Reloop Mixon 4 Test

Mit dem Mixon 4 betreten die Münsteraner von Reloop abermals das heiß umkämpfte Schlachtfeld der DJ-Controller. Ihr neuestes Flaggschiff sucht sich für diesen Kampf gleich zwei Verbündete: Serato und Algoriddim. Auch die Anbindung von iOS- und Android-Geräten ist möglich. Zudem bringt der Mixon Ingredienzien wie Effektsektionen, Loop-Displays und Trigger-Pads für die kreative Performance mit. Was der 699,00 Euro teure Vierkanäler alles kann, dem gehen wir im nachfolgenden Artikel auf den Grund.

Reloop Mixon 4 DJ Controller
Reloop Mixon 4 DJ Controller

Details

Zum Mischen der Serato- oder Algoriddim-Decks bietet Reloop Mixon 4 insgesamt vier Kanäle, ausgerüstet mit je drei Regler für den Software-internen Equalizer sowie einem Gain-Poti mit zugehöriger Pegelanzeige, das die Lautstärke im Mix bestimmt. Im Layout sticht besonders ein FX/Filter-Regler hervor, hier kann ein Hi- oder Lowpass-Filter dosiert und zusätzlich mit einem Effekt der Software kombiniert werden. Darunter befinden sich ein Cue-Button, der die Vorhörfunktion aktiviert, sowie ein Track-Load-Taster, um Songs in die einzelnen Decks laden zu können. Einmal geladen, lässt der Kanal-Fader dann noch ein gezieltes Steuern der Lautstärke zu. Ein Crossfader mit drei verschiedenen einstellbaren Verlaufskurven rundet die Mixing-Sektion ab. Hier können die einzelnen Kanäle A oder B zugewiesen oder direkt in die Summe geschleust werden.
Die beiden Decks des Mixon 4 sind identisch aufgebaut. Auffällig sind hier zunächst die 15,5 cm großen Aluminium-Jogwheels, die flach auf dem Gerät aufliegen und von einem Plastikring mit Einkerbungen umfasst werden. Die virtuelle Nadelbeleuchtung in Form eines LED-Rings hilft, beim Beatmatchen und Scratchen die Orientierung zu behalten. Über dem „Plattenteller“ befindet sich die FX-Gruppe mit Parameter-Reglern nebst Temposteuerung, die mittels Encoder automatisch synchron oder manuell per Tap-Button eingestellt wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Die obere Abteilung der Mixing-Sektion.

Ein interessantes Feature: die Harmonic-Mixing-Sektion. Neben dem normalen Keylock, der die Tonhöhe des gespielten Audiomaterials auch bei gepitchtem Tempo im gleichen Ton hält, kann damit noch ein Track mit der Tonart der anderen Decks synchronisiert werden. Nebenan liegen die Buttons, um in den Slip- oder Vinyl-Modus zu schalten, die Unterfunktionen werden über die Shift-Taste erreicht. Es folgen Bedienelemente, um die Tracks zu loopen. Mittels Auto-Loop-Taster springt die Wiederholschleife automatisch in einen vorgegebenen Zyklus, ein Encoder legt Taktungen von 1/32 bis 16 fest. In der Transportsektion kann automatisch synchronisiert, zum Anfang des Stückes, zum gesetzten Cue-Punkt oder zum vorhergehendem Track zurückgekehrt werden. Auch der Play/Stutter-Taster findet sich dort ein.
Last but not least stellt der Mixon 4 pro Deck acht große Performance-Pads (3 x 3 cm) zur Verfügung. Mit diesen können beispielsweise acht Cuepoints auf den Controller gelegt werden, die zusätzlich auch noch in den RGB-Farben einstellbar sind. Hinzu kommen diverse, teils über die Shift-Funktion erreichbare Modi: Im Cue-Loop-Modus wird die vermerkte Stelle samt eingestelltem Loop abgefeuert, Saved Loop lässt eine Schleife aufzeichnen und abspielen. Der Sampler-Modus ermöglicht, einzelne Audioschnipsel wiederzugeben, optional auch anschlagdynamisch. Ähnlich wie die gleichnamige Funktion des Ableton Simpler arbeitet der Slicer-Modus. Er teilt einen festgelegten Abschnitt in acht verschiedene Sektionen auf, die dann mittels der Pads getriggert werden. Dieser geslicte Bereich kann dann entweder geloopt oder im Track fortlaufend sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Die coole Loop-Sektion.

Anschlüsse

Der Mixon wird über ein beigelegtes 12V-Netzteil betrieben, die Versorgung mit Strom nur über den USB-Anschluss ist aufgrund der Größe und vielen Funktionen nicht möglich. Neben dem On/Off-Schalter befindet sich ein iOS-Anschluss, hier können Apples Gerätschaften eingebunden werden, sofern sie Lightning-kompatibel sind – sehr cool. Dazu gehört dann auch die Einlassung oben am Gerät, wo ein iPad stilvoll Platz findet und so optimal bedient werden kann. Sogar Android-Geräte sind nicht ausgeschlossen, sie werden einfach per OTG-Adapter am USB-Anschluss angebunden. Auf der Rückseite liegen die Audioausgänge, Reloop bietet zwei Master-Outs in XLR und Cinch sowie einen Klinkenbuchsen-Booth-Out an.
Die Vorderseite birgt den Ausgang für Kopfhörer, praktischerweise sind hier gleich Mini- und Standardklinke installiert. Weiter rechts gibt es noch die Möglichkeit, ein Mikrofon oder Instrument per Klinke einzuspeisen. Das Signal wird mittels Gain-Regler eingepegelt. Schade, dass Reloops Controller keinen Audioeingang hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Rückseite: iOS-, USB-, und Stromanschluss …

Praxis

Neben der Anleitung, einem USB-Kabel und dem externen 12V/3A-Netzteil fallen besonders das Lightning- und das OTG-Kabel positiv auf. Chapeau, solche Adapter packt nicht jeder Hersteller mit drauf. Mit Maßen von 65,7 x 37,6 x 4,5 cm und einem Gewicht von 5,3 kg macht der Mixon 4 einen robusten und nicht gerade schüchternen Eindruck. Mal eben mitnehmen ist nicht, eine geeignete Tasche oder das passende Case sollte man für mobile Einsätze in Erwägung ziehen.
Das Layout ist übersichtlich. Schwarzweiß-Kontraste prägen das Design, die Beschriftung ist dadurch gut lesbar. Lediglich die Markierungen der EQ- und FX-Potis sind dunkelgrau bzw. dunkelblau gehalten, nicht ideal im schummrigen Club-Licht. Der Controller wirkt solide, nichts rappelt, die Regler sitzen fest an ihrem Platz, die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut.
Die Installation der unterstützen Software geht erfreulich leicht von der Hand. Mixon und Serato verbinden sich automatisch, nicht einmal ein beiliegender Produkt-Key muss eingegeben werden, das habe ich schon stressiger erlebt. Djay PRO kann eine ähnlich pragmatische Einbindung vorweisen, auch hier funktioniert Plug’n’Play tadellos. Das sorgt dafür, dass man direkt in die eigentliche Sache einsteigen kann: das Mixing.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mixon 4 verbindet sich automatisch mit Serato DJ

Workflow

Das Arbeiten mit dem Mixon 4 geht sehr gut von der Hand: Der wuchtige Controller gibt einem das Gefühl, das alles unter Kontrolle ist. Dank seiner Gummifüße liegt er bombenfest auf, das saubere Layout sorgt für eine optimale Übersicht. Insgesamt macht sich ein professioneller Eindruck breit, mit diesem Gerät braucht man sich im Club nicht zu schämen. Wer sich mit DJ-Controllern bereits auskennt, wird keinerlei Einarbeitungszeit brauchen.   Das Beatmatchen funktioniert reibungslos, die virtuellen Plattenteller drehen sich geschmeidig und flüssig, die LED-Anzeige der Nadel ist eine große Hilfe beim Setzen von Cuepoints und beim Scratchen. Man könnte sich lediglich wünschen, dass die Jogwheels ein wenig mehr Höhe hätten, gerade wenn man Pioneers CDJs gewöhnt ist, aber das ist Geschmackssache und tut der Sache keinen großen Abbruch.
Die EQ-Potis fühlen sich hochwertig an, sie sind in ihrer Größe denen eines Clubmixers ebenbürtig und haben auch einen ausreichenden Abstand zueinander. Der Drehwiderstand fühlt sich gut an, ebenso wie der sanft einrastende, aber trotzdem deutlich spürbare Nullpunkt.
Eine praktische Unterstützung beim Anpassen der Kanallautstärken sind die fünfstelligen Level-Anzeigen neben den EQs, denn sie sorgen dafür, dass die Decks untereinander spielend im Gleichgewicht bleiben und dass eine Übersteuerung schon vor dem Mixer ins Auge fällt.
Die Größe des Mixon 4 ist einer seiner Vorteile, die meisten Taster sind folglich auch nicht klein gehalten worden, zu keinem Zeitpunkt erweist sich die Steuerung als fummelig. Verdrücken oder verfehlen dürfte so nicht vorkommen. Die Kanal-Fader fühlen sich in der Betätigung wertig an, nicht zu starr, nicht zu leichtgängig, ebenso der Encoder für die Auswahl der Tracks. Ein wenig mehr Widerstand hätten vielleicht die Pitchfader (14 Bit Auflösung) vertragen, aber auch hier stört das eigentlich kaum. Toll ist auch die Loop-Sektion, hier wird mittels fünf Lämpchen angezeigt, welche Loop-Taktung gerade aktiv ist. Ein wenig überraschend ist, dass der Loop-Encoder die Schleife selbst nicht de/-aktiviert. Wenn man aber bedenkt, wie empfindlich die Steuerung dann für Ausrutscher wäre, erscheint einem der separate Loop-Button sinnvoll.
Die Performance Pads fühlen sich angenehm an. Schön, dass die Farbe der Beleuchtung in Serato einfach angepasst werden kann. So lassen sich beispielsweise Drumloops in Schwarz, Synthlines in Rot und Effekte in Gelb speichern und man behält die Übersicht. Loben möchte ich vor allem das Layout der Transportsektion. In der Praxis erweist sich die Anordnung der Buttons und Pads als wohl durchdacht und komplikationslos zu handhaben.
Die Harmonic-Sync-Funktion funktioniert tadellos, die Harmonien fügen sich nach Betätigung gut zueinander. Ob man dieses Feature unbedingt braucht, ist jedem selbst überlassen, aber auf jeden Fall „nice-to-have“.
Der Mixon 4 ist auch für den Einsatz mit Seratos neuer Pitch-Play-Funktion ausgerüstet worden. Dieses Feature erlaubt es, gesetzte Cue-Points mittels der Pads um bis zu sieben Halbtonschritte hoch oder herunter zu transponieren. Das jeweilige Pad spielt dann ab dem Cue-Punkt in der ausgewählten Tonart ab, jedem Pad ist dabei ein anderer Wert zugewiesen. Das gibt dem DJ ein cooles Tool in die Hand, um das Set um Live-Remix-Elemente zu bereichern. In der Praxis konnte dann noch ein weiteres Feature Pluspunkte sammeln: Das mit einem weiteren Effekt belegbare Filter erleichtert Spannungseffekte ungemein. Die freie Hand kann dann genutzt werden, um bspw. die Taktung eines Delays zu erhöhen, das funktioniert sehr flüssig.

Audio Samples
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Filter + Delay Filter + Phaser Filter + Reverb

