Darkglass Vintage Deluxe V3 Test

Wenn der Name Darkglass fällt, denkt man unweigerlich an messerscharfe moderne Overdrive-Sounds und NuMetal-Protagonisten wie Adam Nolly Getgood oder Jon Stockman. Die finnische Amp- und Effektschmiede hat allerdings auch etwas für Bassisten im Programm, die nicht ganz so heftig unterwegs sind und auf etwas mildere Sound stehen. Bereits im Jahre 2013 präsentierte die damals noch sehr junge Firma für diese Zielgruppe das Microtubes Vintage. Klassische Overdrive-Klänge sowie das dynamische Verhalten und die organische Kompression von Röhren-Amps sind die Kennzeichen des Pedals, das mittlerweile in den drei Ausführungen Vintage, Vintage Deluxe und Vintage Ultra erhältlich ist. In diesem Test knöpfen wir uns das Deluxe-Modell vor, das in der dritten Version (Darkglass Vintage Deluxe V3) mit einem überarbeiteten Equalizer ausgestattet wurde und damit noch etwas flexibler als das Vorgänger-Modell daherkommt.

Darkglass Vintage Deluxe

Details

Das Darkglass Vintage Deluxe V3 wird in einer schicken schwarzen Pappbox ausgeliefert, die neben dem Pedal ein paar Merchandise-Artikel und etwas Zubehör beinhält. Genau gesagt legt Darkglass ein Plektrum, einen schicken Sticker, Gummifüße zum Aufkleben sowie eine knappe Bedienungsanleitung bei.

Ein passendes Netzteil hingegen sucht man in der Schachtel vergebens – das Vintage Deluxe läuft aber mit einem handelsüblichen center-negativen 9-Volt-Stromversorger. Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen, weil Darkglass-Chef Doug Castro Batterien aus Umweltgründen inakzeptabel findet und deshalb bei allen Geräten darauf verzichtet.

Darkglass Vintage Deluxe
Fotostrecke: 3 Bilder Allein sieben Potis befinden sich …

In Sachen Qualität und Verarbeitung gibt es beim Darkglass Vintage Deluxe V3 keinerlei Schwachpunkte – das Aluminiumgehäuse ist stabil; sämtliche Bedienelemente wirken absolut robust. Mit den Maßen von 106 x 120 x 45 mm nimmt das Pedal auf einem Board nicht allzu Platz ein und ist – gemessen an der üppigen Ausstattung – alles in allem recht kompakt gebaut.

Volles Cockpit!

Damit sind wir auch schon mitten im nächsten Thema und werfen einen Blick auf die zahlreichen Bedienelemente auf der Front des Darkglass Vintage Deluxe V3. Darkglass hat die Schalter und Regler ziemlich dicht gedrängt im oberen Bereich installiert, damit man keinen unnötigen Schaden bei ungezielten Fußtritten anrichten kann. Die Bedienung leidet folglich etwas unter der dichten Besiedelung und erfordert etwas Feingefühl und spitze Finger – das ist wohl der Preis, den man für die kompakte Bauweise des Pedals in Kauf nehmen muss!

Weiterentwicklung: The next generation!

Im Vergleich zum Vorgängermodell hat das Darkglass Vintage Deluxe V3 sogar noch zwei zusätzliche Schalter an Bord, denn als Upgrade gibt es veränderbare Frequenzen für die beiden Mittenbänder des Vierband-Equalizers. Für die Tiefmitten stehen die Einsatzfrequenzen 1kHz und 500Hz zur Verfügung, beim Hochmittenband kann man sich zwischen 3kHz oder 1,5kHz entscheiden. Der eigentliche EQ sitzt direkt über den kleinen Frequenzwahlschaltern. Er setzt sich aus insgesamt vier Reglern für Bässe, Tiefmitten, Hochmitten und Höhen zusammen.

Darkglass Vintage Deluxe
Fotostrecke: 2 Bilder So sieht das Cockpit des …

In der ersten Reihe auf der Front parken drei weitere Regler und zwei Dreiwege-Minischalter. Mit dem Drive-Regler wird der Zerrgrad oder der Gain gepegelt, der Level-Regler ist für die Lautstärke des Effektsignals verantwortlich, und Blend-Regler bestimmt schließlich das Verhältnis zwischen dem unbearbeiteten Bass- und dem Effektsignal.

Zur Grundabstimmung des Overdrive-Sounds dienen die beiden erwähnten Schalter mit den Bezeichnungen „Attack“ und „Grunt“. Mit dem Attack-Schalter kann man die Sättigung der Höhen im Signal bestimmen. In der Stellung „Boost“ wird der Höhenanteil für mehr Klarheit und Präsenz verstärkt, bei der Stellung „Flat“ bleiben die Höhen unangetastet, und mit „Cut“ kann man die Höhen (logischerweise) absenken. Der „Grunt-Schalter hingegen bietet drei unterschiedlich starke Bass-Boost-Einstellungen mit den Bezeichnungen „Raw“, „Thin“ und „Fat“. Diese interagieren mit dem Drive-Regler – man kann also entscheiden, wie viel Bassanteil mit der Verzerrung bearbeitet werden soll.

