Rode NT1 Kit Test

Das Nierenmikrofon Rode NT1 gehört zu den beliebtesten Großmembran-Kondensatormikrofon: Nicht nur als Allround-Mikro im Homerecording, auch in professionelleren Tonstudios wird es gar nicht mal so selten benutzt.

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Sein wohl wichtigster Vorteil ist der absolut akzeptable Preis. Zudem hat sich die australische Firma Rode einen Namen als Lieferant unprätentiöser, geradliniger und verlässlicher Mikrofone gemacht.  

Details

Was sind die Unterschiede zwischen Rode NT1 und Rode NT1-A?

Neben dem Rode NT1 (hier im Test) gibt es auch das Rode NT1-A, welches unser Autor Carsten Kaiser bereits als Rode NT1-A Complete Recording Bundle getestet hat. Ob sich Rode einen Gefallen getan haben, mit den etwas undurchsichtigen Produktkürzeln zu hantieren, sei mal dahingestellt. Allerdings ist man in guter Gesellschaft, wenn man sich das Verwirrspiel um die sE-2200-Mikrofone von sE Electronics ansieht. Ich will es daher kurz machen und die Unterschiede zwischen Rode NT1 und Rode NT1-A in der Tabelle aufzeigen:

Rode NT1Rode NT1-A
geringeres Rauschenhöheres Rauschen
geringerer Grenzschalldruckpegelhöherer Grenzschalldruckpegel
höhere Empfindlichkeitgeringere Empfindlichkeit
Frequenzgang linearerPräsenzboost
Spinne/Poppschutz: SMRSpinne/Poppschutz: SM6
Markteinführung 2013Markteinführung 2004
Preis: € 279 (Kit)Preis: € 145 (Kit)

Durch die verschiedenen Nieren-Großmembrankapseln sind die Frequenzgänge der beiden Mikrofone unterschiedlich. Das Rode NT-1 in diesem Test ist zumindest laut grafischem Pegelverlauf ein ganzes Stück linearer, lediglich der häufig zu verzeichnende Boost bei den Präsenzen ist auszumachen. Dass es in den oberen Höhen mit der Übertragung etwas zurückgeht, ist dem gesamten Gerätekonzept geschuldet: Das tun so gut wie alle Großmembraner aufgrund der namensgebenden Größe (und somit der Trägheit) der Membran. Wäre das „schlimm“, würde es Mikrofone wie das Neumann U 67, das AKG C414 und andere wahrscheinlich nicht geben.  

Fotostrecke: 5 Bilder Rode NT1: Das Nierenmikrofon in ganzer Pracht.

Technische Daten des Rode NT-1

In der obigen Tabelle sind die Daten noch wolkig umschrieben, hier jetzt „in handfester Ausführung“: Das Eigenrauschen ist mit 4,5 dB(A) exorbitant gering, das in der Praxis eher unwichtige Marketing-Claim des „leisesten Mikrofons der Welt“ steht dem Mikrofon mittlerweile nicht mehr zu (siehe Lewitt LCT 540 Subzero). 35 mV/Pa sind ordentlich für ein derart gering rauschendes Mikrofon, mit einem maximalen Schalldruckpegel von 132 dB(SPL) ist es für die meisten Anwendungen gewappnet. Ein Pad zur Erhöhung des verzerrungsfreien oder -armen Pegels gibt es genauso wenig wie ein Hochpassfilter zur Eindämmung der Bassanhebung durch den Proximity-Effekt bei naher Besprechung.  

NT-1 ohne Übertrager

Derartig gute technische Werte sind für ein umschaltbares Mikrofon kaum zu erreichen, auch sollte deutlich sein, dass der Signalpfad kurz und einfach aufgebaut sein muss. So kommt zur Mikrofonverstärkung im Korpus ein JFET zum Einsatz, einen Übertrager gibt es nicht. Hinter der Elektronik steht elektronisch symmetriert das Signal mit einer Ausgangsimpedanz von 100 Ohm zur Verfügung. Damit sind die Impedanzen von Mikrofonvorverstärkern eher „unwichtig“.  

Fotostrecke: 3 Bilder Randkontaktierte 1″-Kapsel im Rode NT1

Schwingungsdämpfung von Rycote

Die Kapselkonstruktion des Rode NT-1 ist im metallenen Mikrofonkorb schwingungsgedämpft gelagert. Diese Aufhängung liefert die Firma Rycote – und die kennen sich damit aus! Ob nun als zusätzliche Sicherheit, weil man Rycote auf derart kleinem Raum doch nicht alles zutraut, oder aber, weil der Otto-Normalkunde von einem Studiomikrofon so etwas verlangt, kommt das Rode NT-1 Kit mit einer externen elastischen Halterung. Diese Rode SMR wirkt futuristischer als die klassischen Spinnen, setzt aber ebenfalls auf Gummibandlagerung. Der einfache Poppschutz kann dort eingesteckt werden.  

Fotostrecke: 3 Bilder Spaciger Anblick: Elastische Halterung SMR

Praxis

Das Rode NT-1 ist vernünftig bepreist

Rode ist bekannt dafür, Gerätschaften anzubieten, die sich qualitativ mit teureren Marken messen können. Trotz des nicht gerade als Billiglohnland geltenden Australien – einer westlichen Industrienation – bleiben die Preise für Rode-Produkte immer erstaunlich günstig. Das Rode NT-1 ist jedoch um ein ganzes Stück teurer als das NT-1A, kann jedoch weiterhin als vernünftig bepreist gelten. Angesichts der Verarbeitungsqualität und Ausstattung gibt es nichts zu mäkeln.

