Fender Squier Classic Vibe Jazz Bass 60’s Test

Im Jahr 1982 stellte Fender das Label Squier vor und machte damit seine begehrten Bass und Gitarrenmodelle auch für eine Zielgruppe mit schmalerem Geldbeutel erschwinglich. Die ersten Serien wurden in Japan produziert und waren von beachtlicher Qualität – durchaus vergleichbar mit Instrumenten aus amerikanischer Fertigung. Um das Preisniveau halten zu können, lässt Fender die Budget-Linie mittlerweile in China fertigen, was sich nicht zwangsweislich negativ auf die Qualität auswirken muss.   

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Bestes Beispiel hierfür ist die Classic Vibe Serie, die 2008 das Licht der Welt erblickte und alte Vintage-Schätzchen aus den 50er und 60er Jahren zum Vorbild hat. Im Bassbereich wird diese Serie durch drei Modelle vertreten, einem 50 Jahre Precisionbass und jeweils einem Preci und Jazzbass die den Fender-Modellen aus den 60ern nachempfunden sind. Für diesen bonedo Test steht uns der Jazzbass in einer klassischen Olympic White Lackierung mit Tortoise Shell Pickguard „Rede und Antwort“.   

DETAILS

Laut Fender soll der Classic Vibe Jazz sämtliche Zutaten mitbringen, die den großen Fender-Bruder aus den 60ern so begehrt machen. Tatsächlich gibt es natürlich doch einige Unterschiede die modernen Anforderungen und natürlich nicht zuletzt dem günstigen Preis geschuldet sind. So verwendet Squier für den Body ein preisgünstiges Lindenholz mit einer dicken Polyester-Lackierung als Finish. 

Der gelblich eingefärbte Gloss-Lack auf dem Hals kommt dem Original optisch sehr nahe, wobei die Haptik einer solchen Lackierung Geschmacksache ist (siehe auch Praxis). Das Halsprofil ist nach meinem Empfinden zwar etwas massiger als ein echter Vintage-Hals, Squier bezeichnet es als „modern C shape“, aber immer noch im sportlichen Bereich mit guter Bespielbarkeit. Zusammen mit dem dünnen Griffbrett aus Palisander und den schmalen Bünden kommt tatsächlich echtes Vintage-Feeling ins Spiel. Der Hals ist an vier Punkten mit dem Korpus verschraubt und sitzt, mit nur minimalem Spiel, fest in der Ausfräsung. Überhaupt wirkt die gesamte Holzkonstruktion sehr solide und ist tadellos gearbeitet. Auch die Lackierung wurde perfekt erledigt und die Bundierung präzise ge-levelt und sauber abgerichtet, wirklich gut! 

Auch auf der Hardware-Seite kombiniert Squier Vintage-Elemente mit modernen Konstruktionen. An der Kopfplatte sitzen vier konventionelle, offene Stimmechaniken mit großen Flügeln und ein Saitenniederhalter für die D- und G-Saite. Die Halskrümmung wird an der Einstellschraube am Halsübergang justiert. 
Weniger traditionell gibt sich die Brücke des Classic Vibe Jazz, die sogenannte „HiMass“ Bridge ist, wie der Name bereits verrät, deutlich massiver als der konventionelle Blechwinkel und hat stabile Reiter aus Messing. Zudem werden die Reiter in Rillen geführt und können deshalb nicht seitlich verrutschen. 

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Für die Verstärkung sorgen zwei Single-Coil-Tonabnehmer mit Alnico 5-Magneten, einer an der Halsposition und der Zweite mit etwas größerer Distanz zur Brücke, in der sogenannten Sixties-Position für einen runderen Sound. Kontrolliert und justiert wird wie eh und je über zwei Volumereglern und eine Tonblende für den Höhenanteil.   

PRAXIS

Der Hals des Squier Classic-Vibe-Basses gefällt mir auf Anhieb, denn er bringt wirklich eine deutliche Vintage-Vibe mit und fühlt sich aus dem Stand vertraut an, zumindest wenn man schon mal ältere Jazzbässe gespielt hat. Dafür sorgt einerseits die Vintage-Bundierung mit sehr schmalem und relativ flachem Bunddraht und andererseits das Palisander-Griffbrett, das wesentlich dünner ist als auf Standard Fender-Bässen, eben eher wie bei echten Vintage-Schätzchen. Das „C“-Profil lässt sich mühelos und flink bespielen, die gelblich gefärbte dicke Hochglanzlackierung auf der Rückseite ist allerdings Geschmacksache. Der Hals sieht zwar schön alt aus, eine solch dicke Lackschicht fühlt sich aber, besonders mit schwitzigen Händen, schnell klebrig an und bremst, weshalb viele Gitarristen und Bassisten eher ein dezenteres Satin-Finish oder gar naturbelassene Hälse mit geschmeidigerer Haptik bevorzugen. 

