Roland DJ-505 Test

Wenn man die Roland DJ-505 zum ersten Mal sieht, ist man direkt beeindruckt von den vielen Buttons, Fadern und Drehreglern, die unter Strom mit farbigem Lichtspiel beeindrucken. Und dabei haben wir es „nur“ mit der kleinen Schwester der DJ-808 zu tun, ein noch üppigeres Modell, das hier bereits mit einem Test bedacht wurde.  

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Beide Modelle bieten ein auf Serato abgestimmtes Controller-Design, eine Mixing-Sektion, an der auch Vinylspieler angeschlossen werden können, einen Mikrofoneingang, eine Effektsektion und als Sahnehäubchen eine Drum-Machine mit Sequencer und integrierten Classic-Sounds. Sogar Serato-Sampling ist mit an Bord dieser „Schlachtschiffe“! Schauen wir uns an, was für Qualitäten in der Kiste stecken.

Details

Vier Decks und zwei Kanäle bietet die DJ-505 ihrem neuen Besitzer, damit sind wir schon bei einem Unterscheidungsmerkmal zwischen DJ-505 und DJ-808, die auf vier Kanäle ausgelegt ist. Auch in den Dimensionen gibt sich der Testkandidat mit 53 cm Breite, knapp 40 cm Tiefe und etwas mehr als 7 cm Höhe deutlich kleiner aus. Mit 3,5 kg ohne Netzteil ist er dazu auch noch leichter. Klar, hier ist Kunststoff das Material der Wahl, trotzdem empfinde ich die Verarbeitung insgesamt recht solide, speziell wenn man die Features und den dafür verlangten Straßenpreis von um die 600 Euro in die Rechnung mit aufnimmt. Da ist schon für weniger mehr verlangt worden.
Im Lieferumfang des größtenteils zweifarbig bedruckten Kartons befindet sich neben der DJ-505 Hardware das passende Netzteil, ein USB-Kabel und die gedruckte mehrsprachige Kurzanleitung. Serato DJ muss von der Website heruntergeladen werden. Über einen beigelegten Voucher aktiviert man via „My Serato“ das DJ Tool Kit, mit dem Serato Pitch ‘n Time DJ, Serato Flip und alle Serato DJ FX Packs freigeschaltet werden. Betrachten wir nun den Testkandidaten im Detail. Als erstes die Bedienoberfläche, die in fünf Sektionen aufgeteilt ist, die wir nun im Einzelnen durchgehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Verpackung sieht schon vielversprechend aus

Browser

Wie der Name assoziiert, navigiert man hier mit insgesamt vier Tasten und einem Push-Encoder durch die Crates der Serato DJ-Software, arbeitet sich durch die Tracks, sortiert diese nach verschiedenen Kriterien wie Tonart, Tempo, Titel oder Künstler, wählt diese aus und lädt sie auf die Decks.

Mit ein paar Tasten und Encodern wir durch die Tracks navigiert
Mit ein paar Tasten und Encodern wir durch die Tracks navigiert

