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Cort B4FL MHPZ Test

Die Firma Cort zählt zu den größten Instrumentenherstellern auf der Welt. Zahlreiche Firmen legen die Produktion gerade ihrer günstigen und mittelpreisigen Modelle in die Hände der indonesischen Company. So hat jeder von uns sicher schon mehrere von Cort gebaute Bässe in der Hand gehabt, ohne es zu wissen. Natürlich bietet Cort auch unter eigenem Namen eine Vielzahl an Instrumenten und verlässt sich dabei nicht wie viele andere Hersteller auf das Kopieren erfolgreicher Klassiker. Mit den Artisan- und Action-Modellen hat Cort ganz eigenständige Designs am Start. Ein ganz besonderes und mutiges Exemplar aus der Artisan-Serie liegt mir heute vor: der B4FL MPHZ. Das Modell ist ein halbakustischer Fretless mit 26 “virtuellen” Bünden und F-Loch in der Decke. Schon auf den ersten Blick weiß man, dass es sich hier nicht um einen alltäglichen Bass handelt, sondern um ein Instrument für einen kleinen aber feinen Kundenkreis. Daher ist es umso mutiger von Cort, einen Exoten zu bauen.

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Details

Ein etwas emotionalerer Name als “B4FL MPHZ” wäre für einen derart außergewöhnlichen Bass zwar schon angebracht, aber egal ‑ schauen wir auf die Zutaten dieses Schmuckstücks. Der Korpus besteht aus Mahagoni und wurde mit Hohlkammern versehen (“gechambered”). Dies dient nicht nur zur Reduzierung des Gewichts, sondern soll das Instrument einerseits schwingfreudiger machen sowie andererseits eine akustische Komponente in den verstärkten Ton bringen.
Zur Farbe des Finish gibt es leider keinerlei Angaben (zumindest zur Zeit dieses Tests), der Verlauf von Braun nach Schwarz deutet aber auf ein Brown-Burst oder Ähnliches hin. Die Decke aus Blackwood besitzt ein F-Loch, durch welches der Schall entweichen kann. Dadurch soll der B4FL MHPZ auch ohne Verstärker etwas lauter sein als eine herkömmliche Konstruktion mit massivem Korpus.

Fotostrecke: 4 Bilder Zum Lieferumfang dieses Cort-Basses …

Auf dem vierfach verschraubten Ahorn-Hals bietet ein Griffbrett aus Jatoba dem Spieler ganze 26 “Bünde” zum Austoben an. Da hier kein Pickup den Weg versperrt, kann der Hals deutlich weiter in den Korpus hineinragen und das Griffbrett ist somit länger. Um die Intonation zu erleichtern, gibt es statt Bundstäbchen dezente schwarze Linien.
Auf der Cort-typischen Kopfplatte, die übrigens passend zum Korpus auch mit Blackwood furniert ist (matching Headstock), sind die Hipshot-Ultralite-Stimmmechaniken im Verhältnis 2:2 montiert. Auf der Kopfplatte befindet sich unter einem kleinen Deckel aus Kunststoff auch der Zugang zum Halsspannstab.

Fotostrecke: 4 Bilder Den Hals hat man vierfach mit dem Body verschraubt und …

Neben dem F-Loch gibt es noch ein weiteres interessantes Detail auf dem Korpus. Ein Thumb-Rest bietet dem Daumen der Anschlagshand eine komfortable Auflagefläche. Inklusive Pickup hat man somit sehr viel Platz, seine Anschlagshand zu positionieren. Je nach Position ändert sich ja bekanntlich auch der Klang – mehr Auflagefläche bedeutet also auch mehr Möglichkeiten an Sounds!
Apropos Sounds: der Cort besitzt zwei unterschiedliche Tonabnehmersysteme, einen “normalen” magnetischen Bartolini MK-1 und zusätzlich pro Saite einen Piezo-Pickup. Diese sind in die Saitenreiter der Brücke integriert. Für jedes System steht jeweils ein Volume-Regler und eine Tonblende zur Verfügung, die Elektronik scheint also passiv zu sein. Allerdings wird dennoch eine Batterie benötigt, denn das Piezo-System benötigt Strom, sonst geht nix.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Daumenstütze verhilft der Schlaghand zu mehr Stabilität.

