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EBS Classic Session 60 Test

War früher einer der am häufigsten gehörten Schlachtrufe „höher, schneller, weiter“, so könnte man angesichts der Entwicklungen im Bassverstärkungsbereich heute problemlos „kleiner, leichter, lauter“ dagegensetzen. Dabei handelt es sich um einen Trend, der schon seit einigen Jahren anhält und der Bassisten mit immer neuen, rückenschonenden Varianten der Tieftonverstärkung beglückt.

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Dabei stellt die Konstruktion von mehr oder weniger miniaturisierten Bass-Comboverstärkern Entwickler immer wieder vor neue Herausforderungen. Eigentlich sind die physikalischen Möglichkeiten durch die Tatsache begrenzt, dass Bassfrequenzen nun einmal Platz und Raum zur Entfaltung benötigen. Der Session 60 Basscombo der schwedischen Firma EBS reizt die Grenzen des Machbaren sicherlich noch nicht komplett, aber doch sehr zielgerichtet aus. Und kommt dann noch die Tatsache hinzu, dass ein solcher Verstärker von einem Markenhersteller wie EBS zu einem Straßenpreis von unter 300 Euro zu haben ist, schürt das die Erwartungen an unseren Test gewaltig. Schließlich ist man von EBS Qualität gewohnt. Ob es da ein Low-Budget Zwerg unter schwedischer Flagge und aus asiatischer Fertigung schafft, dem vertrauten Standard zu entsprechen, das soll sich hier erweisen.

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DETAILS
In erster Linie geht es natürlich um Gewicht und Abmessungen, die beiden Argumente, die neben der Leistung die Praktikabilität eines Combo-Amps im Alltag bestimmen. Der Session 60 bringt 16kg auf die Waage und ist damit „absolut tragbar“. Sein Äußeres mit 37,60 x 34,30 x 39,50 cm Kantenlänge gleicht nahezu einem Würfel. Die Rückseite ist im unteren Bereich abgeschrägt, sodass der Combo auch gekippt und als „Wedge“ verwendet werden kann – für mich eine der sinnvollsten Einrichtungen für einen Combo-Amp. Immer noch verblüfft es mich, wie selten man dieses hilfreiche Feature bei vergleichbaren Verstärkern findet. Gerade weil der Session 60 auch gekippt immer noch genügend Kontakt zum Boden hat, kann er die Resonanzeigenschaft einer Holzbühne nutzen. Im Gegensatz dazu fehlt bei den meisten anderen Combo-Amps diese Ankoppelung nahezu komplett, sobald man sie anwinkelt oder gar auf einen Stuhl stellt.

Das gesamte Design ist der EBS Classic Serie entsprungen, die in Transistortechnik gehaltene Vintage-Ästhetik versprüht, und auch unser Knirps trägt die Bezeichnung „Classic“ in der Produktbezeichnung. Ausgestattet ist das Holzgehäuse mit robuster Vinylbeschichtung, Tragegriff, Metallschutzecken und  Vintage-Style-Frontbespannung, die sich via Klettbefestigung und Grifflasche einfach entfernen, bzw. abziehen lässt. Hinter der Frontbespannung sitzen ein 10“ Speaker, ein Hochtontreiber und eine runde Bassreflexöffnung.
Die Verstärkereinheit ist mit einer 60 Watt Endstufe an 8 Ohm bestückt und sehr übersichtlich aufgebaut: Von links beginnend finden wir den Klinken-/Instrumenten-Eingang, den Gainregler mit Peak LED-Anzeige, einen Filterschalter mit der Bezeichnung „Character“, eine 2-Band-Klangregelung für Bässe und Höhen und einen weiteren Filterschalter mit der Bezeichnung „Enhanced Filter“. Weiter geht es mit einem regelbaren Mono Aux In mit zwei Cinch-Eingangsbuchsen zum Anschluss externer Klangquellen wie MP3- oder CD-Player, dem Master Volume Regler, einem 6,3-mm-Klinken-Kopfhöreranschluss, einer Betriebs-LED und einem XLR DI-Ausgang mit Groundlift-Schalter.
Auf der Rückseite des Verstärkers befinden sich Lüftungsschlitze zur Kühlung, der Netzschalter und der Anschluss für das externe Netzkabel. In der Netzbuchse sitzt eine Sicherung. Die gesamte Verarbeitung wirkt sehr gut. Nach Entfernen der Frontbespannung lassen sich auch in versteckten Bereichen keine Mängel entdecken.

