Duesenberg Triton Test

Vor ungefähr 15 Jahren hat der in Hannover ansässige Gitarrenhersteller Duesenberg richtig Fahrt aufgenommen und avancierte mittlerweile zu einem der erfolgreichsten und populärsten Anbieter von Gitarren im Retro-Style. Duesenberg kombiniert klassische Gitarrenformen gekonnt mit Design-Elementen aus dem Art déco und kreiert auf diese Weise extravagante Instrumente mit hohem Wiedererkennungswert und sehr eigenständigem Vintage-Vibe. Dass die stylischen Gitarren aber natürlich auch hochprofessionelle Arbeitsgeräte mit hervorragender Bespielbarkeit und charaktervollen Sounds sind, beweist die stattliche Liste der Weltklasse-Musiker, die ihre Duesenberg rund um den Globus rocken oder sich inzwischen sogar ein Signature-Modell von den Hannoveranern auf den Leib schneidern ließen.

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Auf der NAMM Show 2015 hatte Duesenberg den brandneuen Triton Bass mit im Gepäck – der Solidbody-Bass mit Longscale-Mensur und einer sehr speziellen Tonabnehmerkonfiguration mit drei Duesenberg “SingleTwins” scheint ein überaus flexibles Tool für Tieftöner zu sein. Ich bin sehr gespannt, wie sich der extravagante Retro-Viersaiter durch den bonedo Test-Parcour schlängelt.

Details

Bei der Korpusform des Triton hat sich Duesenberg unverkennbar von einem klassischen Fender-Modell inspirieren lassen. Mit seiner leichten Offset-Form und den kurzen Korpushörnern sieht der “Hannoveraner” nämlich auf den ersten flüchtigen Blick wie ein Jaguar Bass aus. Zahlreiche Duesenberg-typische Designelemente sorgen allerdings dafür, dass man den Triton eindeutig dem niedersächsischen Gitarren-Workshop zuordnen kann und verschaffen dem neuen Modell eine unverwechselbare elegante und geschmackvolle Vintage-Optik. Der Korpus des Solidbody-Instrumentes besteht aus amerikanischer Erle und wurde mit einem matten Finish in Butterscotch (der Triton ist allerdings auch in Schwarz erhältlich!) versehen. Für den klassischen Look sorgt darüber hinaus ein dezentes cremefarbenes Binding entlang der vorderen Korpuskante.

Fotostrecke: 6 Bilder Im Lieferumfang des Triton ist ein stabiler Formkoffer inbegriffen.

Auf den an vier Punkten verschraubten einstreifigen Ahornhals wurde ein dunkles Griffbrett aus Palisander (Indian Rosewood) geleimt, darin sitzen wiederum 20 Bünde im Jumbo-Format sowie Perloid-Punkte für die Lagenorientierung. Über einen Kunststoffsattel laufen die Saiten schließlich zur typischen Duesenberg-Kopfplatte, die man an der dreistufigen Oberkante erkennen kann. Die Dreistufigkeit im Design findet sich übrigens auch bei vielen Hardware-Elementen wieder und zeichnet selbstverständlich auch das Duesenberg-Firmenlogo aus, welches in Form eines großen “D” auf der Kopfplatte und auf dem oberen Korpushorn prangt. Auf der Kopfplatte sitzt außerdem unter einer verschraubten Metallabdeckung mit Duesenberg-Schriftzug, der Zugang zum Halsspannstab. Duesenberg zählt ja zu den wenigen Herstellern, die jede Hardware-Komponente im eigenen Haus entwirft, damit auch wirklich jedes Detail stimmig zum Gesamtdesign des Instrumentes passt.
Eher ungewöhnlich ist auch das Nickel-Finish, mit dem Duesenberg ihre Hardware-Komponenten versieht. Vernickelte Hardware wird bei mangelhafter Pflege schneller stumpf als verchromte Hardware, der warme Farbton versprüht jedoch auf der anderen Seite aber mehr Eleganz und Klasse als ein schlichtes Chrom-Finish. Wie auch immer, die vier vernickelten und gekapselten Stimmmechaniken auf der Kopfplatte hören auf den Namen “Z-Tuner”, kommen mit kleinen, sogenannten “Art-Diego”-Flügeln im Dreistufen-Design und laufen absolut geschmeidig.

