Fostex HP-A8 mkII Test

In Zeiten, in denen immer mehr dort produziert wird, wo ein Laptop auf den Tisch passt, wird statt Lautsprechern zum Abhören immer häufiger ein Kopfhörer eingesetzt.

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Um aus hochwertigen Kopfhörern auch das letzte Quäntchen Klangqualität herauszukitzeln, sind spezialisierte, leistungsfähige und sauber arbeitende Kopfhörerverstärker eine sinnvolle Investition. In Kombination mit einem DAC, also einem Digital-Analog-Converter, lassen sich Geräte herstellen, die den Anforderungen von reinen In-The-Box-Produktionen, Editing- und auch Mixing-Vorgängen mehr als gerecht werden. Der Fostex HP-A8 mkII ist ein solches Gerät, das in Verbindung mit einem DAW-Computer und einem guten Kopfhörer ein vernünftiges Arbeitsumfeld bieten kann. Wirklich mobil ist das System dabei nicht, denn der Fostex HP-A8 mkII wiegt stolze 3,8 Kilogramm.

Details

Hi-Fi?

Eine glänzende Lackoberfläche, Chromoptik und große, runde Standfüße: Blickt man den HP-A an, wird deutlich, dass er bestimmt nicht für die Zunft der musikproduzierenden Personen entwickelt wurde, sondern einen anderen, deutlich größeren Personenkreis im Visier hat, die Musikhörer. Nun sind Hi-Fi und Pro Audio keine Gegensätze, wenngleich aber durchaus unterschiedliche Anforderungen an Ausstattungen und Klang vorkommen können. Lassen wir uns aber nicht von der Consumer-Optik abstoßen, sondern freuen uns darüber, dass eine hohe Serienstückzahl bedeutet, dass Geräte preiswerter angeboten werden können. Dennoch: Fostex’ Kopfhörerverstärker-/DAC-Kombi kostet mehr als 1000 Euro.

Fotostrecke: 2 Bilder Zweifelsohne wurde der DAC/HP-Amp nicht primär für den Studiobetrieb designt. Dank AES/EBU und weiterer Features ist er dennoch hervorragend dafür geeignet – bis auf eine Kleinigkeit.

Ausstattung und technische Werte

Bis hierhin liest sich alles vielleicht recht nüchtern: Kopfhörerverstärkung und Wandlung. Doch unter der etwas biederen Haube steckt modernste Technik. So kann die Wandlung mit bis zu 192 kHz erfolgen, wahlweise auch mit DSD. Dabei begnügt sich der Fostex nicht mit einfacher Rate, sondern ermöglicht auch doppelte und vierfache, also bis zu DSD256 – das sind 11,2 MHz! Die nutzbare Rate ist durch das verwendete Inputformat begrenzt: Für DSD-Playback muss der USB-2.0-Anschluss verwendet werden oder eine Karte mit Daten im ebenfalls vorhandenen SD-Kartenslot. Auf dem Mac kann PCM über USB mit bis zu 32 Bit aufgelöst sein, auf Windows-Systemen nur mit 24 Bit. USB, die beiden TOS-Link-, der RCA- und der AES/EBU-Input erlauben Samplerates von bis zu 192 kHz. Für den HP-Amp gibt es zudem einen analogen Input, der allerdings unsymmetrisch ist, auch ein Word-Clock-Terminal gibt es nicht, Syncs müssen über die Digitalanschlüsse laufen. Damit wird die hauptsächliche „Target Group“ beim Planen des Gerätes klar. Ausgangsseitig stehen neben den beiden frontseitigen Kopfhörerausgängen ein TOS-Link und ein analoger Thru (Cinch) zur Verfügung.  

Umfangreiche I/O-Ausstattung
Umfangreiche I/O-Ausstattung

Auch bezüglich der technischen Werte ist der HP-A8 mkII nicht von schlechten Eltern. Der Pegelfrequenzgang wird von 18 Hz bis 80 kHz angegeben, die Toleranz dafür mit nur +/- 0,3 dB. Anschließen lassen sich Kopfhörer mit einer Impedanz von 16 bis 600 Ohm, die Leistung an einem modernen 32-Ohm-Hörer beträgt maximal 0,7 Watt. Wird eine Leistung von 0,1 Watt abgerufen, beträgt der Anteil von Verzerrungen eines 1kHz-Signals 0,002%.

