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Dave Smith Instruments Prophet ’08 Test

Wieviel Wolf steckt im Prophet ’08, dem Analog-Synthie aus dem Hause Dave Smith Instruments? Schon der Familienname verspricht ja bereits Großes. Immerhin sähe die heutige Keyboard-Welt ohne Dave Smith wohl anders aus. Nicht nur, dass er entscheidend an der Entwicklung der MIDI-Technologie mitgewirkt hat. Nein, der Innovator ist auch für den ersten speicherbaren, polyphonen Synthesizer überhaupt verantwortlich: den legendären Prophet 5.  Inzwischen sind knapp dreißig Jahre ins Land gegangen, einige Technologien und Tasten liegen hinter uns, da schickt sich Smiths Sprössling Prophet ’08 an, das Erbe des Vintage Propheten anzutreten. Nis Kötting hat den Junior mit dem Senior verglichen und sich einmal angeschaut, wie sehr es der Neue mit der Familien-Tradition hält. 

DSI_Prophet_08_Test_Teaser


Anmerkung: Zwischenzeitlich aktualisierte DSI die Prophet 08-Serie und stattete diese mit anderen Potentiometern aus. Hier geht es zum Test des Prophet 08 PE Rack.
Bereits bei Mono- und Poly-Evolver lautete die  klare Ansage: Dies hier ist kein Spielzeug! Die Hardware mit luxuriös vielen Knöpfen, bedingte einen Kaufpreis, den man nicht mal eben für ein neues Kuscheltier hinlegt. Das sorgte dafür, dass die Instrumente vornehmlich unter Erwachsenen mit ausgeprägtem Synthesizer Faible ihre Abnehmer fanden. Alle anderen mussten sich mit Nase-Plattdrücken an der Schaufensterscheibe begnügen. Und auch der 8-stimmige Prophet ’08 setzt auf eine Zielgruppe, die sich echten analogen Sound etwas kosten lässt. Allerdings ist er im Vergleich zu Mitbewerbern wie dem Alesis Andromeda, oder dem nur monophonen Moog Voyager, schon fast als „günstig“ zu bezeichnen. 
Genauer hinsehen sollten beim Prophet ’08 also all jene, die ihre Produktionen mit echten Analogsounds veredeln möchten. Und natürlich Musiker, die es leid sind, für den Transport ihres serviceträchtigen Vintagefuhrparks vor jedem Bühnenauftritt eine Möbelspedition zu beauftragen. Gerade für diese Abenteurer haben wir den Neuen auch mal seinem Urvater direkt gegenüber gestellt – auf geht’s!

Details

Zunächst zum Äußeren: Bereits hier wird klar, dass der „Neue“ keine Kopie des Prophet 5 darstellen soll. Zwar wurden die geschmackvollen Holzseitenteile und das Schriftdesign vom Vorgänger übernommen – alles andere kommt aber angenehm unnostalgisch daher: Das schwarze Metall-Gehäuse macht einen stabilen Eindruck, das Gewicht wurde auf 11 kg reduziert und die leicht gewichtete Tastatur lässt sich, im Gegensatz zu der des Prophet 5, geräusch- und sorglos spielen. Die 52 silber-schwarzen (Endlos-)Drehpotis auf der Vorderseite verzichten ebenfalls auf Retro-Reminiszenzen. Ebenso wie das minimalistische Design des Displays und der Knöpfe. Eine erfolgreiche Verbindung von Tradition und Moderne nennt man das wohl.

