Dangerous Music D-Box Test

Mit der D-Box schickt der amerikanische High-End-Hersteller Dangerous Music einen Vertreter in unser Vergleichsrennen, der neben den üblichen Funktionen Talkback, Pegelkontrolle und Ausgangswahl auch Digitaleingänge und eine Analog-Summier-Sektion bereithält. Da Produkte von Dangerous Music auch häufig im Mastering gerne Verwendung finden, sind meine Erwartungen entsprechend hoch. Auf geht’s!

Details

Die Dangerous Music D-Box ist ein echter 1HE-19-Zöller mit schwerem und solidem Gehäuse, wiegt ca. 4 kg und ist 245 mm tief. Die Frontseite schmückt eine edle, dicke und gebürstete Aluminiumfront und auch die Potis sind mit Alu-Kappen versehen, was dem Ganzen eine sehr robuste und edle Erscheinung gibt.
Fotostrecke: 4 Bilder Die Vorder- …

Nähern wir uns dem puristischen Funktionsangebot am besten von links und beginnen bei den beiden Kopfhörerausgängen: Sie sind mit individuellen Gain-Potis versehen und liefern durch ihre 6,35 mm Stereo-Klinkenbuchsen ein sehr angenehmes und lautes Signal, dessen Herkunft die Einstellung des Main-Busses bestimmt. Einen dedizierten Cue-Bus, wie bei anderen Testmarathon-Mitstreitern, gibt es hier nicht.

Besonders schön ist die Tatsache, dass die Farbe der diffus hintergrundbeleuchteten Schalter dem Aufgabenbereich entsprechend gewählt wurde: Rot (Functions), Grün (Analog Ins) und Gelb (Digital Ins).

Das Signal des daneben befindlichen Talkback-Mics landet selbstverständlich auf dem Kopfhörerweg, ein weiterer Ausgang für das Talkbacksignal ist allerdings nicht vorgesehen. Der Pegel des eingebauten Elektret-Mics wird dabei ausschließlich vom Talkback-Level-Poti bestimmt, die Kopfhörerlautstärke hat somit also keinen Einfluss auf die Talkback-Lautstärke und bestimmt nur den “Musik-Eingang”, was aber durchaus praxisgerecht ist.

Zugeschaltet wird die Talkback-Sektion mit dem linken Taster der mittig positionierten Schaltsektion, TB genannt, der zwei Aktivitätsmodi bietet: Kurz angetippt schaltet man permanent zu, hält man ihn länger gedrückt, bleibt der Schalter für diese Dauer aktiv und meldet sich nach dem Loslassen wieder ab. Praktisch. Das gilt auch für die anderen beiden roten Schalter der „Functions“-Sektion MONO und ALT SPKR. Mono summiert dabei wie gewohnt den linken und rechten Kanal zur Überprüfung der Mono-Kompatibilität, der Alt-Speaker-Taster lässt den Wechsel zwischen den beiden Speaker-Ausgängen 1 (Main) und 2 (Alt Spkr) mittels der eingebauten Relais zu, die dabei leise klacken.

Die grünen Taster SUM und ANALOG der „Input Select“-Sektion routen wahlweise den symmetrischen Stereo XLR-Eingang (Analog) oder den Summier-Ausgang für Monitoring-Zwecke auf die Speaker-Ausgänge. Die beiden gelben Taster DAW und CD hingegen aktiveren einen der beiden digitalen AES/EBU XLR- Eingänge, die mit entsprechendem Adapterkabel auch S/PDIF verstehen.

Die D-Box bietet weiterhin einen SETUP-Mode, den man durch gleichzeitiges Drücken von MONO und ALT SPKR erreicht: Hierbei lässt sich das Verhalten der Input-Sektion mit nochmaligen Drücken von SUM so beeinflussen, dass entweder nur ein Eingang exklusiv zur Verfügung steht (Umschalten) oder aber alle Eingänge quasi zu- und abgeschaltet, also additiv (summiert), genutzt  werden können.

Bei den Digitaleingängen steht jeweils nur einer davon gleichzeitig zur Verfügung, denn das Gerät besitzt lediglich einen Stereo-Wandler. Dieser bietet zwei umschaltbare Single-Wire-Anschlüsse, zwischen denen gewechselt werden kann, ohne Umstecken zu müssen. Weiterhin kann in diesem Set-Up-Mode durch Drücken von ANALOG die Eingangsempfindlichkeit des Analog-Ins zwischen -10dBV und +4dBu variiert werden.

Für die acht symmetrischen Eingangskanäle der Summier-Sektion steht zum Anschluss eine rückseitige Sub-D Buchse (Tascam-Format) für eine optionale Kabelpeitsche oder ähnliche Verbindungsvarianten parat. Auf der Vorderseite hingegen finden sich die grünen Aktivitäts-LEDs für jeden dieser Eingänge. Die ersten sechs der Summier-Abteilung sind dabei als Stereo-Pärchen vorhanden, die Eingänge Sieben und Acht hingegen in mono und dementsprechend mit Pan-Poti versehen. Abgerundet wird diese kleine, aber feine Summier-Sektion durch das SUM OUTPUT Trim-Poti, das die Ausgangslautstärke der Stereosumme aller acht Summier-Eingänge um maximal 12dB absenkt und damit einen eventuell nachgeschalteten A/D-Wandler vor dem „Überfahren“ schützt.