Indiz für die Hi-Fi-Herkunft: Fernbedienung
Indiz für die Hi-Fi-Herkunft: Fernbedienung

Praxis

High End von Fostex

Der HP-A8 mkII ist nicht gerade ein preiswerter DAC/HP-Amp, das muss man zugeben. Auf dem Hi-Fi-Markt werden gerne noch deutlich teurere Geräte verwendet, im Pro-Audio-Bereich haben es derartig Geräte recht schwer, wenngleich gerade dort eine hochwertige Abhörkette mehr als sinnvoll ist. Dass der Firmenname Fostex auf dem HP-A8 mKII zu lesen ist, mag vielleicht etwas hinderlich sein, denn viele User assoziieren mit dem japanischen Unternehmen ordentliches Equipment, aber eben nicht die Crème de la Crème. Da haben es Hersteller mit „illustren“ Namen doch etwas einfacher. Allerdings blickt Fostex auf jahrzehntelange Erfahrung und viele sehr gelungene Produkte mit hoher Marktakzeptanz zurück und hat sich die Teilhabe am oberen Marktsegment schlichtweg mit guter Arbeit erlangt, vergleichbar etwa mit Audio-Technica, deren hochpreisige Mikrofone und Kopfhörer auch viele User begeistern.  

Fotostrecke: 2 Bilder Fostex ist den meisten Engineers eher für solide Tonstudiotechnik bekannt – hier haben wir es mit einem High-End-Produkt zu tun.

Vergleichssysteme von einfach bis edel

Zum Vergleich stelle ich im Test dem schwarzen Klotz einen Lavry DA-11 gegenüber, das ist ein 9,5“-DAC mit eingebautem Kopfhörerverstärker und ebenfalls USB-Anschluss. Ein großer Unterschied zum Fostex besteht darin, dass Dan Lavry kein Freund von höheren Samplerates als 96 kHz ist. Er hat auch gute Argumente dafür. Ein zweites edles Gerät ist der HAPI von Merging Technologies, ein Schweizer AoIP-System mit eingebautem Kopfhöreramp und der Möglichkeit, bis zu 384 kHz PCM, DXD und DSD bis DSD256 wiederzugeben (und übrigens auch aufzunehmen), zudem ein iFi iDSD nano. Weitere Geräte im Testverbund sind übliche Audio-Interfaces wie ein MotU 896mkIII, ein Focusrite 6i6 und Instrumente wie ein Moog Sub 37 und ein Clavia Nord Electro III, natürlich auch ein Apple Mac Book Air und ein iPhone.

Gut greifbare Tiefen, eher verhaltene Präsenzen

Es wäre ja schon geradezu geschäftsschädigend, wenn der große, schwere und teure HP-A8 klanglich nicht mit den Versprechungen mithalten könnte. Davon ist er auch weit entfernt, denn wie zu erwarten (und wie man durchaus verlangen kann) klingt die DA-/HP-Kombination absolut hervorragend. In den Tiefen spielt er konkret und nüchtern, keine Spur von Wischi-Waschi. Auch tiefe Töne lassen sich in ihrer Pitch gut bestimmen – das ist nicht selbstverständlich für ein Gerät, das nicht explizit für die Studiowelt entwickelt wurde. In den Mitten wird das Spiel weitergeführt, auch hier darf man sich an klarer, konturierter Abbildung erfreuen. Ein klein wenig zurückhaltend ist der Präsenzbereich. Für langes, ermüdungsfreies Hören fertiger Produktionen, die oft im Mastering für einen hohen Lautheitseindruck dort etwas übertrieben sind, kann das vorteilhaft sein, um etwas zu bissige Stimmen oder „kneifende“ Snaredrums zu erkennen, muss man etwas sensibler zu Werke gehen. Das ist in jedem Fall auch Gewohnheitssache. Wirklich erstaunlich ist die Wiedergabe der Höhen. Sie glänzen nicht nur mit Detailreichtum, sondern gleichzeitig mit enormer Leichtigkeit und – hier passt der überstrapazierte Begriff perfekt – Natürlichkeit. Vielleicht liegt es am klassischen analogen Aufbau mit Toroidaltransformer…?  

