Harley Benton PA-250 Power Attenuator Test

Mit dem Harley Benton PA-250 Power Attenuator bringt die Thomann-Hausmarke einen Nachfolger des PA-100 auf den Markt, der mit mehr Einstellmöglichkeiten ausgestattet ist und ebenfalls als Dummy-Load genutzt werden kann.

Die Elektronik sitzt in einem schwarzen 265 x 179 x 100 mm großen Metallgehäuse.
Die Elektronik sitzt in einem schwarzen 265 x 179 x 100 mm großen Metallgehäuse.


Damit ist auch das Betreiben ganz ohne Lautsprecherbox möglich, zumal das Gerät zusätzliche einen frequenzkorrigierten Ausgang bereitstellt. Klingt spannend! Schauen wir uns an, ob der Harley Benton PA-250 in der Lage ist, die Leistung eines Röhrenboliden wirksam und möglichst neutral zu bändigen.

Details

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, einen leistungsstarken Röhrenamp ohne Mastervolume im aufgerissenen Zustand zu spielen, dürfte dieses Erlebnis sicherlich als einschneidend in Erinnerung behalten haben. Denn erst bei hohen Lautstärken setzt die begehrte Endstufensättigung ein, und genau hier kommen sogenannte Power-Attenuatoren ins Spiel. Diese werden zwischen Amp und Lautsprecherbox platziert und reduzieren die Ausgangsleistung, wobei die dabei anfallende überschüssige Energie in Wärme gewandelt wird.

Der Harley Benton PA-250 besitzt ein robustes schwarzes Metallgehäuse mit den Abmessungen von 265 x 179 x 100 mm (BxHxT) und bringt 3103 Gramm auf die Waage. Er ruht auf vier Gummifüßen, wobei auf der Unterseite ein Lüfter verbaut ist, der gemeinsam mit den Lüftungsschlitzen auf der Oberseite für die dringend benötigte Luftzirkulation sorgt.
Das Gehäuse ist sauber verarbeitet und macht einen wertigen und robusten Eindruck.

Fotostrecke: 4 Bilder Mithilfe des Harley Benton PA-250 Power Attenuator lässt sich die Leistung eine Röhrenamps deutlich reduzieren,…

Ein Blick auf die Bedienfläche an der Vorderseite zeigt einige Schalt- und Regelmöglichkeiten, beginnend ganz links mit dem Bypass-Schalter, der die Leistungsreduzierung aktiviert. Ohne ihn wird das aus dem Amp kommende Signal eins zu eins an die angeschlossene Lautsprecherbox weitergeleitet. Mittig platziert befindet sich der Impedanzschalter, der je nach Amp und Box zwischen 8 und 16 Ohm wählt. Der PA-250 ermöglicht eine Leistungsreduzierung in Zweier- und Dreierschritten von 2 bis 12 und 15 db. Letztere sorgt für eine angenehme Zimmerlautstärke, wobei hier der Fine-Regler übernimmt und eine Justierung bis zur kompletten Ruhe erlaubt. Fehlt nur noch der Load-Schalter ganz rechts. Dieser dient zum Stummschalten des angeschlossenen Lautsprechers, dabei läuft der angeschlossene Amp mit voller Leistung weiter.
Die Rückseite liefert eine ganze Reihe von Anschlussmöglichkeiten, ganz rechts lassen sich Amp und Box verbinden, je nachdem, ob man 8 oder 16 Ohm gewählt hat, leuchtet entsprechend eine rote LED zur Kontrolle.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Power-Regler auf der Vorderseite ermöglicht das Absenken des Signals in sechs Schritten von -2 dB bis -15 dB.

Da der PA-250 ein Netzteil benötigt, findet sich dessen Anschluss ebenfalls hier auf der Rückseite wieder. Allerdings ist ein Stromspender nicht Teil des Lieferumfangs. Die gute Nachricht aber ist, dass ein Gleichstromnetzteil mit 9-24 Volt und mindestens 300 mA mit innen liegendem Minuspol ausreicht. Es folgt ein Regler mit Line-Level-Aufschrift, mit dem sich das Ausgangssignal des Line-Outs bestimmen lässt, bereit steht dafür eine Klinkenbuchse. Ganz links ist eine XLR-Buchse platziert, die wie der Line-Out ein frequenzkorrigiertes Signal ausgibt. Ich bin sehr gespannt, wie der sich in Sachen Klang schlägt, dazu aber später mehr. Fehlt nur noch der Ground-Lift-Schalter, der die Erdung trennt, um unerwünschte Brummgeräusche durch Masseschleifen zu verhindern.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite des Harley Benton PA-250 Power Attenuator bietet einen symmetrischen DI-Out und einen Line-Out mit Ground-Lift Schalter.

Das in China gefertigte PA-250 macht insgesamt einen ausgesprochen robusten Eindruck und sollte auch härteren Belastungen standhalten.

Praxis Gitarre

Für die folgenden Beispiele kommt ein Komet 60 Topteil zum Einsatz, das kein Master-Volume besitzt und sich daher für diesen Test geradezu perfekt eignet, zumal der Amp sehr laut werden kann. Das Signal führe ich dann aus dem Speaker Out in den Harley Benton PA-250 und gehe von dort aus in eine mit Vintage 30 Speakern bestückte 2×12“ Box, vor die ich ein SM 57 positioniert habe. Alle Aufnahmen wurden natürlich nicht im Klang bearbeitet!
Für den direkten Vergleich verbinde ich aber erst einmal den Amp direkt mit der Box.

Audio Samples
0:00
Amp pur

Bei den nächsten Beispielen schalte ich den Power-Regler jeweils um eine Einstellung weiter und reduziere so die Lautstärke. Die genaue Reglereinstellung lässt sich am Beispiel ablesen. Um die klanglichen Unterschiede besser beurteilen zu können, habe ich sie alle in der Lautstärke angeglichen.

Audio Samples
0:00
2 dB 4 dB 6 dB 9 dB 12 dB
Auch für Bassisten mit einem Faible für Röhrenamps macht die Verwendung des Harley Benton PA-250 Power Attenuator Sinn.
Auch für Bassisten mit einem Faible für Röhrenamps macht die Verwendung des Harley Benton PA-250 Power Attenuator Sinn.

Ich bin sehr positiv überrascht darüber, wie wenig das Signal bei höheren Einstellungen des Power-Reglers an Klang verliert. Der PA-250 ermöglicht eine Reduzierung bis zur (leisen) Zimmerlautstärke ohne großartige Klangverluste, sehr gut!
Erwähnenswert ist auch der Lüfter, der seine Arbeit angenehm leise verrichtet und somit nicht weiter störend auffällt.
Abschließend ein Beispiel mit dem frequenzkorrigierten Balanced Out, den ich direkt in ein AVID Audio-Interface führe.

Audio Samples
0:00
Balanced Output

Leider fällt dieses Signal im Vergleich zum mikrofonierten Signal komplett ab. Es klingt harsch und undynamisch und bedarf keiner weiteren Ausführung.

