Software-Instrumente und Effekte von Native Instruments genießen einen sehr guten Ruf und gehören für viele Produzenten, Komponisten und Arrangeure zum Standardrepertoire des Plug-in-Ordners. Mit den Komplete-Bundles bietet der Berliner Hersteller alle Effekte, Instrumente und Libraries als Gesamtpaket an, das im Vergleich zum Einzelkauf der Plug-ins sehr günstig ausfällt.
Mit Komplete 11 wird das Alles-in-einem-Bundle mit Orchester-, Welt-Musik- und Rhythmus-Gitarren-Libraries erweitert. Hinzu kommen frische Performance- und Resampling-Synthesizer sowie das aktualisierte Sampler-Schlachtschiff KONTAKT 5.6 und die modulare Synthesizer-Entwicklungsumgebung REAKTOR 6. In der Effekt-Sektion wird das All-in-One-Paket mit dem Kreativ-Delay REPLIKA XT erweitert.
Wir haben Komplete, Komplete Ultimate und Komplete Select auseinandergenommen und gecheckt, für wen sich das Update lohnt!
Details
Komplete, kompleter, am kompletesten
Es klingt schon ein wenig paradox, dass es insgesamt drei Versionen von Komplete gibt, die entweder „ausgewählt komplett“, „komplett“ oder „ultimativ komplett“ sind. Die Bundles sind jedoch auf unterschiedliche Bedürfnisse und Budgets ausgerichtet, was das Konzept für Einsteiger aber auch für Profis attraktiv macht.
- KOMPLETE 11 SELECT: 11 Instrumente und Effekte in 25 GB zum Straßenpreis von 189,- Euro
- KOMPLETE 11: 45 Instrumente und Effekte in 155 GB zum Straßenpreis von 589,- Euro
- KOMPLETE 11 ULTIMATE: 87 Instrumente und Effekte in 500 GB zum Straßenpreis von 1.189,- Euro
Orchestrale Verstärkung
Auch die besten Libraries sind irgendwann mal veraltet und klingen im Vergleich zu neuartigen Sampling-Methoden à la Multi-Samples und Round-Robins weniger authentisch. Da kommt frisches Klangmaterial aus dem Hause Native Instruments gerade recht. Die Berliner haben ihr Sampler-Schlachtschiff wieder einmal in der Orchester-Sektion erweitert. Verstärkung liefern die Symphony Essentials mit Blech- und Holzbläsern, Streichern und 18 Orchester-Schlaginstrumenten. Im Vergleich zur großen Symphony Series fehlt es den Essentials allerdings an authentisch spielbarem Legato, Timestretching, weiteren Mikrofonpositionen, Presets und Artikulationen sowie dem Mixer, mit dem sich gezielte Mixdown-Eingriffe in die Ensembles vornehmen lassen. Da die große Version im Einzelkauf bei etwa 500 Euro liegt, ist es kein Wunder, dass man die Library deutlich abgespeckt hat, um sie ins kostensparende Bundle zu packen. Die Essentials sind nur im Ultimate-Bundle enthalten.
Orchestrale Verstärkung liefern auch die Emotive Strings. Mit abrufbaren Legato-Streicher-Phrasen und Arpeggien verfolgen diese ein Konzept, das an die Action Strings anknüpft. So lassen sich vorgegebene Instrument-Phrasen authentisch arrangieren, ohne dass man dabei Grundwissen über Orchester-Musik mitbringen müsste. Das ermöglicht Arrangements mit Hollywood-Charakter. Eingespielt wurden die Phrasen vom Budapest Scoring Symphony Orchestra. In der 28 GB großen Library lässt sich aus 175 einzelnen Phrasen auswählen. Emotive Strings sind ebenfalls nur im Ultimate-Bundle enthalten. Wer zwischen Komplete und Komplete Ultimate entscheiden möchte, sollte bedenken, dass der Einzelkaufpreis der Emotive Strings bereits 299 Euro beträgt.
Der Orchester-Bereich der Bundles wächst mit beinahe jedem Update. Mittlerweile ist man an einem Paket angekommen, das mit Session Strings, Session Strings Pro, Action Strings, Action Strikes und Emotive Strings so vielseitig ausgestattet ist, dass man so ziemlich jede Scoring-Idee verwirklichen können sollte. Dass die Ergebnisse nicht sonderlich individuell sein können, ist beim Einsatz vorgegebener Phrasen aber durchaus im Hinterkopf zu behalten.
Virtueller Rhythmus-Gitarrist
Mit der Kontakt-Library „Strummed Acoustic“ werden das Komplete- und das Ultimate- Bundle mit einer Akustik-Variante der Library-Serie „Session Guitarist“ erweitert. Für den Pop- und Rock-Bereich entwickelt, beinhaltet die Library viele vorgegebene Phrasen, Akkorde und Artikulationen, die per Key Switches auswählbar sind. Leider bleibt die Neuauflage Strummed Acoustic 2 den Bundles vorenthalten.
Ein Klavier der besonderen Art
In Zusammenarbeit mit Nils Frahm entwickelte David Klavins ein Unikat. Dabei präparierten sie ein Klavier, das für jede Taste eine eigene Klaviersaite besitzt. Sein einzigartiger Klang, der sich als ein Gemisch aus Harfe, Klavichord und Gitarre beschreiben lässt, wurde mit Una Corda (italienisch für „eine Saite“) in einer Sample-Library verewigt. Individualität steht bei dieser Library an erster Stelle, denn der brillante Klang der Library ist mit keinem gewöhnlichen Klavier vergleichbar. Das ist auch gut so, denn „gewöhnliche“ Piano-Libraries haben die Komplete-Bundles bereits zu genüge. Drei Soundbänke stehen bereit, in welchen unterschiedlich in das Klanggeschehen eingegriffen werden kann: Kontrolle des Obertonspektrums, Transienten-Regelung und Dynamik-Kontrolle von Pianissimo bis Fortissimo. Una Corda ist in beiden großen Bundles dabei.
Einmal Indisch zum Mitnehmen, bitte!
In vielen aktuellen Hits werden Elemente aus Weltmusik eingearbeitet. Daher wundert es nicht, dass Native Instruments die Discovery Serie stetig erweitert. Mit an Bord ist nun auch die Sample-Library „India“. Dabei wurde ein Ensemble aus 9 perkussiven und 6 melodischen Instrumenten in 16 Kontakt-Instruments verpackt. Diese lassen sich individuell selbst spielen oder auch mit insgesamt 96 Skalen und 954 vorgefertigten Grooves arrangieren. Komplete und Komplete Ultimate werden mit India ausgeliefert.
Alte Schlachtschiffe neu definiert
Auch Native Instruments’ Sampler Kontakt wird mit dem Upgrade auf Komplete und Komplete Ultimate auf Version 5.7 erneuert. Neben einem frischen Design wurden die Add/Authorize-Buttons mit Native Access verknüpft, was die Installation und Autorisierung von Drittanbieter-Libraries vereinfacht. Wieder zurückgekommen sind die vollständig eingefärbten Tasten des virtuellen Keyboards, was Key-Switches und Sound- sowie Sample-Positionen besser erkennen lässt. Hinzu kommen drei neue Amp- und Distortion-Modelle, welche Studio- und Bühnenklassikern nachbilden. Library-Entwickler haben fortan die Möglichkeit, Anwendungsfälle mit komplexer Mathematik zu lösen, Speicherbedarf einzusparen und Instrumente vergrößert in 1.000 x 750 Pixeln zu entwickeln.
Die modulare Synthesizer-Entwicklungsumgebung Reaktor 6 wurde mit den Reaktor Blocks von Grund auf erneuert. Die Optik in der Play-Ansicht ist an einen modularen Synthesizer im Rack-Style angelehnt, was eine wesentlich intuitivere Gestaltung eines eigenen Klangerzeugers erlaubt – das Ganze erinnert etwas ans Eurorack. Als Blöcke dienen dabei 30 neue Module, die zum Teil auf Reaktor-gestützte NI-Synths wie Rounds und Monark basieren. In der sogenannten Core-Ebene darf man noch tiefer in die Materie eintauchen und erhält Zugriff auf tiefgreifendere Features, etwa virtuelle Multicore-Kabel und „drahtlose“ Übertragung zwischen Strukturebenen. Auch Reaktor (inklusive Blocks) ist Bestandteil des Komplete sowie des Ultimate-Bundles; Komplete Select muss mit den Freeware-Varianten Kontakt Player und Reaktor Player (+ Block Wired) auskommen.
Einen ausführlichen Testbericht zu Reaktor 6 findet ihr hier.
Neue Synthesizer
In Zusammenarbeit mit dem Erfindergeist Tim Exile entstand ein Performance-orientiertes Multi-Instrument namens Flesh. Dieses auf Reaktor basierende Instrument verwandelt Audiomaterial in melodische Riffs, Basslines, Pads und mehr. Flesh hält vier Slots bereit, in die Samples oder aber die internen Synths geladen werden. Mittels intuitiver Perfomance-Regler entstehen dadurch wortwörtlich im Handumdrehen melodische Kreationen, die taktsynchron zum Host laufen, sich über 12 Semitones verstimmen und on the fly wechseln lassen. Dadurch eignet sich dieser Synth besonders für Remixe im Studio oder aber Live-Perfomances. Er ist nur an Bord des Ultimate-Bundles, der Einzelkauf schlägt mit 99 Euro zu Buche.
Auch Form nutzt Samples als Ausgangsmaterial und wird als sogenannter Sample-tracking Synthesizer deklariert. Es handelt sich unter anderem um Resynthese, was nicht zuletzt durch die großflächig angebrachte Wellenform zu erkennen ist. Durch die Parameter des Synths lässt sich bestimmen, wie das Sample abgespielt wird: vorwärts, rückwärts, alternierend, langsam, schnell oder gar modulierend. Bei letzterer Variante lässt sich eine Kurve zeichnen oder aus Wellenformen auswählen. Hinzu kommen Funktionen, die auf additiver und FM-Synthese beruhen. Bei dieser Kombination lässt sich die Klangvielfalt erahnen. Ob damit auch Wald-und-Wiesen-Sounds für jede Situation geschraubt werden können, schauen wir uns im Praxisteil an. Form ist in Komplete sowie Komplete Ultimate enthalten.
Weiterentwickeltes Replika Delay
Die fortgeschrittene Variante des Replika Delays ist ein kreatives Multimode-Delay. Das bedeutet, dass es ähnlich dem Vorgänger mehrere Emulationen auf Lager hat. Zu den Replika-Modi Modern, Vintage Digital und Diffusion kommen Analogue und Tape hinzu. Ferner sind neben Phaser und Filter der kleinen Schwester noch Flanger, Chorus, Frequenz Shifter, Pitch Shifter und ein sogenannter Micro Pitcher mit an Bord. Dass dadurch weitaus modernere, komplexere Delayfahnen möglich sind als mit der kleinen Version, steht außer Frage. Replika XT ist das einzige Effekt-Plug-in des Updates. Es ist in beiden größeren Bundles enthalten, die Select-Version wird mit der kleinen Version Replika ausgeliefert.