger Fingerton mit flinkem Attack, den ich sehr inspirierend finde.

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Fingersound Steg-PU, Mittenboost

Dieser Bass macht richtig Spaß! Deshalb habe ich zum Abschluss einen kleinen Song von mir arrangiert. Hier könnt ihr gut hören, was man mit dieser kleinen Wunderwaffe so alles anstellen kann. Insgesamt sind irgendwann einmal sechs Bassspuren zu hören. Das Klangbild bleibt aber dennoch immer übersichtlich und jede Spur steht hervorragend im Mix. Natürlich habe ich Hall verwendet, ordentlich im Panorama gemischt und die Mastersumme leicht komprimiert. Ansonsten habe ich aber das komplette Equalizing nur am Instrument selbst vorgenommen!

Audio Samples
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Arrangement mit sechs Bassspuren

Wenn ich nun zum Abschluss noch ein wenig träumen darf, so würde ich mir Folgendes wünschen: den Höhenregler mit einer Doppelfunktion als Tonblende im Passivmodus – da würde ich vor Glück wahrscheinlich durchdrehen!

Fazit

Wooow, dieser Bass wird von mir hiermit ernsthaft zum Geheimtipp deklariert, denn ich bin echt begeistert! Zu einem richtig tollen Preis erhält man mit dem Artisan C4 ein Instrument, das klingt, als wäre es locker doppelt so teuer. Darüber hinaus lässt sich der Cort kompromisslos gut einstellen, ist exzellent verarbeitet … Mist, mir gehen gerade die Superlative aus!
Die “Seele”, d.h. eine schwer zu beschreibende Tiefe und Wärme im natürlichen Holzton, kommt beim C4 vor allem in den unteren Registern wunderbar zum Tragen. Hinzu gesellt sich eine schöne natürliche Kompression, die dazu führt, dass der Bassist den Sound des Instrumentes sehr einfach kontrollieren kann.
Last but not least versucht der C4 nicht irgendwelchen Klangidolen hinterher zu eifern, sondern definiert einen ganz eigenen Charakter – und das auf ganz vortreffliche Weise! Damit haben die Leute von Cort das geschafft, was so mancher andere Hersteller über Jahre erfolglos versucht. Unbedingte Kaufempfehlung!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • warmer, runder Sound mit eigener Note
  • tolles Holzfeeling
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • top Verarbeitung
  • flexible Markbass-Elektronik
  • warmer, runder Holzton
  • günstiger Preis
Contra
  • keins
Artikelbild
Cort Artisan C4 Plus ZBMH OTAB Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Cort
  • Modell: Cort Artisan C4 Plus ZBMH OTAB
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Korpus: Mahagoni/Zebrano/Ahorn/Wenge
  • Hals: einteilig, geschraubt, kanadisches Hard Maple
  • Kopfplatte: matching headstock
  • Griffbrett: 24 Bünde, Rosewood, weiße Dots
  • Mensur: 34“ (long scale)
  • Hardware: schwarz, Diecast-Mechaniken, EB 12(4)-Brücke
  • Tonabnehmer: Bartolini MK1
  • Elektronik: Markbass MB-1-Preamp
  • Preis: 529,- Euro (UVP)
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