Markbass Little AG1000 Test

Andrew Gouche gilt als „Godfather“ der Gospel-Bassisten und hat mit nahezu jedem Künstler gespielt, der in diesem Genre Rang und Namen hat. Daneben schmückten auch diverse Superstars aus dem Popzirkus ihre Songs gerne mit den geschmackvollen Grooves des Bass-Superstars aus Los Angeles  – hierzu zählen so illustre Namen wie Joe Cocker, Prince, Whitney Houston, Chaka Khan oder Michael Jackson, um nur die populärsten zu nennen. Kein Wunder, dass ein derartiges Schwergewicht der internationalen Szene von der Bassequipment-Industrie umworben wird und sicherlich viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit hat. Bei der Wahl seiner Bässe ist Andrew Gouche erstaunlicherweise sehr konsistent: Er spielt seit Jahrzehnten die Instrumente von Michael Tobias, der ihm selbstverständlich ein Signature-Modell auf den Leib geschneidert hat. In Sachen Verstärkung schien Andrew Gouche allerdings lange auf der Suche zu sein. Er war in den letzten Jahren mit verschiedensten Produkten zu sehen – unter anderem von Epifani, Tecamp oder der italienischen Marke Proamp. Nun scheint es, als hätte die Suche ein Ende, denn im Jahre 2021 verkündete Markbass überraschend, dass der Bass-Superstar nun ebenfalls zur Familie gehöre und seit einiger Zeit mit den Konstrukteuren an einem Signature-Amp arbeite. Wir haben uns das Resultat der Kooperation – den Markbass Little AG1000 – geordert und wollen in diesem Test herausfinden, wie sich der neue Signature-Amp klanglich von anderen Markbass-Tops unterscheidet.

Markbass Little AG1000

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Details

Beim Markbass Little AG1000 haben wir es, genau wie im Falle der Signature-Heads von Marcus Miller oder Richard Bona, mit einer Variation des populären Little-Mark-Topteils zu tun. Die Bauform des Markbass Little AG1000 ist mit den genannten Tops also prinzipiell identisch. Der Head kommt mit den gewohnten Maßen von 27,6 x 25 x 8,3 cm daher und bringt moderate 3,2kg auf die Waage.

Markbass AG1000
Fotostrecke: 3 Bilder Für Markbass-Verhältnisse kommt der …

Unterschiede gibt es allerdings bzgl. des Designs der Frontplatte und der Features, die selbstverständlich genau auf die Bedürfnisse des Namensgebers zugeschnitten wurden. Aus optischer Sicht wirkt der Little AG1000 mit seiner mattschwarzen Front für Markbass-Verhältnisse eher dezent. Die Beschriftungen sind allerdings erwartungsgemäß im Markbass-typischen kontrastreichen Gelb gehalten und dementsprechend gut ablesbar. Als Potiknöpfe kommen zu meiner Freude die griffig-geriffelten Modelle zum Einsatz, die wir bisher nur von den Little Mark Vintage-Tops kennen.

Bekannte Features – und zwei neue Frequenzbereiche

Mit Blick auf das Regler-Layout wird schnell klar, dass Andrew Gouche bei seinem Signature-Top auf die Markbass-typischen Filter oder EQ-Presets verzichten wollte, die wir bei vielen anderen Tops finden. Zur Klangformung steht lediglich ein 5-Band-Equalizer zur Verfügung, der natürlich speziell auf den Geschmack von Andrew Gouche getrimmt wurde.

Markbass AG1000
Fotostrecke: 4 Bilder Die Front verfügt über schön griffige Potiknöpfe.

Das EQ-Konzept ähnelt am ehesten dem von Marcus Millers Signature-Top: Hier gibt es ebenfalls die fünf Regler UltraLow, Low, Mid, High Mid und High. Zwei Einsatzfrequenzen wurden für Andrew Gouche allerdings extra modifiziert: Er bevorzugt einen tieferen Wert für den Low-Regler, welcher bei 100Hz greift (Little Marcus: 180Hz) sowie einen deutlich höheren für den High-Regler, mit dem sich der obere Bereich bei 6000Hz (Little Marcus: 3800Hz) bearbeiten lässt. Der 5-Band-Equalizer deckt folglich mit den Werten 65Hz, 100Hz, 500Hz, 1400Hz und 6000Hz ein sehr breites Spektrum ab und sollte für beeindruckende Flexibilität sorgen – mehr dazu im Praxisteil.