Ein Aspekt erschließt sich mir dabei allerdings nicht: Ohne Batterie herrscht komplette Stille, auch der magnetische Bartolini-Pickup mit passiver Tonblende liefert dann kein Signal. Das hätte man sicherlich eleganter lösen können, so dass beim Versagen der Batterie ein Weiterspielen mit einem Tonabnehmer trotzdem möglich ist.
Über die Verarbeitung braucht man bei Cort-Bässen eigentlich nicht zu reden. Die Company verfügt über ausreichend Erfahrung und weiß bei jedem Schritt in der Fertigung, was sie tut. Alles ist auf hohem Niveau und es gibt rein gar nichts zu beanstanden. Wer sich auf den Fotos über das etwas größere Spaltmaß am Übergang von Hals zu Korpus wundert ‑ dieses ist notwendig, damit die Decke bei klimatischen Veränderungen etwas arbeiten kann. Auch daran wurde also gedacht!

Verarbeitungstechnisch befindet sich der B4FL auf einem super Niveau.
Die Bespielbarkeit des Cort-Basses ist ausgezeichnet, lediglich eine leichte Kopflastigkeit macht sich bemerkbar!
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Praxis

Mit 3,2 kg Gewicht ist der B4FL MPHZ ein wahrer Segen für geplagte Rücken. Verantwortlich für diese Leichtigkeit ist zum größten Teil der gechamberte Korpus. Jede Medaille besitzt aber zwei Seiten, denn verfügt der Hals über zu wenig Gegengewicht, so führt das unweigerlich zu Kopflastigkeit – so auch bei unserem Testbass. Im Sitzen mit beiden Händen am Bass fällt dies jedoch nicht groß auf.
Tatsächlich lässt sich der Cort kinderleicht bespielen, das liegt an mehreren Faktoren. Die Bundlinien erleichtern das Leben, vor allem wenn man – wie ich – nur gelegentlich mal zum Fretless greift. Der Hals lädt mit seinem schlanken D-Profil ebenfalls zum Flitzen ein, dem einen oder anderen könnte er aber etwas zu wenig “Fleisch” haben. Der Thumb Rest bietet wirklich eine komfortable und großzügige Auflagefläche für den Daumen der Anschlagshand. Die gebotenen 26 (Quasi-)Bünde sind ein etwas theoretischer Wert, trotz des großzügigen Cutaways wird es ab dem 23. Bund schwierig.

Die Bespielbarkeit des Cort-Basses ist ausgezeichnet, lediglich eine leichte Kopflastigkeit macht sich bemerkbar!
Die Bespielbarkeit des Cort-Basses ist ausgezeichnet, lediglich eine leichte Kopflastigkeit macht sich bemerkbar!

Was soll man zum Spielen im Stehen bei 3,2 kg groß sagen? Man merkt den Cort kaum am Gurt – selbst längere Gigs oder Proben sollten kein Problem darstellen. Ich hatte schon länger keinen Bass mehr in der Hand, der den Spieler derart “einlädt”. Gerade den klassischen Hobby-Fretlesser wird das Leben mit dem geringem Gewicht, Thumb Rest und Bund-Linien extrem einfach gemacht. Allerdings wäre es noch besser, wenn diese nicht nur auf dem Griffbrett, sondern auch an dessen Kante zu sehen wären. So muss man den B4FL MPHZ immer etwas zu sich kippen, wenn man die Linien genau erkennen möchte.

Der Cort B4FL lädt den Spieler geradezu zum Austoben ein.
Der Cort B4FL lädt den Spieler geradezu zum Austoben ein.

Der akustische Sound ist tatsächlich lauter als bei einem Solidbody-Instrument – wenn auch nicht übermäßig. Es reicht aber locker, um sich ohne Verstärker gut zu hören und alle nötigen Informationen zur richtigen Intonation zu bekommen. Das ist praktisch, da man nicht immer in der Nähe eines Amps sein muss.
Der B4FL MPHZ singt schön und liefert ordentliches Sustain – beides sind entscheidende Zutaten für den authentischen Charakter eines Fretless-Basses. Dies ist vor allem beachtlich, wenn man auf das Preisschild schaut. Natürlich geht hier noch mehr, dafür muss man dann aber auch schon deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Ein gutes Sustain ist wichtig für einen Fretless-Bass - und der Cort vermag es zu liefern!
Ein gutes Sustain ist wichtig für einen Fretless-Bass – und der Cort vermag es zu liefern!

