Presonus Studio One 4 Professional Test

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Details

Das Prinzip

Obwohl Studio One im Vergleich zu den oben genannten Hostprogrammen noch so etwas wie einen Frischlings-Status besitzt, hatte es aufgrund seiner Vorreiterrolle bezüglich der Einbindung von Melodyne von Beginn an einen seriösen Ruf – die meinen es ernst! Doch auch andere Merkmale prägen den innovativen Charakter dieser DAW. Herausstechend ist die konsequente und sehr zugängliche Drag-&-Drop-Funktionalität inklusive dem spielerisch-inspirierenden „Draufziehen“ von Plug-in Effekten auf Audioregionen. Daneben bietet das Programm eine Vielzahl intelligenter Details und kleiner Features, die ich bereits nach meinen Tests der 3.5 Artist Version vor einigen Monaten und dem aktuellen Review in meinen Stamm-DAWs vermisse. Weiterhin lässt Studio One als eine DAW, die prinzipiell nach dem klassischen Bandmaschinen-Prinzip arbeitet, In Sachen Ausstattung und Content nichts vermissen und übertrifft mit beispielsweise „erwachsenen“ Mastering-Features (DDP Import/Export, Red Book Standard) und pfiffigen Arrangierhilfen (Scratch Pads) zum Teil sogar die Konkurrenz.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle Audioregionen lassen sich direkt in Melodyne öffnen. Eine Lizenz für Melodyne Essential ist in der Professional-Version von Studio One enthalten.

Was ist neu in Version 4?

Bis hierhin trifft alles Geschriebene auch auf ältere Programmversionen zu. Was sind die wesentlichen Neuerungen von Studio One 4 Professional? 

Akkord-Spur

Zu den plakativeren Highlights zählt die Akkord-Spur, welche in der Lage ist, den harmonischen Verlauf innerhalb einer Region oder Spur zu analysieren und wiederum auf beliebige andere Spuren zu übertragen. Es ist sogar möglich, polyphones Audiomeaterial in diesen Prozess miteinzubeziehen.

„So mach‘mer des!“
„So mach‘mer des!“

Überarbeitete Instrumente

Im Gegensatz zu den vom Update unberührten Instrumenten Mai Tai, Mojito, und Presence XT, wurden die Instrumente Impact XT und Sample One XT durch etliche neue Features (u.a. Realtime-Timestretching, Slicing) deutlich aufgewertet. Besonders nützlich finde ich die flexible Eingangszuweisung beim Sample One XT, der somit direkt Busse, Instrumente oder die Summe resampeln kann. Das mehrkanalige Drum-Modul Impact XT bietet neben mehr als 20 neuen Features zudem frisches Soundmaterial.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Sample One XT ermöglicht unkompliziertes Resampling inklusive Pitchshifting und Timestretching.

Patterns

Mit der neuen Version hat Studio One auch einen Step- bzw. Pattern-Sequenzer an Bord, der jeweils einen Modus für tonale Klangerzeuger als auch Drums bereitstellt. Das unkomplizierte Handling und die übersichtliche Integration des Drum-Moduls (Impact XT) begünstigen den kreativen Einsatz dieses Tools. Besonders gefällt mir die Repeat-Funktion für einzelne Steps, die zum Experimentieren animiert.

Fotostrecke: 2 Bilder In Studio One lassen sich in Version 4 jetzt tonale Patterns programmieren.

Sonstiges

Der frisch implantierte AAF Import/Export erleichtert den Austausch von Audiodaten zwischen verschiedenen Programmen, was bei Team-basierter Arbeit an Projekten keine Ausnahme ist. Einen ähnlichen Hintergrund hat die neue Funktion „Songdaten importieren“, die einen unkomplizierten Austausch zwischen verschiedenen Studio One Projekten erlaubt. Weiterhin gibt es viele Detailverbesserungen wie die übersichtliche Gestaltung des Mixers mit vielen Darstellungsoptionen und das neue Feature der synchronen Ausrichtung der Editoren zum Hauptfenster.

Eine der möglichen Ansichten des Mixers
Eine der möglichen Ansichten des Mixers

Was ist nicht neu?

In Bezug auf Plug-ins sowie die weiteren Klangerzeuger und Soundinhalte ist zunächst alles beim Alten geblieben. Wenn man hier einen direkten Vergleich mit Logic machen möchte, besteht in diesem Punkt noch ein gewisses Ausbaupotential, das möglicherweise in künftigen Updates der 4er-Version erwartet werden kann. Obwohl generell alles für eine gute Produktion zur Verfügung steht, können beispielsweise die heutzutage obligatorischen Emulationen von klassischen EQs und Kompressoren sowie Soundinhalte verschiedener Stilistiken im Presonus Shop hinzugekauft werden.

Ganz auf Emulationen muss man in der normalen Professional Ausstattung aber nicht verzichten.
Ganz auf Emulationen muss man in der normalen Professional Ausstattung aber nicht verzichten.