Ganz rechts außen thront der wichtigste, sprich, finale Masterregler, der deshalb auch den größten Alu-Knopf spendiert bekam. Zwei Gummi-Ringe umlaufen alle Poti-Kappen, was die Haptik zusätzlich verbessert. Eine DIM-und MUTE-Funktion allerdings sucht man vergeblich. Ich persönlich vermisse Letztere auch nicht, weil sie sich zur Not mittels Umschaltung auf einen nicht-aktiven Eingang “faken” lässt.

Mit der aufgeräumten und logisch-aufgebauten Front korrespondiert natürlich auch eine entsprechend hochwertige Rückseite, die durchweg nur symmetrische Ein- und Ausgänge kennt.

Beginnen wir zur Abwechslung einmal rechts bei den Ausgängen und starten mit den beiden Stereo-XLR-Ausgängen MAIN und ALT, die zum Beispiel für zwei entsprechende Monitorsysteme oder sonstige Empfänger genutzt werden können, und das sowohl exklusiv als auch gleichzeitig.

Weiter geht es mit dem Stereo-XLR-Ausgang SUM OUTPUT der Summier-Sektion, der die acht Eingänge des Sub-D SUMMING INPUTS auf einen Stereo-Bus vereint. Digital- und Analog-In lassen sich nicht auf diesen Bus routen, was an sich kein Problem darstellt, man aber wissen sollte. Wer mehr als acht Eingänge analog summieren möchte, sollte sich einen Dangerous Music 2-Bus besorgen, der natürlich auch mit einer D-Box “gechaint” werden kann.

In der Mitte liegen die beiden Stereo-Anschlüsse DAW und CD für den einen Digital-Wandler in der AES/EBU Spezifikation “Single-Wire”,  die auf der Frontseite umgeschaltet werden.

Links daneben befindet sich der Anschluss des proprietären Netzteils, das zum Schutz vor “Strahlungsmüll” weit von den sensiblen Audioschaltkreisen weg platziert werden sollte. Es ist relativ groß und unhandlich und erinnert mich ein wenig an einen überdimensionierten Laptop-Adapter. Da es keinen zusätzlichen Ausschalter gibt, sollte man beim Anschließen die Einsteck-Reihenfolge von Netzanschluss und MIDI-Stecker tunlichst einhalten, um das Gerät nicht zu beschädigen.

Das letzte XLR-Pärchen, links außen gelegen und mit ANALOG INPUT beschriftet, ist als Aux-Stereo-Eingang konzipiert. Hier kann die Empfindlichkeit zwischen -10dBV und +4dBu Empfindlichkeit geschaltet werden, ein genaueres Anpassen ist indes nicht möglich.

Am äußersten linken Rand beheimatet ist sogar noch ein Remote-Eingang für den Talkback, an dem ein gewöhnlicher Fußschalter zum “Kurzschließen” Kontakt findet.

Praxis

Die D-Box war nach dem Auspacken schnell verkabelt und einsatzbereit, ohne das knappe Manual auch nur eines Blickes zu würdigen. Nur die Beschriftung „Setup“ ließ mich letztlich stutzen und warf bei mir die Frage auf, ob ich nicht ein paar geheime Funktionen übersehen hätte. Dem war auch so, und ich entdeckte die additiven/ exklusiven Umschaltmöglichkeiten, die ich für sehr praktisch halte und auch schon bei der Monitor-Station von Presonus gelobt habe. Als einzige Vertreter in unserem Vergleich sorgte die D-Box wirklich für das Gefühl, etwas Hochwertiges und Professionelles in der Hand zu halten, was bei dem veranschlagten Preis aber auch durchaus erwartet werden darf. Die diffus-leuchtenden Kunststoffschalter machen zugleich einen ordentlichen und putzigen Eindruck auf mich und erinnern an die großen Schalter mit Beschriftung und Beleuchtung, wie man sie sonst nur von Edel-Equipment kennt. Sie quittieren ihre Betätigung mit dem „süßen“ Klacken der nachgeschalteten Relais, was getrost mit „sexy“ umschrieben werden kann und weit vom üblichen Plaste-Schalter „Ritsch-Rein-Knack-Raus“ entfernt ist.

Von dem eingebauten Talkback-Mikro darf man natürlich keine Wunder erwarten, dennoch konnte es mich im Vergleich so weit überzeugen, dass ich es auch nicht-tauben Musikern anbieten würde. Schade, dass kein Eingang für ein externes Mic vorgesehen ist – man sollte die D-Box also nicht im untersten Rack einbauen.