Hier findet ihr ein paar Sounds mit unterschiedlichen Konfigurationen der Pickups:

Audio Samples
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Bsp. 1: Beide Pickups Bsp. 1: Magnetischer Pickup Bsp. 1: Piezo-Pickup Bsp. 2: Beide Pickups Bsp. 2: Magnetischer Pickup Bsp. 2: Piezo-Pickup Bsp. 3: Beide Pickups Bsp. 3: Magnetischer Pickup Bsp. 3: Piezo-Pickup Bsp. 4: Beide Pickups Bsp. 4: Magnetischer Pickup Bsp. 4: Piezo-Pickup

Der Bartolini hält im Solobetrieb knackige Fingerstyle-Sounds mit viel Attack bereit, der Piezo klingt eher bauchiger mit mehr Bass und Höhen, dafür aber deutlich weniger Mitten. Auf diese Weise erhält man zwei grundsätzlich unterschiedliche Sounds, die man auch noch nach Belieben mischen kann. Da sollte wirklich für jeden etwas dabei sein! Eine deutliche akustische Note – welche ja die Bauweise suggeriert – konnte ich allerdings im Ton nicht unbedingt ausmachen.

Man ist auch für andere Firmen tätig: Cort ist weltweit einer der größten Hersteller von Saiteninstrumenten!
Man ist auch für andere Firmen tätig: Cort ist weltweit einer der größten Hersteller von Saiteninstrumenten!
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Fazit

Der Cort B4FL MHPZ besitzt zwar kein grundlegend neues Konzept, aber doch immerhin ein ziemlich eigenständiges und vergleichsweise seltenes! Er ist für mich entweder der Traumbass für entsprechende Virtuosen oder der klassische Zweitbass zum “Experimentieren und Spaß haben”. Das Gesamtpaket ist sehr gelungen, wenn er auch optisch etwas rustikal daherkommt. Aber egal, die inneren Werte zählen, und die stimmen auch – vor allem, wenn man bedenkt, was der B4FL MHPZ kostet! Mit den beiden Tonabnehmern hat man genügend Optionen für unterschiedlichste Sounds zur Verfügung, die viele Stilistiken abdecken sollten. Die Bespielbarkeit ist aufgrund des geringen Gewichts, des Thumb Rests und der Fretlines sehr angenehm. Das erleichtert vor allem denjenigen das Leben enorm, die nur ab und zu mal bundlos spielen. Zudem ist der Cort B4FL MHPZ tadellos verarbeitet und bietet insgesamt viel für den aufgerufenen Preis. Meist findet man Bässe mit diesen Features eher in höheren Preisregionen und von kleinen Firmen oder Custom-Bassbauern. Für eine große Serienproduktion eignet sich ein halbakustischer Fretless mit 26 “Bünden” sicher weniger. Umso mutiger finde ich es von Cort, auch einmal einen exotischen Bass zu einem wirklich bezahlbaren Preis anzubieten.

Pro:
  • ausgeklügeltes Konzept
  • gute Bespielbarkeit
  • geringes Gewicht
  • top Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
  • Batterie trotz passiver Elektronik immer vonnöten
  • Bundlinien an Griffbrettkante nicht erkennbar
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Cort
  • Modell: B4FL MPHZ
  • Art: bundloser Viersaiter
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Blackwood
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Jatoba
  • 26 Bünde (Linien)
  • Mechaniken: Hipshot UltraLite
  • Brücke: Fishman Powerbridge
  • Tonabnehmer: Bartolini MK-I
  • Volume/Tone (Piezo), Volume/Tone (Bartolini)
  • Gewicht: 3,2 kg
  • Preis: 749,- Euro (Ladenpreis im Dezember 2018)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgeklügeltes Konzept
  • gute Bespielbarkeit
  • geringes Gewicht
  • top Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Batterie trotz passiver Elektronik immer vonnöten
  • Bundlinien an Griffbrettkante nicht erkennbar
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Cort B4FL MHPZ Test
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