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In Sachen Ergonomie tummelt sich der Squier im Mittelfeld mit vielen anderen preisgünstigen Fender-Nachbauten, der Lindenkorpus bringt mit ca 4,3kg ordentlich was auf die Waage und zieht kräftig am Gurt.  Auf der anderen Seite wirkt das Gewicht des Korpus aber gegen die bei Bässen weitverbreitete Kopflastigkeit, sodass „der Jazz“ im Großen und Ganzen ganz vernünftig am Körper hängt und gut spielbar ist. Außerdem kommt ein massiver Body einem satten Basston in der Regel zugute, und den kann der Classic Vibe Jazz in der Tat liefern.   
Der Sound des Squier kommt einem Jazzbass aus den 60er Jahren schon sehr nahe und ist mit seinem warmen, runden Grund-Charakter wirklich im besten Sinne „Vintage“. Das Fundament ist immer da, durch das 60er Spacing der Tonabnehmer sogar mit dem Bridge-Pickup im Solomodus. Die Tiefmitten sind sehr ausgeprägt und „punchy“ während sich der Hochmitten – und Höhenbereich eher dezent gibt, aber dennoch für ausreichend Transparenz sorgt. 

Audio Samples
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Hals-PU, Blende halb zu Bridge-PU Beide-PUs

Mit dieser Grundausrichtung ist einiges möglich: Dumpfe Preci-Klänge für Soul oder Reggae-Styles erledigt der Classic Vibe genauso bravourös wie den Jazzbass-typischen Jaco-Mitten-Sound mit dem hinteren Tonabnehmer oder perkussive Slapsounds mit Punch – genau die Allround-Fähigkeit, die man von einem Jazzbass eben auch erwartet.   
Was ihm im Vergleich zu einem guten Instrument aus den 60ern fehlt, ist eine gewisse Leichtigkeit oder Luftigkeit im Sound, die zu einem großen Teil durch sehr gut resonierende und entsprechend lange abgelagerte Hölzer zustande kommt. Das aber nur am Rande, denn schließlich ist der Squier kein sündhaft teueres Sammlerobjekt, sondern ein Budget-Instrument, das verdammt viel Fender-Sound für den kleinen Geldbeutel bietet. 

FAZIT

Der Squier Classic Vibe 60‘s Jazzbass geht für einen Straßenpreis von deutlich unter 400€ über die Ladentheke, ein Schnäppchenpreis, wenn man bedenkt, wie viele Upgrades die Classic Vibe Serie mitbringt. Das Handling und die Verarbeitung sind tadellos und der Sound trägt einen markanten Fender-Stempel. In der Tat sind klassische Jazzbass-Klänge mit einer schön abgerundeten Vintage-Note genau das Metier des Squier-Basses. Wer also viel Jazzbass für kleines Geld sucht, sollte sich den Classic Vibe 60‘s im Laden ruhig mal vorknöpfen. Einziger Wermutstropfen bei meinem Testbass ist ein scheppernder Bridge-Pickup. Ich konnte das Geräusch nicht endgültig eliminieren, nehme aber an, dass es sich um einen Einzelfall handelt. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • überzeugender Sound
  • gute Verarbeitung
  • schöne Vintage optik
  • gutes Preis – / Leistungsverhältnis
Contra
  • relativ hohes Gewicht
  • Bridge-Pickup scheppert mechanisch
Artikelbild
Fender Squier Classic Vibe Jazz Bass 60’s Test
Für 398,00€ bei
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Hersteller: Squier
  • Modell:Squier Classic Vibe Jazz Bass 60’s
  • Land:China
  • Mensur: 34“ long scale
  • Korpus: Basswood (Linde), Olympic White Finish, Tortoise Pickguard, Thumbrest,
  • Hals:aufgeschraubt, Ahorn mit Tinted Gloss Finish. Palisander Griffbrett, 20 Vintage Bünde
  • Hardware:Vier offenen Squier Stimmmechaniken, HiMass Brücke mit Messingreiterm, Saitenniederhalter, konventionelle Gurtpins
  • Tonabnehmer:2 Single Coils mit Alnico 5 Magneten, passiv
  • Regler:Volume/Volume/Tone
  • Gewicht:ca 4,3kg
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