Auch die Kopfhörerverstärker liefern einen fetten und gut aufgelösten Sound, der dem Gesamterscheinungsbild in nichts nachsteht. Generell scheint es mir so, dass man sich bei Dangerous Music wirklich ernsthafte Gedanken um die Belange von Projektstudios gemacht hat und versucht, das anzubieten, was diese wirkliche benötigen. Die D-Box ist keine überfrachtete LED-Disko, die mit unnötigen Features aufwartet. Hand aufs Herz: Wer nutzt denn wirklich mehr als zwei Monitorpaare? Eben.

Audio Samples
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Referenz-Mikro Eingebauter Talkback Vergleich 1 Vergleich 2 Vergleich 3 Vergleich 4

Die Haptik ist hervorragend, alles fühlt sich sehr wertig an, und auch unter der Haube ist alles in bester Ordnung: Was den L/R-Gleichlauf betrifft, beweist die D-Box hervorragend, was auch mit einem nicht-gerasterten Poti möglich ist. Außerdem hatte ich bei keinem anderen Controller im Vergleich das Gefühl, den Pegel so genau einstellen zu können. Gefühlte Nanomillimeter und Cents im dB-Bereich waren möglich. Gerade bei einem Regler, den man täglich hoch- und runterdreht, zahlt sich so ein Investment aus, denn günstig ist D-Box nur im Vergleich zu anderen Produkten aus dem Hause Dangerous Music.

Der Dangerous Music 2-Bus LT kostet in etwa gleich viel, ist aber “nur” ein Analog-Summierer. Als dediziertes Gerät verfügt er aber über 16 Kanäle, die individuell zwischen Mono/Stereo umgeschaltet werden können. Die D-Box kann demnach gern als Einstieg in diese Materie gesehen werden, bietet mit acht Kanälen aber auch genügend Spielraum für ernsthafte analoge Experimente. Sie lässt sich dabei später durchaus noch mit einem 2-Bus erweitern, obwohl man bei größeren Vorhaben vielleicht lieber gleich in eine umfangreichere Peripherie investieren sollte, die dann natürlich auch viel mehr bietet.

Auf die Analogsummierung werden wir in einem gesonderten Test noch detaillierter eingehen. Nur soviel sei schon jetzt verraten: Allen Unkenrufen aus dem Netz zum Trotz konnte ich bei dem Dangerous-Summierer eine dezente Färbung feststellen, die allerdings zu einem “klingt besser” tendiert, was sich in leicht zurückgenommen Höhen manifestiert, die das Signal weit weniger harsch klingen lassen. Das Ganze bewegt sich natürlich in einem sehr subtilen Rahmen und darf nicht mit der Färbung der günstigen Controller oder eines EQs verglichen werden. Bei der Analog-Summierung und der anschließender Sicherungsverwahrung, sprich digitalen Aufzeichnung, mag dies definitiv ein Plus sein, als Eigenschaft für eine neutrale Schaltzentrale wünsche ich mir dies jedoch nicht unbedingt. Aber noch einmal: Das alles ist sehr subtil und wahrscheinlich nicht einmal auf jedem Speaker zu hören. Den Link zu den High-Quality-Files gibt es hier!

Audio Samples
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Bass – unbearbeitet Bass – D-box Drums – unbearbeitet Drums – D-Box Song – unbearbeitet Song – D-Box Vocals – unbearbeitet Vocals – D-box Nylon – unbearbeitet Nylon – D-Box

Nichtsdestotrotz ist das Gesamtpaket hervorragend und auf der nicht überladenen Oberfläche sehr funktionell und bedienerfreundlich zusammengefasst. Der zusätzlich eingebaute und sehr transparent klinge Digitalwandler stellt ein weiteres Extraplus dar und erlaubt den schnellen Vergleich von zwei digitalen Quellen. Bei mir kommt das zwar nicht so oft vor, sodass ich ihn persönlich lieber gegen mehr analoge Eingänge und vielleicht auch einen unsymmetrischen Anschluss eingetauscht hätte. Aber so ist die D-Box nun mal nicht konzipiert – und das ist auch gut so.

Fazit

Die D-Box stellt eine absolut professionelle Lösung zur Regelung typischer Monitoring-Aufgaben dar und kombiniert diese mit einer kleinen, aber feinen Summier-Sektion, die einen wunderbaren Einstieg in die Thematik bietet, wenn man denn über genügend hochwertige D/As verfügt.

Die Verarbeitung ist erstklassig und die Optik nüchtern-funktionell auf einem sehr hohen Niveau. Das Bedienen, Drücken und Drehen macht Spaß und entspricht genau dem Haptik-Erlebnis, das ich von einem hochwertigen Gerät erwarte. Die “versteckten” Zusatzfunktionen unterstreichen dies noch einmal.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten und die D-Box ihren Preis, der gut und gern als stolz, aber nicht als überzogen beschrieben werden darf.

Pro

Contra

Features D-Box

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Erstklassige Verarbeitung und Klangqualität
  • Hochwertige und präzise Potis, Schalter und Anschlüsse
  • Ansprechende und funktionale Optik
Contra
  • Preis
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Dangerous Music D-Box Test
Für 1.699,00€ bei
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