Steven Slate Audio VSX Essentials Edition Test

Steven Slate Audio VSX ist ein mittlerweile populäres Konzept zum Mischen und Mastern über Kopfhörer. Die Essentials Edition ist ein neues Bundle aus Kopfhörer und Software mit einer Auswahl simulierter Abhörumgebungen und Kopfhörermodelle. Wie die neue VSX-Version 3.0.6 zu bewerten ist, lest ihr in unserem Steven Slate Audio VSX Essentials Test!

Slate-Kopfhörer

Quick Facts zur Steven Slate Essentials Edition

  • Studiokopfhörer in geschlossener Bauart
  • ohrumschließende Ohrmuscheln
  • Modeling Software als AAX native-, AU-, VST2/3-Plugin
  • Simulation diverser Abhörsituationen und Kopfhörermodelle im Lieferumfang
  • iLok-Kopierschutz

Steven Slate Audio VSX: Das Konzept

Simulationen und Modeling von Studiogeräten und Abhörumgebungen sind seit einigen Jahren schwer in Mode. VSX von Steven Slate Audio kombiniert Kopfhörer und Software, um den berüchtigten Nachteilen vom Mixdown per Kopfhörer (wie zum Beispiel einer unnatürlichen Ortung) entgegenzuwirken. Das Ziel: Die Wiedergabe soll über den Kopfhörer exakt so klingen wie über die Monitore in einem professionellen Studio oder über andere Abhörreferenzen. Das Modeling erfolgt per Plugin, welches (als letztes Glied) im Masterbus einer DAW-Software wie z.B. Logic, Cubase oder Pro Tools eingesetzt wird. Somit beschränkt sich die Nutzung der VSX Software erst einmal auf entsprechende Hostprogramme. Auf der Homepage findet man allerdings Hinweise auf Lösungen von Drittanbietern, die eine Integration von VSX in Systemaudio ermöglichen.

Weitere Infos zu diesem Thema und Alternativen findet ihr übrigens in unserem Feature Raumsimulationen für Kopfhörer.

Library
Die meisten der sieben Modelings des Bundles verfügen über mehrere Modi (z.B. alternative Speaker)

Die Hardware: Verarbeitung und Infos zum Kopfhörers

Interessanterweise gleicht der der VSX-Kopfhörer (Serie 26) Modellen des amerikanischen Herstellers Audix wie ein Ei dem anderen. Dessen in China gefertigte A145 und A150 hatten wir erst kürzlich im Review. Allerdings findet sich kein Audix-Produkt mit übereinstimmenden technischen Angaben. Diese wären beim VSX-Kopfhörer laut Homepage 10 Hz bis 20 kHz (± 3 dB) als Übertragungsbereich und eine Impedanz von 37 Ohm. Für die dynamischen Wandler wird Beryllium verwendet. Ein Material, das man übrigens auch in den Treibern diverser Highend-Kopfhörer findet.

Das Design und die Verarbeitung vermitteln die solide Qualität eines typischen Studiokopfhörers der 100-bis-300-Euro-Preisklasse. Viel Kunststoff, eine schnörkellos seriöse Konstruktion mit metallverstärktem Bügel und artgerechte Haptik zeichnen den VSX-Kopfhörer aus. Der kabelbetriebene Kopfhörer verfügt über ein abnehmbares stoffummanteltes Kabel (Miniklinke) an der linken Ohrmuschel. Diese endet im obligatorischen 3,5mm-Klinkenstecker mit Steckadapter auf 6,35 mm. Weiterhin gehört ein Hardcase zum Lieferumfang des VSX-Kopfhörers.

Ach ja: Den Kopfhörer kann man durchaus auch ohne Software verwenden. Dabei ist der Klang gar nicht mal so übel und spielt ohne Modeling bereits auf ähnlichem Niveau vieler geschlossener Studiokopfhörer.

Fotostrecke: 6 Bilder Stabiles Case im Lieferumfang der Essentials Edition

Die Software: Inbetriebnahme und Features

Die aktuelle Softwareversion 3.0.6 lässt oberflächlich keine Änderungen gegenüber der bereits von uns getesteten Version 2.0 des Slate Audio VSX Modeling Headphones erkennen. Diesbezüglich sind die Herstellerinformationen ungewöhnlich sparsam. Ein offensichtlicher Vorteil ist aber der günstigere Preis der Essential Edition. Notwendig zur Inbetriebnahme ist die Angabe der ersten beiden Ziffern der Seriennummer des Kopfhörers. Ob dieser Kalibrierungsbedarf ein möglicher Hinweis auf eine Überarbeitung des Kopfhörers oder schlicht und einfach Serienstreuung ist, wird nicht kommuniziert. 

Obwohl die Verwendung der VSX-Software aus meiner Sicht nur mit vorhandener Hardware Sinn ergibt, kann die Essentials Edition nur mit einer iLok-Lizenz (iLok2/3, Machine License) betrieben werden. Dies kann den (keinesfalls ungewöhnlichen) Einsatz in fremden Studios oder an fremden Computern unnötig verkomplizieren – was ich persönlich als nervig empfinde. 

Positiv zu werten sind die umfangreichen Tipps und Tutorials zur optimalen Inbetriebnahme und Anwendung im Plug-in („View VSX Walkthrough“) und auf der Homepage des Herstellers. Hervorzuheben sind hierbei die DAW-spezifischen Routing-Vorschläge, die einen Plug-in-Bypass beim Abhören über Lautsprecher überflüssig machen. 

Aber was bietet die VSX-Software der Essential Edition denn nun eigentlich? Die folgenden Modelings (Modes in Klammern) sind im Bundle enthalten:

Rooms

  • Steven’s Mix Room (Near-Field / Mid-Field / Far-Field)
  • Sonoma Studio (Near-Field / Mid-Field)
  • SUV (Flat)
  • Club (Flat / Bass)

Headphones

  • SA-770 (80 Ohm / 250 Ohm) – vermutlich beyerdynamic DT 770
  • SA-Pods (Wired / Wireless) – vermutlich Apple AirPods
  • HD-Linear (HD-Linear 1 / HD-Linear 2) – ohne Hinweis auf konkrete Modelle

Während sich in den Raumsimulation mithilfe eines Depth-Reglers die Abhörentfernung und somit der Raumanteil variieren lässt, entfällt dies logischerweise bei den Kopfhörern. Alle Modelings verfügen über einen 5-Band-EQ. EQ- und Depth-Einstellungen werden übrigens nicht in den fünf „Fave5“-Presets gespeichert. Persönlich würde ich diese Möglichkeit begrüßen. 

Weitere Infos und Bewertungen zu den teilweise kryptisch benannten Modelings folgen im Praxisteil.

Slate Modelling
Emulation einer kleinen Regie
Zusätze
Weitere Modelings sind optional erhältlich.

Steven Slate Audio VSX Essentials Edition im Praxis-Check

Die Abhängig der gewünschten Klangeigenschaften von einem Plug-in muss man schon mögen, die Handhabung der gut durchdachten VSX-Software ist aber simpel und übersichtlich. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man den Plugin-internen Level Match Bypass anstatt der entsprechenden Funktion im DAW-Kanalzug verwenden möge, um unangenehme Lautstärke-Sprünge zu vermeiden. Praktisch ist außerdem der per Default aktivierte Bypass beim Rendern von Audiomaterial. Weiterhin gibt es eine Reihe von Hör- und Anpassungstipps, wie zum Beispiel die Ear Profile (1 / Average / 2) entsprechend der Größe des Hörkanals einzustellen sind und der berechtigte Hinweis auf einen gründlichen Einhörvorgang, bevor man am Mix Hand anlegt. Letzteres trifft natürlich generell auf jede neue Abhörumgebung zu, in der man Klangentscheidungen trifft.

Gesamtansicht
Der eigentliche Kopfhörer – getestet wurde aber vor allem mit der Software.