Klangerzeugung
Die Klangerzeugung funktioniert klassisch subtraktiv. Neben einem Rauschgenerator mit weißem Rauschen sorgen zwei vielseitige analoge Oszillatoren (DCOs) für das akustische Ausgangsmaterial. Dieses kann dann mit echten, von Dave Smith eigens angepassten Curtis Lowpass Filtern veredelt werden. Maximale Polyphonie: 8 Stimmen. Das kräftige 2- oder 4polige Filter ist resonanzfähig und kann im 4-Pol Mode in Selbstoszillation versetzt werden. Zur Modulation stehen 4 LFOs und insgesamt 3 Envelopes zur Verfügung: Filter und Amp verfügen über eine eigene Hüllkurve, eine weitere ist frei zuweisbar. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Modulationsoptionen “Oszillator Hardsync”, Pulsbreitenmodulation und die Möglichkeit, die Keyboardvelocity zur Steurung von Filter und VCA zu nutzen. Das Ansprechverhalten der Velocity ist in beiden Fällen in 127 Schritten regelbar. Desweiteren bietet die Modulationssektion vier unterschiedliche Patchvariationen, die aus einer Vielzahl an Möglichkeiten selbst zu wählen sind.
Auf eine zusätzliche Effektsektion wurde verzichtet – hier wollte man wohl dem Original treu bleiben.

Fotostrecke: 2 Bilder Panel links

Memory
Völlig selbstverständlich ist heutzutage, was zu Zeiten des Prophet 5 noch DIE Sensation war: Die Speicherung von Sounds. Hierbei ist besonders das „Audition Destination Feature“ zu erwähnen, eine schöne Zusatzfunktion, die es erlaubt, während des Speicherprozesses das zu überschreibende Zielprogramm vorzuhören. Das kann sehr nützlich sein, falls man zufällig mal eine der 256 Preset-Belegungen vergessen haben sollte. Leider lassen sich die Transpose Einstellungen nicht spezifisch für jedes Programm abspeichern. Im stressigen Ernstfall kann es also schnell zu Verwirrungen kommen. So zum Beispiel, wenn man zunächst einen nach unten oktavierten Basssound spielt und danach auf eine Fläche wechselt, dabei aber vergisst die Transpose-Funktion zurückzustellen.

Direkter Zugriff auf alles

Beim Editieren offenbaren die 52 Drehpotis schnell ihren Bedienungsvorteil: Die von den analogen Vorgängern bekannte, übersichtliche Architektur ermöglicht den direkten Zugriff auf sämtliche Parameter. Sogar Funktionen wie „Velocity“ und „Pan Spread“ sind per Regler direkt kontrollierbar. Während man bei vielen anderen Geräten in den Untiefen der Submenus ertrinkt, ist hier die „pro-Funktion-ein-Knopf-Philospophie“ und der daraus resultierende direkte Parameterzugriff eine echte Wohltat. Eben genau so wie bei den Analogen damals: Sie konnten nicht viel. Aber was sie konnten, konnten sie gut.

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Arbeitsmodi
Der Prophet ’08 lässt sich in drei verschiedenen Arbeitsmodi betreiben. Neben dem normalen Modus, in dem alle acht Stimmen verfügbar sind, gibt es den Stack- und Splitmodus. Hier lassen sich zwei Stimmen über- bzw. nebeneinander legen. Außerdem kann man, ganz der Papa, per Unisono-Taste alle acht Stimmen auf einer Note vereinen. Das brät dann richtig schön! Allerdings ist die eingeschränkte Stimmanzahl bei den interessant klingenden, oft gelayerten Presets zu beachten. Vierstimmige Akkorde mit Melodie sind dann schon nicht mehr drin. Auf der anderen Seite klingt eine einstimmige Bassline im Unisono-Modus schon ziemlich unschlagbar (siehe Klangbeispiele). Wen die begrenzte Stimmanzahl zu sehr stört, hat die Möglichkeit via MIDI-Kabel und „Poly chain out“ einen zweiten Propheten anzuschließen und so die Polyphonie zu verdoppeln.

Step-Sequenzer und Arpeggiator
Der Prophet ’08 verfügt über einen 16×4 Step-Sequenzer, der recht einfach per Doppelbelegung einiger Potis zu bedienen ist. Zur Auswahl stehen hier ein Gate- und ein No-Gate-Modus sowie der Key-Step-Modus, der pro angeschlagener Taste den Sequenzer einen Schritt weiter rücken lässt.
Der Arpeggiator beschränkt sich auf die Standartläufe Up, Down, Up-Down und Assign, was ihn in der Konstruktion etwas unambitioniert wirken lässt. Selbstverständlich sind Sequenzer und Arpeggiator per MIDI synchronisierbar.     

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