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sE Electronics Voodoo VR1 Test

Das sE Electronics Voodoo VR1 Ribbon Microphone im bonedo-Test: „Rosen sind rot, Veilchen sind blau und Bändchenmikrofone haben haben einen Frequenzgang, der oberhalb von 10 kHz stark abfällt!“. Dass die ersten beiden Feststellungen in dieser Aussage nicht immer stimmen und dass es auch weiße Rosen oder gelbe Veilchen gibt, muss nicht mehr bewiesen werden. Die Behauptung, dass Bändchenmikrofone tendenziell eher schwach in den Höhen wären, ist dagegen nicht so einfach zu widerlegen. 

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Doch genau das versucht der Hersteller sE Electronics mit dem Voodoo Ribbon Microphone, das zwar schon seit 2010 erhältlich ist, kürzlich aber einer drastischen Preissenkung unterzogen wurde. Alles fauler Voodoo-Zauber? Das klären wir im Test!

Details

Das Beste beider Welten

In der Tat: Bei typischen Bändchenmikrofonen ist oberhalb von 10 kHz in der Regel nicht mehr allzu viel los. Der Gedanke, daran etwas zu ändern, ist allerdings nicht ganz neu (siehe z.B. Royer R-121 oder Rode NTR), und auch sE Electronics ist in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt. Schon das RNR1, das in Zusammenarbeit mit Engineer-Legende Rupert Neve entwickelt wurde, folgt dem Vorsatz, das gute Impulsverhalten von Bändchenmikros mit dem offenen Frequenzgang von Kondensatormikrofonen zu vereinen, und setzt dies über zwei speziell dafür gefertigte Trafos und eine zusätzliche Schaltung um. Unser Testkandidat nutzt dagegen rein „mechanische“ Prinzipien, um für Diffusion und eine relative Anhebung der Höhen zu sorgen – es steckt also nicht einfach ein EQ im Gehäuse. So wird der Frequenzgang laut Datenblatt auf 18 kHz erweitert. Was die weiteren Details zu dieser Technik angeht, hält sich der Hersteller leider bedeckt. Aber wer verrät schon gerne seine Zaubertricks.

Als passives Bändchenmikrofon arbeitet das VR1 am besten mit einem möglichst rauscharmen Preamp zusammen.
Als passives Bändchenmikrofon arbeitet das VR1 am besten mit einem möglichst rauscharmen Preamp zusammen.

Ausstattung und Verarbeitung

Fotostrecke: 3 Bilder Die mitgelieferte Holzschatulle ist eine feine Sache!

Das VR1 kommt in einer stabilen Holzkiste mit Magnetverschluss, in der sich auch eine Mikrofonklemme und ein sockenartiges Täschchen findet. Eine zugehörige Spinne ist separat erhältlich. Das Mikro selbst ist mit Maßen von 12,3 x 3,3 x 1,7 cm und einem Gewicht von 235 g recht klein, und das erleichtert nicht nur die Aufbewahrung oder den Transport, sondern auch die Positionierung an der Schallquelle – vor allem, wenn mehrfach mikrofoniert wird.

Fotostrecke: 3 Bilder In der Frontalaufnahme wirkt das VR1 ein klein wenig windschief.

Im Hinblick auf die Verarbeitung ist das VR1 sehr solide geraten. Wie auf dem obigen Bild zu sehen, sitzt die XLR-Buchse an unserem Testmikro jedoch minimal schief am Gehäuse, und auch die Metallplatte auf der rechten Flanke schließt nicht ganz sauber ab. Aber wollen wir mal nicht pedantisch werden, denn im alltäglichen Recording-Betrieb ist das kaum zu bemerken. Wichtig ist vor allem, dass alle Teile fest an ihrem Platz sitzen, und das ist in diesem Fall gegeben. Am Rande bemerkt: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der durchlöcherte Grill, der die Kapsel von außen abdeckt, bereits ein Teil von sE Electronics Frequenzband-Zauberei ist und für eine Anhebung der Höhen sorgt.

Die XLR-Buchse
Die XLR-Buchse
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Praxis

Moderner Bändchen-Sound und gemäßigter Proximity-Effekt

Starten wir den Praxis-Teil mit einer guten Nachricht: Das Voodoo VR1 fängt in der Tat deutlich mehr Höhen ein, als man das von Bändchenmikrofonen in der Regel gewohnt ist. Der allgemeine Bändchen-Charakter mit seinen fein aufgelösten Transienten und einer gewissen Grund-Natürlichkeit im Klang geht dadurch aber nicht verloren. Folglich ist das Voodoo zwar nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, harsch klingende Instrumente zu entschärfen, andererseits ist es aber vielseitiger einsetzbar. 

Audio Samples
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E-Gitarre (Voodoo VR1) E-Gitarre (t.bone RB 500)

Vor einem Vox AC15 macht die kleine Voodoo-Puppe eine richtig gute Figur. Das Mikro wurde mit nur geringem Abstand zur Box positioniert und überrascht mit einem überaus gemäßigten Nahbesprechungseffekt, der die Bässe nicht über ein angenehmes Maß hinaus betont. Trotzdem klingt das Mic natürlich alles andere als dünn, und nur wer mit einem extremen Nahbesprechungseffekt spielen will, ist wohl mit einem anderen Bändchen besser bedient. In Kombination mit der besagten Höhenanhebung entsteht ein gleichzeitig runder und präsenter Klang, mit dem man sich im Mix vermutlich nicht lange herumschlagen muss. Beim t.bone RB 500, das im zweiten Track verwendet wurde, handelt es sich um ein deutlich günstigeres Bändchenmikro, das allerdings mit einem Edcor Übertrager gepimpt und dadurch deutlich aufgewertet wurde. 

Audio Samples
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Westerngitarre (Voodoo VR1) Westerngitarre (Brauner Valvet X)

Im Direktvergleich zum Brauner Valvet X bemerkt man, dass es zum Frequenzgang eines Kontensatormikrofons (bzw. wie in diesem Fall eines Röhren-Kondensatormikrofons) doch noch mehr als ein Katzensprung ist. Je nach Einsatzgebiet kann unser Testkandidat aber auch für die Westerngitarre eine gute Wahl sein – vor allem, wenn es nicht nur darum geht, hintergründiges Strumming aufzunehmen.

Mit dem VR1 hat das Stativ nicht viel zu tragen.
Mit dem VR1 hat das Stativ nicht viel zu tragen.

Abgesehen davon macht sich die für Bändchenmikrofone typische Richtcharakteristik Acht bemerkbar, die den Raumanteil sehr schön einfängt und die Gitarre plastischer wirken lässt. Als Preamp wurde übrigens genauso wie bei der E-Gitarre ein Neve 1073 Clone verwendet. Rauschen wurde dabei nicht zum Problem.

Audio Samples
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Sprache bei 10 cm Abstand Sprache bei 30 cm Abstand

Für die Sprachaufnahmen wurde das VR1 dagegen von der Transistorstufe eines Universal Audio 710 verstärkt. In diesem Fall tritt das Rauschen etwas deutlicher zum Vorschein, was aber weniger mit dem Preamp als mit der geringen Lautstärke des Sprechers zu tun haben dürfte. Vor allem bei zunehmendem Abstand wird dies allmählich zum Problem, und für solche Einsatzgebiete wäre das aktive VR2 wohl die bessere Wahl.

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Fazit

„There’s a Voodoo for whatever you do“, lautet der Slogan, mit dem sE Electronics sein ungewöhnliches Bändchenmikrofon bewirbt. Und tatsächlich profitiert das Voodoo VR1 von seinem für die Gattung recht linearen Frequenzgang in einer Weise, die es im Vergleich zu einem „herkömmlichen“ Ribbon vielseitiger einsetzbar macht. Der Klang wirkt offener, ohne dabei seinen natürlichen Bändchen-Charakter zu verlieren, und der Punkt, dass all das ohne faule Zaubertricks wie EQ-Schaltungen im Gehäuse umgesetzt wird, ist schon bemerkenswert. Die verhältnismäßig hohe Schalldruckverträglichkeit und das handliche Format sind weitere Pluspunkte. Wer ein günstiges und klanglich modernes Bändchenmikro sucht, der wird hier fündig!

PRO:
  • Offener und vielseitig einsetzbarer Bändchen-Sound
  • Keine zusätzliche EQ-Schaltung im Signalpfad
  • Hohe Schalldruckverträglichkeit für ein Bändchenmikro
  • Handliches Format erleichtert Transport und Positionierung
  • Stabile Holzkiste zur Aufbewahrung
CONTRA:
  • XLR-Buchse sitzt minimal schief am Gehäuse
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Features:
  • Empfängertyp: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Wandlerprinzip: dynamisch (Bändchen)
  • Frequenzgang: 30 Hz – 18 kHz (ca. +/-3 dB)
  • Übertragungsfaktor: 1,6 mV/Pa
  • Maximaler Schalldruckpegel: 135 dB SPL
  • Ausgang: XLR
Preis:
  • 399,- € (Straßenpreis)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Offener und vielseitig einsetzbarer Bändchen-Sound
  • Keine zusätzliche EQ-Schaltung im Signalpfad
  • Hohe Schalldruckverträglichkeit für ein Bändchenmikro
  • Handliches Format erleichtert Transport und Positionierung
  • Stabile Holzkiste zur Aufbewahrung
Contra
  • XLR-Buchse sitzt minimal schief am Gehäuse
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sE Electronics Voodoo VR1 Test
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