Vestax HMX-05 Test

Vestax HMX-05 im bonedo-Test. Der Sommer steht vor der Tür. Zeit also, die dicken ohrumschließenden 53-Millimeter-Kopfhörer in den Schrank mit den Wintersachen zu hängen und zu luftig-leichter Ohr-Nahbeschallung zu greifen. Wie gerufen kommt da der neue HMX-05 von Vestax. Der ohraufliegende Stereo-Kopfhörer ist mit 40-Millimeter-Treibern bestückt. Er ist zusammenklappbar und verspricht mit einer robusten Konstruktion sowohl den Anforderungen in der DJ-Booth wie auch dem persönlichen Musikgenuss im öffentlichen Nahverkehr gerecht zu werden. Ob der Vestax das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis einlösen kann?

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Details

Der HMX-05 ist ein dynamischer, ohraufliegender Stereo-Kopfhörer mit 40-Millimeter-Treibern. In der Spitze vermag er einen maximalen Schalldruck von 103 Dezibel zu emittieren und liefert einen Fullrange-Frequenzgang von 20 Hertz bis 20 Kilohertz. Seine Konzeption als „Immer-dabei-Kopfhörer“ wird durch zwei Metallscharniere im Kopfbügel unterstrichen, die ein Einklappen der beiden Ohrausleger ermöglichen. Mit Audiosignalen befeuert man den HMX-05 über ein Stereokabel, das im linken Ohrhörer auf eine nicht verriegelte Mini-Klinkenbuchse trifft. Beide Ohrmuscheln sind mit austauschbaren Ohrpolstern ausgestattet, die zum Zeitpunkt dieses Tests leider noch nicht als Ersatzteil verfügbar waren.

Auspacken

Der weitgehend transparenten Kunststoff-Box entnehme ich den Kopfhörer selbst, ein 1,2 Meter langes, gerades Anschlusskabel in flacher Ausführung und einen „Mini-auf-Standard-Klinke“ Adapter. Prima finde ich, dass sich der Kopfhörer problemlos wieder in den Originalzustand zusammenpacken lässt. Das ist in letzter Zeit leider immer seltener der Fall.

Fotostrecke: 3 Bilder Der HMX-05 in seiner Verpackung.

Äußerlichkeiten

Schon durch die transparente Verpackung erkennt man: Der HMX-05 ist ziemlich „rasant“ designt und grundsätzlich in Schwarz gehalten. Die Innenseite des Kopfbügels wie auch die Beschriftung und die seitlichen Zierleisten sind in kräftigem Magenta eingefärbt. Aus irgendeinem Grund muss ich beim ersten Blickkontakt an Autotuning und Motorsport denken. Besonders schick: Zum Rand des Kopfbügels hin scheint der schwarze Hinterbau durch, wodurch das Rot ein bisschen so wirkt, als wenn es leuchten würde. Und wo wir schon beim Kopfbügel sind: Dessen Polsterung ist aus weichem, leicht gummiertem Elastomer gefertigt und bietet augenscheinlich sehr wenig, um sich der Kopfform tragefreundlich anzupassen. Der erste, einstündige Hörtest zeigt aber bereits das Gegenteil. Der Kopfhörer drückt von oben kaum und verteilt seine 200 Gramm Gewicht insgesamt sehr angenehm auf dem Kopf des Trägers (was natürlich immer auch von der Kopfform abhängig ist).

Fotostrecke: 2 Bilder Hier gut zu erkennen: Das Rot des Kopfbügels wirkt fast leuchtend.

Ich setze meine Erkundungstour weiter südlich fort und treffe auf die auffälligen, aus Metall gefertigten Klappscharniere. Bewege ich diese in die Normalposition, rasten sie mit einem leichten Klacken ein. Die daran anschließenden Ausleger sind für die Anpassung an die Kopfgröße in zwölf gerasterten Stufen herausziehbar (etwa drei Zentimeter). Das signalführende Kabel geht von der Achse des Scharniers aus sichtbar in die Metallschiene über. In Verbindung mit der Verschraubung der Scharniere und der wahrscheinlich auch an Raumkreuzern nicht deplatziert wirkenden Typografie gibt dies dem Kopfhörer eine ziemlich stylische, technisch wirkende Anmutung, die mir persönlich sehr gut gefällt. Am unteren Ende sitzen dann die Hörgondeln. Diese passen sich in der Vertikalachse um ungefähr vier Millimeter der Kopfform an. Horizontal sind sie fest. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der HMX-05 in Reiseposition.

In der linken Hörmuschel ist eine Mini-Klinkenbuchse zur Aufnahme des Anschlusskabels verbaut. Auf eine Verriegelung wurde verzichtet. Der Nachteil an diesem Konzept liegt auf der Hand, denn das Kabel kann bei festem Ziehen aus der Buchse rutschen. Die Vorteile sind ebenfalls klar. Dadurch, dass das Kabel eben nicht fix mit dem Kopfhörer verbunden ist, darf es sich an dieser Stelle bei ruckartigen Bewegungen aus der Buchse lösen. Das Schlimmste, was also passieren kann: Man muss es wieder einstöpseln. Bei Verriegelungen dagegen kann es viel leichter zum Kabelbruch oder Ausreißen von Lötpunkten kommen. Im schlimmsten Fall sogar zum Herausbrechen der Verriegelung. Ein weiterer positiver Aspekt der vorliegenden Konstruktion: Jedes herkömmliche Mini-Klinkenkabel kann als Ersatzteil genutzt werden. 

Beim HMX-05 kommt ein Mini-Klinkenkabel ohne Verschluss zum Einsatz.
Beim HMX-05 kommt ein Mini-Klinkenkabel ohne Verschluss zum Einsatz.

Für den avisierten Einsatzbereich als DJ- und Allround-Kopfhörer halte ich diese Lösung folglich für optimal und vergebe einen Pluspunkt, auch wenn ich das mitgelieferte Anschlusskabel mit seinen 1,2 Metern (Kabelknoten-Vermeidung hin oder her) für entschieden zu kurz halte. Da hätte man gut und gerne noch 40 Zentimeter mehr konfektionieren dürfen.
Insgesamt kann ich dem HMX-05 eine hervorragende Haptik und einen – in Anbetracht der Härte der Kopfbügelpolsterung – erstaunlich guten Tragekomfort attestieren. Besonders angenehm empfand ich das Gefühl, das an diesem Kopfhörer nichts „rappelt“ oder „klappert“. Er fühlt sich bereits in der Hand außerordentlich solide und verbindlich an. Mit „verbindlich“ lässt sich auch der Sitz des Hörers auf dem Kopf des Testers am besten beschreiben. Denn der HMX-05 schafft den schwierigen Spagat zwischen festem Andruck auf dem Ohr und gutem Tragekomfort über die Zeit mit Bravour. Bei Bewegungen, die im normalen Rahmen DJ-typischer Aktionen liegen, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, der Kopfhörer würde Anstalten machen, seine Position zu verlassen. Gleichzeitig hält sich das Andruckgefühl auch bei längerem Tragen in angenehmen Grenzen. Klar, ein Hi-Fi-Lounge Listening-Hörer, der sich die größte Mühe gibt, unmerklich auf dem Kopf zu sitzen, ist der HMX-05 nicht. Das entspricht aber auch nicht seiner Zielsetzung.

Praxis

Genug der schnöden Äußerlichkeiten. Schreiten wir zum Hörtest. Als Vergleichsmuster dienen mir auch dieses Mal wieder der TMA-1 von AIAIAI, den ich insbesondere für seine sehr voluminöse, stramme Basswiedergabe schätze und der Audio Technica ATH-Pro500 MK2, der für seine Preisklasse eine tadellose Neutralität und sehr gute Stereofeld-Abbildung liefert.

In dieser guten Gesellschaft muss sich der HMX-05 beweisen: Links AIAIAI TMA-1, Mitte Vestax HMX-05, rechts Audio-Technica ATH-Pro500 MK2.
In dieser guten Gesellschaft muss sich der HMX-05 beweisen: Links AIAIAI TMA-1, Mitte Vestax HMX-05, rechts Audio-Technica ATH-Pro500 MK2.

Zuerst wandert der Sasha Remix von Hot Chips „Flutes“ in den Wandler eines Native Instruments Z2 und wird über den integrierten Kopfhörerverstärker auf Pegel gebracht. Der Track glänzt durch einen dominanten warmen Bass, der harmonisch (anders als viele House-Tracks, die oftmals auf einem Grundton verharren) die komplette Kadenz des Originals nachverfolgt. Eine gute Referenz also, um die Bassabbildung des Kopfhörers zu bewerten. Der HMX-05 geht hier forsch und druckvoll ins Rennen und ledert dabei den ATH-Pro500 MK2 locker ab. Im direkten Vergleich macht der TMA-1 untenrum allerdings noch ein bisschen mehr Schub. Zwischen der kleinlauten Neutralität des Pro500 MK2 und der deutlichen Überzeichnung des TMA-1 wirkt die Bassleistung des HMX-05 als sehr guter Kompromiss. Ein bisschen mehr Schub als neutral ist hier durchaus angemessen, denn es handelt sich ja schlussendlich um einen DJ- und keinen Hi-Fi-Kopfhörer.
Weiter geht es mit dem Themenkreisen Stereofeld und Abbildung der Transienten. Dazu wähle ich den entspannten, außerordentlich sauber und breit produzierten Opener „Help me through“ von David Augusts Debut-Album „Times“. Direkt zu Anfang erzeugt hier ein dezent gefiltertes und mit Panning versehenes Knister-Loop eine feine, künstliche Patina. Der HMX-05 hat keine erkennbare Schwierigkeit, die kleinen Klicks sauber identifizierbar zu machen und erzeugt ein, dem ATH-Pro500 MK2 ebenbürtiges, dichtes und plastisches Stereofeld. Man bekommt den schönen Eindruck „im“ Klangraum zu sein. Sehr gut.
Bleibt noch die Frage, wie laut man den Vestax-Kopfhörer ausfahren kann, bis es hörbar zerrt. Ich verwende dazu den exzellent produzierten, höchst “arschtretigen” Grouch Remix von MUTations „Everyone Is Creative“. Linefader also auf „Vollanschlag Nord“ und den Kanal-Gain mit der gebotenen Vorsicht gegenüber dem Hörner im Uhrzeigersinn gedreht. Im Ergebnis zeigt sich der HMX-05 extrem pegelfest. Wo die Membranen des Audio Technica schon lange die Segel streichen und nur noch vor sich hin flattern, wird die Kickdrum vom Vestax noch als klar definiertes „Pock“ und nicht als „Brftz“ ausgegeben. Damit befindet er sich klar auf Augenhöhe mit dem ebenfalls top stromresistenten TMA-1 und kassiert auch hier ordentlich Punkte.

Fazit

Kopfhörer – gerade im DJ-Bereich – sind bekanntermaßen nie absolut perfekt, sondern stellen immer einen Kompromiss dar. Sei es zwischen Bassschub/Hörspaß und Neutralität/Ermüdungsfreiheit oder zwischen weicher Polsterung/hohem Tragekomfort und gutem Halt am Kopf. Der HMX-05 von Vestax findet in fast allen Bereichen souverän die goldene Mitte. Klanglich ist er klar auf die Wiedergabe von moderner, basslastiger Musik ausgelegt und es ist erstaunlich, wie viel Fundament die Entwickler bei Vestax hier aus den gerade mal vier Zentimetern Membranfläche zaubern. Den Sitz und Tragekomfort empfinde ich als höchst angenehm und gut austariert, ebenso wie die Verarbeitung, die auf mich einen sehr vertrauenerweckenden und haptisch äußerst griffigen, robusten Eindruck macht. Kurz: Der HMX-05 hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Den aufgerufenen Preis halte ich daher für absolut angemessen. Ich zücke im Grunde hier die volle Punktekarte, musste allerdings feststellen, dass zum Zeitpunkt des Tests noch keine Ersatz-Ohrpolster verfügbar waren. Ein Kriterium, das ich für die Investitionssicherheit als höchst wichtig betrachte. Daher geht bis zu deren Verfügbarkeit ein halber Schönheitsstern ab.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Voluminöse Bass-Abbildung
  • Guter Tragkomfort
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Austauschbares Anschlusskabel
Contra
  • Derzeit keine Ersatz-Ohrpolster verfügbar
  • Anschlusskabel etwas kurz
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Vestax HMX-05 Test
Für 75,00€ bei
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