Testumgebung

Zur Klangbeurteilung der Steven Slate Audio VSX Essentials Edition habe ich Audiomaterial (Fremd-/Eigenproduktionen, Submixes, Einzelspuren) verwendet, mit dem ich seit Jahren bis hin zu Dekaden sehr vertraut bin, auf diversen Profi- und Konsumentenabhören, sowohl Monitorboxen als auch Kopfhörer. Abgehört wurde über den Kopfhörerausgang eine Universal Audio Apollo X4. Zum Vergleich habe ich meine Studiokopfhörer Focal Clear Mg ProfessionalAKG K812 und Adam Audio SP-5 verwendet, selbstverständlich ohne aktive VSX-Software. Die genannten Modelle sind zwar durch die Bank teurer als das Bundle von Steven Slate, aber durch das Leistungsversprechen, das von dem amerikanischen Audiospezialisten gegeben wird, dennoch eine legitime und interessante Vergleichsoption. Hierbei kam dann teilweise auch die Crossfeed-Funktion eines SPL Phonitor mini zum Einsatz. 

Der Klang von Steven Slate Audio VSX

Nun könnte man einen Aufsatz über jedes einzelne Modeling (samt Modes) des Bundles schreiben, doch wie könnte man die Erkenntnisse meiner Hörsessions, die über einen Zeitraum von mehreren Tagen stattfanden, zusammenfassen? Die aus meiner Sicht interessantesten Modelings sind das Sonoma Studio (Mid-Field), Stevens’s Mix Room (Near-Field) sowie die diffuse und basslastige Club-Simulation (beide Modes). Am wenigsten konnte ich mit dem SUV-Sound anfangen – gibt es tatsächlich moderne Autos, in denen alles so grauenvoll klingt? 

SUV-Modelling
SUV-Sound

Sonoma-Studio

Der hier vorhanden Mid-Field-Mode ist das Modeling des gesamten Bundles, das mir noch am ehesten das Gefühl einer vollwertigen Abhörsituation vermittelt. Der Raumeindruck wirkt viel authentischer als über einen herkömmlichen Studiokopfhörer. Auch die Frequenzwiedergabe kann man als relativ ausgewogen bewerten. Dennoch gelingt es mir nicht, das Gefühl auszublenden, dass der Sound „processed“ ist. Im Vergleich hierzu klingen meine Referenzkopfhörer mit Crossfeed höher aufgelöst und authentischer in Tonalität und Impulsen. Diese Erkenntnis soll den Nutzwert des deutlich günstigeren VSX-Kopfhörers nicht schmälern. Die Steven-Slate-Lösung bietet gewiss Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Gebrauch vieler Studiokopfhörer oder Monitore in ungeeigneten Räumen/Positionierungen, ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. 

Steven’s Mix Room

Der Near-Field-Modus bietet den aufschlussreichen und sehr authentischen Höreindruck eines Auratone-ähnlichen Mono-Lautsprechers. Dieser krasse Gegensatz zu Fullrange-Monitoren erlaubt eine Beurteilung, ob Bass und Bassdrum auch auf kleinen Abhörsystemen noch hörbar sind und ob die generellen Lautstärkeverhältnisse stimmen. 

Club

Dieses Modeling vermittelt, welche Mixbestandteile bei der Beschallung eines Clubs hervortreten bzw. verschwinden und in welcher Weise das Frequenz- und Ausklingverhalten die Wirkung der Produktion möglicherweise beeinträchtigen. Durchaus eine zielführende Abhöroption für Produzenten Beat-lastiger Musikstile.

Viele Mix-Profis schwören auf derartige Abhör-Optionen.

Subjektiv sehe ich den Nutzen von Steven Slate VSX eher in der Bereitstellung diverser Monitoring-Optionen als in der Verwendung als Hauptabhöre, sofern das Arbeiten mit Speakern nicht möglich oder zu kompromissbehaftet ist. Die Fähigkeit hierzu möchte ich VSX keinesfalls absprechen. Ein „guter“ Studiokopfhörer mit Crossfeed-Amp klingt für mein Empfinden aber immer noch vollwertiger.

