Wireless DMX? Klare Sache: Die praktischen Vorzüge von kabelloser Datenübertragung sind immens. Die Furcht vor auftrittsgefährdenden Störungen und Ausfällen ist aber groß. Stolperfallen jeglicher Art mal außen vor gelassen. Verbleiben die Fragen, welche Variante welche Vorzüge oder Nachteile bietet und wie man in der Praxis auf Problemstellungen reagiert. Hier der Versuch einer Hilfestellung mit ein paar praktischen Überlegungen…
Vor- und Nachteile von kabelfrei und kabelgebunden
Dass die Wireless-Variante ihre Vorzüge hat, liegt auf der Hand. Wo keine (bzw. kaum) Kabel verlegt werden, müssen sie auch nicht geschleppt und transportiert werden. Während die für den Sendebetrieb benötigten Komponenten – je nach Größenordnung des Events – in ein bis mehrere Road-Cases passen, können Kabel im Worst-Case schnell mal tonnenschwer werden. Der Lichttechniker freut sich über jedes Kabel, das er weder verlegen noch anpacken muss. Nicht vorhandene Kabel können auch keine Stolperfallen darstellen. Laufwege bleiben frei. Praktiker wissen außerdem: Manchmal geht einfach kein Kabel.
Wireless-DMX Störanfälligkeit – eigentlich halb so wild
Die Störanfälligkeit der WiFly- bzw. Wireless-Datenübertragung ist gegeben. Da lässt sich nichts wegdebattieren. Dass die Signalstärke der zur Verfügung stehenden Frequenzen schwankt, ist ebenfalls keine Neuigkeit. Hilfe versprechen aktuelle Wireless-Transceiver mit GFSK-Modulation und/oder „Automatic Frequency Hopping“, kurz: AFHSS.
Vollkommen automatisch suchen die Geräte sich die jeweils stabilste und stärkste Übertragungsfrequenz. Tatsache ist, dass bei einer Störung des Datentransfers im Live-Betrieb lediglich ein kurzer Moment überbrückt werden muss. Nämlich der, bis das System sich von ganz alleine wieder automatisch verbunden hat oder neu gestartet worden ist. Fragt sich, wie ihr diesen neuralgischen Zeitraum in den Griff bekommt:
Vorbereitung ist wie immer die beste Lösung
Ganz einfach: Viele Scheinwerfer, insbesondere die sogenannten intelligenten wie Moving Heads, haben die Möglichkeit, den Betriebsmodus zu definieren, in den das Gerät bei einer DMX-Unterbrechung wechseln soll. Simpelste Lösung: Wir weisen den Lichtern – gewissermaßen als Backup-Modus – den Auto-Betrieb mit entsprechenden werksseitigen oder vorkonfigurierten Programmen zu. Eine weitere Variante ist es, für solche Havarie-Fälle den Sound-to-Light-Modus zu aktivieren. Und das möglichst bei voller Intensität der integrierten Mikrofone.
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Im Sinne der Übertragungssicherheit
Die nächste Anforderung heißt „gesicherte (!) Reichweite“. Während manche preiswerte Transmitter (Sender) und Receiver (Empfänger) über eine Distanz von etwa 20 Metern zuverlässige Übertragungsergebnisse versprechen, gibt es – wie erwähnt – professionellere Varianten, die mit Strecken von 700 Metern und mehr überzeugen wollen.
Man kann und sollte sich vor dem Hintergrund der größtmöglichen Sicherheit nicht ausschließlich auf die angepriesene Reichweite der Transceiver verlassen. Zu viele Störquellen können das Ergebnis relativieren. Vielmehr wird man die vermeintlich möglichen Strecken nicht ausschöpfen, sondern bei Extrem-Systemen mit Repeatern, Richtantennen, Laser-Schwertern etc. arbeiten. Praktisch muss man sich das vorstellen wie einen Staffellauf, bei dem sich alle 2,4-GHz-Komponenten die Hand reichen. Übergeben wird eben kein Stab, sondern ein Datenpaket.
Latenz – der natürliche Feind von Wireless-DMX
Zeitverzögerung: Spätestens an dieser Stelle kommt das Stichwort der Latenz ins Spiel. Zum Verständnis für Novizen: Latenz bedeutet Verzögerung, also bei der Lichtsteuerung der Zeitraum vom gesendeten Befehl bis zur Umsetzung beim Empfänger. Ginge es darum, dass bei einer Lichtshow sämtliche Lichter einen winzigen Augenblick zu spät aufleuchten, ließe sich das mühelos verkraften. Der wesentliche Punkt ist ein ganz anderer. Was verzögert wird, ist nicht der Zeitpunkt, an dem ein Licht aktiviert wird. Was zu spät beim Empfänger ankommt, sind Datenpakete. Reduziert ausgedrückt sieht das Ergebnis so aus, dass die Scheinwerfer merkwürdig flackern oder gar nicht funktionieren. Die Steuerdaten verschlucken sich sozusagen selbst.
