Harley Benton GuitarBass VS

Beim Harley Benton GuitarBass aus der Vintage Serie haben wir es mit einer Anlehnung an einen wahren Klassiker zu tun, den Fender VI Bass. Wie der sechssaitige Klassiker ist auch der Harley Benton GuitarBass mit seiner verkürzten Mensur hauptsächlich für Gitarristen eine interessante Alternative.

Harley Benton GuitarBass VS TEST

Und dort soll er für neue Klangfarben sorgen, denn das Original wurde immerhin in den den Händen der Beatles, der Shadows oder zu Cream-Zeiten auch von Jack Bruce gesehen. Mit einem Preis von knapp über 200 Euro ist der Harley Benton GuitarBass VS auf jeden Fall ein Schnäppchen. Neugierig geworden?

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Der Kenner sieht auf den ersten Blick, dass der Harley Benton GuitarBass sich den von Fender bereits Anfang der 1960er-Jahre entwickelten Fender VI zum Vorbild genommen hat. 60 Jahre später haben Bariton sowie 7- und 8-saitige Gitarren Einzug in die Popularmusik gehalten und auch unser Kandidat könnte wieder in den Fokus geraten, gerade weil es sich bei ihm nicht um eine Gitarre, sondern um einen Bass handelt, der dem Gitarristen zu kreativen Momenten verhelfen kann.

Der Unterschied zu einer Baritongitarre ist recht deutlich, denn die besitzen meist eine Mensur von 27“ und nicht 30“ wie unser Testinstrument. Außerdem werden sie in der Regel mit Gitarrensaiten bezogen, wohingegen der Harley Benton GuitarBass oder der originale Fender VI mit Basssaiten bestückt ist. Das sind profunde Unterschiede, die sich außer auf das Spielgefühl natürlich auch auf den Sound auswirken, da Basssaiten schlicht völlig anders klingen als Gitarrensaiten. Dazu aber später mehr im Praxisteil.

Ein weiterer Unterschied ist die Stimmung unseres Instrumentes, denn eine Baritongitarre wird in der Regel auf H gestimmt, unser Kandidat aber in Standard-E, nur eben eine Oktave tiefer als eine herkömmliche Gitarre.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Harley Benton GuitarBass VS ist eine Mischung aus Gitarre und Bass, die an den Fender VI Bass erinnert.

Der GuitarBass VS erreicht mich sicher in einem Karton, ein Gigbag oder einen Koffer kann man bei einem solchen Verkaufspreis beim besten Willen nicht erwarten.

Das sehr ansehnliche Instrument kommt in einem klassischen Dreiton-Sunburst und lässt mich wie so oft bei Instrumenten aus dem Hause Harley Benton erst einmal tief Luft holen und innehalten, denn seitens der Verarbeitung gibt es beim ersten Inspizieren rein gar nichts zu bemängeln – und das bei dem Preis!

Der Korpus ist aus amerikanischer Linde gefertigt und orientiert sich natürlich am Fender Double-Cutaway VI Bass-Shape. Ein braunes Tortoise-Schlagbrett beherbergt drei HBZ Custom Wound AlNiCo5 Vintage-Voiced Singlecoils in weißen Kunststoffkappen, die sich in der Höhe justieren lassen. Reguliert werden die Tonabnehmer mit einem Volume- sowie einem Tone-Regler, die ebenfalls auf dem Pickguard platziert wurden, genau wie die Klinkenbuchse.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Harley Benton GuitarBass VS besitzt drei Singlecoil-Tonabnehmer,…

Das hatte Fender seinerzeit für meinen Geschmack galanter geregelt, denn Potis und Buchse saßen auf eigenen Metallplatten. Eine Lösung, die etwas robuster erscheint, gerade was die Klinkenbuchse anbetrifft, an der schließlich regelmäßig gesteckt und vor allem gezogen wird.

Wie fragil das Ganze letztendlich ist, lässt sich aber wohl erst nach einiger Zeit feststellen.

Die aufgezogenen Saiten in den Stärken .024, .034, .044, .056, .072, .084 werden in eine Tune-O-Matic Bridge mit Stop-Tailpiece eingefädelt und legen auf ihrem Weg zum Sattel exakt 762 mm (30“) zurück. Zum Vergleich besitzt ein Fender Precision Bass eine Mensur von 34“, also 864 mm. Somit müssen wir Gitarristen unseren linken Arm nicht ganz so weit ausfahren, um an die tiefen Lagen heranzukommen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die aufgezogenen Saiten in den Stärken .024, .034, .044, .056, .072, .084 laufen über eine Tune-O-Matic Bridge.

Der Korpus kann mit der typischen Armausfräsung auf der Vorderseite sowie dem Bellycut auf der Rückseite aufwarten, den man auch als Rippenspoiler kennt und der für einen deutlich höheren Spielkomfort sorgt, da sich keine Kante schmerzhaft in die Rippen drückt.

