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Steinberger Spirit XT-2 Test

Gitarren und Bässe von Steinberger im „Zahnbürsten-Design“ waren in den 80er Jahren sehr erfolgreich und passten mit ihrer avantgardistischen Optik und dem einzigartigen, eher synthetischen Sound auch sehr gut in diese Zeit. Doch wo Erfolg ist, sind die Trittbrettfahrer nicht weit, und so erschienen ziemlich schnell preiswerte Kopien der begehrten und hochwertigen Instrumente. Und die kamen damals in erster Linie nicht unbedingt nur aus den Billigwerkstätten ferner Kontinente, sondern durchaus von renommierten Firmen, wie beispielsweise der B2 von Hohner oder der Bantam von Washburn. Diese Bässe hatten zwar die extravagante Optik mit den Steinberger Instrumenten gemein, der Klang unterschied sich allerdings stark von den Originalen, da aus Kostengründen auf aufwendige Materialien, insbesondere den Composite-Korpus, verzichtet wurde. Steinberger selbst brachte erst Anfang der 90er, als der Hype um die „Paddel“ bereits abflachte, preisgünstige Modelle unter dem Namen „Spirit“ auf den Markt. Die bestanden zwar statt der kostspieligeren Originalmaterialien aus Holz, hatten aber dennoch zum Ziel, dem Vorbild in Sachen Sound so nahe wie möglich zu kommen.
Der aktuelle Spirit XT-2 ist noch einmal eine ganze Ecke preiswerter als die ersten günstigen Steinberger Modelle und statt mit EMG-Pickups mit hauseigenen Humbuckern ausgestattet. Dazu gesellen sich ein durchgehender Headless-Hals, ein Korpus aus Ahorn und das patentierte Steinberger Double-Ball Tuning-System. Wie sich das Achtzigerjahre-Erfolgsmodell im neuen Jahrtausend schlägt, das könnt ihr in diesem bonedo Test nachlesen.

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DETAILS

Konstruktion
Steinberger hat sich beim Spirit XT-2, wie in der Einleitung schon erwähnt, für eine Holzkonstruktion entschieden. Die setzt sich aus einem 3-streifigen, durchgehenden 34-Zoll-Headless-Hals aus Ahorn und einem Korpus in der quaderähnlichen Form des Originalbasses zusammen – der Bass hat also keine Kopfplatte. Ahorn ist ein sehr hartes und steifes Holz und wird deshalb bevorzugt für Hälse eingesetzt. Um einem allzu trockenen Klang entgegenzuwirken, kommt es als Korpusholz eher selten zur Anwendung. Vermutlich hat Steinberger diese Wahl trotzdem getroffen, um möglichst nahe an den Sound des ebenfalls sehr harten Composite-Materials des Vorbildes zu kommen. Beim Griffbrett kommt altbewährtes Palisanderholz zum Einsatz, in dem 24 Bünde und ein Nullbund im Medium-Jumbo-Format sitzen. Aufgrund der Headless-Konstruktion ohne Kopfplatte findet man beim XT-2 keinen herkömmlichen Sattel zur Saitenführung. Die obligatorischen Double-Ball-End-Saiten werden in die Ball-End-Hardware eingehängt und liegen lediglich am Nullbund auf. Auch viel Custom-Bass-Hersteller setzen trotz Sattel auf die Vorteile eines Nullbundes, damit Leersaiten den gleichen Sound wie gegriffene Töne haben. Die Verarbeitung des Spirit ist insgesamt sauber und ordentlich, was auch auf die glänzend schwarze Lackierung der gesamten Konstruktion zutrifft.

Hardware
Das Zahnbürsten-Design verfügt über relativ wenig Korpus und kann normalerweise im Sitzen nicht gespielt werden. Abhilfe schafft wie beim Original auch beim Spirit die sogenannte „Landeklappe“, eine Metallkonstruktion an der unteren Zarge, die für den nötigen Halt auf dem Oberschenkel sorgt. Die sehr massive Brücke aus Metall mit den Stimmschrauben am Ende hat sicherlich einen ordentlichen Anteil am charakteristischen Sound der Steinberger Instrumente und unterscheidet sich zumindest optisch nicht von der Brücke der „großen“ Steinberger Bässe. Gurtpins gibt es in konventioneller Ausführung, einer auf der Rückseite am Hals/Korpusübergang und zwei an der hinteren Zarge. Die gesamte Hardware besitzt eine mattschwarze Oberfläche.

Tonabnehmer
In Sachen Tonabnehmer hat sich Steinberger immer auf die hochwertigen Produkte der renommierten Firma EMG verlassen, die mit ihrer eher kühlen Klangästhetik auch hervorragend zum Gesamtkonzept der Bässe passte. Beim aktuellen Budget Spirit kommen allerdings zwei Humbucker mit der Aufschrift „Steinberger“ zum Einsatz, die mit passiven Bedienelementen zusammenarbeiten. Für jeden Pickup steht ein Volume-Regler zur Verfügung, zur Klangbeeinflussung gibt es eine Tonblende, mit der die Höhen abgesenkt werden können.