Fotostrecke: 5 Bilder Perfekte Bundabrichtung dank eigener PLEK-Maschine garantiert …

Die Duesenberg “The Block”-Brücke am anderen Ende des Basses ist überaus solide und hält alle Einstellmöglichkeiten bereit, die man von einem modernen Steg erwartet. Die in Rillen geführten Seitenreiter können für die Intonation einfach vertikal verschoben werden und sind mit kleinen Inbusschrauben für die Saitenlage in der Höhe zu justieren. Wenn das Setup komplett ist, werden die Reiter schließlich mit zwei Inbusschrauben an den Flanken der Brücke “für die Ewigkeit” fixiert. Auch für ein flotten und unkomplizierten Saitenwechsel ist gesorgt, die Enden werden nämlich eingehängt und müssen nicht erst mühsam durch Löcher gefädelt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Eigene Entwicklung: diese Duesenberg-Bridge nennt sich “The Block”.

Der Name “Triton” ist beim jüngsten Duesenberg-Bass übrigens auch Programm, denn für den Ton sorgen in der Tat drei Tonabnehmer. Eine Stratocaster-mäßige Konfiguration mit drei Tonabnehmern findet man bei Bässen ja eher selten – spontan fällt mir nur der Big Al von Music Man sowie aus neuerer Zeit der Fender-Shorty Rascal ein. Duesenberg verbaut bei ihrem Triton drei “Single-Twin”-Humbucker, die selbstverständlich aus eigener Fertigung stammen. Jeder Tonabnehmer besteht aus zwei getrennten leicht schräg und versetzt angeordneten Spulen, die hinter einem feinmaschigen Metallgitter hervorblitzen. Die abgerundeten Metallgehäuse wurden natürlich vernickelt und sind in der Höhe mit jeweils zwei Schrauben zu justieren. Stylisch sind die “Single-Twins” auf jeden Fall und ein Setup mit drei Tonabnehmern steht in der Regel für eine enorme Bandbreite verschiedenartiger Sounds. Im Falle des Triton werden die Sounds mit einem klassischen Fünffach-Schalter (Hals – Hals/Mitte – Mitte – Mitte/Steg – Steg) abgerufen. Zur Feinabstimmung der Höhen hält der passive Bass eine Tonblende bereit. Im Cockpit mit der schicken Kunststoffkontrolplatte im Art-déco-Stil parkt außerdem ein weiterer Schalter, mit dem die zwei Humbucker-Kombinationen Hals/Mitte und Mitte/Steg wahlweise seriell oder parallel geschaltet werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Body des Duesenberg Triton in seiner vollen Pracht.

Praxis

Bässe mit cooler Optik und extravaganten Korpusformen sind in ergonomischer Hinsicht nicht selten etwas schwierig zu handeln. In einigen wenigen Punkten trifft das auch beim super stylischen Duesenberg Triton zu. Das stumpfe und kurze untere Korpushorn bietet beispielsweise etwas zu wenig Halt auf dem Oberschenkel, wenn der Bass im Sitzen gespielt wird. Auch das obere Horn ist relativ kurz, sodass sich der Gurtpin ein paar Zentimeter rechts von der optimalen Position befindet. Die linke Schulter wird dadurch stärker belastet als gewohnt und der Bass fühlt sich deshalb etwas schwerer an, als er in Wirklichkeit ist. Aber keine Angst, wir reden hier wirklich nur von kleinen Einschränkungen, die man zugunsten der geschmackvollen und einzigartigen Optik gut und gerne in Kauf nehmen kann. Mit einem vernünftigen rutschsicherer Gurt hängt der ca. 4,1 kg schwere Triton stabil am Körper und lässt sich auch über einen langen Zeitraum bequem spielen. Dazu trägt auch das hervorragende Werkssetup bei. Der neue Duesenberg-Spross kam nämlich perfekt eingestellt an meiner Haustüre an: der Hals besaß lediglich eine minimale Krümmung und die Sattelkerben wurde so tief gefeilt, dass auch die unteren Lagen mühelos zu greifen sind. Trotz der eher flachen Saitenlage rasselt kein einziger Ton auf dem Griffbrett, was für eine tadellos ausgeführte Bundierung spricht. Dazu muss man sagen, dass Duesenberg alle Instrumente in eine hauseigene PLEK-Maschine steckt, mit welcher die Hälse absolut exakt vermessen und die Bünde schließlich mit einer minimalen Toleranz von 1/100 mm abgerichtet werden. Das Ergebnis spricht für sich – mein Testkandidat lässt sich dank dieser Behandlung umwerfend gut bespielen!