Bis auf die Halsbefestigung zeigt sich die Rückseite ohne weitere Bohrungen, das Elektronikfach befindet sich auf der Vorderseite unter dem Schlagbrett.

Hals

Der mit einem weißen Binding versehene Hals aus kanadischem Ahorn ist mit vier Schrauben bombenfest mit dem Korpus verbunden und besitzt ein Griffbrett aus Roseacer. Dabei handelt es sich um “gebackenen“, also thermisch behandelten Ahorn, womit auch der Name Roseacer Sinn ergibt, denn der setzt sich aus den beiden Begriffen Rosewood (Palisander) und Acer (Botanisch für Ahorn) zusammen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals besteht aus kanadischem Ahorn und…

In das Griffbrett wurden 21 Jumbo-Bünde tadellos eingesetzt und an den Kanten bearbeitet, was ebenfalls bemerkenswert ist, denn auch dies ist selbst bei deutlich teureren Instrumenten oftmals nicht der Fall! Die sechs Saiten laufen über einen 42 mm breiten Grafitsattel und kommen spielfrei an der Kopfplatte an. Diese beheimatet sechs Kluson-Style-Mechaniken, die einen spielfreien Stimmvorgang ermöglichen. Damit die Drähte auch im richtigen Winkel auf die Mechaniken treffen, werden sie mit sogenannten String-Trees auf das entsprechende Niveau der Mechanik heruntergedrückt, was für eine verbesserte Stimmstabilität sorgt.

Allerdings stellt sich mir die Frage, warum auf der Kopfplatte VT steht, obwohl das Instrument aus der VS, also Vintage Serie, stammt. Das soll aber nicht weiter Thema unseres Tests sein, denn das in Indonesien gefertigte Instrument wurde weitestgehend fehlerfrei gefertigt und bringt 3785 Gramm auf die Waage.

Der GuitarBass lässt sich recht komfortabel bespielen, allerdings neigt das Instrument zur Kopflastigkeit, was aber in der Praxis nicht weiter ins Gewicht fällt. Trocken mit einem Plektrum angeschlagen kommt ein lauter, drahtig knackiger Sound zustande, wobei die dicken Saiten für den durchschnittlichen Gitarristen anfangs sicherlich erst einmal gewöhnungsbedürftig sein dürften. Ist diese Hürde einmal genommen, eröffnet sich eine völlig neue Klangwelt, auf die ich in den folgenden Audiobeispielen etwas näher eingehen werde.

Die Audiofiles habe ich mit einem Marshall JVM 410 in Verbindung mit einer Universal OX Box aufgenommen und natürlich nicht weiter im Klang bearbeitet. In der OX Box kommt eine mit Vintage 30 Speakern bestückte Box zum Einsatz.

Los geht es im cleanen Kanal des Amps, dabei spiele ich alle fünf Positionen des Pickup-Wahlschalters an und beginne mit dem Halstonabnehmer.

Audio Samples
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Clean: PU-Position 1 Clean: PU-Position 2 Clean: PU-Position 3 Clean: PU-Position 4 Clean: PU-Position 5

Der GuitarBass VS liefert einen drahtigen, voluminösen Sound, den man in der Tat als Hybriden aus einer Gitarre und einem Bass bezeichnen kann. In der Halsposition generiert er einen P-Bass-Style-Sound, die Zwischenpositionen präsentieren Strat-Anleihen und in der Stegposition des Fünfweg-Wahlschalters wird es gewohnt mittig, dabei verschlankt sich der Ton in den tiefen Frequenzen.

Bei allen Pickup-Positionen kommen die Attacks deutlich zum Vorschein, was für mehr Durchsetzungskraft sorgt.

Weiter geht es im Crunch-Kanal des Amps. Dabei spiele ich wieder alle fünf Positionen des Wahlschalters an und beginne am Hals.

Audio Samples
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Crunch: PU-Position 1 Crunch: PU-Position 2 Crunch: PU-Position 3 Crunch: PU-Position 4 Crunch: PU-Position 5

Und genau ab hier wird es für meinen Geschmack richtig spannend, denn im Vergleich zu den Beispielen am clean eingestellten Amp kommt am zerrenden Verstärker die Eigenständigkeit des GuitarBass deutlicher zum Vorschein.

Das Instrument liefert einen ausgesprochen dreckigen, spritzig-knackigen Crunchsound, wobei der Steg-Singlecoil erwartungsgemäß den fokussiertesten Klang erzeugt. Hier verschmilzt die Gitarren- mit der Basswelt, was für einen äußerst spannenden und sehr gut einzusetzenden Klang sorgt.

Ich belasse am Amp sämtliche Einstellungen, spiele aber die folgenden Beispiele in einer höheren Lage.