Limiter mit an Bord!

Welcher Basssound für welchen Style?
Welcher Basssound für welchen Style?
E-Bass Soundeinstellungen – und was sie bewirken

Mit an Bord ist beim Markbass Little AG1000 außerdem der von den Little Mark Vintage-Tops bekannte stufenlos regelbare Limiter, mit dem die Arbeitsweise von modernen und älteren Limiter-Generationen gleichermaßen nachgebildet werden kann. Links auf der Front finden wir die Eingangs-Sektion mit der üblichen Klinke für den Bass, dem Gain-Regler und einem Mute-Knopf zur Stummschaltung aller Ausgänge. Auf der rechten Seite sitzt schließlich ein Regler für den Line-Out-Pegel, der Master-Regler für die Endlautstärke des Amps und die Klinkenbuchse zum Anschluss eines optional erhältlichen Fußschalter, mit dem sowohl der Equalizer als auch die Mute-Funktion an- und ausgeschaltet werden können.

Markbass AG1000
Fotostrecke: 4 Bilder Auch ein schöner Rücken kann entzücken: Hier seht ihr das Rear Panel des Little AG1000 mit …

Die restlichen Anschlüsse des Markbass Little AG1000 wurden auf die Gehäuserückseite verfrachtet. Hier finden wir eine Speakon/Klinke-Kombibuchse zum Anschluss der Boxen, eine Tuner-Klinke, den Effektweg mit den üblichen Send- und Return-Klinkenanschlüssen, und schließlich den symmetrischen Line-Out in Form einer XLR-Buchse. Der symmetrische Ausgang kann mit dem Groundlift-Schalter von der Erde getrennt und mit einem weiteren Schalter vor oder nach den Equalizer geschaltet werden.

Man darf sich nicht von der zurückhaltenden Optik täuschen lassen: Der Little AG1000 ist ein wahres Klangchamäleon, wie wir gleich lernen werden!
Man darf sich nicht von der zurückhaltenden Optik täuschen lassen: Der Little AG1000 ist ein wahres Klangchamäleon, wie wir gleich lernen werden!

Praxis

Andrew Gouche packt beim Spielen gerne den Daumen aus und fährt meistens einen recht breiten Sound mit seidigen Höhen und satten Tiefbässen, was jeden Amp verständlicherweise vor gewisse Herausforderungen stellt. Für die saubere Wiedergabe eines perkussiv-wuchtigen Hifi-Sounds ist viel Headroom nötig. Und den bietet der AG1000 mit seiner 1000 Watt starken Endstufe ohne Frage!

Raus aus dem Kreativitätsloch beim Üben!
Raus aus dem Kreativitätsloch beim Üben!
Workshop: Kreativ E-Bass üben

Hochpotente Endstufe aus eigener Fertigung

Das im Hause Markbass entwickelte Endstufenmodul kommt unter anderem auch schon beim Little Mark Ninja, Marcus Millers Signature-Amp oder dem kürzlich von mir getesteten Little Vintage 1000 zum Einsatz. Jede(r), der schon einmal eines der genannten Modelle in den Fingern hatte, wird wissen, dass diese Endstufe geradezu brutale Lautstärken zu liefern vermag und den Sound dabei stets transparent und fundamentstark abbildet. Das ist natürlich auch beim Little AG1000 der Fall: Mit diesem Top hat man wirklich für jeden Anlass ausreichend Leistungsreserven parat und kann sich selbst in den lautesten Bands noch entspannt Gehör verschaffen – ich bin wirklich ein weiteres Mal von der souveränen Performance dieser Markbass-Endstufe verblüfft!

Unabhängigkeit ist Trumpf: Die Endstufe für den kräftigen Little AG1000 stellt Markbass selbst her!
Unabhängigkeit ist Trumpf: Die Endstufe für den kräftigen Little AG1000 stellt Markbass selbst her!

Das „Kraftwerk“ muss natürlich zum einwandfreien Betrieb vor Überhitzung geschützt werden und hat zu diesem Zweck einen permanent laufenden Lüfter an Bord. Mir persönlich wäre das deutlich wahrnehmbare Rauschen beim Üben in den eigenen vier Wänden zu laut, auf der Bühne oder bei Bandproben spielt es aber natürlich keine Rolle – und dafür wurde der Amp ja schließlich auch in erster Linie konstruiert.

Power ohne Ende!

In Sachen Leistung kann der AG1000 also erwartungsgemäß ganz locker punkten, und wir können uns nachfolgend mit den klanglichen Qualitäten des neuen Markbass-Signature-Amps befassen. Zur Beurteilung gibt es wieder einige Audiobeispiele, für die ich das Signal aus dem symmetrischen Line-Out aufgenommen habe. Zusätzliches Equipment kam nicht zum Einsatz und der Sound wurde auch nicht klangverändernd nachbearbeitet.

Audio Samples
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Flatstellung aller Regler

Die Sound-Präferenz von Andrew Gouche kommt beim Markbass Little AG1000 bereits mit komplett neutraler EQ-Einstellung deutlich durch: Er liefert aus dem Stand einen fetten Wohlfühl-Sound mit einer leichten Hochmittenabsenkung und klingt dadurch nicht ganz so direkt wie ein Standard-Modell der Little-Mark-Serie. Die Transparenz ist trotzdem Markbass-typisch hervorragend – auch die tiefsten Töne werden hier bestens definiert wiedergegeben. Mich erinnert der AG1000 stark an den Signature-Amp von Marcus Miller, der ähnlich gutmütig abgestimmt ist und ebenfalls augenblicklich einen geschmeidigen „Plug and Play“-Sound liefert.

Markbass ist ein echtes Vorzeigebeispiel für eine italienische Company mit Weltruhm!
Markbass ist ein echtes Vorzeigebeispiel für eine italienische Company mit Weltruhm!

Dann treiben wir das Spiel doch einfach weiter und höhlen den Sound mit dem Onboard-EQ noch stärker aus. Für den nächsten Clip habe ich beide Mittenfrequenzen (500Hz und 1400Hz) deutlich zurückgenommen und sowohl die Tiefbässe bei 65Hz als auch die Höhen ordentlich geboostet. Ich denke, dieser lupenreine Slapsound kann sich wirklich hören lassen!

Audio Samples
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Slapping: 65Hz-Boost, 500Hz-Cut, 1400Hz-Cut, 6000Hz-Boost

Oldschool geht auch!

Den 100Hz-Regler sehe ich als eine Art Vintage-Booster. Die relativ hoch angesetzte Bassfrequenz wirkt weit in den Mittenbereich und sorgt auf diese Weise für ein rund-warmes Fundament. Beim zweiten Beispiel habe ich den Höhenregler für mehr Vintage-Flair komplett zugedreht.

Audio Samples
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Rock: 100Hz-Boost Drückender Fingergroove: 500Hz-Boost, 6000Hz-Boost

Im nächsten Beispiel hört ihr meinen passiven Jazz Bass mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb.  Mit dem 100Hz-Regler habe ich das Fundament etwas aufgepumpt; eine leichte Mittenanhebung mit dem 500Hz-Regler sorgt für zusätzlichen Biss:

Audio Samples
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Pizzicato: 100Hz-Boost, 500Hz-Boost
Markbass AG1000

Jetzt kommt abermals mein Jazz Bass zum Einsatz, diese Mal aber mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke. Am Amp habe ich wieder die Mitten bei 500Hz und gleichzeitig die Höhen stark geboostet. Diese Einstellung bringt den Sound im Bandmix im Handumdrehen nach vorne und sorgt für jede Menge Durchsetzungskraft:

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Offener Rocksound: 500Hz-Boost, 6000Hz-Boost
Was du über Bass-EQs wissen musst!
Was du über Bass-EQs wissen musst!
Alles über Bass-Equalizer

Andrew Gouche spielt ja überwiegend moderne Bässe mit Humbucker-Pickups. Logisch also, dass der toll abgestimmte Equalizer seines Signature-Amps auch mit derartigen Instrumenten seine volle Wirkung entfaltet und den Sound enorm aufwerten kann, wie ihr in den nächsten beiden Beispielen hören könnt. Zuerst kommt mein Modulus Quantum 6 zum Einsatz: Damit der Sound des Sechsaiters noch breiter, wuchtiger und crisper wird, habe ich mit dem EQ die Tiefbässe und die Höhen angehoben. Der Spector NS Ethos 5 im zweiten Clip klingt von Hause aus bereits extrem satt, sodass ich hier die Mitten mit dem 500Hz – und dem 1400Hz-Regler für mehr Punch und Durchsetzungskraft deutlich geboostet habe.

Audio Samples
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Modulus-Sechssaiter: 65Hz-Boost, 6000Hz-Boost Spector Ethos: 500Hz-Boost, 1400Hz-Boost
Gibt es eigentlich irgendeinen Style, für den der Markbass Little AG1000 nicht geeignet wäre?
Gibt es eigentlich irgendeinen Style, für den der Markbass Little AG1000 nicht geeignet wäre?

Fazit

Der Signature-Amp von Andrew Gouche liefert aus dem Stand einen geschmeidigen, leicht gescoopten Sound, mit dem ich mich auf Anhieb wohlgefühlt habe. Die typischen Markbass-Tugenden bleiben dabei aber keineswegs auf der Strecke: Der Markbass Little AG1000 klingt sehr klar und wohl definiert, verfälscht zu keiner Zeit den Charakter des verwendeten Basses, und bietet darüber hinaus noch jede Menge Leistungsreserven. Der 5-Band-Equalizer wurde selbstverständlich penibel auf den Geschmack von Andrew Gouche getrimmt und stattet den Amp mit hoher Flexibilität aus – smoothe Hi-Fi-Sounds lassen sich damit genauso leicht umsetzen wie aggressive Rocksounds oder warme Vintage-Klänge. Alles in allem unterscheidet sich Andrew Gouches Signature-Amp klanglich und in Sachen Features nicht sehr von der Marcus-Miller-Version. Verzichten muss man hingegen auf die beiden zusätzlichen Filter „Millerizer“ und „Old School“, die sich jedoch hervorragend zum unkomplizierten Anpassen von Sounds eignen. Ich empfehle deshalb jedem Interessenten, beide Amps vor dem Kauf einmal gründlich zu vergleichen. Die Verarbeitung ist Markbass-typisch gänzlich ohne Tadel, und auch der Preis geht angesichts der hier gebotenen hohen Klangqualität und der brachialen Leistung meiner Meinung nach absolut in Ordnung.

Markbass Little AG1000
u0022Welchen Bassverstärker soll ich kaufen?u0022
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Bassverstärker kaufen: Der große Kaufratgeber
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • geschmeidig-klarer „Plug and Play“-Sound
  • flexibler 5-Band-EQ
  • satte Leistung
  • guter Transportfaktor
  • einfache Bedienung
  • tadellose Verarbeitung
  • fairer Preis
Contra
  • kein Kopfhörer-Ausgang
  • kein Aux-Eingang
Artikelbild
Markbass Little AG1000 Test
Für 899,00€ bei
  • Hersteller: Markbass
  • Modell: Little AG1000
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Endstufenleistung: 1000W RMS @ 4 ohms / 600W RMS @ 8 ohms, MPT (Markbass Proprietary Technologie
  • Anschlüsse: 1x Input-Klinke, Speaker 1 x Speakon/Klinke Kombibuchse, 1x Tuner-Out Klinke , XLR Line-Out ( pre/post EQ, Groundlift), Effektweg Send – und Return-Klinken, Fußschalter-Klinke
  • Regler: Gain, Master, Line-Out, 65Hz, 100Hz, 500 Hz, 1.4 KHz, 6 KHz, Limiter
  • Schalter: Mute, Groundlift, Pre/Post EQ, Power
  • Sonstiges: Clip-LED, Lüfterkühlung
  • Maße: 27,6 x 25 x 8,3 cm
  • Gewicht: 3,2 kg
  • Preis: 899,- (Ladenpreis im Juni 2022)
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Markbass Little AG1000

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