Mixed In Key Flow 8 Deck Test

Flow 8 Deck ist eine DJ-Software für Mac und Windows, die mit bis zu acht Decks aufwarten kann. Der Hersteller Mixed In Key hat schon mit anderen Tools wie Platinum Notes, Mixed In Key und Mashup seinen Platz am Markt gefunden und legt jetzt mit einer „klassischen“ DJ-Software nach. Acht Audiostreams können gleichzeitig synchronisiert und ausgegeben werden. Mit einem Verkaufspreis von 58 Dollar ist die Software nicht nur für Einsteiger interessant, sondern auch für fortgeschrittene DJs, die Abwechslung am Arbeitsplatz brauchen. Wie sich Flow 8 Deck in unseren Versuchsräumen schlägt, lest ihr im folgenden Testbericht.  

Flow8Deck_Screen01

Details

Prepare

Hier bereite ich meine Playlisten vor. Die untere Hälfte des Fensters besteht aus dem Browser, der in zwei Segmente geteilt ist. Die Playlists findet ihr auf der linken Seite und die dazugehörigen einzelnen Titel mit den Tags Coverbild, Artist, Song, Key, BPM, Energy, Quality, Date Added und Personalized rechts daneben. Über dem Browser sitzen die Buttons zum Anlegen neuer Playlists und zum Importieren eurer Musikdaten, Ordner oder iTunes-Playlisten. Auch eine Suchfunktion ist hier zu finden. Mithilfe der großen Wellenformanzeige präpariert ihr die Tracks für eure Mix-Session. Cues respektive Segmentmarkierungen, Energie-Level und ein Zeitlineal sind in und um die „Advanced Flow Waveform“ positioniert. Diese neue Wellenformansicht zeigt in zwei Farben die Energie des Songs: Grün wird die Melodienebene und blau die Beat-Ebene dargestellt. Diese Art der Darstellung kann ein großer Vorteil für den DJ sein, der Tracks oder auch nur Passagen von Songs nach eben diesen Energie-Levels mixen will.
Unterhalb der Wellenform findet ihr die Transport-Bar zum Abspielen des Titels und zum Springen in die vorherigen oder folgenden Segmente. Der Zoom- und ein Split-Segment-Button liegen rechts daneben.

Fotostrecke: 2 Bilder Browser und Wellenformansicht – so soll das sein!

Play

Der Play-Bereich ist das Herzstück dieser App. Die in der Mitte liegende Mixersektion fällt hier sofort ins Auge und so soll das auch bei einer Mix-Software sein. Die einzelnen Teile sind großzügig und sehr übersichtlich angelegt. Je nachdem, welcher Deck-Modus (siehe Menüpunkt „Decks“) ausgewählt ist, werden die einzelnen Decks und Mixerbereiche in der Größe angepasst. Die Wellenformansicht des aktiven Decks bleibt aber immer in etwa gleich groß. Löblich! Play startet den Track, Loop-Spielereien (1 bis 32 Schläge) findet ihr direkt daneben. Unterhalb der Waveform eines aktiven Decks: der Kopfhörer-Button zum Vorhören. Warum ein Sync-Button, aber kein Pitch vorhanden ist, ist mir jedoch nicht ganz klar. Den kann man bei einer Fehlanalyse doch immer gebrauchen.

Eine Spielwiese für Mixfreudige.
Eine Spielwiese für Mixfreudige.

Der einzige Effekt in Flow heißt „Energy“. Dahinter verbirgt sich ein Delay, das gleichzeitig mit der Intensität die Delay-Geschwindigkeit von langen nach kurzen Delay-Zeiten reguliert. Wer es lauter braucht, kann mit dem danebenliegenden Gain-Regler die Lautstärke justieren. Ich habe das Gefühl, dass mit Aufdrehen dieses Drehreglers auch eine Kompression mit Limiting am laufenden Audiomaterial vorgenommen wird, denn der Titel wirkt mit dem Aufdrehen dieses Parameters viel dichter. Leider wird die Wellenformanzeige nicht mit steigendem Gain-Wert aktualisiert.
Informationen zum laufenden Titel wie Zeitangaben, Track-Namen und Key-Wert findet ihr über der Wellenform. Ein Dreiband-EQ, ein übergangsloses Low/Highpass-Filter und ein Kanal-Fader sitzen standardmäßig zwischen den Decks. Ein Crossfader fehlt im Dual-Deck-Mode ebenso nicht. Sobald ihr mehr als zwei Decks für eure Session ausgewählt habt, bekommt jedes einen zusätzlichen Volume-Fader spendiert. Über der EQ-Sektion legt ihr das Master-Tempo durch manuelle Eingabe des Wertes oder die Plus/Minus-Tasten in Schritten von 0,1 BPM fest.
Sobald eine Stem-Datei in ein Deck gelegt wird, „verwandeln“ sich die EQ- und Filter-Regler in vier Lautstärkeregler für die einzelnen Spuren. Sogar die Beschriftung der Einzelspuren dieses neuen Dateiformats wird übernommen und am jeweiligen Regler angezeigt.

STEM-Unterstützung gut umgesetzt.
STEM-Unterstützung gut umgesetzt.

Export

Im Export-Fenster geht es übersichtlich zu. Hier trefft ihr auf eine Top 100 der meist gespielten Tracks der letzten Woche, des letzten Monats und der letzten sechs Monate. Das ist eine sehr interessante Funktion, um eigene „Hitlisten“ zu ermitteln und zu sehen, welche Tracks immer wieder und vielleicht auch schon zu oft gespielt wurden.
„My DJ Sets“ listet eure  Aufnahmen nach Datum auf. Die dazugehörige Playlist lässt sich als CSV-Datei exportieren. Das funktioniert auch ohne Recording. Gute Funktionen für den DJ-Alltag.

Fotostrecke: 2 Bilder Top 100 der meist gespielten Titel.

Decks

Hier wählt ihr das Bildschirmlayout:

  • 2 Decks mit 2 Channel Mixer
  • 4 Decks mit 2 Channel Mixer
  • 4 Decks mit 4 Channel Mixer
  • 8 Decks mit 2 Channel Mixer
  • 8 Decks mit 8 Channel Mixer 
Die richtige Auswahl der Deckanordnung ist hier sehr wichtig.
Die richtige Auswahl der Deckanordnung ist hier sehr wichtig.

Volume

Hier regelt ihr die Hauptausgabelautstärke und den Kopfhörer-Pegel. Um beide Möglichkeiten zu nutzen, benötigt ihr eine Vierkanal-Soundkarte. Flow 8 Deck bietet jedoch keine Option, die einzelnen Mixer-Kanäle auf mehrere Outputs zu routen, um zum Beispiel ein externes Mischpult in das Setup einzubinden.

Die richtige Lautstärke für den richtigen Ausgang.
Die richtige Lautstärke für den richtigen Ausgang.

Settings

Im ersten Tab werden die MIDI-Controller konfiguriert. Wird euer Modell von Haus aus unterstützt, zeigt das Programm ein Bild des Controllers an. Nun könnt ihr verschiedene Befehlszuweisungen für den 2-Deck-, 4-Deck- und 8-Deck-Modus anlegen und jede separat abspeichern. Ein grafischer Assistent unterstützt euch bei der Konfiguration.
Auf der Website des Herstellers erhaltet ihr weitere Konfigurationsdateien für die verschiedensten DJ- und MIDI-Controller und ihr könnt sogar abgespeicherte Mappings mit euren Freunden austauschen. Die restlichen Untermenüs wie Audio-Output, Lizenz, Credits, Play-Verhalten, Beatmatching, Set Recording, Browser Tags und Cloudsync, beleuchte ich, so sie nicht selbsterklärend sind, im Praxisteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Die richtige Einstellung ist alles, was zählt.

Praxis

Flow 8 DJ startet auf meinem MacBook in der Vollbildansicht. Nach Eingabe des Lizenzcodes fordert mich der Browser auf, Songs und/oder Playlists zu importieren und die Tracks vorzubereiten. Ich importiere meine iTunes-Library. Die Tracks werden direkt im Browser angezeigt und ein Analysevorgang beginnt. Nach dem Scan zeigt mir ein Quality-Häkchen hinter den Tracks, ob alles soweit okay ist oder ob ich die ebenfalls von Mixed In Key vertriebene Software Platinum Notes, hier im Bonedo-Workshop (verlinken) zum „Verbessern“ der Tracks einsetzen sollte.
Ein Doppelklick auf den gewünschten Titel bringt diesen in die große Wellenform-Ansicht oberhalb des Browsers. Die Analyse hat meinen Song bereits Segmente aufgeteilt. Die Einteilung ist nicht vollends einleuchtend, daher lege ich nochmals selbst Hand an und teile die Slices durch Ziehen der Marker neu ein, lösche Markierungen oder füge neue hinzu. Mit meinem Trackpad am Rechner bewege ich mich mit zwei Fingern in der Wellenform und im Zoomfaktor. Unterhalb der Marker steht für jeden Abschnitt der Energie-Level.
Mixed In Key machte oft den Fehler, die Cue-Marker nicht immer auf die Eins eines Taktes zu setzen. Hieraus haben die Programmierer gelernt und addieren den Button „Check Downbeat“, der diesen Fehler beheben soll. In meinen Tests musste ich ihn nicht klicken, da die Eins immer erkannt wurde.

Hier ist jeder im Bilde!
Hier ist jeder im Bilde!

Play

Im Play-Bereich brauche ich jetzt nur noch festzulegen, mit wie vielen Decks ich spielen will und dann geht’s los. Das Mixen mit der Maus gestaltet sich wie bei anderen Programmen auch und macht natürlich nur begrenzt Spaß. Also schließe ich neben meiner Motu Ultralite MKII Soundkarte einen Numark Mixtrack II DJ-Controller via USB an. Flow 8 Deck meldet, dass mein Controller konfiguriert und startklar ist.
Im Mix muss ich ein wenig umdenken. Meinen Workflow von Traktor, Serato oder Rekordbox DJ kann ich nicht auf diese Software portieren. Alleine der Versuch, mit dem Jogwheel den Cursor zu bewegen, überrascht mich, denn damit fährt man mit dem Cursor von einem Segment zum nächsten, anstatt zu spulen
„Wie und warum das?“ werdet ihr euch fragen. Und das ist auch der Clou dieser Software – segmentbasiertes Mixing. Ein aufgeteilter Song wird sogar mit sich selbst im selben Kanal gemixt.
Ein Beispiel: Ich will von einem Beat-Part in einen Break zurückspringen und setze, während der Song läuft, mit dem Jogwheel den Cursor zum Break-Segment. Dann drücke ich den Button „Crossfade into next sequence“ und schon erzeugt Flow einen Übergang zu diesem Teil des Tracks. Die Übergangsdauer lege ich vorher in den Settings fest.
Somit setze ich sehr schnell Tracks neu live zusammen und mische sogar nur Teilbereiche mit anderen Tracks. Logischerweise ist der Einsatz von bis zu acht Decks nun gerechtfertigt. Ihr erstellt auf diese Art sehr einfach, schnell und intuitiv neue Songkonstruktionen und Remixes aus einem simplen Mix. Natürlich setzt das wiederum eine penible Vorbereitung der Tracks voraus.

Beatmatching innerhalb des Songs ist möglich.
Beatmatching innerhalb des Songs ist möglich.

Songauswahl und Stems

Die dynamische Playlist und ihre Vorschläge für passende Folgetitel überzeugt mich sehr. Die Flow Lines dagegen sehen schön aus, haben aber nicht so großen Einfluss auf mein Mixverhalten. Nur einmal habe ich mich dabei erwischt, dass meine Augen entlang der Linie zum nächsten passenden Titel gewandert sind.
Großartig ist die Einbindung des Stem-Formats gelungen. Die EQ-Drehregler für die einzelnen Spuren zu nutzen, ist schlichtweg genial. Leider fehlt dann allerdings der Filter-Effekt für diese Spur, was ich wegen des Zugewinns an Mixmöglichkeiten locker verschmerzen kann.
An mögliche Anwendungsfehler haben die Programmierer ebenfalls gedacht. Die Decks werden automatisch gesperrt, sobald ein Titel abgespielt wird und ich kann keinen weiteren Titel in das Deck ziehen. Ein Beenden der Software ist nur möglich, wenn kein Track läuft. Na also.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit funktioniert das Zusammenspiel zwischen Mensch, Controller und Flow 8 Deck einwandfrei, sodass ich meinen ersten, automatisch aufgenommen Achter-DJ-Mix über das Export-Fenster inklusive Playlist auf der Festplatte lokalisieren und anhören kann.

Fazit

Für 58 Dollar darf man eigentlich nicht viel erwarten, aber mit Flow 8 Deck wird einem dafür eine Menge geboten: Allen voran acht Decks und die DJ-Software überzeugt auch in Sachen Performance und Übersicht sowie durch das gut strukturierte Layout. Die detaillierte Wellenformdarstellung, der Analyse-Algorithmus aus Mixed In Key und die grafischen Hilfsmittel erleichtern die Arbeit sehr. Hinzu kommen die Unterstützung des Stem-Formats, dynamische Playlisten und die Kompatibilität mit vielen DJ-Controllern. Der gut durchdachte, einfach zu handhabende Konfigurationsassistent leistet dabei nützliche Dienste. Leider lassen sich nicht mehrere MIDI-Kommandanten in eine Session einbinden, um bequem auf für sämtliche Decks zuzugreifen. Diese können nicht separat an einen Mixer gesendet werden und auch eine Effektsektion sucht man vergeblich. Die Einteilung der Segmente eines Titels durch die Mixed In Key Analyse ist nicht immer logisch und muss zum Teil korrigiert werden. Das Auflegen mit dieser Software macht jedoch sehr viel Spaß. Latenzen sind spürbar, aber nicht störend und mein System läuft bei acht eingesetzten Decks einwandfrei.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einfache Hardware-Zuweisungen
  • Strukturiertes Layout
  • Detaillierte Wellenformdarstellung
  • Analyse-Algorithmus aus Mixed In Key
  • Stem-Handling
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Kein Pitch-Regler
  • Wenige Effekte
  • Nur ein Controller pro Session
Artikelbild
Mixed In Key Flow 8 Deck Test
Mixed In Key Flow 8 Deck
Mixed In Key Flow 8 Deck
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.