Welcher Basssound für welchen Style?
Welcher Basssound für welchen Style?
E-Bass Soundeinstellungen – und was sie bewirken

Anschlüsse

Die Anschlüsse der flexiblen Preamp/Di-Lösung aus dem hohen Norden finden wir verteilt auf den Gehäuseseiten. Rechts am Darkglass Vintage Deluxe V3 sitzt die Inputklinke für den Bass und ein paralleler Ausgang in Klinkenausführung, der zusätzlich ein unbearbeitetes Signal bereitstellt – sehr praktisch beispielsweise bei Aufnahmen im Studio für die spätere Mischung.

Darkglass Vintage Deluxe
Fotostrecke: 4 Bilder Alle relevanten Anschluss-Steckfelder …

Der symmetrische Ausgang zur Weiterleitung des Signals an einen Livemischer oder das Recording-Equipment parkt auf der linken Seite des Pedals. Zum Eliminieren von Brummschleifen sitzt neben der XLR-Buchse ein kleiner Groundlift-Schalter. Direkt darüber befindet sich schließlich die Output-Klinke zur Verbindung mit einem Bassamp.

Das finnische Unternehmen mit Sitz in Helsinki ist seit Jahren stetig auf Erfolgskurs!
Das finnische Unternehmen mit Sitz in Helsinki ist seit Jahren stetig auf Erfolgskurs!

Praxis / Sound

Mit dem Darkglass Vintage Deluxe V3 sollen Tieftöner laut des Versprechens von Darkglass in den Genuss von klassischeren Overdrive-Sounds im Stile von Röhrenamps kommen. In der Tat unterscheiden sich die Pedale aus der Vintage-Serie klanglich deutlich von den anderen Preamps im Portfolio der Firma. Im Vergleich zum eher gescoopt und modern klingenden B7K liefert die Schaltung im Vintage Deluxe deutlich mittenbetontere Overdrive-Sounds mit einem wärmeren Klangcharakter – es geht hier also tatsächlich unverkennbar in Richtung „Vintage“.

Klanglich bedient das Darkglass Vintage Deluxe nicht nur NuMetaller, sondern auch Fans warmer Röhrensounds!
Klanglich bedient das Darkglass Vintage Deluxe nicht nur NuMetaller, sondern auch Fans warmer Röhrensounds!

Die Dynamikansprache des Pedals ist sehr sensibel, sodass man den Zerrgrad und die Klangfarbe sehr schön mit dem Anschlag steuern kann. So organisch wie ein echter Röhrenbollide fühlt sich das Vintage Deluxe V3 dabei meines Erachtens freilich nicht an und es fehlt auch die röhrentypische Wuchtigkeit der Töne.

Coole Vintage-Sounds und eine Top-Band!
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In Sachen Flexibilität legtdas Darkglass Vintage Deluxe V3 im Vergleich zum Vorgänger allerdings schon noch eine Schippe drauf, denn die beiden Mittenbänder des Vierband-Equalizers sind jetzt veränderbar und decken somit ein sehr breites Frequenzspektrum ab. Der Charakter des Overdrive-Sounds lässt sich dementsprechend schon alleine mit dem EQ des Pedals sehr gezielt steuern: Wer auf aggressive Sounds steht, boostet einfach die Hochmitten bei 3kHz. Massivere Röhrensounds kann man im Handumdrehen mit einer deutlichen Anhebungen der Bässe und Tiefmitten aus dem Pedal locken. Der hervorragend abgestimmte und wirklich sehr flexible Vierband-EQ ermöglicht beim Vintage Deluxe V3 weit mehr als nur Vintage-Sounds und erhöht damit dem Praxiswert des Pedals deutlich!

Dieses Darkglass-Pedal besticht durch hohe klangliche Wandelbarkeit!
Dieses Darkglass-Pedal besticht durch hohe klangliche Wandelbarkeit!

Tolle Features dank zweier Minischalter!

Neben dem gelungenen Equalizer bietet das Darkglass Vintage Deluxe V3 aber noch weitere Möglichkeiten, Einfluss auf den Klangcharakter zu nehmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die beiden Schalter „Attack“ und „Grunt“, die bereits vor der Gain-Stage in das Signal eingreifen. Bewegt man den Attack-Schalter auf die „Boost“-Stellung, so wird das Klangbild transparenter und obertonreicher – wer den Bass mit einem Plektrum bearbeitet, wird daher ziemlich sicher die Boost-Einstellung bevorzugen.

Für mildere und gedecktere Sounds steht hingegen die Stellung „Cut“ zur Verfügung. Der Grunt-Schalter versorgt hingegen den unteren Bereich mit verschiedenen Bassboosts von Thin über Raw bis zu Fat. Bei allen von mir bisher getesteten Darkglass-Pedalen war eindeutig „Fat“ mein Favorit, und das gilt auch wieder für unseren heutigen Testkandidaten. Mein passiver Jazz Bass klingt damit sehr ausgewogen und besitzt eine tolle Schubkraft.

