Mit Ozone 7 veröffentlicht die aus Cambridge in Massachusetts kommende Firma iZotope ein Update der vor einem knappen Jahr erschienenen runderneuerten Version 6. Das Upgrade beinhaltet, neben Bugfixes und einigen Feature-Updates, neue Vintage-Plug-Ins. Das Äußere hat sich anscheinend bewährt und wurde deshalb nicht gepimpt.
Es sind wie gehabt eine Standard- und eine Advanced-Version verfügbar. Die kleine Version liegt bei 229 Euro, die Maxi-Version dagegen schlägt mit 459 Euro zu Buche. Feature-Unterschiede der beiden Versionen, was es Neues zu erkunden gibt und ob sich ein Update lohnt, zeigt euch dieser Test.
Details
Standard versus Advanced
Wie auch die Vorgängerversion, verfügt Ozone 7 über zwei Ausbaustufen, die sich durch unterschiedlich freigeschaltete Funktionen unterscheiden. Die Standard-Version bekommt ihr mit einem minimal angehobenen Preis für 229 Euro (UVP), die Advanced-Version dagegen für einen deutlich reduzierten Preis von 459 Euro (UVP). Die Feature-Unterschiede liegen gegenüber der Vorversion aber auch nicht mehr so weit auseinander.
Lediglich drei Vintage-Module, die durchaus wichtige Möglichkeit zur Nutzung als Einzel-PlugIns, der MP3/AAC Codec Preview und das iZotope Metering-Plug-In Insight fehlt in der kleineren Ausführung. Neuerdings gehören somit auch alle Module aus Ozone 6 Advanced zur Standardausstattung. Wer das Rundum-sorglos-Paket und Einzelinstanten benötigt, kommt also um die fast 200 Euro teurere Version nicht herum.
Die Module der Advanced-Serie werden in einer Hostsoftware als eigenständige Plug-Ins in jeweils einem Plug-In Fenster betrieben. In der Standard-Version existiert nur das Ein-Fenster Ozone 7 Haupt-Plug-In zum Gebrauch der Software innerhalb einer DAW. Die grafische Oberfläche und die Featureliste des VST-Plug-Ins entsprechen weitgehend der Stand-Alone-Version der Software.
Zu den bekannten Modulen Equalizer, Multiband Harmonic Exciter, Multiband Dynamics, Dynamic EQ, Multiband Stereo Imaging, Post Equalizer und Maximizer reihen sich die neuen Plug-Ins Vintage EQ, Vintage Tape, Vintage Compressor und Vintage Limiter. Das zusätzlich verfügbare Plug-In Insight bekommt kein Update.
Die grafische Oberfläche
Das Userinterface bekam nur ein minimales Facelifting. Die Bedienung der einzelnen Abschnitte, des Einstellungsmenüs und die Anordnung der einzelnen Bereiche wurden nicht verändert. Der Umstieg auf die neue Version sollte also kein Problem darstellen. Insgesamt wirkt die Oberfläche ein wenig dunkler und kontrastreicher. Die neuen Vintage-Module fallen dagegen durch die neue Aufmachung ein wenig aus dem Rahmen: Die sonst sehr dunkel gehaltene GUI von Ozone 7 wird im Vintage-Look durch cremefarbene Plug-Ins aufgelockert. Die analytisch wirkenden Bedienelemente des Equalizers werden im Vintage-Modell durch grafische Reglersegmente ersetzt. Das finde ich sehr schön!
Leider ist sowohl pro Mastering-Session in der Stand-Alone-Version als auch im Haupt-Plug-In noch immer nur ein Modul derselben Art verwendbar. Auch das Limit von sechs maximalen Modulen pro Mastering Kette in Ozone 7 finde ich nicht zeitgemäß. Neben dem Workaround, mehrere Haupt-Plug-Ins als VST in Ozone 7 zu laden, bleibt wenigstens die Option, in einer DAW Module und Plug-Ins in einer eigenen Kette frei aufzubauen und diese dann in das Ozone 7 Haupt-Plug-In zu leiten, um die Metering-, Codec-Preview- und Dithering-Funktionen nutzen weiterhin zu können. Begrenzt werdet ihr hierbei nur durch die eigene CPU-Power. Dieser Weg beschränkt einige interessante Features von Ozone, denn dadurch verliert man zum Beispiel die nützliche lautstärken-angleichende Vorhörfunktion, die nur für Module innerhalb des Haupt-Plug-Ins berechnet wird.
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Nichts ausser Ozone 7
Am liebsten nutze ich Ozone im Stand-Alone-Betrieb. Ich kann mehrere Titel per Drag’n’Drop auf das Fenster ziehen, und diese werden direkt in Tabs sortiert. Alle importieren Audiodateien bearbeite ich zur selben Zeit, vergleiche und kopiere Einstellungen, Plug-Ins und Mastering-Ketten, lege Abspielreihenfolgen fest, wende Fades und Cuts an. Sehr schön! So wünsche ich mir meine Arbeitsumgebung, denn dadurch kann ich mich ohne Ablenkung auf das Wesentliche konzentrieren: Musik! Aber das kennt man ebenfalls schon aus Version 6.
Natürlich gibt es auch hier Verbesserungsmöglichkeiten. Sehr vermisse ich immer noch eine Fullscreen-Ansicht auf meinem FullHD-Screen mit einer vergrößerten GUI, oder zumindest die Option einer Fenstergrößenauswahl.
Die Preset-Verwaltung hat sich ebenfalls nicht verändert. Neben einigen neuen Presets, die jetzt zur besseren Übersicht in Ordner verteilt wurden, gibt es Signature-Voreinstellungen von Greg Calbi. Ich denke, dass iZotope in nächster Zeit diesen Ordner weiter füllen wird.
Neue Features
Der hochgelobte Ozone Maximizer bekommt den neuen IRC (Intelligent Release Control) IV Algorithmus in den drei Voreinstellungen Classic, Modern und Transient. Der ehemalige Tube Limiter verschwindet aus dieser Sektion und wird der neue Vintage Limiter, inklusive Analog und Modern Mode.
Nur Besitzer der Advanced-Serie kommen in den Genuss der restlichen Vintage-Module. Meiner Meinung nach sind Vintage EQ, Vintage Tape und Vintage Compressor für eine „normale“ Mastering Kette eher selten zu gebrauchende Plug-Ins, bringen aber eine eigene Klangfärbung zum Ausgangsmaterial, die natürlich gewünscht sein sollte. Der Sound der Standard-Module orientiert sich ohnehin ebenfalls an bekannten und in großen Masteringstudios oft eingesetzten Hardware-Pendants. Das ist ein Plus für die günstigere Standardversion, die mit Version 7 an Funktionsvielfalt und Einsatzmöglichkeiten extrem gewonnen hat.
Neuerdings exportiert Ozone 7 in beiden Varianten Audiodateien als MP3 und AAC inklusive Meta-Tags. Und hier punktet die Advanced-Version: Während des Bearbeitens könnt ihr eure Audiodaten in dem gewünschten Codec und der dazugehörigen konstanten Bit-Rate von 96 bis 320 kbps vorhören. Ozone 7 Advanced spielt euch sogar die reinen Codec-Artefakte solo vor!
Vintage Limiter
Inspiriert durch den berühmten Fairchild 670, addiert der Limiter zur eigentlich geleisteten Arbeit den Sound Charakter dieser unbezahlbaren Wunschtraum Hardware zum Ursprungstitel. Am Rande sei erwähnt, dass der Tube Limiter rückwärtskompatibel zu Ozone 6.1 ist, wodurch sich Projekte von der Standard-Version 7 zu beiden Ozone-6-Varianten austauschen lassen.
Rein digitale Musikproduktionen werden von diesen Vintage-Modulen profitieren. Klangfärbungen und Verschmelzungen der Frequenzen sind das Hauptmerkmal dieser neuen Modulgruppe, im Gegensatz zu den chirurgischen Eingriffsmöglichkeiten der Standard-Module.
Vintage EQ
Das erste nur im Advanced-Paket enthaltene Plug-In ist der Pultec-Hardware nachempfunden. Frequenzpunkte wurden wie beim Vorbild musikalisch fixiert und können im Vergleich zum Equalizer-Modul nicht frei festgelegt werden. Die gleichzeitige Anwendung eines Frequenz-Boosts und Frequenz-Cuts ist ebenfalls eine bekannte Arbeitsweise an einem Pultec EQ und sorgt für präzisere und natürlicher klingende Anhebungen von tiefen und hohen Frequenzbereichen.
Stereo-, Mid-/Side- oder getrennte Links-/Rechts- Bearbeitung des Signals ist wie bei den Standard-Equalizer-Modulen möglich.
Vintage Tape
Vintage Tape soll den Klang und Bearbeitungsmöglichkeiten der Studer 810 emulieren.
Die meisten Funktionen einer Bandmaschine lassen sich in diesem Modul einstellen, so dass ihr von subtilen bis stark saturierten Ergebnissen profitieren werdet. Tape Plug-Ins sorgen zusätzlich für den sogenannten „Glue“ Effekt und verschmelzen verschiedenen Frequenzbereiche zu einer Einheit. Natürlich sorgt dieses Plug-In auch für ein „analogeres“ Hörfeeling.
Vintage Compressor
Der Vintage Compressor hat dagegen keine konkreten Vorbilder und greift als Einzelkompressor in das Geschehen ein. Das Modul verdichtet das Audiomaterial sowohl einzelner Kanäle, also einzelne Instrumente, Gruppenkanäle, als auch die Masterspur oder die Stereosumme des Gesamtmixes.
Wegen des Soundergebnisses, der Einstelloptionen und des Dreiband -Equalizers im Sidechain, denke ich, dass das Plug-In in der Praxis als VST-Plug-In in der Mixphase eines Songs sehr interessant sein wird.
Insgesamt verlangen die Vintage-Module etwas mehr CPU Power, was in der Mastering Kette von zirka sechs Plug-Ins im Gesamten nicht wirklich ins Gewicht fallen wird. Der Einsatz der einzelnen Effekte während der Mix- und Musikproduktionsphase bedarf aber siche einer Abwägung.
Phillip Kunzlinger sagt:
#1 - 01.03.2017 um 13:19 Uhr
Der Limiter ist brutal !!!!!