Tragekomfort

Der geschlossene VSX-Kopfhörer trägt sich dank moderatem Gewicht (270 g) und gutem Sitz komfortabel genug für längere Hörsessions. Die weichen elliptisch geformten Ohrpolster umschließen meine Ohren komplett. Der relativ schmale Bügel könnte auf meinem glattrasierten Kopf ruhig etwas mehr Polstermaterial vertragen, was ich bei den augenscheinlich identisch konstruierten Audix Kopfhörern nicht so empfunden hatte. Insgesamt muss man den Tragekomfort aber als vollkommen okay bewerten. Ein letzter Kritikpunkt: Das Kabel überträgt bei Berührungen (z.B. am Kragen) Körperschall in die linke Ohrmuschel. Nicht im dramatischen Ausmaß, aber hier besteht dennoch Verbesserungspotenzial einer möglichen „Serie 27“.

Verstellung
Gelenkmechanismus und solide Größenanpassung sorgen für guten Sitz.

Alternativen zur Steven Slate VSX Essentials Edition

Waves NxdSoniq RealphonesSonarworks SoundID Reference for Speakers & Headphones
Software only (Plugin/DAW); Simulation diverser Abhörsituation mit Head Tracker; unterstützt aktuell 270 KopfhörermodelleSoftware only (Systemwide App), unterstützt mehr als 140 KopfhörermodelleKalibrierungssoftware ohne Raumsimulation; auch ausschließlich für Kopfhörer und auch als Bundle mit Kopfhörer erhältlich

Fazit zum Steven Slate Audio VSX Essentials Edition Test

Die Steven Slate Audio VSX Essentials Edition ist aus meiner Sicht ein empfehlenswertes und relativ preiswertes Kopfhörer-Mixing-Paket für ambitionierte Bedroom-Producer. Die Bereitstellung alternativer Abhörumgebungen kann durchaus zielführend sein und auch die generellen Nachteile der räumlichen Wiedergabe über Kopfhörer wird weitgehend eliminiert. Zum ultimativen Profi-Tool fehlt es mir persönlich aber an Auflösung und Klangtreue, die ein hochwertiges analoges Setup aus Kopfhörer und gutem Preamp, vorzugsweise mit Crossfeed, bereitstellt. Ein Selbstversuch mit Steven Slates Essentials Edition lohnt sich aber in jedem Fall. 

Slate VSX Essentials Review
  • Studiokopfhörer mit Modeling-Plug-in
  • geschlossen 
  • ohrumschließend
  • Beryllium-Hybrid-Treiber, dynamisch
  • Impedanz: 37 Ohm
  • abnehmbares Kabel (2m, Miniklinkenverbindung an linker Ohrmuschel)
  • Steckadapter von 3,5 mm auf 6,35 mm
  • Übertragungsbereich: 10 – 20000Hz (± 3 dB)
  • Gewicht: 270 g ohne Kabel
  • Hergestellt in: keine erkennbare Angabe des Herstellers, wahrscheinlich China
  • Software
  • Plugin (64-Bit): AAX native, AU, VST2, VST3
  • macOS 10.11+
  • Windows 8+
  • Kopierschutz: iLok 2/3, Machine
  • 4 Raum- & 3 Kopfhörermodelle im Essentials Edition Bundle (zusätzliche Optionen innerhalb der Modi)
  • weitere Parameter: 5-Band-EQ, Depth, 3 Ohrprofile
  • Preis: € 369,– (Straßenpreis am 16.4.2023)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • unterschiedliche Abhörsituationen per VSX-Software
  • je nach Modeling authentisches Raumempfinden
  • sinnvolle Ergänzung/Option zum Mischen über Lautsprecher
  • zusätzlicher EQ zu Anpassung an das eigene Hörempfinden
Contra
  • iLok-Lizenz notwendig
  • teilweise etwas mäßige Auflösung
  • Kabel überträgt Körperschall
Artikelbild
Steven Slate Audio VSX Essentials Edition Test
Für 369,00€ bei
Hot or Not
?
Slate-Kopfhörer

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Dessi jean marc

Dessi jean marc sagt:

#1 - 13.07.2025 um 15:46 Uhr

0

Hallo, was Sie schreiben, ist sehr hilfreich, aber es fehlt eine Alternative, die Sie für jeden Artikel empfehlen können! Danke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1