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PRAXIS
Die Eingangsstufe des EBS Session 60 verhält sich sehr gutmütig gegenüber aktiven wie passiven Bässen. Der ideale Eingangspegel ist anhand der Peak-LED sehr schnell und optimal eingestellt und die gewünschte Lautstärke dann mittels Master-Volumenregler justiert. Beachtlich, was unser Testobjekt trotz seiner bescheidenen Abmessungen von sich gibt. In der Praxis konnte sich der Combo – wie so häufig – in einer Bühnensituation besser behaupten als in einem kleinen Übungsraum. Dennoch konnte ich gut damit arbeiten, ohne die Kontrolle über das Gespielte zu verlieren. Die Handlichkeit des Amps ist über alles erhaben: Er ist sehr leicht zu tragen, unproblematisch zu verstauen und kann durch seine Wedge-Konstruktion überall positioniert werden. Auch direkt vor den eigenen Füßen, so wie ein Bühnenmonitor, besetzt er meiner Ansicht nach die ideale Position für einen Amp. Nur weil wir Bassisten so konditioniert wurden, den Amp immer hinter uns zu haben, heißt das noch lange nicht, dass es keinen anderen Weg zu einer befriedigenden Beschallung gibt. Zumal euch der FOH-Mischer in einem kleinen Club dafür lieben wird, dass ihr mit eurem Bass das Publikum nicht direkt beschallt Denn, auch wenn Basswellen sich kugelförmig ausbreiten, wirkt der Speaker-Direktschall doch gerichtet.
Ich mache keinen Hehl aus meiner persönlichen Vorliebe für das Unkomplizierte und bin davon überzeugt, dass ich das mit einer großen Schar Gleichgesinnter teile. Deshalb kommt mir die Vorstufengestaltung des EBS Session 60 sehr entgegen. Der Amp klingt nicht zwangsläufig linear und EBS gesteht auch, dass selbst bei Mittelstellung der Regler ein Preshape im Sound vorhanden ist. Wie dem auch sei: Dieser Sound ist auf jeden Fall schon einmal direkt verwendbar:

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Ohne an der Klangregelung zu nesteln, kann man schon eine entscheidende Veränderung durch Anwahl des   Character-Schalters erzielen. Dieser Schalter hebt die Bässe und Höhen an, während simultan die oberen Mitten um 1.000 Hz abgesenkt werden.

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Die eben gehörten Soundbeispiele wurden ausschließlich vom 10“ per Mikrophon abgenommen. Dieser Speaker alleine unterstützt sehr schön den Vintagecharakter und einen sehr warmen Basssound. Die Höhen, die der Hochtöner hinzuaddiert, sind mir allerdings beizeiten zu viel – ein Grund, warum ich generell dafür plädiere, diese abschaltbar zu gestalten. Leider ist das bei diesem Combo nicht möglich. Das folgende Beispiel illustriert, was ich meine. Im ersten Beispiel hört man das Signal des 10“ Speakers, sehr warm, sehr vintage – ob man es mag, ist Geschmacksache, aber Tatsache ist, dass der Amp den Sound hervorragend rüberbringt. Hilfsweise habe ich hier den „enhanced Filter“ zugeschaltet und die Höhen zurückgedreht. Der Filter wirkt auf den Höhenregler und hebt bei Absenken der Höhen gleichzeitig die Mitten an, umgekehrt senkt er die Mitten ab, während die Höhen angehoben werden. Man kennt diese Schaltung von anderen EBS-Verstärkern und dem EBS Microbass Pedal.