Eingangswahlschalter
Eingangswahlschalter

Hochohmige Studiokopfhörer sind kein Problem für den HP-A8 mkII

Nichts weniger als Spitzenklasse ist die Dynamik des Fostex-Systems, und zwar sowohl in der Makro- als auch der Mikrodynamik. Das Rauschen ist gering, Zerrungen treten erst bei wirklich sehr hohen Pegeln auf, zudem erscheinen sie sehr gemächlich als Anreicherung und Verdichtung, nicht direkt als fiese Kratzer. Die Leistungsreserven reichen aus, um auch bei schnellsten Transienten die Ausgangsspannung flott zu erhöhen. Sowohl Lavry als auch Merging sind diesbezüglich etwas besser aufgestellt – etwas. Eine ordentliche Feindynamik ist Voraussetzung dafür, dass die Ortung präzise ist. Auch die Tiefe der Bühne ist gut dargestellt, wodurch sich Bewertungen von Signalpositionen, -ausdehnungen und die Art und Qualität von Reflexionen gut erkennen lassen. Schön ist, dass der HP-A8 mit jeder Art von Kopfhörer gleichermaßen gut umgeht. Für viele Headphone-Amps ist es keine Selbstverständlichkeit, auch hochohmige Hörer mit hoher Auflösung und hohem Pegel zu betreiben, etwa den AKG K241DF. Dieser 600-Ohm-Hörer klingt an eigentlich allen einfachen Amps, also mobilen und „eingebauten“, etwa von Apple-Laptops, zu blutleer und vor allem zu leise.  

Der Verstärker zeigt sich unprätentiös im Umgang mit verschiedenen Kopfhörern.
Der Verstärker zeigt sich unprätentiös im Umgang mit verschiedenen Kopfhörern.

Eine wirkliche Präferenz des Fostex bei der Wahl des digitalen Formats kann ich nicht feststellen. Das Interface scheint unerheblich für die Ausgabequalität, auch bei der Frage nach der Samplerate und der Bittiefe, besonders 1 Bit oder 24 Bit, lassen sich keine „Lieblingsformate“ feststellen. Die DSD-Auflösung des Merging Technologies ist unter den Geräten im Test deutlich die beste. Bei PCM-Auflösung hat der Lavry ein wenig die Nase vorn, wenn man den reinen DA-Wandler betrachtet, was aber im Gesamtbild durch seinen etwas schwächeren Kopfhörerverstärker wieder ausgeglichen wird.

Auch das Display ist frei von Kryptik und liefert sachlich und verständlich die notwendigen Informationen.
Auch das Display ist frei von Kryptik und liefert sachlich und verständlich die notwendigen Informationen.

Die Bedienbarkeit des Systems ist gut, vor allem, da das Display eine eindeutige Sprache spricht. Hier zeigt sich erneut die Hi-Fi-Nähe. Das bedeutet allerdings auch, dass es Dinge wie Crossfeed und dergleichen nicht gibt. Auch die Frontplattenbeschriftung ist eindeutig, doch aufgrund der Größe und der spiegelnden Oberfläche eher nichts für schummerige Arbeitsplätze. Bei der überschaubaren Anzahl Elemente auf der Frontplatte ist das aber zu verschmerzen.

Fazit

Wer in der Musikproduktion viel und ausgiebig mit Kopfhörern arbeitet, der begeht einen kolossalen Fehler, einen guten, teuren Kopfhörer an schlechten oder mittelmäßigen Amps zu betreiben. Der Fostex HP-A8 mkII ermöglicht es, in Kombination mit einem sehr guten Kopfhörer eine qualitativ absolut hochwertige Abhörkette aufzubauen, die direkt an den Computer oder sonstige Quellen angeschlossen, qualitativ vielesübersteigt, was man an Lautsprecher-Monitoring erhalten kann. Der HP-A8 mkII besitzt einen hervorragend klingenden Kopfhörerverstärker, der das Herzstück des Gerätes darstellt. Die hohe Flexibilität zum digitalen Anschluss und den Umgang mit verschiedenen PCM- und DSD-Auflösungen muss man dem Fostex positiv anrechnen, lediglich der Verzicht auf symmetrische Analogverbindungen kann denjenigen stören, der häufiger den digitalen Teil des Gerätes brachliegen lassen möchte.  

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragende Klangualität
  • Anschlussvielfalt
  • akzeptiert unterschiedliche Formate, auch DSD
Contra
  • keine symmetrischen Analogeingänge
Artikelbild
Fostex HP-A8 mkII Test
Fostex_HP_A8_mkII_3
Features und Spezifikationen
  • DAC und Kopfhörerverstärker
  • bis 192 kHz und 32 Bit, DSD 11,2 MHz
  • USB 2.0, AeS/EBU, S/PDIF coax./opt., analog Cinch, Kartenslot (SD)
  • 2 x HP Out mit bis zu 700 mW
  • OLED-Display
  • Fernbedienung
  • Gewicht 3,8 kg
  • Preis: € 1.099,– (Straßenpreis am 05.06.2017)
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