Gallien – Krueger MB² 500 Test

Micro-Bass-Amps sind zurzeit ganz groß in Mode! Fast jeder Hersteller, der etwas auf sich hält, hat mittlerweile mindestens ein Modell im Zigarrenschachtelformat im Angebot. Da ist es schon fast eine Selbstverständlichkeit, dass auch Gallien-Krueger in diesem Marktsegment ein Wörtchen mitreden möchte, denn schließlich nimmt die Firma eine Vorreiterrolle im Bereich kleiner und leistungsfähiger Bassverstärker ein. Ich jedenfalls war schon vor 20 Jahren beeindruckt von der Leistung des MB150E-112, einem kompakten Basscombo mit 12er Lautsprecher.

Mit der Einführung des  MB² 500 Anfang 2009 führt GK diese Tradition fort. Aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes wirkt der Amp fast wie ein Spielzeug und ist mit Sicherheit der bisher kompakteste und leistungsfähigste aus den Werkstätten des kalifornischen Herstellers. Wir wollen in diesem bonedo-Test herausfinden, ob er in alter Gallien-Krueger-Tradition dennoch den „Großen“ die Stirn bieten kann.

Details
Der MB² 500 ist in einem sehr kompakten Metallgehäuse untergebracht und hinterlässt einen robusten, modernen und hochwertigen Eindruck. Lediglich die Frontplatte weist nicht überall das gleiche Spaltmaß auf, sitzt aber dennoch fest am Gehäuse, ohne zu wackeln. Auf der linken Seite befindet sich zwar ein kleiner Ventilator, der den Amp vor Überhitzung schützen soll, allerdings nimmt dieser offensichtlich erst bei extrem hoher Belastung seinen Betrieb auf. Während der gesamten Testphase hat er sich auf jeden Fall nicht ins Geschehen eingemischt.
Wer schon einmal einen GK-Verstärker vor sich hatte, dürfte sehr schnell mit den Bedienelementen auf der Frontseite klarkommen. Hier finden sich die üblichen Einstellmöglichkeiten, die allerdings an einigen Stellen etwas spartanischer ausfallen als bei seinen großen Geschwistern.

Front
Links wartet, wie gewohnt, der Klinkeneingang für aktive und passive Bässe, gefolgt von einem Padschalter, der bei Bedarf die Eingangsempfindlichkeit um 10 db absenkt und einem Mute-Switch zum Stummschalten der Ausgänge. Der Mute-Schalter fungiert gleichzeitig als Clip-Led und erlaubt so ein optimales Justieren des Eingangssignals mit dem Gain-Regler, der rechts davon sitzt. Danach kommt die EQ-Sektion, bestehend aus einem Contour-, einem Höhen- und einem Bassregler, sowie jeweils einem Poti für die hohen und die tiefen Mitten. Mit dem Contour-Regler lassen sich die Mitten bei 500 Hz beschneiden und gleichzeitig die Bässe bei 50 Hz und die Höhen bei 7 KHz etwas anheben, eine Funktion, die man unter Bezeichnungen Enhance – oder VPF bei Markbass – auch von anderen Herstellern kennt.

Dann allerdings folgt eine Gallien-Krueger-Besonderheit, die „Gate Induced Valve Effect“-Sektion, die auf der Fronplatte mit der Abkürzung G.I.V.E präsentiert wird. Sie besteht aus dem Boostregler, dem G.I.V.E On-Off-Switch und dem Master B-Regler und macht aus dem MB² 500 zumindest annähernd einen zweikanaligen Amp. Bei aktivierter G.I.V.E Schaltung wird die Lautstärke mit dem Master B-Regler eingestellt, den Sound kontrolliert man mit dem Boostregler. Dieser beeinflusst das Obertonspektrum und macht den Klang zunehmend griffiger und schmutziger. Man bekommt also mit der G.I.V.E Schaltung einen separaten Kanal, der zwar ohne EQ Sektion auskommen muss, aber in der Lautstärke gesondert geregelt und mit dem Boostregler geformt werden kann. Wegen seines Charakters könnte man ihm die Bezeichnung „Rock-Kanal“ verpassen. Schön, dass Gallien-Krueger gleich einen Fußschalter zum Aktivieren und Deaktivieren dieser Option mitliefert. So kann man das Feature, quasi aus dem Stand, auf der Bühne nutzen.

Rechts auf der Frontplatte findet man schließlich noch einen Master – Regler und den Power Schalter. Der Master regelt bei ausgeschalteter G.I.V.E Schaltung die Lautstärke der 500-Watt Class-D Endstufe von Bang und Olufsen, die sich übrigens schon in zahlreichen Geräten sowohl aus dem professionellen wie auch dem  Heim-Audiobereich bewährt hat.

Rückseite
Auf der Rückseite finden wir die üblichen Ausgänge und Schalter gut ausgestatteter Topteile. Neben dem Netzanschluss parkt ein XLR Direct-Out mit Ground-Lift und der Möglichkeit, das Signal vor oder nach dem EQ abzuzweigen. Danach kommt die sogenannte „Patch-Bay“ mit fünf Klinkenbuchsen: jeweils einen für den Fußschalter, das Stimmgerät und Return und Send des Effektweges. Der fünfte dient als Ausgang und findet seine Bestimmung per Schalter entweder als Line- oder Headphone-Out. An die zwei Speakon/Klinke-Kombibuchsen auf der rechten Seite werden schließlich die Boxen angeschlossen, dabei sollte eine Impedanz von vier Ohm nicht unterschritten werden.

