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Novation Launchpad Test

Intro

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Manchmal soll es ja tatsächlich helfen, das Wünschen. Auch wenn ich normalerweise eher skeptisch bin, kam beim letzten Ableton Controller Test bei mir das Verlangen nach einer Art Standalone-Version der Akai APC40 Matrix auf. Und jetzt ist sie tatsächlich da! Sogar mit mehr Pads und von Novation.


Wieder eine Partnerschaft. Und wieder ist ein Big Player aus dem Controller-Sektor mit dabei. Wird das jetzt Routine? Wir hoffen es, denn letztendlich soll so eine Partnerschaft ja Barrieren für den User senken. Inwieweit das auf das Launchpad und Ableton Live zutrifft, werden wir uns auch diesmal wieder genauer anschauen.

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Details

Gemeinsam von Ableton und Novation entwickelt, soll das Launchpad die zukünftige Schnittstelle Mensch/Maschine von Ableton Live 8 sein. In Form einer hintergrundbeleuchteten Multi-Color-LED Matrix aus 8 x 8 Gummipads mit 16 weiteren Zusatzschaltern kommt das Launchpad mit seinen Abmessungen von 240mm x 240mm x 20mm und einem Gewicht von runden 700 Gramm recht kompakt daher. Trotz Kunststoffgehäuse zeigt sich der Controller sehr robust und wertig verarbeitet.

Er kommuniziert bidirektional, das heißt, er sendet nicht nur Steuerdaten zum Instrument (z.B. Live), sondern kann auch dessen Parameterwerte durch verschiedene Farbcodes über die Matrix visualisieren. Das ist natürlich nur möglich, wenn das Instrument auch MIDI-Noten senden kann. So weit die Theorie. Dem Programmierfreak sei schnell erklärt, dass die Pads auf Notenbefehle reagieren und ihre Farbinformation aus dem Velocitywert beziehen. In Anbetracht des bald erscheinenden Max for Live Features wird einigen bestimmt jetzt schon warm ums Herz.

Launchpad_Aufmacher1_01

„Normale“ Ableton Live Nutzer brauchen sich darüber fürs Erste aber keine Gedanken zu machen, denn das Launchpad wurde der Version 8.0.8 geradezu auf den Leib geschneidert und funktioniert deshalb auch ohne graues MIDI-Hintergrundwissen. Freundlicherweise gibt’s beim Kauf gleich eine Ableton Live 8 Launchpad-Edition mit Samplefutter per DVD gratis dazu. Diese Version ist gegenüber der Vollversion in einigen Funktionen eingeschränkt. Keine Überraschung, denn die Vollversion von Live 8 kostet immerhin rund 450 unverbindliche Euros und ist damit mehr als doppelt so teuer wie das Launchpad.

Für die Steuerung von Ableton ist ein ausgeklügeltes System von Mehrfachbelegungen der Matrix verantwortlich: So gibt es zum Beispiel einen speziellen Session Modus der – wie bei der Akai APC40 – Clips und Szenen starten kann. Deshalb taucht in der Session View von Live auch wieder das rote Quadrat auf. Deutlich sichtbar schmiegt es sich um die Clips, die aktuell ausgewählt sind und so über das Launchpad getriggert werden können.

Launchpad_Stern

Des Weiteren stehen verschiedene Pages für die Mixersteuerung zur Verfügung, sowie zwei spezielle User Pages, die beliebige MIDI-Befehle senden können. Per Default lässt sich so zum Beispiel das Ableton Drumrack mit 72 Samples gleichzeitig spielen, oder auch jeder andere Synth. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Gummipads ohne Anschlagsdynamik keine ernsthafte Alternative zu einer Klaviatur oder einem MPC-Pad darstellen.

Fotostrecke: 5 Bilder Mixer

Hauptsächlich wird man das Launchpad also zum Triggern von Audio- oder MIDI-Clips in der Session View benutzen. Dennoch muss man nicht auf Parametersteuerung verzichten und die Lösung ist denkbar einfach: Acht Spalten der Matrix werden acht zu steuernden Zielen zugeordnet. Jedes aktive (= leuchtende) Pad einer Spalte erhöht dabei den an das Parameterziel gesendeten Wert. Da es nur acht Pads in vertikaler Richtung gibt, heißt das im Klartext: Quantisierung auf nur acht Werte.