Der Name "Duesenberg" wurde erstmalig 1986 von Firmengründer Dieter Gölsdorf verwendet - damals noch für ausgefallene Heavy-Metal-Gitarren.
Der Name “Duesenberg” wurde erstmalig 1986 von Firmengründer Dieter Gölsdorf verwendet – damals noch für ausgefallene Heavy-Metal-Gitarren.

Dabei ist der Hals des Triton etwas kräftiger als ein typischer Standard Jazz-Bass-Hals. Sein D-Profil liegt aber sehr gut in Hand und eignet sich für sämtliche Spieltechniken, selbst wenn es mal virtuoser zur Sache gehen soll. Alles geht leicht von der Hand und man kann bereits ohne Verstärker die klanglichen Qualitäten des Instrumentes erahnen. Jeder Ton auf dem Griffbrett spricht sofort an und ist mit einem stattlichen Sustain gesegnet, Deadspots oder stumpfe Töne sucht man absolut vergebens. Ein solche Ausgewogenheit im Schwingungsverhalten spricht immer für eine gesunde und akkurat verarbeitete Holzkonstruktion, die ich dem Triton nach dem ersten Testdurchlauf im Trockenmodus bedenkenlos attestieren kann. In der Regel übersetzen sich derart positive akustische Qualitäten nämlich auch immer in einen hervorragenden verstärkten Sound, und so liefert auch der Trition an meinem Test-Rig eine absolut überzeugende Performance. Hier zeigt sich nämlich die immens große klangliche Flexibiltät, über die der Triton dank seiner speziellen Tonabnehmerausstattung verfügt.

Fotostrecke: 4 Bilder Hier noch einmal ein paar Bilder zum Schmachten, denn das Art-déco-Design …

Alle fünf Schaltkombinationen der Tonabnehmer liefern solide und praxistaugliche Sounds, die allerdings sehr unterschiedlich klingen und zum Teil den vertrauten und klassischen Sounds, die viele Bassisten von Fender-Bässen kennen und schätzen, durchaus ähnlich sind. Ultratief im Bassbereich und mit einer leichten Akusikbass-Note gibt sich der Triton beispielsweise mit dem Halstonabnehmer im Solomodus. Legt man den Schalter eine Position weiter nach rechts, wird der Sound schon deutlich solider und durchsetzungskräftiger, um auch im Bandkontext mühelos bestehen zu können. In der Mittelposition besitzt der Triton eindeutig Preci-Qualitäten. Der (im besten Sinne!) simple, volle und warme Sound erinnert eindeutig an den Fender-Klassiker und funktioniert daher problemlos für solide Groove-Arbeit in nahezu jeder Musikrichtung. Die letzten beiden Schaltpositionen befördern uns ins klangliche Terrain eines anderen Fender-Klassikers – richtig, die Rede ist natürlich vom Jazz Bass! Wenn man den mittleren und den Steg-Tonabnehmer zusammenschaltet, produziert der Trition einen leicht ausgehöhlten Jazz-Bass-ähnlichen Sound mit offenen und crispen Höhen. Dieser Sound eignet sich beispielsweise hervorragend für perkussive Slap-Attacken oder rockige Plektrum-Grooves. Einer meiner klanglichen Favoriten auf dem Triton ist die letzte Schaltposition mit dem Steg-Tonabnehmer im Solomodus. Der mittenstarke, knurrige Jazz-Bass-typische Sound besitzt Punch und ist auch ohne Equalizer-Support vom Verstärker tragfähig und solide – absolut überzeugend!

Für die Feinabstimmung bietet der Triton eine schön abgestimmte Tonblende, mit der sich die Höhen gleichmäßig und gezielt in Richtung “Vintage” abmildern lassen. Den aktuellen Modellen hat Duesenberg außerdem einen zusätzlichen Switch neben dem Lautstärkeregler spendiert. Legt man diesen Switch nach oben, werden die Tonabnehmerkonfigurationen Hals/Mitte und Mitte/Steg vom parallelen Betrieb in den seriellen Betrieb geschaltet und der Sound wird etwas präsenter und muskulöser. Wie oben bereits erwähnt liefert der Triton in allen Schaltposition und im parallelen Betrieb der Position 2 und 4 absolut solide und durchsetzungsstarke Klänge. Die zusätzlichen seriellen Varianten sind mir aber durchaus willkommen, falls man den Bass einmal im dichten Bandmix mit einer Portion Tiefmitten-Schubkraft nach vorne bringen muss. Im Audio-Clip “alle PU-Kombinationen” hört ihr an dritter und sechster Stelle jeweils die serielle Variante der vorangegangenen Tonabnehmerkonfiguration.