Das Darkglass Vintage kann man sich auch wunderbar in einer Blues- oder Classik-Rockband vorstellen!
Das Darkglass Vintage Deluxe V3 kann man sich auch wunderbar in einer Blues- oder Classik-Rockband vorstellen!

In der „Raw“-Stellung präsentiert sich das Pedal schon deutlich schlanker und fieser. Wer auf heftige, rauhe Distortion-Sounds mit viel Durchschlagskraft steht, kommt hier absolut auf seine Kosten. Und in der Position „Thin“ wird schließlich noch mehr Bassanteil aus dem Signal genommen, sodass der Sound für meinen Geschmack ohne EQ-Kompensation etwas zu dünn wird. Das ist dann wohl die Einstellung für spezielle, experimentelle Distortion-Sounds, die natürlich ebenfalls ihre Berechtigung hat und sicherlich einige Bassist:innen begeistern wird!

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Darkglass Electronics ADAM Test

Wie wir sehen, kann man mit den genannten Features wirklich ein ausgesprochen breites Klangspektrum abdecken, auch wenn die Grundausrichtung des Pedals eher bei den milderen und wärmeren Overdrive-Sounds liegt. Mit einem sparsam dosierten Drive-Anteil und entsprechenden Blend-Einstellungen lassen sich außerdem auch relativ cleane Sounds mit Röhrenamp-Flair aus dem Pedal locken, sodass ich das Vintage Deluxe in der dritten Version auch durchaus Tieftönern empfehlen würde, die einfach einen flexiblen Bass-Preamp zur allgemeinen Klangaufwertung suchen!

Darkglass Vintage Deluxe V3

Anhand der folgenden Audiobeispiele könnt ihr euch einen ersten Eindruck vom Sound des Darkglass Vintage Deluxe V3 verschaffen. Ich habe für die Aufnahmen das Signal aus dem symmetrischen XLR-Ausgang verwendet, daneben kommen keine anderen Geräte oder klangverändernde Plugins in der Nachbearbeitung zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Blend: 1, Drive: 12, Bass-Boost, 500Hz-Boost, Attack: Cut, Grunt: Fat Blend: 2, Drive: 3, HiMid-Boost, Attack: Flat, Grunt: Raw Blend: 3, Drive: 3, Bass-Boost, 500Hz-Boost, 1,5kHz-Cut, Treble-Cut, Attack: Flat, Grunt: Fat Blend: 3, Drive: 10, Bass-Mid, 500Hz-Boost, Attack-Boost, Grunt: Fat Blend: 10, Drive: Full, Bass-Boost, 1,5kHz-Boost, Treble-Boost, Attack: Flat, Grunt: Raw Blend: 11, Drive: 4, Flat EQ, Attack: Flat, Grunt: Thin Blend: Full, Drive: 9, Bass-Boost, HiMid-Cut, Treble-Cut, Attack: Boost, Grunt: Fat
Darkglass Vintage Deluxe V3

Fazit

Wow, mein einziger Kritikpunkt am Darkglass Vintage Deluxe V3 sind die etwas zu eng zwischen den Reglern platzierten Attack- und Grunt-Schalter. Man braucht schon sehr schlanke Finger, um beim Umschalten nicht auch die Stellung der benachbarten Regler zu verändern. Das ist aber kein großes Ding, zumal Darkglass mit der nunmehr dritten Version des Pedals wirklich ein wirklich großartiges Update gelungen ist! Die Klangqualität ist Darkglass-typisch hervorragend und in Sachen Flexibilität legt die dritte Version durch die zusätzlichen Mittenfrequenzen noch eine Schippe drauf. Jeder Bassist, der eine hervorragend klingende Overdrive/Preamp/Di-Lösung sucht, sollte das Darkglass Vintage Deluxe V3 deshalb auf jeden Fall auf die Checkliste setzen!

Darkglass Vintage Deluxe V3
Werte deinen Basssound mit diesen Tools auf!
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Bass Preamp kaufen: Darauf solltest du achten!
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr gute Klangqualität
  • große Klangflexibilität
  • tadellose Verarbeitung
  • großzügige Ausstattung mit Anschlüssen
  • kompakte Bauform
Contra
  • Attack- und Grunt-Schalter liegen etwas fummelig zwischen den Reglern
Artikelbild
Darkglass Vintage Deluxe V3 Test
Für 349,00€ bei
  • Hersteller: Darkglass Electronics
  • Modell: Microtubes Vintage Deluxe V3, Di-Box/Preamp/Overdrive Pedal für Bass
  • Land: Finnland
  • Anschlüsse: Input/Output Klinke, 9 Volt Netzteil, Direct-Output XLR symm., Parallel Output Klinke
  • Regler/Schalter: Level, Drive, Blend,, Bass, Lo Mid, Hi Mid, Treble, Attack, Grunt, Lo Mid Freq, Hi Mid Freq, Bypass
  • Sonstiges: True Relay Bypass
  • Stromversorgung: 9 Volt, kein Netzteil im Lieferumfang, kein Batteriebetrieb
  • Abmessungen: ca. 106 x 120 x 45 mm
  • Gewicht: 350gr
  • Preis: 349,- Euro (Ladenpreis im Juli 2022)

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