Audio Samples
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Crunch: PU-Position 1 – höhere Lage Crunch: PU-Position 2 – höhere Lage Crunch: PU-Position 3 – höhere Lage Crunch: PU-Position 4 – höhere Lage Crunch: PU-Position 5 – höhere Lage

Hier bewege ich mich tonal in Gitarrengefilden, was für einen entsprechend ähnlichen Klang sorgt, aber eben auch nur ähnlich! Der GuitarBass besitzt im Vergleich zu einer Gitarre deutlich mehr Volumen und wirkt insgesamt größer, ohne dabei in den tiefen Frequenzen zu dominieren. Die Attacks bleiben schön direkt und werden akkurat vom Amp wiedergegeben. Automatisch entsteht so ein wuchtiger Klangeindruck, bei dem die Töne der angespielten Saiten klar definiert abgebildet werden und deutlich größer wirken als bei einer Gitarre.

Trocken mit einem Plektrum angeschlagen liefert der Harley Benton Guitar Bass VS einen lauten knackigen Sound.

Ich schalte nun in den High-Gain-Kanal des Amps.

Audio Samples
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High Gain: PU-Position 1 High Gain: PU-Position 2 High Gain: PU-Position 3 High Gain: PU-Position 4 High Gain: PU-Position 5

Spätestens hier hat mich der GuitarBass vollends überzeugt, denn was da aus den Speakern tönt, ist schlichtweg brachial! Ich habe selten einen so brutalen, dabei aber klar definierten Tiefton-Zerrsound gehört wie hier. Dabei lassen sich alle fünf Positionen des Pickup-Wahlschalters gleichermaßen gut einsetzen und liefern unterschiedliche Klanganmutungen mit überzeugenden Resultaten. Jeder, der schon einmal einen Bass verzerrt hat und mehr als eine Note gleichzeitig spielt, weiß, dass der Klang meist eher matschig und undifferenziert klingt, davon kann hier nicht die Rede sein!.

Wo wir gerade bei bösen Zerrsounds sind, darf ein Drop-Tuning natürlich nicht fehlen, daher habe ich die tiefe E-Saite auf D heruntergestimmt, ansonsten am Amp aber nichts verändert. Zu hören ist der Steg-Singlecoil.

Audio Samples
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High Gain: Steg PU – Drop D Tuning

Wie erwartet liefert der GuitarBass auch hier konsequent und lässt sich trotz der heruntergestimmten tiefen E Saite nicht aus der Ruhe bringen. Heraus kommt ein brutaler Metal-Sound, der sich ganz wunderbar da, wo ein normaler Bass an Grenzen stösst, einsetzen lässt.

Sehr beeindruckend!

Mit dem Harley Benton GuitarBass VS hat die Thomann-Marke wieder einmal einen Volltreffer gelandet! Hier verschmilzt die Gitarren- mit der Basswelt zu einem eigenständigen Klang, der sich in vielen Musikstilen einsetzen lässt. Dabei wurde das Instrument tadellos gefertigt und kann mit einer sehr guten Werkseinstellung punkten. Ein Blick auf das Preisschild lässt mich auch hier staunend zurück: ein echtes Schnäppchen für den experimentierfreudigen Gitarristen!

Der Harley Benton GuitarBass VS lässt Gitarre- und Bass miteinander verschmelzen und überzeugt mit einer eigenständigen Klangfarbe.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • eigenständige Klangfarbe
  • tolle Bespielbarkeit
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
Harley Benton GuitarBass VS
Für 219,00€ bei
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: GuitarBas
  • Typ: Bass/Bariton-Gitarre
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Korpus: Amerikanische Linde
  • Hals: Kanadischer Ahorn, geschraubt
  • Griffbrett: Roseacer
  • Griffbrettradius: 350 mm
  • Halsprofil: C
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Sattel: Graphit
  • Mensur: 762 mm
  • Bünde: 21 Jumbo
  • Pickups: 3 x HBZ Customwound AlNiCo5 Vintage-Voiced Singlecoils
  • Steg: Tune-O-Matic
  • Mechaniken: Kluson Style
  • Gewicht: 3785 Gramm
  • Saitenstärke ab Werk: .024, .034, .044, .056, .072, .084
  • Verkaufspreis: 219,00 Euro (Mai 2022)
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Hermann sagt:

#1 - 04.05.2022 um 20:49 Uhr

1

Ich hab den Guitarbass von Harley Benton jetzt schon längere Zeit, und ich find den einfach klasse. Auf ie Vibratoeinheit des Fender Originals kann ich gut verzichten, die Einstellmöglichkeiten reichen mir ebenfalls. Klanglich ist er top. Und die Bespielbarkeit, nachdem ich kurz Hand angelegt hatte auch. Macht richtig Spaß das Teil.

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