Audio Samples
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Alle PU-Kombinationen PU-Schalter Pos. 1: Tonblende 50% PU-Schalter Pos. 3: Tonblende 75%, PU seriell PU-Schalter Pos. 4: Tonblende 100%, PU parallel, Slap Style PU-Schalter Pos. 4: Tonblende 100%, PU seriell PU-Schalter Pos. 5: Tonblende 50%

Fazit

Ein super flexibler Solidbody-Bass hat im Bass-Lineup von Duesenberg bisher gefehlt, doch der neue Triton schließt diese Lücke auf sehr überzeugende Art! Die Bandbreite an erstklassigen praxistauglichen Sounds ist enorm und ich kann mir kaum eine Musikrichtung vorstellen, die man mit diesem Bass nicht bestens bedienen könnte. Darüber hinaus gibt es die von Duesenberg gewohnt hohe Materialqualität sowie eine tadellose Verarbeitung aller Komponenten. Wer also ein vielseitiges professionelles Arbeitsgerät mit einer unverwechselbaren und geschmackvollen Retro-Optik sucht, sollte den Triton auf jeden Fall ausgiebig im Musikgeschäft seines Vertrauens probespielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • super schicke und extravagante Vintage-Optik
  • tadellose Verarbeitungs- und Materialqualität
  • solide und funktionale Hardwareausstattung
  • toller Spielkomfort durch PLEK-Bundabrichtung
  • viele verschiedene Sounds in bester Qualität
Contra
  • Höhe der Saitenreiter nur ohne aufliegende Saiten zu justieren
  • Slaptechnik wegen Position des Halstonabnehmers gewöhnungsbedürftig
Artikelbild
Duesenberg Triton Test
Für 2.396,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Duesenberg
  • Modell: Triton, viersaitiger E-Bass
  • Land: Deutschland
  • Mensur: 34 Zoll, Longscale
  • Korpus: Solidbody Erle, Butterscotch Finish, Creme Binding
  • Hals: geschraubt, einstreifig Ahorn, Palisander-Griffbrett, 20 Jumbo-Bünde, Perloid Dots, 41 mm am Sattel, 57 mm am 12. Bund, D-Profil
  • Tonabnehmer: 3 x Duesenberg „Single Twin“-Humbucker
  • Hardware: Duesenberg „The Block“ Bass Bridge, Duesenberg Z-Tuners, „Art Diego“ Buttons, Duesenberg Gurt-Pins, Nickel
  • Schalter/Regler: Volume, Tone, Fünffach-Schalter, Seriell/Parallel-Schalter
  • Saiten: Duesenberg BS045 (045-065-085-105)
  • Zubehör: Werkzeug
  • Gewicht: ca. 4,1 kg
  • Preis: 2396,- Euro (Ladenpreis im Juli 2018)
Hot or Not
?
... doch in Sachen Design einfach von einem Volltreffer sprechen, oder?

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

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Profilbild von Philippe

Philippe sagt:

#1 - 20.07.2016 um 15:26 Uhr

0

Hallo,Gibt es hier 2 verschiedene Modell, ein mit seriell oder parallel Schalter und ein ohne ? Habe mal auf ein Paar online Verkauf Website angeschaut, und die Foto stehen ohne dem seriell/parallel Schalter

    Profilbild von rainer.bonedo

    rainer.bonedo sagt:

    #1.1 - 20.07.2016 um 18:23 Uhr

    0

    Hallo Philippe,es gibt aktuell nur ein Triton Modell mit Switch. Nur die ersten Exemplare, die auf manchen Fotos zu sehen sind, hatten noch keinen Switch - Düsenberg hat sich relativ spät für die seriell/parallel Option entschieden.

    Antwort auf #1 von Philippe

    Antworten Melden Empfehlen
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