Seit geraumer Zeit gibt es einen ungebrochenen Hype um Vintage Drumsets. Offenbar besitzen alte Trommeln, vor allem von den Herstellern Ludwig, Slingerland, Rogers, Gretsch, Premier, Camco und Sonor, eine gewisse Aura, die die offenkundigen Vorteile der neuzeitlichen Schlagzeuge wie Fertigungsqualität und Hardware-Technologie in den Schatten stellt.
Gut klingende Vintage Drums müssen nicht teuer sein
Aus diesem Grund gibt es eine mittlerweile beachtliche Anzahl an Trommlern, die (fast) ausschließlich Vintage Drums spielen. Nachdem wir uns Anfang letzten Jahres schon mit sechs Drumsets aus dem vergangenen Jahrhundert beschäftigt haben, stellen wir euch nun weitere sechs Sets aus dem Zeitraum der Vierziger- bis Achtzigerjahre vor. Neben der nahezu sagenumwobenen Rarität eines Slingerland Rolling Bomber und Sets von Gretsch, Hayman und Sonor haben wir auch wieder zwei günstige Sets dabei. Diese stellen erneut unter Beweis, dass guter Sound nicht zwangsläufig teuer sein muss. Natürlich lässt sich aus den Drumsets vergangener Tage, deren Konstruktionen, Hardware und Finishes eine Wissenschaft machen. Bevor dieser Artikel aber ausufert, möchten wir nun also sechs weitere Drumsets vergangener Tage und die Geschichte ihrer Firmen vorstellen und uns auf das Wesentliche konzentrieren: den Klang.
- Gut klingende Vintage Drums müssen nicht teuer sein
- Vintage Drumsets von Ludwig Drums
- 1967 Ludwig Super Classic
- 1976 Ludwig Vistalite
- Vintage Drumsets von Slingerland Drums
- 1942 Slingerland Rolling Bomber
- 1948 Slingerland Radio King
- 1972 Slingerland Sound King
- Vintage Drumsets von Gretsch Drums
- 1980’s Gretsch Square Badge
- Vintage Drumsets von Hayman Drums
- 1970’s Hayman Vibrasonic
- Vintage Drumsets von Sonor
- 1970’s Sonor Champion
- 1959 Sonor New Beat K170 Chicago
- Import Drumsets – Asiatische Vintage Drums
- 1960’s Swingstar
- 1960’s U.S. Mercury
- Vintage Drumsets von Pearl Drums
- 1970’s Pearl Wood-Fiberglass
- Kauftipps für Vintage Drums
Der Begriff “Vintage” wurde ursprünglich im Zusammenhang mit alten Weinen verwendet und bedeutet “erlesen”, “klassisch” oder “altehrwürdig”. Mittlerweile begegnet einem das Wort in allen möglichen Bereichen, vor allem im Bereich der Musikinstrumente. Nun ist es aber nicht so, dass jedes alte Drumset automatisch das Etikett “Vintage” verdient. Es gilt nur für Hersteller, die erstens hochwertige Instrumente gefertigt haben und zweitens in enger Verbindung mit der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts stehen, wie unter Gitarren beispielsweise die Fender Stratocaster oder Gibson Les Paul.
Welches sind die bekanntesten Hersteller von Vintage Drums?
Zu den bekanntesten Herstellern von Vintage Drums zählen – Ringo sei Dank – in erster Linie die amerikanische Firma Ludwig sowie weitere US-Hersteller wie Rogers und Slingerland und die vor allem in Jazz-Kreisen sehr geschätzten Gretsch Drums. Aber auch europäische Firmen wie Premier (England) und das deutsche Traditionsunternehmen Sonor stehen bei Vintage-Sammlern hoch im Kurs.
Klingen Vintage Drums besser?
Über diese Frage streiten sich die Gelehrten seit Ewigkeiten, und das wird wohl auch immer so bleiben. Vintage-Fans loben den warmen, runden, charaktervollen Sound der alten Trommeln, während die Kritiker unrunde Kessel und ungleichmäßige Gratungen monieren. Fakt ist, dass viele alte Trommeln trotz einer Verarbeitung, die heutigen Ansprüchen nicht genügt, hervorragend klingen, vorausgesetzt allerdings, man beschäftigt sich in puncto Stimmung und Fellauswahl intensiv mit ihnen. Vermutlich spielt der natürliche Alterungsprozesses des Holzes auch eine wichtige Rolle. Das soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es unter Vintage Drums auch “dogs” gibt, also Trommeln, die – egal, wie viel Zeit und Mühe man investiert – einfach nicht klingen wollen.
Warum sind Vintage Drums begehrt?
Ähnlich wie bei Vintage Guitars, kann man auch bei Vintage Drums davon ausgehen, dass ihr Wert im Laufe der Zeit steigt, wenn auch nicht in denselben Dimensionen wie bei den Gitarren. Somit sind sie natürlich für Sammler besonders interessant. Aber auch vor dem Hintergrund der deutlich spürbaren Retro-Welle in der Musik macht es Sinn, sich ein Vintage Drumset zuzulegen, um einerseits den originalen Sound und – mindestens ebenso wichtig – den authentischen Look auf der Bühne zu haben. Viele Musiker schätzen auch die inspirierende Atmosphäre, die entsteht, wenn man bei der Aufnahme-Session umgeben von alten Amps und Instrumenten ist.
Hier findet ihr das aktuelle Video, gute Unterhaltung!
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Mehr InformationenDas ist unser erstes Video mit sechs Drumsets:
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Mehr InformationenVintage Drumsets von Ludwig Drums
Die Ludwig Drum Company wurde 1909 von William F. & Theobald Ludwig gegründet. Sie eröffneten einen Drum Shop mit dem Namen Ludwig & Ludwig in ihrer Heimatstadt Chicago. In den späten 1920er Jahren wurde das Unternehmen an C.G. Conn Instruments verkauft. William Ludwig führte die Firma weiterhin für Conn, denen zu dieser Zeit auch die Leedy Drum Co. gehörte. Nach einiger Zeit beschloss William F. Ludwig, Conn zu verlassen und eine eigene Firma zu gründen. Er konnte den Namen Ludwig jedoch nicht verwenden, da diese Marke nun Conn gehörte, die weiterhin Ludwig & Ludwig-Trommeln vermarktete. 1937 kaufte William ein Fabrikgebäude und gründete die WFL Drum Company. Ironischerweise war WFL nun Konkurrent von Ludwig & Ludwig. Conn Instruments begann Anfang der 1950er Jahre, die beiden Schlagzeugmarken Leedy und Ludwig zu einer Marke zusammenzufassen, er entschied sich jedoch später, das Schlagzeuggeschäft ganz aufzugeben.
Von WFL zurück zu Ludwig
Im Jahr 1955 konnten William und sein Sohn Bill Jr. die Marke Ludwig von Conn zurückkaufen. In den nächsten Jahren wechselte ihre Firma den Namen von WFL zu “Ludwig”. Durch die „British Invasion“, vor allem nach dem Auftritt der Beatles in der Ed Sullivan Show – Ringo Starr saß dort hinter einem Ludwig Drumset – , wurde Ludwigs Produktion enorm angeheizt. Endorser wie eben jener Beatles-Drummer, Led Zeppelin’s John Bonham oder später Alex van Halen machten die Marke so populär, dass teilweise rund um die Uhr produziert wurde. Noch heute sind Ludwig Drumsets aus den 60er Jahren ein Standard in Tonstudios und sicherlich die meist aufgenommenen Drumsets der Welt. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder, der im Vergleich zu den meisten anderen Marken grundsätzlich etwas höher ist.
1967 Ludwig Super Classic 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Blue Oyster Pearl
Dieses Mahagoni-Set wurde 1967 gebaut, im letzten Jahr vor der Umstellung der Kessel auf Ahorn. Die dreilagigen Kessel bestanden aus Mahagoni-Pappel-Mahagoni, ähnlich den Slingerland Radio King Drums, mit abgerundeter Fellauflagekante und Verstärkungsringen. Ab 1968 begann Ludwig, auf dreilagige Ahorn-Pappel-Ahorn-Kessel umzusteigen, die immer noch eine sehr abgerundete Fellauflage hatten. Durch diese Konstruktion wurden die Obertöne und das Sustain gedämpft. Ahorn klingt etwas heller als Mahagoni, der Sound lässt sich aber, insbesondere im Vergleich zu modernen Trommeln, als warm und voll bezeichnen. Hier hört ihr aber nun den Mahagoni-Pappel-Mahagoni Kessel, der, wie zu dieser Zeit typisch, von innen weiß lackiert wurde.
1976 Ludwig Vistalite 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Clear
Vistalite Drums wurden 1972 von Ludwig eingeführt. Der Name Vistalite bezieht sich auf den durchsichtigen Acryl-Kunststoff, aus dem die Kessel hergestellt wurden, die eine synthetische Alternative zu Holzkesseln boten und vor allem von John Bonham populär gemacht wurden. Die Trommeln waren in verschiedenen Farben erhältlich, wobei Clear und Blue die größten Verkaufsschlager waren. 1976 erweiterte Ludwig sein Sortiment um “Rainbow”-Vistalites mit mehrfarbigen Kesseln, wobei “Tequila Sunrise” eine der beliebtesten Kombinationen war.
Im Jahr 2001 brachte Ludwig neue Vistalite-Trommeln auf den Markt, die vor allem mit einer Nachbildung des von John Bonham gespielten fünfteiligen Amber-Kits beworben wurden. Die Re-Issue Shells sind etwas dicker und werden, im Vergleich zu den Originalen, als wärmer und resonanter klingend beschrieben. Vistalites sind im Allgemeinen wesentlich lauter als herkömmliche Trommeln und haben weniger Obertöne. Der Klang kann als trocken, aber druckvoll und hervorstechend beschrieben werden. Für die Sound-Beispiele haben wir das Vistalite mit Remo CS Black Dot Fellen versehen, um den klassischen Vistalite-Sound zu erzielen.
Vintage Drumsets von Slingerland Drums
Die Slingerland Banjo Company wurde 1923 von Mitgliedern der Familie Slingerland, wie auch Ludwig, in Chicago gegründet. Der erste Katalog erschien 1928 mit Tube-Lug Snare Drums sowie großen Bass Drums in verschiedenen Pearl- und Sparkle-Ausführungen. Die berühmten Radio King Drums erschienen erstmals im Jahr 1936. Auf diesen Schlagzeugen war der markante „Slingerland Radio King“ Schriftzug in die Metallreifen eingeprägt oder eingraviert. Gene Krupa, der “King of Swing”, wurde Slingerlands erster und berühmtester Endorser. Er ist auch verantwortlich für die Einführung der voll stimmbaren Tom Toms. Vor 1936 konnten Tom Toms nur von oben gestimmt werden, was den Stimmbereich deutlich einschränkte. Krupa ermutigte Slingerland, nun auch auf der Unterseite der Toms Böckchen mit Stimmschrauben zu montieren, damit die Trommeln ihre gesamte tonale Qualität entfalten konnten.
1942 Slingerland Rolling Bomber 26“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in White Marine Pearl
Als die Vereinigten Staaten von Amerika Ende 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintraten, wurden Metalle wie Messing, Nickel und Stahl dringend für die Herstellung von Munition, Flugzeugen, Panzern und anderen kriegsrelevanten Geräten benötigt. Daher schrieb die US-Regierung vor, dass nicht dringend gebrauchte, neu hergestellte Gegenstände wie Musikinstrumente unter Verwendung von möglichst wenigen dieser wichtigen Metalle hergestellt werden müssen. Drum-Designer machten sich an die Arbeit und entwickelten einige sehr kreative Lösungen für das Problem, die Kessel mit deutlich weniger Metallteilen als in der Vergangenheit zu bauen. Die Slingerland Drum Company entwickelte daraufhin ihre „Rolling Bomber“ Drumsets. Diese besonderen Trommeln wurden mit handgeschnitzten Palisander- oder Walnuss-Spannböckchen zusammen mit Spannreifen aus Ahorn hergestellt. Floortoms wurden auf Holzbeinen aufgestellt.
Die damals neuartigen Rolling Bomber Drums waren trotz der ungewöhnlichen Bauweise voll stimmbar. Die Snaredrums wurden mit den berühmten einlagigen Ahornkesseln der Radio King Serie gebaut. Bassdrums und Toms wurden aus dreilagigen Mahagoni- und Pappelkesseln mit breiten Ahorn-Verstärkungsringen gefertigt. Dieses Set besteht aus einer 26“ Bassdrum und Toms in 13“ und 16“ mit den originalen Kalbsfellen aus den Vierzigern.
1948 Slingerland Radio King 24“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in White Marine Pearl
Das hier angespielte Set stammt aus dem späten Vierzigerjahren und ist mit einem sogenannten Cloud Badge versehen. An den dreilagigen Mahagoni-Pappel-Mahagoni-Kesseln mit Ahorn-Verstärkungsringen sind mithilfe der formschönen Beavertail-Böckchen einfach geflanschte Spannreifen montiert, die eben jener Schriftzug schmückt. Das alte Mahagoniholz verleiht den Trommeln einen sehr warmen Klang.
1972 Slingerland Sound King 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Black Diamond Pearl
Slingerland veränderte 1955 mit der Einführung der neuen Sound King-Hardware grundlegend das Aussehen seiner Drums. Das für damalige Verhältnisse futuristische Design verlieh den Sound King Drums ein einzigartiges und modernes Aussehen und bedeutete gleichzeitig den Schritt von der großen Jazz- und Big Band Ära in das neue Zeitalter des Rock & Roll. Die neue Hardware enthielt „Stick Saver“ Messingreifen, die zur Innenseite der Trommel geflanscht sind. Anfangs war die Kesselkonstruktion genau wie beim Radio King, später wurden jedoch dreilagige Ahorn-Pappel-Ahorn-Kessel mit Verstärkungsringen verwendet. Diese Trommeln klingen etwas heller und fokussierter. Die Konstruktion der Sound King Drums ähnelt der der Super Classic Serie von Ludwig, und auch klanglich liegen die Sets nah beieinander, wie man in den folgenden Beispielen hört.
Vintage Drumsets von Gretsch Drums
Bereits im Jahre 1883 wurde Gretsch gegründet und ist damit eines der ältesten noch heute aktiven amerikanischen Musikunternehmen. Die frühe Firmengeschichte liest sich wie eine klassische amerikanische Erfolgsstory. Im Alter von 27 Jahren eröffnete der deutsche Einwanderer Friedrich Gretsch in Brooklyn, New York, ein Musikgeschäft, in dem er Schlagzeuge, Banjos und Tamburine herstellte und verkaufte. Gretsch wurde schnell als Innovator auf dem Gebiet des Trommelbaus bekannt und veränderte damit die moderne Trommelproduktion. 1927 produzierte Gretsch die Gretsch-American Drum Series, die ersten Trommeln mit mehrlagigen Kesseln, die zu Gretschs charakteristischem Sound wurden. Im Laufe der Jahre kamen verschiedenste Serien wie die Broadkaster und Round Badge Drums auf den Markt, die mittlerweile begehrte Sammlerstücke sind.
1980’s Gretsch Square Badge 20“ x 14“, 12“ x 8“, 16“ x 16“ in Black Sparkle
Die 1950er und 60er Jahre wurden für das Unternehmen zum goldenen Zeitalter. Eine Reihe legendärer Musiker wurden Gretsch Artists, darunter Max Roach, Art Blakey, Tony Williams und Elvin Jones. 1969 spielte Charlie Watts zum ersten Mal auf einer Rolling Stones-Tour Gretsch Drums und benutzte sie von da an fast über fünf Jahrzehnte bis zu seinem Tod. Unser Square Badge-Set stammt aus den frühen Achtzigern und besteht aus einer 20“ Bassdrum und Toms in 12“ und 14“. Bei den Kesseln handelt es sich um die gefragten Jasper-Shells aus Ahorn- und Eukalyptusholz.
Vintage Drumsets von Hayman Drums
Hayman Drums war ein im Jahre 1968 gegründeter englischer Musikinstrumentenhersteller, dessen Idee es war, eine Schlagzeugserie zu entwickeln, die mit dem Erfolg der großen amerikanischen Unternehmen der damaligen Zeit konkurrieren sollte. Der Mann hinter der Marke war Ivo Arbiter, der bis dato US-amerikanische Sets wie Ludwig und Gretsch nach England importiert hatte.
1970’s Hayman Vibrasonic 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Electric Blue
Die dünnen, mit Verstärkungsreifen versehenen Ahornkessel waren mit einem sogenannten „Vibrasonic-Interieur“ ausgestattet. Dieses Coating war eine dicke, aufgesprühte Schicht aus gewöhnlicher weißer Farbe. Seine Funktion bestand darin, die Innenseite der Trommel zu härten, um den Drums mehr Lautstärke zu verleihen.
Die Hardware der Kessel war im Wesentlichen eine Kopie des Camco-Designs, zum Teil setzte man aber auch eigene Akzente, wie bei dem eigenwillig designten Tomhalter, den ihr euch in diesem Video mit Daniel Schwarz ansehen könnt. Das Unternehmen begann mit dem Namen „George Hayman“ auf den Badges und verkürzte ihn in späteren Jahren auf “Hayman”. Bereits im Jahr 1975 wurde die Produktion jedoch wieder eingestellt. Hayman Drums klingen nicht besonders warm, jedoch war die höhere Lautstärke für die damals meist unverstärkt spielenden Schlagzeuger genau richtig.
Vintage Drumsets von Sonor
Johannes Link, der Gründer von Sonor, wurde 1848 in Forheim, einem kleinen bayerischen Dorf in der Nähe von Augsburg, geboren. Er begann seine Karriere als gelernter Drechslergeselle und Ledergerber. 1875 eröffnete er die Trommelfabrik Weißenfels, in der er einfache militärische Trommeln und Pergamente fertigte. Bis 1888 erweiterte Johannes Link das Sortiment um Schlaginstrumente wie Pauken, Tamburine und Spielzeug für Kinder. Um die Jahrhundertwende beschäftigte man bereits mehr als 50 Arbeiter und war damals der größte Hersteller von Trommeln und Zubehör in Europa. Zur selben Zeit stellte die Firma auch ihre Version des Bassdrum-Pedals vor. Ein Vierteljahrhundert später, im Jahre 1925, feierte Sonor sein fünfzigjähriges Bestehen und war damals mit 145 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen seiner Art.
1970’s Sonor Champion 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ rewrapped in Scandi Birch Grain
Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Sonor 1950 im nordrhein-westfälischen Bad Berleburg eine Fabrik in der Bundesrepublik Deutschland, was den Beginn einer neuen Ära markierte. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren wurden die Drums immer besser und erreichten eine Qualität, die denen der gefragten amerikanischen Drums ähnelte. Zu dieser Zeit spielten Jazzstars wie Kenny Clarke, Connie Kay oder Lionel Hampton Sonor Drums, und die berühmten Teardrop- und Champion- sowie ab den 1970er Jahren die Swinger- und Phonic Drums traten ihren Siegeszug an. Natürlich darf auch in unserem Artikel kein deutsches Drumset fehlen. Dieses Champion-Set in 22, 12 und 16 Zoll mit sechslagigen Buchenkesseln und abgerundeten Fellauflagekanten wurde aufwändig restauriert und mit einem Birkenfurnier neu umhüllt.
1959 Sonor New Beat K170 Chicago 20“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Plastic Red mit 14“x5“ D471 One Ply Snare
Über die Jahre sind die Teardrop Drumsets von Sonor sehr begehrt geworden. Für unseren Vergleich haben wir ein noch selteneres “New Beat” Kit von Sonor von 1959 von Herbert Heim zur Verfügung gestellt bekommen – ein makelloses Stück deutscher Trommelbaugeschichte mit einem besonders charakteristischen Vintage Sound. Besonders die 20″ Bassdrum mit dem originalen Kalbsfell als Frontfell liefert einen warmen Basston, während die Toms in 13″ und 16″ einen prägnanten, runden Vintage Sound bereit halten. Alle drei Kessel sind aus dreilagigem Birkenholz gefertigt. Ein besonderes Highlight ist die 14″x5“ Snaredrum, die einen für Sonor ungewöhnlichen einlagigen Kessel besitzt. Dieser besticht mit seinem charakteristischen Holzton und sensibler Ansprache.
Import Drumsets – Asiatische Vintage Drums
Die großen US-Firmen Ludwig, Gretsch, Slingerland, Rogers und Camco bauten in den Sechzigerjahren unglaublich viele Trommeln, die damals den qualitativ höchsten Standard boten. Da dies auch seinen Preis hatte, überfluteten japanische Firmen mit billigeren Kopien dieser gefragten Drumsets den amerikanischen Markt. Während der British Invasion suchten Eltern nach erschwinglichen Student-Drumsets, um ihren Kindern den Einstieg in die Welt der Rock- und Popmusik möglich zu machen. Eine Handvoll Fabriken in Asien stellte die Kessel her, die unter verschiedenen Markennamen importiert wurden. US-Mercury, Stewart, Apollo oder Majestic sind nur einige Namen einer endlosen Liste.
1960’s Swingstar 20“ x 14“, 12“ x 8“, 14“ x 14“ in Fantasia Pearl
Die Qualität vieler Sets, insbesondere der Hardware, war ziemlich miserabel, aber einige klingen wirklich gut. Später verschwand ein Großteil der Marken, die Qualität der Trommeln verbesserte sich und Firmen wie Tama, Pearl und Yamaha blieben im Geschäft. Dieses Drumset ist von Swingstar, einer Firma, die schließlich zu Tama wurde. Die Kessel sind aus dünnem Luan-Holz, der philippinischen Version des Mahagoni, gefertigt, und das Fantasia Pearl Finish ist ein echter Blickfang. Die Qualität der Hardware ist nicht besonders gut, die Spannreifen der Bass Drum bestehen gar aus Plastik, aber für seinen Preis von unter 300€ ist das Kit klanglich wirklich hervorragend.
1960’s U.S. Mercury 20“x14“, 12“x8“, 14“x14“ in Blue Sparkle
Dieses U.S. Mercury Drumset ist eine weitere der unzähligen Kopien amerikanischer Drumsets unter verschiedensten Namen. Das Set besteht aus einer 20“ Bassdrum und Toms in 12“ und 14“ und ist mit Blue Sparkle Folie bezogen. Die 4mm dünnen Kessel sind ebenfalls aus dem damals besonders preiswerten Luan-Holz gefertigt, und auch bei der Hardware kam eher einfaches Material zum Einsatz. So sind alle Trommeln durch dünne Hardwarebauteile extrem leicht. Auffällig ist auch hier wieder, dass die Bassdrum-Spannreifen nicht aus Holz, sondern in diesem Fall aus Plastik gefertigt sind. Die Hardware wurde weitestgehend von Slingerland kopiert. So sind nicht nur die Badges ähnlich, auch die Spannböckchen erinnern sehr an die Sound King Lugs, während die Flügelschrauben der Bassdrum denen der alten Radio Kings verdächtig ähnlich sehen. Auch dieses Set war gebraucht für unter 300€ zu erstehen und liefert einen erstaunlich guten Klang.
Vintage Drumsets von Pearl Drums
Pearl wurde 1946 von Katsumi Yanagisawa in Tokio gegründet und befasste sich zunächst mit der Herstellung von Notenständern. 1950 verlagerte die Firma ihren Fokus auf die Herstellung von Schlagzeugen, Marschtrommeln, Pauken, lateinamerikanischen Perkussionsinstrumenten sowie eigener Hardware. Yanagisawas ältester Sohn Mitsuo kam 1957 zu Pearl und gründete eine Abteilung für den weltweiten Export von Pearl-Produkten. Um der steigenden weltweiten Nachfrage nach Schlagzeugen nach dem Aufkommen der Rock’n’Roll-Musik gerecht zu werden, baute Pearl 1961 eine zusätzliche Fabrik, um preiswerte Schlagzeuge herzustellen. Diese sind auch bekannt als „Stencil Kits“, die die Markennamen von mehr als 30 Distributoren wie Apollo, CB-700, Stewart und U.S. Mercury (siehe oben) trugen.
1970’s Pearl Wood-Fiberglass 22“ x 14“, 13“ x 9“, 16“ x 16“ in Satin Gold
In den späten Sechzigerjahren fing Pearl an, auch mit anderen Kesselmaterialien zu experimentieren. Neben den reinen Fiberglass-Kits kamen auch mit Fiberglass beschichtete Holzkessel auf den Markt. Dieses Set besteht aus neunlagigen Kesseln aus Luan-Holz mit einer Schicht Fiberglass. Die Kessel der 22“ Bassdrum und der 13“ und 16“ Toms sind mit einer Folie in Satin Gold überzogen. Alle Gratungen wurden von Mic Scharf überarbeitet, da das faserige Luan-Holz der Kessel keine ganz saubere Stimmung gewährleisten konnte. Das Set ist ein echtes Schwergewicht, was nicht zuletzt an den Metallspannreifen der Bassdrum liegt. Die Mischung aus Holz und Fiberglass sorgt für ordentlich Lautstärke und ist deshalb besonders für lautere Musikrichtungen geeignet. Diese Serie ist häufig günstig gebraucht erhältlich.
Kauftipps für Vintage Drums
Wenn auch ihr Lust auf Vintage Drums bekommen habt, fragt ihr euch sicherlich, wie ihr an qualitativ hochwertige und gut erhaltene Instrumente kommt. Natürlich gibt es mittlerweile einige Händler, die sich auf Vintage Drums spezialisiert haben. In Deutschland ist das zum Beispiel die Drumstation Maintal, besonders „Hellstone Music“ in Stockholm hat eine unglaubliche, wenn auch sehr teure Auswahl an teilweise sehr seltenen Sammlerstücken. Natürlich sind auch Online-Marktplätze wie ebay oder reverb.com immer eine gute Adresse für Vintage Drums. Ihr solltet dort aber unbedingt auf gute und aussagekräftige Fotos achten und bei internationalen Angeboten bedenken, dass bei einem Versand von außerhalb der Europäischen Union noch Einfuhrabgaben zum Preis dazukommen.
Besonders ans Herz gelegt sei euch das Vintage Drum Meeting oder die CrashIt Messe in Mannheim, über die wir auch immer wieder berichtet haben. Dort könnt ihr mit privaten und gewerblichen Händlern ins Gespräch kommen, die Instrumente genau begutachten, anspielen und erwerben.
Jan-Henning sagt:
#1 - 17.06.2019 um 06:45 Uhr
Hallo Alex, ein sehr schöner Artikel, bitte mehr davon! Ich spiele selbst ein altes Slingerland aus den Sechziger Jahren und bin immer wieder begeistert vom Klang.
Alex Hoeffken sagt:
#1.1 - 17.06.2019 um 14:33 Uhr
Das freut mich sehr. Mir geht es ähnlich. Irgendwas haben diese alten Slingerlands ?
Antwort auf #1 von Jan-Henning
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenKlaus Ruple sagt:
#2 - 18.06.2019 um 04:09 Uhr
THAT´S VINTAGE :-) Gratulation- sehr guter gelungener Vintage Drums - Vergleichtest. Mein aktuelles Lieblings- Vintage Set ist ein sehr gut und solid verarbeitetes Slingerland Sound King von 1965/66 mit bestückten Remo Emporer Fellen, die für einen warmen Klang sorgen. Bezüglich der Soundvielfalt bevorzuge ich bei Sonor die 60´s Buche- Teardrops.
Hebbe sagt:
#3 - 23.11.2021 um 09:32 Uhr
Hi Alex, die Kiste klingt ja noch besser als zuhause um Wohnzimmer. Hätte ich es nicht schon, würde ich's kaufen :PSpaß beiseite, 1A Bericht und Videos! Danke und LG vom
Hebbe
Alex Hoeffken sagt:
#3.1 - 24.11.2021 um 13:54 Uhr
Danke Dir, dass ich dein Set benutzen durfte. Die Drums sind echt sehr besonders! Pass gut drauf auf :-)
Antwort auf #3 von Hebbe
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMic Scharf sagt:
#4 - 08.12.2021 um 12:19 Uhr
Klasse gemacht, Alex!
Schöner Artikel mit tollen Bildern und AudioClips