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PRAXIS
Der extrem kleine Korpus des Steinberger Designs hat in der Praxis Vor- und Nachteile. Nicht nur beim Transport werden es die meisten Bassiten zu schätzen wissen, auch umgeschnallt ist so ein Fliegengewicht natürlich sehr angenehm. Klar hängt er nicht so stabil wie ein konventioneller Bass mit einem größeren und schwereren Korpus, man kann sich aber schon daran gewöhnen. Gewöhnungsbedürftiger finde ich, dass der Korpus keine Auflage für den rechten Arm bietet – im Sitzen gespielt ist das noch unangenehmer als umgeschnallt. Ein weiterer Nachteil des Designs ist, dass das Instrument weiter nach links hängt als ein normaler Bass und die tiefen Lagen dadurch schwerer zu erreichen sind. Letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks oder der Gewöhnung, und jeder muss für sich selbst herausfinden, ob sich für ihn die Vor- und Nachteile des kleinen und leichten Headless-Designs aufwiegen. Der Hals sollte dagegen niemandem Probleme bereiten, denn das mitteldicke D-Profil fühlt sich vertraut an und ein Saitenabstand von 18mm ist bei einen Viersaiter angenehm zu handhaben und für die meisten Spieltechniken praktikabel.

Schon unverstärkt gespielt wird beim Spirit XT-2 klar, wohin die Reise soundmäßig geht. Der Klang ist klar und differenziert, der durchgehende Hals sorgt für langes Sustain und komprimiert die Töne leicht, was insgesamt für eine gesunde und schwingungsstarke Grundkonstruktion spricht. Die Steinberger Pickups geben diesen Eindruck im Großen und Ganzen wieder und sorgen für ein transparentes Klangbild mit brillanten Höhen. Der Sound ist allerdings schlanker und mittenbetonter und nicht so druckvoll und mächtig im Tiefenbereich wie bei den Original Steinberger Bässen. Das ist natürlich in erster Linie der Holzkonstruktion zuzuschreiben, die nicht die Dichte und das Gewicht des Vorbildes aus Graphit und dementsprechend ein anderes Schwingungsverhalten hat. Da der Spirit keine aktive Elektronik besitzt, kann man in den Bässen leider auch nichts nachlegen. Das ist zwar schade und ein aktiver EQ würde ihm gut zu Gesicht stehen, soll aber nicht heißen, dass der passive Sound des XT-2 unausgewogen wäre. Er klingt eben konventioneller und holziger, nicht so mächtig und ebenmäßig wie bei seinem teuren Vorbild mit den EMG-Tonabnehmern. Das einzige Klangwerkzeug des Budget-Steinberger ist die Tonblende, und damit kann der Höhenbereich wirkungsvoll abgemildert werden. Das macht ihn zwar nicht zum Soundchamäleon, aber einige etwas vintagemäßigere Sounds kann man dem Bass damit schon entlocken, vor allem in Verbindung mit dem Neck-Pickup. Der Spirit XT-2 wird übrigens in einem hochwertig wirkenden und sehr gut gepolsterten Gigbag geliefert. Das ist in dieser Preislage durchaus nicht üblich und sehr lobenswert.

Audio Samples
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Beide PUs Neck-PU Bridge-PU Hi-Cut
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FAZIT
Mit dem Spirit XT-2 bietet Steinberger ein preiswertes Instrument, das in Form und Handhabung dem Original sehr gleicht und mit seinem transparenten und sustainreichen Sound auch klanglich an das Graphit-Vorbild erinnert. An der Verarbeitung gibt es gemessen am günstigen Preis absolut nichts auszusetzen und so empfiehlt sich der XT-2 nicht nur für Einsteiger und Fans des 80er Jahre Headless-Designs, sondern auch für Bassisten, die einen sehr wendigen, leichten und platzsparenden Bass als Backup oder für die Session oder Probe zwischendurch suchen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gesunder Sound
  • geringes Gewicht / Handlichkeit
  • gute Verarbeitung
  • inklusive hochwertigem Gigbag
Contra
  • Tuningschrauben an der Brücke etwas hakelig
Artikelbild
Steinberger Spirit XT-2 Test
Für 449,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Steinberger
  • Model: Spirit XT-2 Standard
  • Konstruktion: Headless Bass mit durchgehendem Hals
  • Korpus: Ahorn
  • Hals: 3-teilig, Ahorn, Palisandergriffbrett, 24 Medium-Jumbo-Bünde inkl. Nullbund
  • Mensur: 34“
  • Hardware: mattschwarz, Steinberger Double-Ball-Brücke (18mm Saitenabstand), 3 Gurtpins, Beinauflage aus Metall
  • Pickups: 2 Steinberger Humbucker
  • Regler: 2 x Volume, Tonblende
  • Gewicht: ca. 3,4 kg
  • Preis: 404,00 Euro (UVP)
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