Prinzipbedingt mangelt es diesem Konzept natürlich an Präzision. Für viele Anwendungen aus dem „Live“-Kontext heraus reicht die gebotene Auflösung. Die Idee, komplexe, filigrane Automation damit einzeichnen zu wollen, sollte man sich aber aus dem Kopf schlagen! Wer dennoch nicht auf Fader und Drehregler verzichten kann, dem sei verraten, dass Novations Nocturn zufällig das gleiche Breitenmaß wie das Launchpad besitzt …

Zur sinnvollen Verwendung mehrerer Controller aus dem Hause Novation ist die hauseigene Verwaltungssoftware Automap 3.3 oder die kostenpflichtige Version Automap Pro angedacht. Der Editor bietet neben einfachen Möglichkeiten zum Patch-Bau auch den Zugang zur sogenannten Automap-Technologie, die eine spontane Zuweisung von Parameterzielen innerhalb der DAW ermöglicht.

Bei einer ausschließlichen Verwendung mit Ableton Live ist Automap keine Pflicht. Da in Live bis zu 6 Bedienoberflächen ausgewählt werden können, lassen sich so auch bis zu sechs Launchpads kaskadieren. Überprüfen konnte ich das allerdings nicht.

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Praxis

Die Installation des Controllers verlief problemlos: Einstecken und dem Installer folgen. Dann schnell Live gestartet und in den MIDI-Präferenzen folgende INs und OUTs gewählt:

Launchpad_Setup1_01

Durch Drücken eines der rechten vier Buttons über der Matrix gelangt man in den entsprechenden Launchpad-Modus: Session, User 1, User 2 oder Mixer. Bei Benutzung von Automap können diese Buttons auch zu dessen Steuerung verwendet werden. Deshalb ist eine zweite Beschriftungszeile vorhanden.

Launchpad_Pagers

Session Modus
Der Session Modus funktioniert prinzipiell wie bei der APC: Ein rot gerahmter Teilbereich des Live-Sets von maximal acht Tracks und acht Szenen wird auf der 8 x 8 Matrix des Controllers per LEDs dargestellt. Mit dem Druck auf einen dieser Pads startet der dazugehörige Clip. Die abgesetzten Pads der rechten Seite fungieren als Szenenstart und -stopptaster. Der ausgewählte Teilbereich kann mittels der oben links auf dem Launchpad befindlichen Navigationstasten innerhalb des Sets verschoben werden.

Launchpad_NaviDetail

Die Farbe der Pads verrät den korrespondierenden Clip-Status:

  • Grün symbolisiert einen aktiven Clip.
  • Ein Clip, der blinkt, wird je nach globaler Quantisierung bald stoppen.
  • Gelbe Pads zeigen vorhandene, nicht-spielende Clips an.
  • Nicht-leuchtende Pads symbolisieren leere Slots oder Stop-Taster.
  • Rot ist natürlich die Farbe der Aufnahme.

Demzufolge können pro Session-Page bis zu 64 Clips gestartet werden. Das sind 24 mehr als bei der APC.  Bei einem Unterschied bleibt es aber nicht: Im Gegensatz zum Launchpad bietet die APC zusätzlich pro Spalte je einen Track-Stopp-Knopf. Allerdings hat man die nicht einfach weggelassen, sondern sie kurzerhand in Mixer Overview verfrachtet. Da es auf dieser Page aber keinen Clip- oder Szenenstartknopf gibt, finde ich diese Location recht unpraktisch, zumal er als Ergänzung hier ruhig hätte noch einmal auftauchen dürfen.

Dennoch hätte ich persönlich lieber eine Matrixzeile des Session Modus zugunsten des Track Stops geopfert. Das Launchpad wie das Liveset lassen sich zwar den persönlichen Wünschen anpassen, dennoch finde ich diese Belegung „per default“ nicht gelungen. Per MIDI Learn deklarierte Befehle werden nur innerhalb eines Ableton Live Sets gespeichert.

Man sollte sein Session-Set auf jeden Fall gut kennen, bevor man den Blick vom Screen löst, um wirklich „performen“ zu können. Bei vielen Tracks verliert man sich auch mit rotem Markerquadrat immer mal wieder gerne und drückt prompt den falschen Knopf. Einen kleinen Beitrag hätte man schon mit einem zweiten roten Quadrat um die Volume-Section der Tracks leisten können. Gerade bei großen Bildschirmen sind ab und zu die markierten Clips recht weit von ihrer Volume-Section entfernt.

Hinter den Pads werkeln zwei einfarbige LEDs, mit denen allerhand Farben erzeugt werden können. Mit drei LEDs hätte man alle Farben, die es als Clipfarbe in Live zur Auswahl gibt, auch visualisieren können. Vielleicht hebt man sich das aber für Version 2 auf. Ich bin gespannt!

Mixer Modus
Der Mixer Modus bietet eine Overview Page, in der sich neben den bereits erwähnten Szenen-Stopp-Tastern (im Bild: schwach gelb leuchtend) auch die Rec-Arm-Buttons (rot), die Solos (rot) sowie die Track-On-Schalter (gelb) befinden. Die verbleibenden vier grünen Zeilen bieten „Reset“-Funktionalität und setzen für jeden Track entweder den Volume-Fader auf” 0 dB”, den Pan Pot auf “Mitte” oder die Sends auf “-inf”.

Launchpad_Mixer
Mixer

Die LEDs weisen recht freundlich mit der Farbkombination Grün, Rot oder Gelb und Leuchtintensität auf ihren Status hin. Wie bereits angesprochen, würden hier mehr Farben für mehr Übersichtlichkeit sorgen.

Die verbleibenden vier grünen „Dreieckstaster“ führen in die untergeordneten Mixer-Pages Volume, Pan, Send 1 und Send 2. Die Ausgabe erfolgt quantisiert auf acht Werte. Auch sehr schön im Video zu sehen: Das rote Quadrat befindet sich nur um die Clips, jedoch nicht um die Volume-Fader herum. Das war aber auch bei der APC so. Vielleicht lässt sich hier noch via Update nachbessern.

Tracks aus einer Gruppe kann man im Übrigen nicht steuern. Nur der Gruppen-Bus ist über die Volume-Fader regelbar. Beim Aufklappen einer Gruppe tauchen also nicht mehr Fader auf. Schade.

Für die meisten FX-Sends, wie man sie in einem Liveset verwenden würde, reicht die gebotene Auflösung vollkommen aus. Den Studiohall würde ich damit aber nicht steuern. Andererseits ermöglichen gerade das kompakte Ausmaß und die Handlichkeit eine unglaubliche Arbeitsgeschwindigkeit.

User Modes 1 & 2
User Mode 1 sendet ganz gewöhnliche Notenbefehle und zwar über die Matrix und über die rechten Zusatzbuttons. Sobald eine Spur aufnahmebereit geschalten ist, kann man über die Pads einspielen.

Launchpad_DrumRack

Für anspruchsvolles Drumprogramming fehlt leider die Unterstützung der Anschlagsdynamik. Dafür kann man aber wunderbar Noten an das Launchpad senden und sich damit ein tolles optisches Metronom bauen. Wer möchte seinem Publikum schon einen nervigen Click zumuten?

User Mode 2 ist für weitere Eigenkreationen gedacht und soll hier nicht weiter betrachtet werden. Der kleine Metronom-Ausflug zeigt, was mit wenigen Handgriffen möglich ist. Genaueres werden wir uns anschauen, wenn das lang ersehnte Max for Live Feature verfügbar ist. Ich bin sehr gespannt zu sehen, was die Community für alternative Steuerungsideen hervorbringen wird und ob APC oder Launchpad das Rennen machen. Ich kann mir das Launchpad schon jetzt als tollen Step-Sequenzer vorstellen.

Bis dahin hat man hier einen wunderbaren Pool an Buttons zur Steuerung jeglicher Effekte innerhalb eines Livesets oder via Automap jedes anderen MIDI-Empfängers parat. In der kostenpflichtigen Automap Pro Software ist zudem die Zuweisung von Keyboard-Shortcuts möglich, sodass es zum Kinderspiel wird, Befehle wie Copy/Paste, Undo & Duplicate auf beliebige Pads zu legen.

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FAZIT

Das Launchpad ist klein, robust, günstig und bietet ein erstaunliches Potential zur Fernsteuerung von MIDI-Geräten im Allgemeinen und Ableton Live im Speziellen. Ich bin mir sicher, dass es in Zukunft auf vielen Partybildern zu finden sein wird! Frickler können mit dem kommenden Max for Live Feature (Multi Media Programmierumgebung) den Funktionsumfang noch erheblich erweitern, aber auch Studiohaie sollten einen Blick wagen! Das Launchpad kommt zwar nicht an Prestige und Wertigkeit einer APC heran, stellt aber nichtsdestotrotz eine ernst zu nehmende Alternative für den kleinen Geldbeutel dar. Wem die Regler nicht reichen, der kann das Launchpad immernoch mit anderen Controllern aus dem Hause Novation erweitern: Selbst mit einem Nocturn zusammen liegt man preislich gerademal bei der Hälfte einer APC40.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Kompakt
  • Günstig
  • Über Automap erweiterbar
Contra
  • Keine Szenen-Stopptasten im Session-Modus
  • Keine Velocity
Artikelbild
Novation Launchpad Test
Für 149,00€ bei
Launchpad_Aufmacher4_01
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