Praxis Bass

Mithilfe des Harley Benton PA 250 soll man seinen (Röhren-)Verstärker an den Anschlag bringen können, ohne dass die Nachbarn oder Bandkollegen gleich in Ohnmacht fallen – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, denn immerhin gibt es in der Bassistenschaft nach wie vor viele Fans von echten Röhrenamps.
Die Inbetriebnahme des Harley Benton PA 250 gestaltet sich denkbar einfach: Man platziert das Gerät auf oder neben dem Amp und verbindet ihn sowohl mit diesem als auch mit der Box. Dank der Beschriftung der Ein- und Ausgänge („From Amp“, „To Speaker“) sind hier keine Missverständnisse zu erwarten.
Der PA 250 richtet sich zwar in erster Linie an die weitaus größere Zielgruppe der GitarristInnen, daher gibt es für die tieftönende Zunft zwei kleine Einschränkungen: Zum einen stehen nur Klinkenbuchsen zur Verfügung – auf Speakon-Anschlüsse wurde leider verzichtet. Zum anderen ist der PA 250 für Boxen mit 8 oder 16 Ohm ausgelegt. Eine Option mit 4 Ohm wäre aus meiner Sicht natürlich schön, denn dieser Wert ist in der Welt der Tieftöner doch relativ gebräuchlich. Unbedingt beachten sollte man jedoch, dass die Ohm-Zahl sowohl am Verstärker, am Harley Benton PA 250 sowie an der Box identisch ist, da ansonst die Endstufe schaden nehmen könnte.
Für den Betrieb benötigt der PA 250 keinen zusätzlichen Strom, denn diesen bezieht er bereits aus der Leistung des Verstärkers. Dennoch bietet er rückseitig die Möglichkeit, ein Netzteil anzuschließen. Dieses dient aber lediglich dazu, dass die LEDs und der Lüfter permanent in Betrieb bleiben.
Zur Kontrolle der Lautstärke bietet der Harley Benton PA 250 gleich zwei große Regler an der Vorderseite. Der linke übernimmt dabei die Hauptarbeit und reduziert die Lautstärke in gröberen Schritten. Hat man hier die gewünschte Einstellung gefunden, kann man mit dem sensibleren rechten Regler die Feinabstimmung vornehmen. Mit beiden zusammen lässt sich so sehr einfach und sehr schnell das gewünschte Ergebnis erzielen.

Auch für Bassisten mit einem Faible für Röhrenamps macht die Verwendung des Harley Benton PA-250 Power Attenuator Sinn.
Auch für Bassisten mit einem Faible für Röhrenamps macht die Verwendung des Harley Benton PA-250 Power Attenuator Sinn.

Als Test-Amp diente mir mein Orange AD 200, der mit seinen 200 Vollröhren-Watt brachial laut sein kann. Bei voll aufgedrehten Gain- und Master-Reglern ist es normal unmöglich, sich im gleichen Raum mit dem Amp aufzuhalten. Der PA 250 regulierte dies auf Wunsch problemlos von gehobenen Level für die Probe/Gig bis hinunter zu einer angenehmen Zimmerlautstärke. Erhalten bleibt dabei in jeder Einstellung sowohl die Verzerrung, als auch die Kompression der in die Sättigung gefahrene Vor- und/oder Endstufe.
Sehr praktisch für Aufnahmezwecke erweist sich der rückseitige D.I.- bzw. Line-Ausgang. Mithilfe dieser Ausgänger kann man den Harley Benton PA 250 mit einem Mischpult oder einem Audio Interface verbinden. Der Vorteil dabei ist, dass das Signal nach der Endstufe abgegriffen wird und somit auch deren klanglicher Einfluss erhalten bleibt. Man erhält also das gleiche Signal, welches auch an die Box gesendet wird. Dies ist ein großer Unterschied zu vielen D.I. Outs am Verstärker, denn hier durchläuft das Signal in der Regel nur die Vorstufe beziehungsweise noch den Equalizer. Ebenfalls praktisch für die sensible Studio-Umgebung ist die Möglichkeit, die Box per Kippschalter stummzuschalten. Dies verhindert, dass man mit seinem Signal in andere Mikrofone einstreut.
Der D.I. Out des Harley Benton PA 250 besitzt eine fixe Lautstärke. Diese hat mein Audio Interface aber tatsächlich schon an die Grenzen des Clippings gebracht. Der Line-Ausgang lässt sich dagegen in der Lautstärke regeln – das würde ich mir auch für den D.I. Out wünschen!
Hier folgen ein paar Klangbeispiele mit unterschiedlichen Gain und Master Settings am Verstärker. Genutzt habe ich dafür den regelbaren Line Out des Harley Benton PA 250:

Audio Samples
0:00
Gain 12 Uhr, Master 9 Uhr Gain 12 Uhr, Master 12 Uhr Gain 12 Uhr, Master 3 Uhr Gain 3 Uhr, Master 3 Uhr

Fazit Gitarre

Der Harley Benton PA-250 Power Attenuator und Load Box kann in Sachen Verarbeitung und in puncto Sound bei der Leistungsreduzierung überzeugen. Für verhältnismäßig wenig Geld lässt sich so der geliebte Non-Mastervolume-Amp in Zimmerlautstärke ohne nennenswerten Klangverlust verwenden. Allerdings ist der Klang des frequenzkorrigierten Line-Signals im Vergleich dazu für meinen Geschmack unbrauchbar.

Für kleines Geld bietet der Harley Benton PA-250 Power Attenuator eine Leistungsreduzierung ohne nennenswerte Klangverluste.
Für kleines Geld bietet der Harley Benton PA-250 Power Attenuator eine Leistungsreduzierung ohne nennenswerte Klangverluste.

Fazit Bass

Der Harley Benton Power Attenuator 250 kann für Fans von Vollröhrenverstärkern die Lösung für zahlreiche Probleme sein. Mit ihm lässt sich das geliebte Schätzchen auch zu Hause nutzen, ohne dass sich Familie und Nachbarn gestört fühlen. Im Proberaum bietet er die Möglichkeit, den Amp in Bereiche zu fahren, die sonst undenkbar wären, ohne ernsthafte Gehörschäden davonzutragen. Der große Gewinn dabei ist, dass man den echten Sound, die Verzerrung und die Kompression einer Röhrenvor- und Röhrenendstufe im Bereich der Sättigung erleben darf. Gleiches gilt für die Situation im Studio oder beim Homerecording. Hier hält der Harley Benton PA 250 zusätzlich praktische Werkzeuge wie D.I. Out bzw. Line Out und die Möglichkeit des Stummschaltens des Lautsprechers parat. Die Inbetriebnahme des PA 250 ist kinderleicht, dank seiner kompakten Maße lässt er sich problemlos transportieren – und schick aussehen tut er auch noch. Als Bassist würde ich persönlich mir noch Speakon-Buchsen, eine 4-Ohm-Option und einen regelbaren D.I.-Ausgang wünschen, aber angesichts des attraktiven Preises sowie der bereits vorhandenen Features ist das wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Mit dem Harley Benton PA-250 Power Attenuator kann auch der geliebte Röhrenbolide des Bassisten in die Sättigung gefahren werden.
Mit dem Harley Benton PA-250 Power Attenuator kann auch der geliebte Röhrenbolide des Bassisten in die Sättigung gefahren werden.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Bezeichnung. PA-250
  • Typ: Power Attenuator und Loadbox
  • Eingangsleistung: maximal 250 W
  • Ausgang: Reduzierung von 2-15 db in 6 Schritten, Load Box
  • Anschlüsse: Amp, Speaker, Line Out, Balanced Out (XLR)
  • Schalter: Power/dB, 8/16 Ohm, Load, Groundlift
  • Regler: Fine, Line Level
  • Frequenzkorrektur: ja
  • Impedanz: 8/16 Ohm schaltbar
  • Groundlift: ja
  • Abmessungen: 265 x 179 x 100 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 3.103 Gramm
  • Besonderheiten: Leistungsreduzierung in 6 Schritten, Dummy-Load-Option
  • Ladenpreis: 149,00 Euro (Januar 2022)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • GITARRE:
  • kaum Klangverlust bei Leistungsreduzierung
  • robustes Gehäuse
  • wertige Verarbeitung
  • BASS:
  • Hoher praktischer Nutzwert
  • Einfache Bedienbarkeit
  • Betrieb ohne Netzteil möglich
  • Kompakte Maße
  • Cooles Design
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • GITARRE:
  • Frequenzkorrektur kaum brauchbar
  • kein Netzteil im Lieferumfang
  • BASS:
  • Keine Speakon-Buchsen
  • D.I. Out relativ „heiß“ und nicht regelbar
  • Keine 4-Ohm-Option
Artikelbild
Harley Benton PA-250 Power Attenuator Test
Für 159,00€ bei
Hot or Not
?
Mit dem Harley Benton PA-250 Power Attenuator kann auch der geliebte Röhrenbolide des Bassisten in die Sättigung gefahren werden.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Nick Schreger

Nick Schreger sagt:

#1 - 27.12.2023 um 12:58 Uhr

1

Dass das Line-Out Signal scheisse klingt ist ja wohl normal ohne Cab Sim? Da muss noch ein IR-Loader dahinter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo