Höfner 60th Anniversary Ltd Edition Violin Bass Test

Als Höfner 1956 einen Halbresonanz-Bass mit einer violinenartigen Korpusform auf den Markt brachte, konnte noch keiner ahnen, dass der zierliche Shortscale-Bass einmal zu DEM Erfolgsmodell der deutschen Traditionfirma werden würde. Für den Erfolg des Höfner 500/1, so die offizielle Bezeichnung des Violin-Basses, zeichnet vor allem Paul McCartney verantwortlich, der den ungewöhnlichen Shorty in den 1960er-Jahren mit den Beatles rund um den Globus rockte und das Modell damit zu einem zeitlosen Klassiker werden ließ. 2016 feiern Höfner nun den 60. Geburtstag ihres Violin-Basses mit einer speziellen Jubiläums-Version. Der “60th Anniversary 500/1 Violin-Bass” ist weltweit auf 60 Instrumente limitiert und setzt sich mit seinem auffälligen Schwarz/Weiß-Look deutlich von allen anderen 500/1-Modellen ab. Die aufwändige im Stil des Beatles Album-Covers “Revolver” gehaltene Grafik auf der Korpusdecke stammt von dem Bassisten, Musikproduzenten und Grafiker Klaus Voormann, der in der Tat auch das “Revolver”-Cover entworfen hat. 1967 erhielt Voormann dafür sogar einen Grammy in der Kategorie “Best Album Cover”.

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Höfner haben für ihren Anniversary 500/1 außerdem ein attraktives Sammlerpaket mit vielen Extras geschnürt, die zum größten Teil nur mit diesem Instrument erhältlich sind. Im noblen Aluminium-Case liegen ein Kunstdruck der verwendeten Voormann-Grafik sowie Fotos von Klaus Voormann, eine “60th Anniversary”-Tasse, ein “60th Anniversary”-Kugelschreiber samt Etui, einige “60th Anniversary”-Plektren, vier sogenannte Teacup-Knöpfe als Austauschpotis, eine Höfner-CD, ein weißer Höfner Gurt, sowie ein handgefertigtes Limited Edition Bass Fuzz-Pedal von der deutschen Traditionsfirma.

Fotostrecke: 5 Bilder Zum Lieferumfang des Jubiläumsmodells gehört ein sehr stabiles Flightcase.

Details

Das ungewöhnliche Schwarz/Weiß-Design zieht sich beim 60th Anniversary Violin-Bass konsequent durch das ganze Instrument – die Hardware wurde komplett in Schwarz gehalten, das ovale Control-Panel ist Weiß und beherbergt schwarze Potiknöpfe, und sogar die Saiten sind schwarz. Höfner bespannt das Sammlerstück nämlich mit Black Nylon Tape-Wound-Strings aus eigener Fertigung. Der Hingucker schlechthin ist jedoch ohne Frage das Top des Jubiläumsbasses: Klaus Voormann hat für die Schwarz/Weiß-Grafik im “Revolver”-Stil einige Fotos aus dem Höfner-Archiv verwendet und mit Zeichnungen ergänzt – das Ergebnis ist wirklich einzigartig und beschert dem 60th Anniversary Bass zweifellos einen unverwechselbaren Look.
Auch die verbleibenden Korpusteile, also der Boden und die Zarge, nehmen selbstverständlich das Schwarz/Weiß-Thema der Grafik mit auf: Der Korpus wurde ringsum Weiß lackiert und sämtliche Kanten sind mit einem Binding in Schwarz/Weiß/Schwarz eingefasst.

Fotostrecke: 4 Bilder Ungewöhnliche Optik: der Violin-Bass in der Jubiläums-Ausführung kommt …

Bei der Materialwahl für den violinenförmigen Halbresonazkorpus gehen Höfner traditionelle Wege und verwenden – wie bei den meisten 500/1-Modellen – Fichte für die Decke und geflammtes Ahorn für den Boden und die gebogene Zarge. Der eingeleimte Hals setzt sich aus zwei Teilen Ahorn und einem Streifen Buche zusammen und wurde mit einem Griffbrett aus Palisander versehen, in dem wiederum 21 Bünde und ein Nullbund Platz gefunden haben. Zur Lagenorientierung gibt es in das Griffbrett eingelassene runde Pearl-Inlays.

Fotostrecke: 4 Bilder Akribische Handarbeit: der Violin-Bass aus deutscher Fertigung …

Eine weitere Besonderheit beim limitierten 60th Anniversary-Modell ist die schwarze Kopfplatte, die komplett im Stil der Violin-Bässe aus den 50er-Jahren gehalten wurde. Höfner haben den Headstock ihres Sammlerstückes sogar mit dem originalen 50’s-Inlay ausgestattet, der bisher noch bei keinem der Reissue-Modelle zu finden war.
Die Rückseite der Kopfplatte und der Halsrücken sind natürlich komplett mit einem weißen Hochglanz-Finish überzogen, denn schließlich soll der Designer-Look des speziellen Violin-Basses auch bei der Halskonstruktion konsequent fortgesetzt werden. Der Kunststoffsattel ist bei den Höfner 500/1-Bässen traditionell sowieso Schwarz/Weiß/Schwarz und passt damit bestens zum 60th Anniversary-Design. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der Headstock trägt das kreuzförmig angeordnete 50er-Jahre-Inlay.

Gleiches gilt für die typische Höfner-Stegkonstruktion: sie besteht nämlich aus schwarzem Ebenholz und musste daher optisch ebenfalls nicht extra an den Jubiläumsbass angepasst werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Stegkonstruktion der Violin-Bässe ist zweiteilig aufgebaut.

Alle anderen Hardware-Komponenten kommen in einer schwarzen Spezialausführung, damit sie zum schicken Klaus-Voormann-Design passen. Vier schwarze, offene Höfner-Tuner mit Kunststoffflügeln sitzen auf der Kopfplatte, am hinteren Ende des Basses werden die Saiten von einem schwarzen Höfner Trapez-Tailpiece gehalten, und selbst die beiden Höfner Staple Humbucker-Tonabnehmer wurden für den Sammlerbass extra schwarz lackiert.
Der Sound meines Testkandidaten wird schließlich mit vier schwarzen Potiknöpfen geregelt, die auf einem weißen ovalen Bedienpanel parken – für jeden der beiden Humbucker steht also ein Lautstärkeregler und eine Tonblende zur Verfügung.

Fotostrecke: 5 Bilder Auch die typischen Höfner-Tonabnehmer wurden …

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wird der 60th Anniversary 500/1 in einem luxuriösen Aluminium-Case geliefert, der das wertvolle Instrument bestens vor Beschädigungen schützt. Im Case finden wir außerdem zahlreichen Beigaben, die Höfner größtenteils nur zusammen mit diesem Instrument verkauft und welche dem geneigten Instrumentensammler viel Freude bereiten werden!

Fotostrecke: 7 Bilder Schaut euch nur dieses umfassende Sammlerpaket an!

Besonderen Wert hat sicherlich das von Klaus Voormann unterzeichnete Zertifikat, auf dem einige Informationen zur Entstehung des Instruments vermerkt sind. Und natürlich der schöne Kunstdruck mit der Voormann-Originalgrafik, welche für das spektakuläre Basstop verwendet wurde.

Fotostrecke: 8 Bilder Achtung, Basskontrolle: die “Papiere” des Höfner-Basses.

Höfner haben bei ihrem 500/1-Jubiläumspaket aber nicht nur an die Sammler, sondern auch an die Soundfreaks gedacht und auch noch ein handgefertigtes Limited Edition Bass Fuzz mit in das Case gelegt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Besonderen Wert bei den “Dreingaben” hat auch dieses Höfner-Fuzzpedal für Bass.

Auf das Pedal gehe ich hier allerdings nicht näher ein, weil davon sehr bald auch ein gesonderter Test auf bonedo erscheinen wird. Dieses Pedal ist nämlich sehr wohl auch ohne den 60th Anniversary Bass erhältlich!

Praxis

Der 60th Anniversary 500/1 macht optisch ordentlich Eindruck, besitzt er doch vermutlich das außergewöhnlichste Design, das Höfner jemals einem Beatles-Bass verpasst haben. Aber wie sieht es mit dem Handling und dem Sound des exotischen Exemplars aus? Nun, der 60th Anniversary ist im Wesentlichen ein sehr hochwertiger Violin-Bass, der im deutschen Höfner-Werk mit größter Sorgfalt in Handarbeit hergestellt wurde. Dementsprechend fühlt er sich auch an wie ein edles Custom-Shop-Instrument aus der Hagenauer Werkstatt und beeindruckt mit den gleichen erstklassigen Sounds, die man beispielsweise von den Bässen aus der “Gold Label”-Serie kennt. Aus ergonomischer Sicht verhält sich ein halbakustischer Violin-Bass natürlich deutlich anders als ein herkömmlicher Solidbody-E-Bass. Der Korpus ist extrem klein und leicht, sodass mein Testkandidat gerade mal 2,3 Kilogramm auf die Waage bringt. Grundsätzlich ist der Bass deshalb natürlich auch kopflastig, doch mit einem rutschfesten Gurt spielt das kaum eine Rolle, weil er durch das insgesamt sehr geringe Gewicht einfach immer in der Position hängen bleibt, in die man ihn schiebt.

Für Longscale-Spieler werden die kurze 30″-Mensur und die engen Saitenabstände von gerade einmal 14 mm an der Brücke am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein. Nach einiger Zeit mit dem Shorty passt sich die Spieltechnik aber “automatisch” und deutlich spürbar an die neuen Parameter an. Außerdem kann es durchaus angenehm sein, wenn die Wege für beide Hände etwas kürzer sind, zumindest für einige traditionellere Spieltechniken.
Fassen wir zusammen: Das kostspielige Sammlerstück sieht also nicht nur abgefahren aus, sondern lässt sich nach kurzer Eingewöhnung auch wirklich komfortabel spielen, zumal es ab Werk hervorragend eingestellt war und keiner weiteren Justierung bedurfte, etwa bei der Saitenlage oder der Halskrümmung.

Fotostrecke: 9 Bilder Hier bekommt ihr noch einmal einige Closeup-Eindrücke der tollen Voormann-Grafik.

Als nächstes verschaffen wir uns einen Überblick über die Klangmöglichkeiten des Jubiläums-Modells, wofür ich wie immer einige Audiobeispiele aufgenommen habe. Das Signal ging dabei ohne Umwege in ein Audio-Interface von Apogee, um dann mit Logic 10 aufgenommen zu werden.
Für das erste Beispiel habe ich alle Regler des Basses voll aufgedreht – wir hören also beide Tonabnehmer ohne Höhenabsenkung.

Audio Samples
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Beide Pickups, beide Tonblenden offen

Ich bin tatsächlich immer wieder erstaunt, wie erwachsen und voll ein derart kleiner Violin-Bass klingen kann. Der Beatles-Bass liefert ein enorm solides Bassfundament und kann damit jede Band stützen. Der Steg-Tonabnehmer bringt darüber hinaus ordentlich Mittenfrequenzen ins Spiel und sorgt für eine sehr gute Tondefinition und Durchsetzungsvermögen im Mix.
Wenn man beide Tonblenden zudreht, wird der Sound wie erwartet noch eine Spur runder und wärmer. Die Blenden filtern vor allem Fingergeräusche und Hochmitten aus, dementsprechend ist der Unterschied zwar nicht allzu groß, aber trotzdem gut hörbar. Ein Beatles-Bass mit Tape-Wound-Saiten besitzt logischerweise per se keine super drahtigen Höhen, die mit der Tonblende ausgefiltert werden könnten.

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Beide Pickups, beide Tonblenden geschlossen

Paul McCartney schlägt die Saiten seines Höfners gerne mit dem Daumen der Schlaghand an. Im nächsten Clip hört ihr daher den 60th Anniversary 500/1 im “McCartney Daumen-Style”. Durch die größere Fläche des Daumens wird der Sound hier noch einmal deutlich fetter, besitzt aber immer noch ausreichend Definition und ordentlich “Punch” – ein wirklich toller Vintage-Basssound, wie ich finde!

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Vintage-Basssound: beide Pickups, beide Tonblenden offen, mit Daumen gespielt

Die beiden Humbucker sind bei meinem Testbass (wie bei den meisten 500/1-Modellen) maximal weit voneinander entfernt. Der Stegtonabnehmer sitzt also unmittelbar vor dem Steg und der Halstonabnehmer parkt direkt am Griffbrettende. Dementsprechend extrem sind auch die Sounds, wenn man die beiden Tonabnehmer im Solomodus betreibt. Wird nur der Halstonabnehmer aufgedreht, treten die Tiefbässe deutlich in den Vordergrund und überlagern die Mitten zum Teil. Das ergibt einen sehr mächtigen, fast schon kontrabassmäßigen Sound mit einer dezenten akustischen Note. Der Sound funktioniert hervorragend für Walking-Linien und generell in Musikstilen, die dem Bass viel Raum zugestehen.
Wenn man den Stegtonabnehmer alleine verwendet, erhält man das gegenteilige Klangergebnis: die Bassfrequenzen werden hier nur noch schwach abgebildet und die Mitten dominieren das Klangbild. Der Sound besitzt statt dessen ungemein viel “Twäng” und wirkt leicht nasal, ist aber in der Praxis immer noch als extrem durchsetzungsstarker Basssound einsetzbar – zumal man ja im Livebetrieb am Amp jederzeit ein Prise Low-End dazu regeln kann, falls der Sound nicht ausreichend tragen sollte.

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Halspickup, Tonblende 50% Stegpickup, Tonblende geöffnet

Fazit

Keine Frage, der Höfner 60th Anniversary Limited Edition Violin Bass ist ein erstklassiges Instrument aus dem Custom Shop der deutschen Traditionsfirma. Hier wurden ausschließlich hochwertige Materialien verwendet und die Verarbeitung ist tadellos. Der Bass lässt sich überaus komfortabel spielen und liefert wunderbare Vintage-Sounds mit sehr viel Charakter. Dennoch wird man den schwarz/weißen Designer- Bass vermutlich nur selten auf echten Rock’n’Roll-Bühnen zu sehen bekommen. Der Grund: mit einem Preis von knackigen 7.500,- Euro kostet er ungefähr dreimal soviel wie beispielsweise ein 500/1 aus der ebenfalls handgefertigten “Gold Label”-Serie von Höfner – und bleibt damit für die meisten Bassisten sicherlich unerschwinglich. Wer das stolze Sümmchen dennoch aufbringen kann, bekommt dann allerdings auch ein echtes Stück Höfner-Geschichte sowie ein auf weltweit 60 Exemplare limitiertes Sammlerobjekt, das in der Zukunft sicherlich eine Wertsteigerung erfahren wird!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • einzigartige Optik
  • erstklassige Verarbeitung
  • tolle Vintage-Sounds
  • hoher Spielkomfort
  • umfangreiches Ausstattungspaket für den Sammler
  • wertbeständige Investition
Contra
  • sehr hoher Preis
Artikelbild
Höfner 60th Anniversary Ltd Edition Violin Bass Test
Für 5.298,00€ bei
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Doch damit nicht genug: im Inneren fällt der Blick …
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Höfner
  • Modell: 60th Anniversary Limited Edition Violin-Bass H500/1-KV-0
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Mensur: 30“, 76 cm
  • Korpus: Fichtendecke, Boden und Zarge geflammtes Ahorn, weiß lackiert, Voormann-Grafik, Binding Schwarz/Weiß/Schwarz
  • Hals: eingeleimt, dreistreifig Ahorn/Buche/Ahorn, Höfner 50s Violin-Bass-Kopfplatte mit Original-Inlays. Palisander-Griffbrett, 22 Bünde, Sattelbreite: 42 mm
  • Tonabnehmer: 2 x Höfner Black Staple
  • Hardware: Höfner Tuner, Höfner Trapez Black Tailpiece, Höfner Ebenholz-Steg, Kunststoffsattel, schwarze Potiknöpfe (goldene Teacup-Knöpfe im Lieferumfang), ovales Bedienpanel
  • Saiten: Höfner Black Nylon Tape Wound
  • Gewicht: 2,3 kg
  • Zubehör: Alu-Case, Zertifikat, Grafik und Fotos von Klaus Voormann, Kugelschreiber mit Etui, Tasse, Plektren, Gurt, CD, Teacup-Knöpfe, Höfner Limited Edition Bass Fuzz
  • Preis: 7.500,- Euro (UVP)
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