Praxis

Installation und Aktivierung

Nachdem man einen User Account einrichtet, werden der Installer und alle Inhalte (ca. 33 GB) übersichtlich zum Download bereitgestellt. Die Installation verlief frei von Komplikationen und die ausschließlich an Account-Daten gebundene Aktivierung und Nutzung von Studio One erfordert keine weiteren iLoks, eLicenser oder ähnlichen Anhang, was positiv zu werten ist.

Performance/Testbedingungen

Während der gesamten Testphase verhielt sich Studio One 4 Professional auf meinem MacBook Pro (2,8 GHz Intel Core i7, RAM 16 GB, macOS Sierra) absolut stressfrei, ohne bemerkenswerte Belastung der CPU, Abstürze oder sonstige Bugs.

So informativ kann eine Leistungsanzeige aussehen.
So informativ kann eine Leistungsanzeige aussehen.

Sound Content

Bei einer DAW sind die mitgelieferten Soundinhalte und die Qualität der Instrumente natürlich von großem Interesse. Dass die mono- und polyphonen VA-Synths sich vor der Konkurrenz nicht verstecken müssen, demonstrierte ich bereits anhand von Soundbeispielen in meinem Testbericht von Studio One 3.5 Artist und auch die enthaltenen Audio Loops sind weitestgehend inspirierend, stilistisch vielfältig und von hoher Qualität, auch wenn der Umfang nicht an die unüberschaubare Masse der Apple Loops von Logic heranreicht. Doch neben allen Innovationen muss eine DAW auch mit guten „Brot-und-Butter-Sounds“ ausgestattet sein, was u.a. die Aufgabe des Sample Players Presence XT ist. Neben vielen guten Sounds offenbart dieser aber auch Schwächen, sodass man als professioneller Anwender von Studio One in manchen Bereichen auf Sounds von Drittanbietern angewiesen ist. Aber hören wir doch einfach mal rein. Nach einem kurzen Arrangement, das ich zum Check diverser Features erstellt habe, folgen einige Hörbeispiele, die ausschließlich mit dem Presence XT entstanden sind.

Der Presence XT kann auch Fremdformate importieren.
Der Presence XT kann auch Fremdformate importieren.
Audio Samples
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01 – Arrangement aus diversen Instrumenten und Audio Loops 02 – Presence XT (Keys) 03 – Presence XT (Brass) 04 – Presence XT (Strings)

Studio One in Action

Die folgenden zwei Clips zeigen Studio One im Einsatz, wobei einige der neuen Features in Studio One demonstriert werden:

Was gefällt?

Presonus Studio One 4 Professional ist eine DAW mit tollem Handling und vielen überzeugenden Features inklusive detaillierter und durchdachter Kleinigkeiten, die man schnell zu schätzen lernt. Neben der bereits erwähnten unkomplizierten Drag-&-Drop-Funktion existieren vielerorts nützliche Buttons sowie die konfigurierbare Macro-Leiste mit anwenderfreundlichen Befehlen, die hilfreich und auch für den kreativen Prozess inspirierend sind. Scheinbare Banalitäten, wie die flexible Farbgestaltung der Oberfläche zähle ich dazu
Fotostrecke: 4 Bilder Praktische Befehle in der Macro-Leiste

Was gefällt nicht?

Neben den bereits erwähnten Schwächen einiger Sounds des Presence XT – die Strings klingen teilweise dürftig – offenbart auch der Browser zur Suche von Audio Loops einige Schwachstellen. So bekommt man auf der Suche nach elektronischen Inhalten nicht selten Samples angeboten, die sich eher für eine MTV-Unplugged-Produktion eignen. Hier kann definitiv nachgebessert werden. Die fehlende Implementation zur Mischung in Surround-Formaten spielt für mich keine wirkliche Rolle, sollte hier aber nicht unerwähnt bleiben, da dies teilweise zum Funktionsumfang der direkten Konkurrenz zählt.

Fazit

Presonus Studio One 4 Professional ist eine kreativitätsentfesselnde DAW, die sich in Professionalität, Handling sowie Funktionsumfang vor den direkten, etablierten Mitbewerbern nicht zu verstecken braucht, sich in Teilbereichen sogar davon abhebt und somit absolut zu empfehlen ist. Aus subjektiven Gründen liebgewonnener Klangerzeuger und Plug-ins meiner Stamm-DAWs sowie der Kompatibilität zu meinem professionellen Umfeld wird es für mich vermutlich beim sporadischen Einsatz von Studio One bleiben. Auf wen die letztgenannten Punkte nicht zutreffen, der findet mit Studio One eine erstklassige DAW zur Musikproduktion!