Software

Die Serato DJ Vollversion gibt’s kostenlos auf der Website, djay PRO müsst ihr extra kaufen.
Bei einem Blick in die PDF-Anleitung und der darin enthaltenen Gegenüberstellung der Funktionen fällt auf, dass Algoriddim nicht ganz die Fülle von Serato erreichen kann. So sind beispielsweise für manche FX-Potis keine entsprechenden Effekte in djay PRO (Mac-Version) belegt, auch die Library wird anders angesteuert.
In den globalen Serato-Einstellungen lassen sich diverse MIDI-Presets laden, verändern und speichern. Wem also das Standard-Mapping des Mixon 4 nicht gefällt, der kann nach Belieben seine eigenen Präferenzen umsetzen. Auch die Latenz (1-20 ms) wird hier eingestellt. Dabei habe ich selbst auf der schnellsten Stufe kein Knacken vernommen, aber das ist ja auch immer abhängig vom genutzten Rechner. Das Einstellen der Latenz ist bei djay Pro für Mac oder iOS nicht möglich und auch MIDI-Learn funktioniert nicht so reibungslos wie bei Serato. Dafür kann Algoriddims Software mit Spotify-Integration punkten. Der Online-Streaming-Dienst mit seinen zig Millionen verfügbaren Titeln kann dann quasi als DJ-Library genutzt werden, leider ist aber noch keine Offline-Speicherung seitens Spotify möglich. Welcher der beiden unterstützten DJ-Softwares man jetzt den Vorzug gibt, hängt von den Vorlieben des Nutzers ab, die grundlegenden Funktionen sind bei beiden gut umgesetzt und arbeiten zuverlässig.
Also flugs noch via Lightning-Adapter das iPhone an den Mixon gekoppelt, djay angeschmissen und siehe da, es ist unglaublich einfach mit diesem riesigen Controller, das kleine Smartphone zu bedienen. Und nicht nur das: Es macht auch noch richtig Laune. Schade nur, dass die App nicht MIDI-Learn-fähig ist. Während des Tests fiel mir noch auf, dass die Level-Anzeigen des Mixon 4 manchmal kurz einfrieren. Ich habe allerdings ein iPhone 5s und kann daher nichts über die neueren, mit mehr Rechenleistung ausgestatteten Apple Smartphones und iPads sagen. Fest steht, dass die Möglichkeit zum Anschluss von iOS- und Android-Geräten eine wirkliche Bereicherung darstellt. Sein Handy hat jedermann dabei, sodass beim Ausfall des Laptops auch kurzerhand Ersatz bereitsteht. Und ein iPad könnte dann mit mehr Rechenleistung und größerem Display den Laptop gänzlich verschwinden lassen. Das ist wirklich gut gemacht und ein sinnvolles Feature.

Sound

Die Softwares auf den verschiedenen Plattformen klingen über die Soundkarte des Controllers allesamt druckvoll, einen vielleicht zu erwartenden Qualitätsabfall bei der Nutzung des iPhones konnte ich nicht feststellen. Mit seinem 16 Bit/44,1 kHz Power-House-Interface sorgt der Mixon auf dem Papier vielleicht nicht gerade für Jubelstürme, dennoch klangen auch hochwertige WAV-Tracks in der Praxis wirklich gut. Wenn man im Club nicht gerade auf einer perfekt ausgemessenen Funktion-One Anlage oder zuhause auf einem Hi-Fi-System spielt, wird der Unterschied eh nur schwerlich nachzuempfinden sein.
Der Kopfhörerausgang punktet mit gutem Klang und solider Lautstärke. Der Mic-Input ist erstaunlich rauscharm. Leider marschiert dessen Signal direkt zu den Master-Ausgängen durch und kann somit nicht mit EQs und Effekten bearbeiten werden.

Audio Samples
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Sound/EQs mit Serato Sound/EQs djay PRO MacOS Sound/EQs djay PRO iPhone 5s

Fazit

Reloop hat mit dem Mixon 4 einen guten DJ-Controller auf den Markt gebracht. Die robuste Verarbeitung, solide umgesetzte Features und sinnvolle Erweiterungen wie die Harmonic-Sync-Funktion, das Filter mit dem zuweisbaren Effekt und die tolle Loop-Sektion sorgen dafür, dass der Vierkanäler vorbehaltlos zu empfehlen ist. Die Möglichkeit, sich zwischen zwei nativ unterstützen Softwares entscheiden zu können, gefällt. Besonders positiv sticht die iOS- und Android-Anbindung hervor, denn raucht der Laptop mal während eines Sets ab, ist der notwendige Ersatz jederzeit parat und kann im Handumdrehen an Reloops Flaggschiff angeschlossen werden. Das dazu nötige Zubehör und eine Serato DJ Vollversion packen die Münsteraner gleich noch mit drauf, sodass das Preis-Leistungs-Verhältnis mit 699,00 Euro wirklich stimmig ist.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • Filter kann mit Effekten versehen werden
  • iOS- und Android-Anbindung
  • Loop-Sektion mit Anzeige
  • viel Zubehör
  • Spotify-Einbindung über djay
Contra
  • kein Aux-In
  • Pegelanzeige friert bei iPhone-Gebrauch manchmal ein
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Reloop Mixon 4 Test
Für 685,00€ bei
Reloop Mixon 4 DJ Controller
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