Praxis
Die Kompaktheit des kleinen GK ist schon bestechend, und der Amp sollte in wirklich jedem Gigbag ein Plätzchen finden. Und dank seines geringen Gewichts von schlanken 1,7 Kilo ist während des Transports auch kaum eine zusätzliche Last zu spüren.

Schaltet man den MB²  500 ein, leuchtet der Power-Schalter zunächst rot und wechselt dann nach Blau, sobald der Amp betriebsbereit ist – sehr chic. Während des Tests konnte ich ein leichtes Rauschen aus dem Hochtöner der angeschlossenen Box vernehmen, allerdings so leise, dass es im Livebetrieb keinesfalls stören wird. Auf jeden Fall sollte man darauf achten, den Gain- und den Masterregler nach Anweisung von GK zu bedienen. Denn wenn man wie ich aus alter Gewohnheit den Gainregler so weit wie möglich aufreißt und die Endlautstärke mit dem Masterregler einstellt, rauscht der Amp erheblich lauter. GK empfiehlt in der Bedienungsanleitung den umgekehrten Weg, also erst den Master ziemlich weit aufzuziehen (3 Uhr) und die Lautstärke dann mit dem Gain zu regeln. Das habe ich so zwar noch bei keinem Verstärker gesehen, aber man lernt ja bekanntlich nie aus.

Audio Samples
0:00
Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3 G.I.V.E.

Der MB² 500 klingt ohne Zweifel wie ein Gallien-Krueger. Der Ton ist klar, definiert, aber trotzdem griffig und punchy – und dabei keinesfalls steril. Im Tiefenbereich kommt der Winzling sehr fett und behält diesen Sound auch bei sehr hohen Lautstärken. Die Höhen sind sehr klar, aber in linearer Einstellung nicht harsch. Mit dem Contour-Regler lässt sich hervorragend der Mittenbereich steuern, sodass ich eigentlich die restlichen EQ – Regler kaum verwenden musste. Mit dem Contour-Regler auf 9 Uhr fand ich den Sound über das ganze Frequenzspektrum sehr ausgewogen und durchsetzungsfähig, eine extremere Einstellung ist dann eher was für die Freunde des Slap-Bassspiels, was der GK ebenfalls ausgezeichnet absolviert.

Will man mehr Variationsmöglichkeiten, kann man die optionale G.I.V.E Schaltung ins Spiel bringen und dem Sound so mehr Obertöne und Charakter mit auf den Weg geben. Und tatsächlich lassen sich dem MB² 500 mit verschiedenen Einstellungen des Boost – und des  Master B-Reglers eine ganze Menge weiterer Sounds entlocken. Die Performance wird mit zunehmendem Boost obertonreicher und erhält etwas mehr Röhrencharakter. Zusammen mit einer Lautstärkeanhebung kann man so im Song per Fußtritt einen Gang hochschalten und behält die Hände am Instrument.
Natürlich lässt sich die G.I.V.E Schaltung auch einfach als Volume-Booster ohne Soundveränderung für lautere Solopassagen verwenden – ebenfalls ein sehr nützliches Feature, wie ich finde.

Abschließend kann ich nur sagen, dass der MB² 500 auf keinen Fall wie ein kleiner Amp klingt, er kann sehr hohe Lautstärken produzieren und behält auch dann noch seinen klaren und fetten Sound.

Fazit
Der Gallien-Kruger MB² 500 ist sehr klein und unglaublich leicht. Man sollte sich aber von diesen Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen, denn in Bezug auf Leistung und Performance kann er problemlos mit wesentlich größeren Topteilen mithalten. Natürlich gibt es Verstärker, die edler klingen, feinere Höhen liefern oder insgesamt geschmeidiger rüberkommen, aber der GK liefert einen warmen, balancierten und kraftvollen Ton und ist somit für sämtliche Livesituationen gut gerüstet. Berücksichtigt man dann noch den wirklich sehr moderaten Preis, kann man den MB² 500 mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der ein ultra-transportables, aber dennoch leistungsfähiges Micro-Top sucht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Formfaktor, Transportabilität
  • gute Ausstattung
  • ordentliche Verarbeitung
  • G.I.V.E Schaltung, 2. Kanal
  • Sound/Variabilität
Contra
  • Handling der Potis gewöhnungsbedürftig
Artikelbild
Gallien – Krueger MB² 500 Test
Für 498,00€ bei
TECHNISCHE DATEN
  • Bauform: Topteil im Gehäuse
  • Leistung: 350Watt @ 8Ohm
  • 500Watt @ 4Ohm
  • EQ: Bass 60Hz, Lo-Mid 250Hz, Hi-Mid 1KHz, Treble 7KHz
  • Voicing Filter: Contour Mittenabsenkung
  • Sonstiges: Clip-Led, Groundlift-Schalter, Lüfterkühlung, Direct-Out Pre/Post, Effektweg, Tuner-Out, Headphone-Out
  • Maße mm: 44,45 x 279,4 x 228,67
  • Gewicht: 1,7 kg
  • Preis: € 855,- (UVP)
Hot or Not
?
GallienKruegerMB2_500_02FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Anonymous

Anonymous sagt:

#1 - 25.07.2011 um 20:08 Uhr

0

kommt bald auch ein test bericht über den mb800?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo