Steinberg Cubase Pro 10.5 Test

Steinberg veröffentlicht Cubase 10.5 und versorgt die etablierte DAW-Software mit einigen interessanten neuen Features. Aushängeschilder der neuen Version sind Spectral Comparison beim Channel-EQ, das vielseitige MultiTap Delay, der überarbeitete Granular-Synthesizer Padshop 2 und eine Funktion zum Video-Export.

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Zusätzlich bietet das neue Cubase ganz in der Tradition der halben Versionen einige Workflow-Verbesserungen, die es durchaus in sich haben. Farbige Mixerkanäle sorgen für eine bessere Übersichtlichkeit in umfangreichen Projekten, die rückwirkende MIDI-Aufnahme zaubert Takes herbei, die man gar nicht aufgenommen hat, und für erfahrene Anwender dürfte der erweitere Track-Import interessant sein. Im Review werfen wie einen genaueren Blick auf die neuen Funktionen.

Details

Cubase Pro, Artist und Elements

Die Cubase-Familie gliedert sich in die Ausbaustufen Pro, Artist und Elements, die sich durch den Umfang der freigeschalteten Funktionen sowie durch den Preis voneinander unterscheiden. Alle drei Varianten profitieren in verhältnismäßig ausgeglichenem Maß von dem Update auf Version 10.5, wobei das kleine Cubase Elements und das mittlere Cubase Artist natürlich nicht von allen neuen Features betroffen sind. Einen vollständigen Überblick über die Abweichungen der verschiedenen Versionen gibt es auf der Website von Steinberg und auch in diesem Review wird an den entsprechenden Stellen Bezug dazu genommen.

Der Download der Vollversion von Cubase Pro 10.5 ist etwa 21,5 GB groß. Das reine Update ist mit knapp 1,4 GB wesentlich handlicher. Eine eventuell bestehende Installation bleibt in beiden Fällen unangetastet und kann parallel weiterverwendet werden.
Der Download der Vollversion von Cubase Pro 10.5 ist etwa 21,5 GB groß. Das reine Update ist mit knapp 1,4 GB wesentlich handlicher. Eine eventuell bestehende Installation bleibt in beiden Fällen unangetastet und kann parallel weiterverwendet werden.

Unabhängig davon, ob man Cubase in der Vollversion kauft oder nur ein Update bzw. Upgrade vornimmt, ist die Software ausschließlich als Download erhältlich. Beim Neukauf der Pro- oder Artistversion ist jedoch zu beachten, dass der USB-eLicenser zum Kopierschutz benötigt wird – und dieser kommt natürlich auf dem Postweg. Cubase Elements 10.5 kann dagegen auch ohne Hardware-Dongle genutzt werden.
Wie immer gilt: Sollte bereits eine Version von Cubase auf dem System installiert sein, dann bleibt diese in allen Fällen erhalten und kann problemlos weiterverwendet werden. Wenn ein bestehendes Projekt unter einer größeren und aktuelleren Programmversion abgespeichert wurde, dann kann dieses auch in einer kleineren und älteren Version wieder geöffnet werden. Zumindest das Öffnen eines einfachen Projekts aus Cubase Pro 10.5 in Cubase Elements 10 verlief im Test anstandslos. Bearbeitungsschritte, die mit exklusiven Features der Pro-Version vorgenommen wurden, werden dabei natürlich nicht übernommen.

Praxis

Spectral Comparison im Channel-EQ (nur Pro)

Ein großes neues Feature von Cubase 10.5 in der Pro-Version ist Spectral Comparison im Channel-EQ. Zusätzlich zur Spektralkurve des betreffenden Kanals lässt sich im Analyzer nun eine zweite aus einem anderen Kanal anzeigen, was hilfreich sein kann, um konkurrierende Frequenzbereiche zu identifizieren. Als Quelle können alle Kanäle eines Projekts ausgewählt werden – also auch Gruppen, Effektkanäle und sogar Eingangskanäle. Eine sehr feine Sache ist zudem, dass man mit einem einfachen Mausklick zu den EQ-Einstellungen des Quellkanals wechseln kann. Und auch das Solo-Schalten beider Kanäle ist ganz komfortabel aus den Kanaleinstellungen heraus möglich. Da haben die Leute von Steinberg wirklich mitgedacht!

Spectral Comparison im Channel-EQ kann unter anderem beim Mixing von Bass und Bassdrum hilfreich sein. Der ausgewählte Kanal wird hier in Blau angezeigt, der externe Kanal in Orange.
Spectral Comparison im Channel-EQ kann unter anderem beim Mixing von Bass und Bassdrum hilfreich sein. Der ausgewählte Kanal wird hier in Blau angezeigt, der externe Kanal in Orange.

Ein neues Plugin: MultiTap Delay (Pro, Artist)

Mit dem MultiTap Delay verpasst Steinberg der Pro- und Artistversion von Cubase ein extrem vielseitiges Delay mit bis zu acht Taps, die sich wiederum mit bis zu sechs grundlegend parametrisierten Tap-Effekten belegen lassen. Und natürlich sind auch die Pegel- und Panoramaeinstellungen pro Tap regelbar. Das Plugin lässt sich dank vielfältiger Presets ganz unkompliziert zum Mixing verwenden, ist dank seiner großen Parametervielfalt aber auch für das Sounddesign bis hin zum Generieren surrealer Klanglandschaften interessant.
 

Fotostrecke: 3 Bilder Das MultiTap Delay beeindruckt mit einer großen Parametervielfalt. Im oben eingeblendeten Character-Bereich lassen sich unter anderem Einstellungen zur Sättigung und eine Reduktion der Sample-Rate vornehmen.


Ein tolles Feature des MultiTap Delays ist der Ducker, der das Wet-Signal in Abhängigkeit vom Pegel des trockenen Signals absenkt und damit beispielsweise für definierte Vocals sorgt, die nicht in einer langen Delay-Fahne ertrinken – und dies ganz ohne zusätzliche Sidechain-Verbindungen oder komplexes Routing. Warum können das eigentlich nicht schon längst alle anderen Delays?

Audio Samples
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Crunchy Vocals – Dry
 Crunchy Vocals – Preset: RhythmicMoves 
Crunchy Vocals – Preset: Pitch Slap 
Crunchy Vocals – Preset: Vibratremmed Carpet
 Crunchy Vocals – Preset: Untimely Destruction
 Crunchy Vocals – Preset: Wormhole Echo
 Gitarrensolo – Dry
 Gitarrensolo – Preset: When The Damn Breaks
 Gitarrensolo – Preset: Big FX Pedal Board

Granular-Synthese mit Padshop 2 (Pro, Artist)

Steinbergs virtueller Granular-Synthesizer Padshop wurde für Cubase 10.5 überarbeitet und auf Version 2 geupdatet. Das Plugin beinhaltet nun nicht nur alle Features des früheren Padshop Pro (inklusive Sample-Import und kompletter Effektsektion), der für Cubase-Anwender bisher nur als kostenpflichtiges Upgrade erhältlich war, sondern fügt alledem eine ganze Reihe weiterer neuer Features hinzu – allem voran den neuen Spektraloszillator, der mit hochwertigen Algorithmen zum Time-Stretching und Pitch-Shifting arbeitet. Im Paket sind über 100 neue Presets enthalten.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Granular-Synthesizer Padshop 2 bietet viele neue Features – unter anderem den Spektraloszillator.

Weitere Neuerungen von Padshop 2 sind ein interner Arpeggiator, eine dritte Hüllkurve, zwei zusätzliche polyphone LFOs und eine erweiterte Filtersektion. Allgemein können Modulationen nun ganz unkompliziert über Drag-and-drop eingerichtet werden. Wer öfter mit Padshop 2 arbeitet, der wird die erweiterten Features von Version 2 sicherlich zu schätzen wissen.
Audio Samples
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Padshop 2 – Preset: Chromium Alloy 
Padshop 2 – Preset: Divergence
 Padshop 2 – Preset: Scattered Thoughts
 Padshop 2 – Preset: Seeking Ways 
Padshop 2 – Preset: Ugly Water

Mehr Farbe im Mischer (Pro, Artist, Elements)

Die Anwender aller Ausbaustufen von Cubase dürfen sich ab Version 10.5 über eine durchaus nützliche Neuerung in der MixConsole freuen: Die Spurfarbe ist nun nicht mehr nur auf einen kleinen Balken im unteren Bereich des Mischers beschränkt, sondern lässt sich durch eine schnelle Anpassung in den Programmeinstellungen über die kompletten Kanalzüge legen. Selbst wenn erfahrene Anwender ganz sicher auch mit der bisherigen Darstellung gut zurechtkommen, kann das eindeutigere Color-Coding für einen noch intuitiveren Arbeitsfluss sorgen – und für Einsteiger in den Bereich der Musikproduktion, die regelmäßig die Orientierung im Mischer verlieren, wird es deutlich übersichtlicher.

Fotostrecke: 2 Bilder Bunte Revolution in MixConsole! Damit erinnert der Mischer in Cubase 10.5 fast ein wenig an Pro Tools – aber nur fast!


Video-Export direkt aus Cubase (Pro, Artist, Elements)

Dass Cubase Videos importieren kann, ist nichts Neues, und gerade bei der Produktion von Filmmusik ist das natürlich extrem hilfreich. Der Wunsch danach, dass auch der Export von Videos möglich sein soll, wurde vor allem laut, nachdem mit Cubase 9 eine neue Video-Engine eingeführt wurde, die eine frühere Funktion zum Ersetzen der Tonspur eines Videos verdrängte – und dieser Wunsch nach einer entsprechenden Rendering-Funktion wurde nun erhört.

Gilt für alle Ausbaustufen: In Cubase ist ab Version 10.5 der Export von Videos möglich.
Gilt für alle Ausbaustufen: In Cubase ist ab Version 10.5 der Export von Videos möglich.

Rückwirkende MIDI-Aufnahme (Pro, Artist, Elements)

Die Rückwirkende MIDI-Aufnahme ist bereits seit längerem ein Feature von Cubase, das mit dem Schritt auf Version 10.5 überarbeitet und deutlich in den Vordergrund gerückt wurde. Auch wenn die Aufnahme nicht aktiviert wurde, schneidet Cubase beim Spiel auf einem Masterkeyboard oder sonstigen Controller alle eingehenden MIDI-Daten mit und legt sie in einem kleinen Zwischenspeicher ab. Die zugehörigen Bedienelemente sitzen nun im Inspector und erlauben es, nicht aufgenommenes Material auf Knopfdruck aus dem Hut zu ziehen.

Cubase hört mit! Die Bedienelemente für die rückwirkende MIDI-Aufnahme finden sich im Inspector.
Cubase hört mit! Die Bedienelemente für die rückwirkende MIDI-Aufnahme finden sich im Inspector.

Fette Workflow-Boosts vor allem für Cubase Pro

In Hinblick auf weitere Workflow-Beschleuniger gibt es vor allem für die Pro-Version von Cubase 10.5 von zwei kleinen, aber hochgradig effektiven Verbesserungen zu berichten. Der Track-Import wurde erweitert und schließt nun auch Gruppen, Effektkanäle, VCAs und Ordnerspuren ein. Dies ermöglicht es nun, ganze Kanalstrukturen aus anderen Projekten zu übernehmen. Somit ist beispielsweise das Übertragen eines ganzen Drum-Templates inklusive Reverb-Sends, Kanälen zur Parallelkompression und der Summe problemlos möglich.
 


Beim Track-Import aus anderen Projekten, lassen sich nun auch Gruppen, Effektkanäle, VCAs und Ordnerspuren auswählen.

Beim Track-Import aus anderen Projekten, lassen sich nun auch Gruppen, Effektkanäle, VCAs und Ordnerspuren auswählen.

Eine Loudness-Normalisierung gab es bisher nur in WaveLab, während man sich in Cubase mit der einfachen Peak-Normalisierung zufriedengeben musste. Mit Cubase Pro 10.5 hält nun aber auch die Normalisierung nach Lautheit Einzug in die DAW-Umgebung. Dies kann beispielsweise nützlich sein, um unterschiedliche Mixes zu vergleichen, Referenz-Tracks auf den Mixing-Pegel zu bringen oder auch die Spuren eines unbalancierten Mixes auf einen passenden Grundpegel zu setzen und sich somit einen guten Startpunkt zu schaffen.

Loudness-Normalisierung war bisher WaveLab vorbehalten und kann in vielen Fällen hilfreich sein!
Loudness-Normalisierung war bisher WaveLab vorbehalten und kann in vielen Fällen hilfreich sein!

Sowohl für Cubase Pro als auch für Cubase Artist gilt, dass die Tools zur Objektauswahl und zur Bereichsauswahl nun zu einem kombinierten Auswahlwerkzeug verknüpft werden können. Wird dieses Feature aktiviert, dann werden in der oberen Spurhälfte Bereiche und in der unteren Spurhälfte Objekte ausgewählt. Ein Umschalten zwischen den beiden Tools wird damit überflüssig. Der heilige Gral unter den Workflow-Boosts ist das für meine persönliche Arbeitsweise zwar nicht, wer aber bisher oft zwischen den beiden Werkzeugen umschalten musste, wird sich vermutlich freuen.

Über das kleine Doppelbalkensymbol auf der linken Seite lassen sich die Werkzeuge zur Objekt- und Bereichsauswahl kombinieren.
Über das kleine Doppelbalkensymbol auf der linken Seite lassen sich die Werkzeuge zur Objekt- und Bereichsauswahl kombinieren.

Weiterhin erhalten Anwender von Cubase Elements mit dem Update auf Version 10.5 das Stereo-Delay, den De-Esser und das Hall-Plugin Roomworks. In allen Versionen wurde ein Safe-Start ohne Drittanbieter-Plugins eingebunden. Probleme mit der Performance von Cubase Pro 10.5, von denen in einschlägigen Foren berichtet wurde, kann ich nicht bestätigen.

Fazit

Mit dem Update auf Cubase 10.5 liefert Steinberg ein solides Paket, das für alle drei Ausbaustufen der etablierten DAW-Software hilfreiche Neuerungen bringt. Schon alleine das flexible MultiTap Delay würde den Preis rechtfertigen und auch Spectral Comparison im Channel-EQ ist eine feine Sache, die in vielen Mixing-Situationen nützlich sein kann. Meine persönlichen Highlights sind der erweitere Track-Import aus anderen Projekten und die Loudness-Normalisierung – und so werden vermutlich auch die meisten Cubase-User das eine oder andere Feature für sich entdecken, für das sich der Schritt auf Version zehneinhalb lohnt.

Pro:
  • Video-Export

  • Spectral Comparison im Channel-EQ

  • neue Plugins: MultiTap Delay und Padshop 2

  • rückwirkende MIDI-Aufnahme pro Kanal

  • Viele weitere effektive Workflow-Verbesserungen
Contra
  • kein Contra
Features
  • DAW-Software
  • neue Kern-Features in Version 10.5:
  • Spectral Comparison im Channel-EQ
  • MultiTap Delay
  • Padshop 2 Granular-Synthesizer
  • farbige Mixerkanäle
  • erweiterter Track-Import
  • rückwirkende MIDI-Aufnahme
  • Video-Export
  • minimale Systemanforderungen (Cubase Pro 10.5)
  • PC: Windows 10 (64 Bit)
  • Mac: macOS Mojave/Catalina
  • Intel Core-i-Serie oder AMD Ryzen Multi-Core (Intel i5 oder schneller empfohlen)
  • 4 GB RAM (8 GB empfohlen)
  • 30 GB freier Festplattenspeicher für Vollinstallation
  • Bildschirmauflösung: 1440 x 900 px (1920 x 1080 px empfohlen)
  • USB-Port (Typ A) für USB-eLicenser
  • Internetverbindung für Download und Aktivierung
Preise
  • Vollversion Cubase Pro 10.5: € 581,99
  • Update von Cubase Pro 10: € 59,99
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Video-Export

  • Spectral Comparison im Channel-EQ

  • neue Plugins: MultiTap Delay und Padshop 2

  • rückwirkende MIDI-Aufnahme pro Kanal

  • Viele weitere effektive Workflow-Verbesserungen
Contra
  • kein Contra
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