PRO
  • inspirierende „Drag-&-Drop“-Funktionalität
  • sinnvolle Neuerungen (Akkordspur, AAF, Sample One XT mit flexiblem Input Routing, etc.)
  • spielerischer, inspirierender Umgang mit Event FX
  • Pattern Sequencer
  • unlimitierte Anzahl an Spuren, Bussen und Hardware I/Os
  • viele gut durchdachte Details/Funktionen mit zum Teil sehr hohem Praxiswert
  • Melodyne Essential Lizenz inklusive
  • ARA-Kompatibilität
CONTRA
  • Verwendbarkeit einiger Presence XT-Presets mittelmäßig
  • Kategorisierung der Soundinhalte im Browser teilweise konfus
  • kein Surround
Presonus_Studio_One_4_Test_B01_full_arrangement_01_Test
FEATURES:
  • Unbegrenzte Zahl an Audio-, Instrumentenspuren und Bussen
  • Hardware I/O unbegrenzt
  • 41 native Effekt-Plug-ins
  • AU, VST2, VST3 und Rewire-Unterstützung
  • 5 virtuelle Instrumente
  • Import der Sample Formate EXS, Giga und Kontakt
  • ca. 33 GB an Soundinhalten (Samples, Loops)
  • Audio Processing 64 Bit
  • Timestretching in Echtzeit
  • ARA-Kompatibilität, z.B. mit Melodyne
  • Melodyne Essential Lizenz
  • Event FX
  • diverse Comping-Funktionen
  • Arranger Track
  • Scratch Pads
  • Akkord-Spur
  • Groove-Extraktion per Drag-&-Drop
  • Patterns: Step Sequenzer für Drums und Melodie
  • VCA-Fader
  • Multi-Instrumente
  • Auto-Timestretching und Resampling
  • Masteringfunktionalität (DDP-Import/Export, Redbook CD Brenner)
  • SoundCloud Export
  • AAF Import/Export
  • Import von Songdaten anderer Studio One Projekte
  • MP3-Encoding/Decoding
  • Kompatibilität Mac: Mac OSX 10.11 (64Bit) oder neuer, mindestens Intel Core 2 Duo Prozessor
  • Win:Windows 7 (SP1 + Plattformupdate), Windows 8.1 oder Windows 10 (nur 64 Bit)
  • Intel Core Duo oder AMD® Athlon™ X2 Prozessor (Intel Core 2 Duo oder
  • AMD Athlon X4 oder Intel Core 2 Duo oder AMD® Athlon™ X2 Prozessor
  • 4 GB Ram
  • Internetverbindung zur Installation und Aktivierung erforderlich
Preis
  • 389,- EUR (Straßenpreis am 12.06.2018)
  • 293,93 EUR (Upgrade von der Artist-Version)
  • 146,37 EUR (Upgrade von älteren Producer- und Professional-Versionen)
  • 147,77 EUR (reduzierter Preis für Besitzer eines Presonus Quantum)
  • sowie Crossgrade-Angebote für Besitzer von DAWs anderer Hersteller auf Anfrage
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • inspirierende „Drag-&-Drop“-Funktionalität
  • sinnvolle Neuerungen (Akkordspur, AAF, Sample One XT mit flexiblem Input Routing, etc.)
  • spielerischer, inspirierender Umgang mit Event FX
  • Pattern Sequencer
  • unlimitierte Anzahl an Spuren, Bussen und Hardware I/Os
  • viele gut durchdachte Details/Funktionen mit zum Teil sehr hohem Praxiswert
  • Melodyne Essential Lizenz inklusive
  • ARA-Kompatibilität
Contra
  • Verwendbarkeit einiger Presence XT-Presets mittelmäßig
  • Kategorisierung der Soundinhalte im Browser teilweise konfus
  • kein Surround
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Presonus Studio One 4 Professional Test
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Marco Heger sagt:

#1 - 24.11.2018 um 15:13 Uhr

0

Der schwarze Freitag war für mein Konto eine tolle Angelegenheit. Auf der anderen Seite muss man sein Geld im Kaufrausch zusammen halten! Studio One v 4 ist eine absolute Kaufempfehlung wert. Hab jetzt Samplitude und Studio one. Das kann auch kontraproduktiv sein. Denn eigentlich sollte man sich für eine DAW entscheiden! Mir isses Wurscht, denn beide gabes zum Sonderpreise und in der Summe günstiger als eines der beiden Pakete zum normalen Preis! Okay, würden die Leute nur noch am Black Friday einkaufen dann wäre das sehr schlecht. Für den Privatmann auf jeden Fall eine Alternative. Man darf diese Firmen für ihre Arbeit gerne unterstützen! Hervorragende DAW. Bitte weiter so. Aber trotzdem fragt man sich, wohin das noch führen soll? Ich habe noch meinen Atari mit Cubase 3.0 und arbeite damit, und ehrlich gesagt, die Einschränkungen machen mich teilweise mehr kreativ als ein PC der {angeblich} alles kann!

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