Darkglass Microtubes Vintage Deluxe Test

Der Darkglass Microtubes Vintage Deluxe im bonedo-Test – Noch zeigt sich der Produktkatalog der Effektschmiede Darkglass Electronics sehr übersichtlich, denn das Unternehmen widmet sich einer echten Nische und beschränkt sich ausschließlich auf die Produktion von Overdrive-Pedalen für Tieftöner. Das allerdings überaus erfolgreich, denn die schicken Treter der finnisch-amerikanischen Kooperation schrauben sich inzwischen Bassisten rund um den Globus in ihre Pedalboards. Zwar könnte sich Darkglass Chef Doug Castro angesichts der Nachfrage durchaus auf seinen Lorbeeren ausruhen, aber er entwickelt ständig neue Modelle mit anderen Soundvariationen oder zusätzlichen Features. Auf der Namm Show 2014 präsentierte Darkglass das neueste Pedal mit dem klangvollen Namen “Microtubes Vintage Deluxe”, das man als logische Erweiterung des bereits bekannten “Microtubes Vintage” Pedals bezeichnen kann.

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Viele Bassisten hatten sich für die Vintage-Ausführung die gleiche Funktionserweiterung gewünscht, wie es sie für das moderner ausgelegte Darkglass Overdrive Pedal “B3K” in Form des “B7K” mit DI-Box und zusätzlichem Equalizer schon lange gibt. Diesen Wunsch nach mehr Funktionalität und zusätzlichen Soundmöglichkeiten erfüllt Darkglass gerne und stattet das Microtubes Vintage Deluxe ebenfalls mit einem symmetrischen XLR-Ausgang, dem parallelen Klinkenausgang und einem Equalizer aus. Ich bin wirklich gespannt, wie die neue Darkglass Preamp/DI-Box/Overdrive-Kombination auf dem bonedo-Prüfstand abschneidet.

Details

Geliefert wird das neueste Darkglass Pedal natürlich in der eleganten Darkglass Papp-Box mit Magnet-Schnappverschluss. In deren Innerem finden wir nur das Pedal, vier Gummifüße, falls man das Gerät nicht mit Klettband auf ein Board kleben will, und schließlich eine Pappe mit einer knappen Beschreibung der Funktionen. Darkglass liefert, wie fast alle Pedalhersteller, kein Netzteil mit, das Vintage Deluxe läuft aber mit einem handelsüblichen center-negativen 9 Volt-Stromversorger. Ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen, weil Doug Castro Batterien aus Umweltgründen inakzeptabel findet und deshalb bei allen seinen Geräten auf sie verzichtet. Das Vintage Deluxe ist mit den Maßen 11,5 x 10,5 x 5,4 cm genau so groß wie das bereits bekannte B7K und macht sich auf dem Board folglich nicht allzu breit. In Sachen Verarbeitung und Qualitätsanmutung rangiert auch das neue Pedal auf dem hohen Niveau, das wir von Darkglass kennen. Schließlich werden alle Darkglass-Geräte in Handarbeit von Spencer Doren in Seattle gefertigt, der mit seiner eigenen Bass-Boutique-Effektschmiede “3Leaf-Audio” großartige Pedale in höchster Qualität baut.

Fotostrecke: 2 Bilder In Sachen Verarbeitung und Qualität rangiert auch das neue Pedal auf hohem Niveau

Bassisten, die mit dem “normalen” Microtubes Vintage bereits vertraut sind, wird das Cockpit der neuen Deluxe-Ausführung bekannt vorkommen. Es unterscheidet sich nämlich nur durch den neuen EQ mit drei Reglern für Bässe, Mitten und Höhen, die Regler “Blend”, “Level”, “Drive” und “Era” sind hingegen alte Bekannte. Der “Era”-Regler ist die Zentrale des Pedals und führt uns im Uhrzeigersinn durch Röhrensounds aus den Siebzigern bis zu moderneren und transparenteren Simulationen im Stile von Verstärkern der Achtziger und Neunziger Jahre. Mit “Drive” wird der Zerrgrad oder der Gain gepegelt, der “Level”-Regler ist für die Lautstärke des Effektsignals verantwortlich und “Blend” schließlich bestimmt das Verhältnis zwischen dem unbearbeiteten Bass- und dem Effektsignal.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Vergleich zum Vintage, hat die Deluxe Version Feature-mäßig noch einmal nachgelegt

Wer seinen Sound mit diesen Features noch nicht gefunden hat, bekommt mit dem Dreiband-EQ weitere Werkzeuge in die Hand. Die drei EQ-Regler heben das betreffende Band um 12 Dezibel an oder senken es um denselben Wert ab, die EQ-Veränderungen wirken dabei gleichermaßen auf das Effekt- wie auf das saubere Signal. Der Bassregler greift bei 100Hz, der Mittenregler bei 1kHz – beides für einen Bass-EQ sehr hohe Center-Frequenzen, wie ich finde, und ich bin gespannt, wie sich der EQ in der Praxis macht. Die Bearbeitung der Höhen geschieht bei 5kHz, was bei einem EQ für Vintagesounds durchaus sinnvoll erscheint.
Der zweite große Unterschied des brandneuen “Microtubes Vintage Deluxe” zum bereits bekannten “Microtubes Vintage” ist die Ausstattung mit einer DI-Box. Auf der linken Seite sitzt vor dem normalen Klinkenausgang eine symmetrische XLR-Buchse und ein kleiner Groundliftschalter zum Eliminieren von Brummgeräuschen. Das Signal kann damit direkt an ein Mischpult oder ein Audio-Interface geschickt werden, genau so, wie wir es von diversen Preamp-Pedalen für Bass von anderen Herstellern kennen. Zusätzlich gibt es bei der Vintage Deluxe Ausführung sogar noch einen parallelen Ausgang in Form einer normalen Klinkenbuchse. Sie sitzt auf der rechten Seite vor dem Eingang für den Bass und schickt ein unbearbeitetes Signal an das Recording-Equipment oder ein Mischpult.

