Harley Benton MB-4/MB-5 SBK Deluxe Series Test

Mit den mattschwarzen Ausführungen ihrer Gitarren- und Bassmodelle trifft Harley Benton anscheinend den Geschmack vieler Musiker. Die meisten Instrumente im coolen “Stealth-Look” sind derzeit in kürzester Zeit ausverkauft – und das, obwohl Harley Benton das Angebot beständig erweitert. BassistInnen können sich über die vier- und fünfsaitigen MB-Modelle aus der Deluxe Series der Thomann-Hausmarke freuen, die mit schwarzer Hardware ausgestattet sind und natürlich das begehrte Matt-Finish in Satin-Black besitzen. Wie unschwer zu erkennen ist, basieren diese MB-Modelle auf dem äußerst populären Klassiker von Music Man – hier kommen also Stingray-Fans voll auf ihre Kosten! Die schwarzen Schönheiten von Harley Benton sind bereits in unserem Testlabor gelandet und werden durch den Parcour gejagt – viel Spaß!

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Details

Mattschwarze Äxte besitzen ja ein relativ “böses” Image und werden in der Regel eher bei Metal-Musikern verortet. Mir gefallen die beiden MB-Bässe allerdings ebenfalls ausgesprochen gut – und ich bin so ziemlich das Gegenteil von einem Metal-Bassisten! Das matte Satin-Finish wirkt durchaus edel und der “Blacked-Out-Look” ist insgesamt sehr stimmig.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass das Tortoise-Pickguard einigen Tieftönern ein Dorn im Auge ist. Wer den kompletten Stealth-Look will, kann das Tortoise-Pickgard aber auch ohne großen Aufwand gegen ein mattschwarzes Pickguard tauschen. Wie auch immer, wir machen weiter mit den Spezifikationen und schauen uns die Konstruktion der MB-Bässe einmal genauer an.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr die viersaitige …

Unter dem schicken Satin-Finish finden wir einen Korpus aus Lindenholz, der in der typisch-rundlichen Form des klassischen Vorbildes geshaped wurde. Der Hals besteht aus Ahorn und ist an sechs Punkten mit dem Korpus verschraubt – diese Verbindung sollte also halten!
Für das Griffbrett kommt sogenanntes “Roseacer” zum Einsatz. Dabei handelt es sich um gebackenes Ahorn, dass nach der Behandlung eine ähnlich dunkle Farbe wie Palisander aufweist. Der Name “Roseacer” ist also eine Art Wortspiel mit den Bezeichnungen Rosewood (Palisander) und Acer (botanische Bezeichnung für Ahorn).

Fotostrecke: 4 Bilder Das Griffbrett-Material unserer Testbässe …

Im Griffbrett sitzen 21 Bünde und runde Lagenmarkierungen zur Orientierung. Die Hardware-Ausstattung der beiden MB-Bässe würde ich als schlicht und funktional bezeichnen. Auf der Kopfplatte haben offene Stimmmechaniken und ein runder Saitenniederhalter Platz gefunden, als Brücke wurde ein simples Blechwinkel-Modell mit rundlichen Konturen im Stil des Music-Man-Klassikers installiert. Die komplette Hardware ist selbstverständlich schwarz lackiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Als Brücke kommt eine ähnliche Konstruktion …

Eine Überraschung bieten die beiden preisgünstigen Harley Benton MB-Bässe mit Blick auf die Tonabnehmer- und Elektronikausstattung. Es kommt zwar, wie beim Vorbild, ein fetter Humbucker mit großen Magneten zum Einsatz, bei der Elektronik und den Regelmöglichkeiten geht Harley Benton jedoch eigene Wege: Die Elektronik ist nämlich komplett passiv aufgebaut und umfasst für jede Spule des Humbuckers einen gesonderten Lautstärkeregler, sodass die Sounds beliebig gemischt werden können – ein durchaus eigenwilliges wie auch interessantes Konzept! Zusätzlich ist eine Tonblende zum Absenken der Höhen mit an Board, die mit dem dritten Poti im Cockpit der MB-Modelle geregelt wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Kein Stingray ohne den wuchtigen Humbucker – auch die …

Praxis

Normalerweise würde man annehmen, dass der Viersaiter einer Serie etwas weniger Gewicht auf die Waage bringt als der Fünfsaiter. Sein Hals ist ja schließlich eine Spur breiter und für die B-Saite Saite wird zudem eine größere Bridge und ein zusätzlicher Tuner benötigt. Bei meinem Harley-Benton-Testpärchen sieht es allerdings anders aus: Der Viersaiter wiegt exakt 4200 Gramm, der Fünfsaiter ist hingegen erstaunlicherweise gute 50 Gramm leichter. Daran sieht man, dass es bei Budget-Bässen durchaus größere Gewichtsschwankungen innerhalb einer Serie geben kann und man sich ruhig ein passendes Exemplar für die eigenen Vorlieben aussuchen sollte – wenn man denn die Chance dazu hat!

Erstaunlich: Unser viersaitiger Testbass bringt tatsächlich sogar mehr Gewicht auf die Waage als der Fünfsaiter!
Erstaunlich: Unser viersaitiger Testbass bringt tatsächlich sogar mehr Gewicht auf die Waage als der Fünfsaiter!

In Sachen Ergonomie hat der Viersaiter dann jedoch erwartungsgemäß die Nase etwas vorn, weil er bedingt durch den schwereren Korpus über eine bessere Balance verfügt als sein fünfsaitiger Bruder. Der Unterschied in der Handhabung ist hingegen nicht allzu gravierend – beide Testkandidaten hängen sehr angenehm am Gurt und lassen sich entspannt spielen. Ein dickes Lob gibt es von mir außerdem für die Haptik der Hälse, denn die relativ schlanken D-Profile liegen überaus komfortabel in der Hand und das matte Satin-Finish sorgt für ein geschmeidiges Spielgefühl – selbst mit schwitzigen Händen wird der Halsrücken nicht klebrig.

In haptischer Hinsicht sind beide Harley-Benton-Bässe absolute Volltreffer - vor allem die flutschigen Halsrückseiten sorgen für echten Spielspaß!
In haptischer Hinsicht sind beide Harley-Benton-Bässe absolute Volltreffer – vor allem die flutschigen Halsrückseiten sorgen für echten Spielspaß!

Für hohen Spielkomfort ist allerdings auch ein gutes Setup ausschlaggebend, und in diesem Punkt gibt es bei meinem Testpärchen durchaus Unterschiede. Während der Viersaiter perfekt spielbereit an meiner Haustüre ankam, musste ich beim Fünfsaiter noch ordentlich Hand anlegen, denn sowohl bei der Halskrümmung als auch bei der Saitenlage an der Brücke gab es noch deutlichen Optimierungsbedarf.
Zudem wurden die Sattelkerben beim MB-5 leider nicht tief genug gefeilt – die ersten Lagen sind deshalb nicht ganz so leicht zu bespielen wie beim viersaitigen Modell. Hier ist gerade für Einsteiger der Gang zur Gitarrenwerkstatt leider unumgänglich, denn sie besitzen sicherlich nicht das notwendige Know-How, um in Sachen Setup selbst Hand anlegen zu können.

Die Sattelkerben des fünfsaitigen Modells hätten leider deutlich tiefer gefeilt sein dürfen!
Die Sattelkerben des fünfsaitigen Modells hätten leider deutlich tiefer gefeilt sein dürfen!

Jetzt wollen wir uns aber auch anhören, was die beiden Stingray-Kopien klanglich zu bieten haben. Die Vorzeichen im Trockenmodus sind bereits gut, denn ich kann bei meinen Testbässen keinerlei Deadspots finden – ihr gesundes Schwingungsverhalten sorgt für einen stabilen und gleichmäßigen Ton. Also ab zum Amp, denn ein E-Bass muss natürlich in erster Linie verstärkt abliefern!
Im ersten Beispiel hören wir den Fünfsaiter mit beiden Humbucker-Spulen in gleicher Lautstärke und einer komplett geöffneter Tonblende. Der Stingray-ähnliche Sound ist kernig, tragfähig und durchsetzungsstark. Auch die H-Saite leistet sich keine Schwächen – sie liefert hervorragend definierte Töne und ist klanglich gut eingebunden:

Audio Samples
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MB-5, Humbucker, Tone: 100%

Weiter geht es mit dem MB-4, also dem viersaitigen schwarzen Stingray-Klon. Ihr hört im Beispiel dieses Mal nur die vordere Spule des Humbuckers bei geöffneter Tonblende. Der Viersaiter liefert mit dieser Einstellung einen sehr ausgewogenen Allround-Sound, mit dem man in vielen Musikrichtungen bestehen kann. Insgesamt gibt sich der MB-4 eine Spur dynamischer und klingt etwas lebendiger und offener als der Fünfsaiter. Wenn jedoch, wie in unserem Audiobeispiel, nur eine Spule aktiv ist, fängt man sich relativ schnell Einstreuungen in Form von Brummgeräuschen ein. Kein Wunder, denn der Tonabnehmer arbeitet nun ja im klassischen Singlecoil-Betrieb:

Audio Samples
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MB-4, vordere Spule, Tone: 100%
Das erfolgreiche Label "Harley Benton" ist die Hausmarke des "Musikhaus Thomann".
Das erfolgreiche Label “Harley Benton” ist die Hausmarke des “Musikhaus Thomann”.

Auch der Fünfsaiter klingt toll, wenn nur die vordere Spule des Tonabnehmers zum Einsatz kommt. Der fette und knurrige Sound macht sich hervorragend in modernen R&B- oder Neo-Soul-Stilistiken, wie ich finde:

Audio Samples
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MB-5, vordere Spule, Tone: 20%

Für den Stingray-typischen, knackigen Slapsound habe ich beide Humbucker-Spulen gleich laut eingestellt und die Blende natürlich wieder voll aufgedreht:

Audio Samples
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MB-4, Humbucker, Tone: 100%, Slap

Wer auf mildere Sounds steht, kann ganz einfach die Höhen mithilfe der effektiv arbeitenden Tonblende ausfiltern. Auch bei heftigem Einsatz schmiert der Sound nicht ab, sondern besitzt immer noch Konturen und Durchsetzungskraft: 

Audio Samples
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MB-4, Humbucker, Tonblende geschlossen

Zum Schluss hören wir den MB-4 mit der stegseitigen Spule und zu etwa 50% abgesenkten Höhen. Mit dieser Einstellung zeigt sich der MB-4 erwartungsgemäß etwas präsenter und luftiger als im Humbucker-Betrieb. Weltbewegende Klangunterschiede sind mit Mischmöglichkeit der beiden Spulen freilich nicht möglich, doch der Grundsound der Bässe lässt sich damit zumindest in feinen Nuancen variieren.

Audio Samples
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MB-4, hintere Spule, Tone: 50%
Fotostrecke: 2 Bilder Der Sound der MB-Bässe besitzt deutliche Music-Man-Anleihen, zeichnet sich …