Das komplette Paket: Rode NT1 mit Poppschutz und Spinne
Das komplette Paket: Rode NT1 mit Poppschutz und Spinne

Direkt besprochen, zeigen sich die Eigenschaften, die das Rode NT-1 auf dem Papier mitbringt, auch in der Praxis: Es ist tatsächlich reichlich linear. Für aufgenommene Stimmen bedeutet das, dass es nicht per se dick und nah rüberkommt, sondern recht natürlich. Da ist der Vergleich mit dem ebenfalls neutralen Audio-Technica AT5045, einem ausgewiesenen Instrumentenmikrofon der 1500-Euro-Klasse, natürlich interessant: Himmelweite Unterschiede klingen anders, aber dennoch ist das AT hier, was die Feindynamik angeht, deutlich vorne. Und auch was die technische Dynamik angeht: Auch bei hohen Schalldrücken durch Trompete oder Bassdrum „kippte“ das Signal nicht schlagartig in die Zerr-Hölle, und tatsächlich rauschte das Mikrofon weniger as viele Preamps.

Audio Samples
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Rode NT1, 10 cm, mit Poppschutz Rode NT1, 10 cm, ohne Poppschutz Rode NT1, 30 cm Rode NT1, 30 cm, 45 Grad Rode NT1, 70 cm Audio-Technica AT5045, 10 cm Audio-Technica AT5045, 30 cm Mojave MA-201FET, 10 cm Mojave MA-201FET, 30 cm

Kein Soundstempel durch das NT-1

Dass das NT-1 gar nicht versucht, das Audiosignal zu stempeln, finde ich sehr passend und würde es daher jedem User empfehlen, der sich mit Audio und Sound auch wirklich auseinandersetzen will, anstatt nur ein „Set it and forget it“-Mikrofon für Podcasting oder gelegentliche Vocalaufnahmen zu suchen. Unbearbeitet klingt das NT-1 daher vielleicht etwas scharf, aber mit Equalizer und eventuell De-Esser hat man die Dinge schnell im Griff – und bleibt flexibler! Ein wenig wird durch das NT-1 der Hochmittenbereich unterstützt, wodurch das Signal nicht allzu reserviert und lasch erscheint. Das tun viele Mikros, auch deutlich teurere (…und wenn nicht, oft der Tontechniker mit dem EQ).

Abstand zum NT-1 halten

Nicht axial eintreffende Signale werden bei 45 Grad schon etwas verfärbt, klingen aber erst ab 90 Grad wirklich löchrig. Das ist angemessen für ein Mikrofon dieser Preisklasse, aber auch kein Weltwunder. Nahe Besprechung macht die tendenziell weichen Bässe deutlich voluminöser, gibt dem Signal Wärme und Nähe. Unter zehn Zentimetern Abstand zur Kapsel beginnt das Mikrofon dann etwas zu schwimmen. Um dem Konturverlust entgegenzuwirken, sollte man einen Abstand von zehn Zentimetern halten – zum Poppfilter, nicht zur Kapsel. Dass dieser nötig ist, zeigt das Audiobeispiel ohne Filter. Das sind auch gute Nachrichten, denn anders als viele Mikros mit „integriertem Poppfilter“ ist die Membran nicht zu sehr durch Gaze und Stoff verbaut, was der Klarheit der Höhen entgegenkommen kann. Die interne Kapselaufhängung macht einen guten Job, richtig entkoppeln kann man ein Mikrofon meist nur mit externer Spinne. Bedenkt man, dass wohl nur wenige Käufer des Rode NT-1 ihrem Mikrofon ein ungefähr ebenso teures Stativ gönnen werden, ist es also mehr als vernünftig, dass dem NT-1 Kit elastische Halterung und Poppschutz direkt beiliegen.

Hinterlässt einen guten Gesamteindruck: Rodes NT1
Hinterlässt einen guten Gesamteindruck: Rodes NT1

Fazit

Rode NT-1 ist ein einfach konzipiertes, schnörkelloses Großmembranmikrofon zu einem mehr als gerechten Preis. Auf umschaltbare Pattern, Filter, Vordämpfung oder Gimmicks verzichtet es – eine gute Entscheidung für ein preiswertes Mikrofon. Die Verarbeitung ist gut, die Ausstattung des Kits ebenfalls. Klanglich spielt es auf der unauffälligen Seite und gibt ein noch in viele Richtungen formbares Signal aus. Mit seiner Klangausrichtung besitzt das Rode NT-1 gute Allrounder-Fähigkeiten und kann dementsprechend eine vielseitig einsetzbare Erstanschaffung für Recording Musicians oder angehende Tonschaffende sein. Das NT-1 ist ein klassisches Rode, wie es mir gefällt: Geradlinig, unauffällig, qualitativ ordentlich, zum geringen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • recht lineares Klangbild
  • Allrounderqualitäten
  • geringes Rauschen
  • preiswert
Contra
Artikelbild
Rode NT1 Kit Test
Für 258,00€ bei
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FEATURES und SPEZIFIKATIONEN
  • Typ: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzbereich: 20 Hz bis 20 kHz
  • Membran: 1“
  • Impedanzwandler: JFET
  • Empfindlichkeit: 35 mV/Pa
  • Grenzschalldruckpegel: 132 dB (SPL)
  • Impedanz: 100 Ohm
  • Anschluss: XLR
  • Zubehör: Mikrofonspinne SMR, Poppfilter, Staubschutzbeutel
  • Preis: 279,– (Straßenpreis am 31.10.2018)
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