Fotostrecke: 2 Bilder Eingang, Netzteil-Anschluss und paralleler Ausgang, der ein unbearbeitetes Signal liefert

Praxis

Der neue “Microtubes Vintage Deluxe” ist der große Bruder des “Vintage Deluxe” und baut auf der gleichen Technik auf. Deshalb verwundert es auch nicht, dass beide wirklich identisch klingen, vorausgesetzt, man lässt den EQ des neuesten Darkglass-Treters in Neutralstellung. Mithilfe des Era-Reglers kann man das grundsätzliche Voicing des Pedals justieren, auf der linken Seite des Reglerwegs verbergen sich eher vintage-artige Sounds mit satten Tiefmitten und abgesenkten Höhen, dreht man im Uhrzeigersinn, wird der Sound moderner, voluminöser und transparenter, geht grob gesagt eher in Richtung SVT. Auf dem gesamten Reglerweg tönt es sehr warm, geschmeidig und ausgewogen, so wie man es von einem guten alten Röhrenverstärker erwartet. Das Pedal klingt nie zu extrem oder nervig, selbst nicht bei starken Verzerrungen.
Auch die feine dynamische Ansprache fühlt sich so organisch an wie bei einem echten Röhrenboliden. Dabei lässt sich der Zerrgrad sehr schön mit der Anschlagshärte steuern – das hat mich schon beim Test des kleinen Bruders begeistert. Klasse finde ich auch, dass man die Microtubes Vintage Treter mit sehr niedrigem Gain fast “clean” fahren kann, was natürlich gerade bei der neuen Deluxe-Ausführung, die sich mit den ganzen Anschlussmöglichkeiten als Preamp und DI-Box empfiehlt, extrem nützlich ist. Hier leistet der Blendregler großartige Dienste, weil man, damit einfach das saubere Basssignal nach Belieben hinzumischen kann und damit den natürlichen Charakter und die Definition behält. Auf diese Art lässt sich der Bass nur leicht anwärmen und bekommt einen schönen, natürlichen Röhrencharakter.

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Alleine mit den zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten von Blend-, Era- und Levelregler lassen sich erstaunlich viele erstklassige Röhrensounds mit subtiler Färbung oder bei Bedarf auch starker Verzerrung aus dem “Vintage Deluxe” locken. Der Dreiband-EQ macht ihn aber noch erheblich vielseitiger, weil die Center-Frequenzen sehr sinnvoll gewählt sind und gut zum Charakter des Pedals passen. Damit hebt sich die Deluxe-Version etwas aus der Vintage-Ecke und zeigt sich im High-Gain-Betrieb mit einem ordentlichen Mittenboost bei 1kHz deutlich aggressiver. Oder man hebt beispielsweise für einen noch wuchtigeren und transparenteren Sound Bässe und Höhen stark an. Dabei stellt man fest, dass bei all den zahllosen Möglichkeiten der EQ in jeder Situation gut und geschmackvoll klingt.
Zum Abschluss noch einige Soundbeispiele, die das Pedal im Einsatz zeigen:

Audio Samples
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Nahezu Clean – Bass Boost Leichter Drive Mehr Drive – Mitten Boost Viel Drive – Bass Boost, Mid Cut

Fazit

Mit dem “Microtubes Vintage Deluxe” hat Darkglass einen weiteren Gewinner im Programm. Die Ergänzung mit einem Dreiband-EQ und zusätzlichen Anschlüssen in Form einer DI-Box und eines parallelen Ausgangs machen das kompakte Pedal zu einer kompletten und vielseitigen Preamp- Lösung für Recording und Bühne. Die Klangqualität ist Darkglass-typisch großartig und auch an der Verarbeitung des Gerätes gibt es nichts auszusetzen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • tolle Klangqualität
  • große Klangvielfalt durch zusätzlichen EQ
  • Verarbeitungsqualität
  • großzügige Ausstattung mit Anschlüssen
  • kompakte Form
Contra
  • vergleichsweise hoher Preis
Artikelbild
Darkglass Microtubes Vintage Deluxe Test
Für 291,00€ bei
Die Deluxe-Version macht ihrem kleinen Bruder alle Ehre: 5 Sterne!
Die Deluxe-Version macht ihrem kleinen Bruder alle Ehre: 5 Sterne!
Technische Daten
  • Hersteller: Darkglass Electronics
  • Modell: Microtubes Vintage Deluxe, Di-Box/Preamp/Overdrive Pedal für Bass
  • Land: USA
  • Anschlüsse: Input/Output Klinke, 9 Volt Netzteil, Direct-Output XLR symm., Parallel Output Klinke
  • Regler/Schalter: Level, Drive, Blend, Era, Bass, Mid, Treble, Bypass
  • Sonstiges: True Relay Bypass
  • Stromversorgung: 9 Volt, kein Netzteil im Lieferumfang, kein Batteriebetrieb
  • Abmessungen: ca. 11,5 x 10,5 x 5,4 cm
  • Preis: 359,00 Euro
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Die Deluxe-Version macht ihrem kleinen Bruder alle Ehre: 5 Sterne!

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