Fazit

Mit dem MB-4 SBK und dem MB-5 SBK hat Harley Benton zwei sehr ordentliche und optisch ansprechende Bässe zu einem äußerst attraktiven Preis im Programm. Der Fünfsaiter verfügt über eine gut eingebundene B-Saite und liefert kernige Sounds, die man in vielen Musikrichtungen einsetzen kann. Der Viersaiter klingt etwas spritziger und liegt damit auch näher am klassischen Vorbild von Music Man – auch wenn die hohe klangliche Flexibilität und Soundgüte des Vorbildes aus den USA z. B. aufgrund der fehlenden hochwertigen Aktivelektronik natürlich nicht ganz erreicht wird. Beide Modelle lassen sich jedoch äußerst angenehm spielen und weisen keinerlei Mängel bei der Verarbeitung auf. Qualitätsschwankungen und Unterschiede im Gewicht sind bei Budget-Instrumenten erfahrungsgemäß allerdings nicht auszuschließen – ich empfehle deshalb jedem Interessenten, vor dem Kauf gründlich zu testen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • coole Optik
  • tolle Sounds im MM-Stil
  • gute Verarbeitungsqualität
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Einstreuungen bei ungleichen Spulenlautstärken
  • Nachlässigkeiten beim Setup (MB-5)
Artikelbild
Harley Benton MB-4/MB-5 SBK Deluxe Series Test
Für 149,00€ bei
Metalfans werden sich möglicherweise an den Tortoise-Pickguards stören, die aber problemlos ausgetauscht werden können.
Metalfans werden sich möglicherweise an den Tortoise-Pickguards stören, die aber problemlos ausgetauscht werden können.
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modelle: Harley Benton MB-4 / MB-5 SBK Deluxe Series
  • Mensur: 34“ (Long Scale)
  • Korpus: Linde, mattschwarze Lackierung, Tortoise-Pickguard
  • Hals: geschraubt, Ahorn, Roseacer-Griffbrett, Dots, 21 Jumbo-Bünde
  • Tonabnehmer: 1 Humbucker
  • Elektronik: passiv, ein Volume-Regler pro Spule, Tonblende
  • Hardware: Winkel-Brücke, Vintage-Style-Mechaniken, Saitenniederhalter, schwarz
  • Saiten: .045“-.105“
  • Zubehör: Einstellschlüssel, Kabel
  • Gewicht: MB-4 4200g, MB-5 4150g
  • Preise: MB-4 129,- Euro, MB-5 139,- Euro, Ladenpreis im Juni 2021
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Profilbild von Gioi Geniale

Gioi Geniale sagt:

#1 - 29.06.2021 um 18:22 Uhr

0

Ich liebäugelte schon länger mit einem MM Sting Ray. Aber, sie waren aus den 80ern und kosteten rund 2`000 oder sie sind neu und kosten 2`000.- Was mein Budget für 1 Instrument klar sprengte.Bis ich einen gebrauchten SX MM Typ für 250.- fand. Mit aktiver Elektronik, Maple Neck & Fretboard, der Body höchstwahrscheinlich auch Maple. Bin dabei äusserst zufrieden. Jeder Ton sitzt, jede Einstellung auch.Nun fräst Harley Benton - von denen ich 4 E-Gitarren spiele - mir um die Ohren mit einem Crash Preis von max 140.-
Die Instrumente scheinen der mittlerweile gewohnten sehr hohen Qualität zu entsprechen. Hatte noch nie ein HB Produkt, bei dem ich ernsthaft etwas reparieren, oder es gar zurücksenden musste.
Mein Kommentar: greift zu! Bevor sie ausverkauft sind, oder Thomann sich überlegt, die "MM Style" Bässe für über 500 zu verkaufen, was sie sicher wert wären.

    Profilbild von Das Bass

    Das Bass sagt:

    #1.1 - 20.10.2022 um 04:55 Uhr

    0

    Was das oben empfohlene Testen aufgrund der Serienstreuung (Qualität/Gewicht) angeht; das kann man sich bei Thomann abschminken, weil man das angespielte Ausstellungsstück nicht mitnehmen darf (zumindest bei günstigen HB-Instrumenten). Wie beim Möbelhaus bekommt man nur originalverpackte Ware. Ein Unding in Sachen Instrumentenkauf.

    Antwort auf #1 von Gioi Geniale

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