Deck-Sektion

Dieser Bereich ist am umfangreichsten ausgestattet und – ihr werdet jetzt nicht überrascht sein – natürlich zweimal vorhanden. Auf der linken Seite haben wir Deck 1 und 3, rechts erwarten uns Deck 2 und 4. Umgeschaltet wird mit einem dafür vorgesehenen Button. Mit den ungefähr 12 cm im Durchmesser großen Tellern vollführt man Scratches, steuert den Pitchbend und mit gedrückter Shift-Taste wird die Abspielposition verändert.
Gemixt wird entweder im Sync oder halt ohne – ein Druck auf den entsprechenden Button entscheidet, vorausgesetzt, dass in Serato DJ unter den Voreinstellungen der Sync nicht auf „aus“ steht. Das Tempo reguliert ein etwas über 60 mm langer Fader, wieder ein Unterschied zur DJ-808, die mit 100 mm Fadern bestückt ist. Key-Lock ist auf Knopfdruck im Programm, in Kombination mit Shift erweitert man den Regelbereich des Pitch.
Acht hintergrundbeleuchtete Gummi-Pads stehen für verschiedene Performances bereit, mit vier Buttons darüber wird bestimmt, in welchem Modus diese arbeiten. Neben Hot Cue mit acht verschiedenen Sprungmarken und Roll (superkurze rhythmische Loops) ist auch das Triggern der unterschiedlichen Drum-Sounds aus der TR-Sektion möglich oder das Abfeuern der Serato Samples. Bei gedrückter Shift-Taste gibt es weitere Optionen, mit Cue Loop wird direkt ein Loop aus einer Markierung gestartet, Slicer zerlegt die gerade spielende Musik und legt sie automatisch auf die Performance Pads. Pattern steuert die verschiedenen programmierten Drum-Patterns an, werden mehrere gleichzeitig gedrückt, spielen diese nacheinander im Loop ab. Die Pads reagieren auf Wunsch auf Velocity, sprich Anschlagstärke. Bei den Serato Samples wird das mit gedrückter Shift-Taste aktiviert, für die TR-Drums muss man einen „Doppelklick“ machen. Die wechselnden Hintergrundfarben der Pads sind nicht nur als optisches „Schmankerl“ gedacht, sondern erfüllen auch ihren Zweck, denn sie signalisieren, in welchem Betriebsmodus gerade gearbeitet wird.
Parameterwerte der Performance-Pads können abhängig vom gerade gewählten Modus über zwei Tasten am unteren rechten Rand eingestellt werden, zum Beispiel die Notenlänge von Rolls. Direkt neben den Pads ist der Loop-Bereich positioniert, auch hier wird alles mit gummierten Buttons aktiviert, fünf sind es an der Zahl. Zwei davon verdoppeln oder halbieren die Länge des Loops in rhythmischen Einheiten, mit Shift wird der Loop der Länge nach links oder rechts verschoben.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Jogwheels haben eine geringe Latenz und eignen sich zum Scratchen

Mixer

Die Mixer-Sektion ist zwischen den Decks und unterhalb des Browsers positioniert, so wie das sein sollte. Zwei Fader stehen hier für die beiden Kanäle zur Verfügung und haben bei Bewegung einen genau richtigen Widerstand, sind also weder zu leichtgängig noch zu schwer. Das Gleiche gilt für die Potis, wo wir pro Kanal fünf Stück vorfinden. Mit Trim regulieren wir die Lautstärke, dann folgt ein Dreiband-EQ mit Boosts, die in Serato DJ mit 6 dB oder 12 dB eingestellt werden. In die andere Drehrichtung schraubt man die Frequenzen bis zum Kill heraus. Am Ende sitzt ein Tief-/Hochpassfilter, mit einem Dreh nach links werden hohe Frequenzen weggefiltert, nach rechts funktioniert es genau anders herum. Mit den Cue-Tasten wird vorgehört.
Mittig zwischen den beiden Kanalzügen gibt’s noch mal vier weitere Potis, um Lautstärken von Master und Booth einzustellen, mit dem Mixing-Poti regulieren wir den Anteil zwischen Cue- und Master-Signal (Kopfhörerlautstärke wird an der Vorderseite justiert). Zum Abschluss gibt es noch einen Drehknopf für die Lautstärke der Drum-Machine beziehungsweise des Serato Samplers einschließlich einer Vorhörtaste dafür. Mit schwarzer Farbe abgesetzt zeigen die Level-Anzeigen in üblichen Ampelfarben die Ausgangspegel der Kanäle links und rechts mit jeweils einer LED-Leiste und das Master-Volume in der Mitte davon mit einem Stereometer an. Am unteren Teil der Mixer-Sektion sitzt der sehr leichtgängige Crossfader und schließt die Mischer-Sektion ab.

Dreiband EQ und Low-/Hi-Filter in der Mixer-Sektion
Dreiband EQ und Low-/Hi-Filter in der Mixer-Sektion

Effekt-Sektion

Übersichtlich ist die FX-Abteilung, jeder Kanal und zusätzlich die TR-Sektion bekommen davon eine spendiert. Mit insgesamt vier Buttons und der gleichen Anzahl von Potis bearbeitet man die Effekte. Hier sind zwei Betriebsmodi vorgesehen: Entweder laufen drei Effekte in Kette (Multi FX) oder einer alleine (Single Mode). Abhängig von dem Modus, der mit Drücken von Shift und der rechten FX-Taste gewechselt wird, arbeiten die restlichen Drehknöpfe und Taster. Der rechte Push-Encoder wiederum sorgt für unterschiedliche rhythmische Zeiteinheiten bei FX mit einer Modulation, hier kann aber auch das Tempo „getappt“ werden. Bei entsprechend eingestellten Layout für Serato sieht man auf dem Computer-Screen, wie genau die Effekte gerade eingestellt und parametrisiert sind. Diese stammen übrigens vom renommierten Plug-in-Entwickler iZotope.

Drei verschiedene Effekte können gleichzeitig genutzt werden
Drei verschiedene Effekte können gleichzeitig genutzt werden

TR-S-Sektion

Den oberen Bereich der DJ-505 nehmen die mit der von Roland erfundenen „Advanced Circuit Behavior“-Technologie versehene TR-Drum-Machine und der Serato Sampler einschließlich des zugehörigen Sequencers in Anspruch.   Hingucker sind dabei die 16 TR-S Pads, in bunten Farben leuchtende Taster aus transparentem Kunststoff, die als Lauflicht des Sequencers fungieren, aber auch zur Programmierung und Auswahl der Sounds und Patterns dienen. Mit Start/Stopp werden diese zum Rollen gebracht und wieder angehalten, entweder mit eingestellten Tempo oder auf Tastendruck im Sync zur laufenden Musik der Decks.
Auf einem einfachen LED-Display in 80er-Jahre-Optik leuchten das Tempo oder andere Parameter, die man mit dem Poti daneben bearbeitet. Zur Auswahl stehen diverse Eigenschaften, die mit den Buttons rechts neben dem Display ausgewählt werden. Mit Scale ändert man die Pattern-Skala zwischen Sechzehntel, Sechzehntel Triole, Achtel Triole oder Zweiunddreißigstel und Shuffle manipuliert das Feeling des Grooves. Weiterhin finden wir hier sieben Buttons und vier weitere Drehregler, um die Sounds und Patterns des Samplers und der Drum-Machine zu manipulieren, damit beschäftige ich mich im Praxisteil genauer.

Fotostrecke: 3 Bilder Bunte Farben für die TR-S-Sektion

Frontseite und Backpanel

An der Rückseite ist einiges im Angebot, besonders erfreulich ist die Möglichkeit, zwei Plattenspieler anzuschließen (inklusive Erdung), alternativ gehen auch andere Klangquellen wie CD-Player. Mit einem kostenpflichtigen DVS-Upgrade ist auch der Einsatz von Timecode-Vinyl realisierbar. Schade nur, dass Line- und Vinyl-Eingang nicht wie bei der DJ-808 separat ausgeführt sind und sich stattdessen einen Anschluss teilen müssen.
Der Master-Ausgang ist in XLR und in Stereo-Cinch, Booth ist mit großer Klinke ausgeführt. Mikrofone werden ebenfalls nur mit Klinke angeschlossen, beim größeren Modell steht dafür eine XLR/Klinke-Kombi-Buchse zur Verfügung. Schade. Mit einem kleinen Drehknopf mit der Beschriftung „Mic Sens“ regelt man den Gain des verbundenen Mikros – zusätzlich zu einem Poti an der Vorderseite.
Anschluss für Netzteil und Power-Schalter und USB für die Verbindung mit dem Computer sind obligatorisch, gar nicht so selbstverständlich ist ein MIDI-Ausgang. Darüber verbindet man externe Klangerzeuger, die dann mit einer ausgehenden MIDI-Clock versorgt im Sync laufen. Cool! Hier liegt es nahe, den Ausgang eines externen Gerätes über einen der Line-Eingänge wieder in die DJ-505 zurückzuführen und dort weiter zu bearbeiten, beispielsweise mit den Effekten.
Die Frontseite gibt sich im Vergleich zum Rest minimalistisch. Neben den Logos von Roland und Serato gibt es hier nicht so viel zu sehen. Zwei Kopfhörerbuchsen, einmal mit der großen 6,35 mm Klinke und dann zusätzlich mit 3,5 mm. Beide können gleichzeitig genutzt werden, ein kleiner Volume-Regler ist für die Lautstärke zuständig.
Ein dreistufiger Schalter verändert die Kurve des Crossfaders und mit einem weiteren Schiebeschalter wird dieser in den Reverse-Modus versetzt. Die DJ-808 hat keinen Hamster-Switch, hier wurde nachgebessert. Was für ein Audiosignal in die beiden Kanäle geschickt wird, definieren zwei weitere Schiebeschalter. Zur Auswahl stehen hier „PC“, was quasi die zur Verfügung stehenden Serato Decks meint, für den externen Eingang des Kanals muss entschieden werden, ob dies ein Vinyl- oder Line-Signal ist. Nicht vergessen dürfen wir den Lautstärkeregler für das hinten verbundene Mikrofon.

Fotostrecke: 2 Bilder Feature-Monster: Roland DJ-505

Praxis

Audiointerface

Am Rechner angeschlossen verrät der Roland Controller, was im Inneren steckt. Das interne Audiointerface arbeitet mit bis zu 48 kHz und 24 Bit Auflösung. Zehn Kanäle für Input und vier für Output stecken hier im Wandler drin.

Update

Wer den Nervenkitzel sucht, sollte als Erstes ein Update der Firmware durchführen. Das ist spannend, weil bei Fehlern währenddessen laut Website Dinge passieren können, die man sich ähnlich wie die Nebenwirkungen auf einem Beipackzettel lieber gar nicht erst durchlesen sollte. Wer sich von den Risiken nicht abschrecken lässt und auf die entsprechenden Anweisungen achtet, wird nach ein paar durchgeführten Schritten direkt mit ein paar verbesserten Funktionen und vor allem neuen Sounds für die TR-Drum-Einheit belohnt.
Präzise gesagt, stehen dann nämlich neben den 808- und 909- auch noch 707- und 606-Sounds zur Auswahl. War denn die TR-505 wirklich so ein ungeliebtes Kind, dass auf diese Sounds trotz der Namensgebung verzichtet wurde? Wäre DJ-707 oder DJ-606 nicht am Ende passender gewesen? 

Lightshow: Die bunten Lichter der Roland sind ein Hingucker
Lightshow: Die bunten Lichter der Roland sind ein Hingucker

Beats bauen mit TR-Drums und Serato Samples

Also zunächst mal: Die eingebaute TR-Sektion ersetzt keinen aktuellen Roland AIRA und ist im Vergleich abgespeckt und limitiert. Trotzdem kann man mit ihr jede Menge Beats basteln und sich stundenlang darin verlieren – nicht zuletzt, weil man die Sounds auch in die Serato-Effekt-Abteilung schicken kann und dadurch bereits viel klangliches Potential bekommt. Speziell die Distortion hat mir dabei besonders viel Freude bereitet und wohldosiert für eine schöne Färbung gesorgt. Der Sound ist wirklich gut und bei mir persönlich tatsächlich das Interesse an einer größeren AIRA Drum-Machine geweckt, obwohl ich die bis dato nicht wirklich auf dem Schirm hatte.
Die Drums sind in Kits zusammengefasst, können für ein programmiertes Pattern aber auch frei zusammengestellt werden. Mit dem Instrument-Button und einem weiteren Druck auf eins der TR-S Pads wählt man einen Sound aus und programmiert diesen in einzelnen Steps. Man kann aber auch im laufenden Betrieb aufnehmen und dafür die Performance-Pads benutzen, wenn diese auf TR geschaltet sind – wahlweise auch mit Velocity.
Shuffle und Scale haben wir in den Details ja bereits angesprochen, interessant sind die vier Potis auf der rechten Seite, mit denen jeder Sound von TR als auch Sampler verbogen werden können. Konkret bedeutet das Pitch, Attack, Decay und Lautstärke.
Es gibt sogar einen Accent, ganz genau wie bei vielen klassischen Drum-Computern, dieser muss, nachdem er angewählt wurde, manuell in den Lauflicht-Sequencer programmiert werden. Neben der Skala für das Pattern kann ebenfalls dessen Länge manipuliert werden, wieder mal kommt dafür die Shift-Taste zum Einsatz. Alles hier Genannte lässt sich auch mit den acht Serato-Samples anstellen. Die Slots dafür werden von Serato aus gefüttert. Die Samples erweitern das klangliche Spektrum der Drum-Sektion natürlich enorm und sorgen für noch mehr Abwechslung. 

Auch die Serato Samples werden über die Performance Pads gespielt
Auch die Serato Samples werden über die Performance Pads gespielt

Mehr Spaß mit Effekten

Die Effekt-Abteilung macht Freude. Alle zur Verfügung stehenden FX lassen sich sehr musikalisch anwenden, sind praxisorientiert parametrisiert und klingen bis auf den nicht ganz so berauschenden Hall gut. Zur Verfügung stehen Delay, Echo, Reverb, Phaser, Flanger, verschiedene Filter (Lo, Hi, LFO und Combo), Pan Delay, Distortion und Version Echo. Insgesamt haben sie einen eher cleanen Charakter, mit der Distortion kommt aber auch eine Prise Schmutz ins Spiel. Mit drei in Reihe geschalteten Effekten verbiegt sich der Sound schon sehr ordentlich, aber auch den Einzelmodus sollte man nicht außer Acht lassen. Dann nämlich steuert man mit den drei Reglern verschiedene Parameter von nur einem Effekt. Besonders kreativ wird es wieder, wenn man mit der internen Recording-Funktion (ist ein Feature von Serato) bearbeitete Sounds aufnimmt und mit diesen wiederum den Serato-Sampler füttert.

Fotostrecke: 3 Bilder Vier Regler für ein Halleluja: Effekte mit der DJ-505

Serato DJ Tool Kit

Klasse ist das Tool Kit – das ist eine im Lieferumfang als Code enthaltene Erweiterung (Normalpreis: 79 Euro), die online freigeschaltet wird und mit weiteren Features die Funktionen von Serato DJ weiter aufbohrt. Ein ganzer Stapel neuer Effekte sorgt für noch mehr Potential, Serato Flip manipuliert non-destructive Tracks und sorgt für variationsreiche Edits (mit ausgedehnten Intros und Outros zum Beispiel). Pitch n’ Time kümmert sich einerseits um ein sauberer klingendes Key-Lock (Timestretch) für extreme Tempo-Spielereien und bietet auf der anderen Seite präzises Pitchen der Tonart, ohne das Tempo zu verändern. Damit ist das harmonische Mixen von Tracks noch komfortabler. Das DJ Tool Kit lohnt sich!

Alles im Sync

Sowohl Drums als auch Samples und Musik laufen im Gleichschritt, wenn das so gewünscht ist. Was hier als Taktgeber herhält, entscheiden wir mit den Sync-Buttons und wann diese gedrückt werden. Zuerst wird der Taktgeber ausgewählt, im nächsten Schritt, was diesem folgen soll. Aber nicht nur intern ist das realisierbar, sondern auch mit externen Geräten. Das passiert ganz klassisch mit einer über den MIDI-Ausgang herausgeführten Clock und wird von der TR-Sektion aus gesteuert. Supercool, wenn man Korg Volcas oder ähnliches besitzt.
Während des Tests war die TR meistens minimal nach hinten verschoben, wenn diese im Sync zu den Decks lief, was aber mit dem Pitchbend an den Jogwheels gut in den Griff zu bekommen war. Dieser beeinflusst aber stets das Verhalten der Decks, die TR-Drums oder die ausgehende MIDI-Clock bleiben davon unberührt. Über Serato DJ wird zusätzlich Link von Ableton unterstützt, was sich ja bereits zu einem weiteren Standard für die Synchronisation von verschiedenster Hard- und Software etabliert hat und sehr unkompliziert funktioniert.

Taktgeber: Die TR-Einheit sorgt für die ausgehende MIDI-Clock
Taktgeber: Die TR-Einheit sorgt für die ausgehende MIDI-Clock

Steuerzentrale

Der Browser von der DJ-505 ist nur bedingt nützlich. Da ein Display fehlt, muss man per se ständig auf den Laptop gucken, um den Überblick zu bewahren. Und weil man mit Fingern und Trackpad auch (in der Regel) sehr schnell durch Software navigieren kann, nutzt man eher diese Variante, um die Tunes auf die Decks zu ziehen. So war das zumindest bei meinen Test-Sessions, wo ich wirklich sehr viel an der Roland „rumgemacht“ habe – den Browser habe ich dabei völlig außer Acht gelassen.
Computer können ja manchmal auch ein bisschen zickig und widerspenstig sein, gelegentlich auch dann, wenn sie gerade am dringendsten gebraucht werden. Da ist es nur gut zu wissen, dass dieser „DJ-Controller“ von Roland komplett ohne Serato und Laptop, also standalone, immerhin noch als Mischpult für extern angeschlossene Musikquellen herhalten kann – man muss dann allerdings auf die meisten Features verzichten, zum Beispiel Effekte und Loops. Mit EQ und Filter hat man aber noch Grundlegendes zur Verfügung. Zur eierlegenden Wollmilchsau wird die schwarze Kiste also nur in Verbindung mit Computer und Software.
Klasse ist die Option, den Controller und seine Oberfläche neu zu belegen. Neulinge sollten da erst einmal die Finger von lassen, Profis können sich aber ein paar Geschichten individuell anpassen. Zum Beispiel die Lautstärke des Serato-Samplers auf den Mixing-Drehknopf legen, um dann Drums und Samples separat einzustellen. Das ist mit ein paar Klicks und wenigen Handgriffen erledigt. 

Performance

Der Verbund von Software und Hardware funktioniert gut und fühlt sich beim Mixen sehr natürlich an. Beim Test habe ich keine störenden Latenzen feststellen können. Die Fader reagieren zügig, sämtliche Bewegungen an den Reglern sind präzise. Wer weitere Optimierungen vornehmen möchte, kann dies relativ umfangreich erledigen. Eingriffe können über die Systemsteuerung des Rechners direkt am Treiber vorgenommen werden, aber auch Serato DJ bietet in den Einstellungen diverse Optionen für Anpassungen. Mit einer Tastenkombination während des Einschaltens gelangt man in die Systemeinstellung der DJ-505, wo das Verhalten der Hardware noch genauer bearbeitet wird. Besonders interessant ist hier das Ändern der Kurve für Crossfader und der Anschlag der Performance-Pads. Sämtliche Details dazu finden sich in der PDF-Anleitung.

Fotostrecke: 4 Bilder Wer genauer anpassen möchte, kann an den Treiber gehen

Mikrofon-Check

Bleiben wir noch kurz bei den gerade erwähnten Systemeinstellungen. Die sind nämlich besonders ergiebig, wenn man ein Mikrofon in die DJ-505 einstöpselt. Nicht nur dass sich hier ein Tiefpassfilter in zehn Dämpfungsstufen aktivieren lässt oder in gleicher Manier ein Noise Gate – nein, es geht noch weiter! Auch ein Hall und ein Delay können auf die Stimme gelegt werden, entweder separat oder gemeinsam. In weiteren zehn Stufen wird der Anteil der Vocal FX bestimmt und abschließend kann auch noch bestimmt werden, ob das Mikro auf dem Booth-Ausgang zu hören ist.
Dass die Lautstärke und Empfindlichkeit des Mikros mit zwei Reglern eingestellt wird, wurde hier ja bereits hervorgehoben – das alles zusammengenommen ergibt einen überzeugenden Eindruck, auch weil hier klanglich nichts dran auszusetzen ist.

Klingt gut: Roland DJ-505
Klingt gut: Roland DJ-505

Klang

Generell ist der Sound der Roland DJ-505 sehr gut. Die schwarze Kiste macht Druck, was auch für angeschlossene Plattenspieler gilt. Rauschen oder andere störende Geräusche habe ich nicht vernommen. Die Equalizer klingen sehr clean und präzise, die Filter empfinde ich als sehr musikalisch mit einem schönen Resonanzverhalten, ohne einen besonderen Charakter zu haben.

Audio Samples
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Roland DJ-505 EQ Roland DJ-505 noch mal EQ mit Kill am Ende Roland DJ-505 Key Lock Roland DJ-505 Mikrofon Roland DJ-505 EQ scratchen mit Plattenteller Roland DJ-505 Vinyl mit Bit Crush Effekt Roland DJ-505 TR Drum Beats mit FX Roland DJ-505 Serato Sampler mit FX Roland DJ-505 Performance

Fazit

Roland DJ-505 ist weit mehr als nur ein DJ-Controller. Die Kombination aus zwei Decks, Mischer mit externen Eingängen für CDs oder Turntable, Mikrofonanschluss, Performance-Pads, FX-Sektion, Drumcomputer, (Serato) Sampler, TR-S Sequencer und einem MIDI-Ausgang plus Serato ergeben etwas, was größer ist als die Summe der Teile. Klar, man kann hiermit ein paar Tracks zusammen mischen – aber diese auch mit Beats unterlegen oder alles komplett in die Einzelteile zerlegen und neu zusammensetzen. Das macht aus der DJ-505 eine wahre Kreativmaschine. Der Sound ist gut, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit geht die Bedienung flott von der Hand und auch an der Verarbeitung ist aus meiner Sicht nichts auszusetzen. Dringend empfehlen möchte ich das kostenlose Update der Firmware, vor allem wegen der zusätzlichen TR-Sounds. Die Roland DJ-505 macht sehr viel Spaß, wer noch ein bisschen mehr will und bereit ist, noch mehr Geld auszugeben, sollte den Test des Roland DJ-808 lesen.

Pro
  • eingebauter TR-Drumcomputer
  • standalone Zweikanal-Mischpult
  • MIDI-Ausgang
  • guter Klang
  • solide Performance und niedrige Latenzen mit Serato DJ
  • Ableton Link kompatible Software
  • viele kreative Serato-Funktionen (Loops, FX, Performance Pads etc.)
  • Mikrofoneingang mit vielen klanglichen Optionen
  • DVS-fähig mit Upgrade
Contra
  • Mikrofonanschluss nur als Klinke
  • nur zwei Stereo-Line-Eingänge
Kleines Schlachtschiff für DJs: Roland DJ-808
Kleines Schlachtschiff für DJs: Roland DJ-808
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