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Im nächsten Beispiel hört man das gleiche Riff nun über den im Session 60 integrierten DI-Ausgang. Hier hören sich die Höhen relativ harsch an – so ähnlich wirkt auch der Sound aus dem Hochtöner, allerdings etwas milder und weniger „klinisch“.

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2b DI

Mischt man 10“-Speaker- und DI-Signal zusammen, bekommt einen ungefähren Eindruck von dem Sound, den man im Raum hört, in dem sich der Amp befindet. Wie gesagt, ich würde eine Option zur Abschaltung des Tweeters begrüßen – leben kann man damit aber allemal.

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2c DI und Amp-Mic

Beim Slappen trumpft der Hochtöner natürlich auf und man kann sich aussuchen, welche Filterschaltung der persönlichen Präferenz mehr entspricht. Im ersten Beispiel hört man den „Character“ Filter, im zweiten Beispiel den „enhanced Filter“ mit angehobenen Höhen und Bässen.

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3a 3b

Nicht unerwähnt soll das kleine Extra der Cinch-Eingänge für den Anschluss externer Audiogeräte bleiben. Wer zu einem Playback oder einer Drum-Maschine üben möchte, der kann diese Quellen an den Amp anschließen. Eine Stereoquelle wird dann automatisch zur Monoquelle und über den Amp wiedergegeben. Schließt man einen Kopfhörer an, so kann man auch unhörbar mit dem Session 60 üben. Beim Anschluss eines Kopfhörers werden Lautsprecher und Hochtöner automatisch stumm geschaltet. Der sogenannte Aux-Weg ist dabei mit einem separaten Volumenregler ausgestattet. 

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FAZIT
Der EBS Classic Session 60 ist ein ganz besonderer Wurf aus dem schwedischen Basslabor, das für seine Güteklasse bekannt ist. Wenngleich der Combowürfel in Fernost gefertigt wird und für einen sensationellen Preis zu haben ist, muss der Käufer nicht auf hochwertigen Sound und gute Qualität verzichten. Der Amp hat alles, was man von einem Combo dieser Größenordnung erwarten kann und bietet mehr, als man erwartet. Kompakte Handlichkeit mit einer ausreichenden Leistung und sehr gutem Soundspektrum machen ihn zum optimalen Reisebegleiter für Proben, kleinere Gigs und durchaus auch für das Studio, denn vor allem sein Speakersound kann voll überzeugen. Auch wenn der integrierte DI-Ausgang durchaus verwendbar ist, würde ich live und im Studio wenn möglich auf externe DI-Lösungen zugreifen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Gesamtpreis des EBS Classic Session 60 als vollwertiger Comboverstärker weit unter dem einer hochwertigen Stand-Alone DI-Box liegt. Man mag viel erwarten, fairerweise aber nicht das Unmögliche. Es bleibt beim Fazit:  Der beste Combo-Bassverstärker, der mir bislang in dieser Preislage begegnet ist.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
  • gute Verarbeitung
  • geringes Gewicht
  • kompakte Bauweise
  • gute Leistung und klarer Sound, speziell in Anbetracht der kleinen Abmessungen
  • anwinkelbar als Wedge
  • zusätzliche Filterschalter, Contour/enhanced Filter
Contra
  • Mittel-Hochtöner nicht regelbar/abschaltbar
  • Kein Anschluss für externe Zusatzbox
Artikelbild
EBS Classic Session 60 Test
Für 314,00€ bei
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Facts
  • Classic Session Serie
  • 60 Watt
  • 1x 10” Lautsprecher und Tweeter
  • mit Schrägstell-Konstruktion
  • ”Character” und ”Enhance Filter” schaltbar
  • Regler für Gain – Bass – Treble – Volume
  • regelbarer Aux-In (Cinch)
  • Kopfhörer Ausgang
  • XLR DI-Out mit Groundlift Schalter
  • Frequenzgang 60-18 kHz
  • Maße (BxHxT): 37,60 x 34,30 x 39,50 cm
  • Gewicht: 16kg
  • Preis: 356,00 Euro (UVP)
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