Der Latenz ein Schnäppchen schlagen
Die Latenz lässt sich senken, indem an Sender und Empfänger die Kanäle reduziert werden. Oftmals geschieht das nach dem Strickmuster 512 abwärts, also auf 256, 128 usw. Je geringer die zur Verfügung stehenden Kanäle sind, umso weniger Funktionen an den Strahlern lassen sich zwar damit steuern. Die Geschwindigkeit wird aber maßgeblich erhöht.
In Selbst- und Funktionsbeschränkung üben
Pragmatisch ist es vor diesem Hintergrund auch, an den Scheinwerfern selbst den niedrigsten DMX-Kanal-Modus anzuwählen. Auch hier heißt es: Je weniger, desto besser für die Systemsicherheit. Folgerichtig stehen an den Spots, Moving-Heads und Co. weniger Funktionen zur Verfügung. Zumal sich nur unter Nutzung der des höchsten Kanal-Modus‘ sämtliche Attribute der Geräte anwählen lassen. Ein Biss in den sauren Kompromiss-Apfel, der aber unbedingt Sinn macht. Haltet euch vor Augen, dass eine hohe Auslastung der DMX-Kanäle im Sendebetrieb immer zulasten des Gesamtergebnisses gehen kann.
Was brauche ich für Wireless-DMX und was kostet das?
Die Grundausstattung ist simpel: Grundsätzlich braucht ihr für die kabellose Übertragung einen Transmitter und mindesten einen Empfänger. Geräte, die beides können (das ist häufig der Fall), werden als Transceiver bezeichnet. Bereits für knapp über 100 Euro für beide Komponenten zusammen können vernünftige Ergebnisse erzielt werden.
Produkte in diesem Segment wie die bewährten QuickDMX-Wireless Receiver/Transmitter von Eurolite bieten sich beispielsweise für mobile DJs an, die nach einer kompakten und schnell aufzubauenden Lösung suchen. Für den störungsfreien Betrieb neben weiteren Drahtlosgeräten im 2,4-GHz-Band wie z.B. W-LAN und Bluetooth wird die sogenannte GFSK-Modulation genutzt.
Eine Frequenzumtastung, dank derer das System – vereinfacht ausgedrückt – weniger störanfällig wird und sich automatisch die bestverfügbare Frequenz sucht. Gesicherte Funktionalität versprechen die Geräte über mehrere hundert Meter bei „free-air“-Sichtkontakt.
Weitere Wireless DMX Interfaces
ADJ bietet mit dem EXR Battery die Möglichkeit, sogar auf das Stromkabel zu verzichten. Der DMX-Transceiver wird per Akku betrieben und ist kompatibel mit allen WiFly-Produkten des Herstellers.
Unbedingt interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Eurolite freeDMX AP Wi-Fi Interface. Das Gerät empfängt die Steuersignale über das Netzwerk und leitet die anschließend an die DMX-Kette weiter. Das Besondere: Mit an Bord sind diverse Steuerungsfunktionen für die Effektgeräte. Außerdem kann das WLAN-Interface mit der kostenlos downloadbaren App „Light“ gesteuert werden. Sowohl für iPad als auch Android-Tablets sind upgedatete App-Versionen verfügbar. Der kompakte Kamerad wiegt gerade mal läppische 35 Gramm und bietet sich perfekt für die FOH-freie Lichtsteuerung für Events mit etwa 100 bis 500 Gästen an.
DMX-Interfaces wie der Ape Labs Connect kosten ca. 300 Euro. Die Vorzüge liegen in der programm- und produktinternen Ausstattung. So lassen sich beispielsweise die DMX-Kanäle der Lightcans direkt am Interface zuweisen. Ein Vorzug vor allem dann, wenn diese Funktion direkt an den Lichtern nicht zur Verfügung steht.
WDMX von Wireless Solution
Aus Schweden kommt der Anbieter Wireless Solution. Höchst professionelle Technik mit umfangreicher Ausstattung. Outdoor-tauglich ist die WhiteBox-Serie, die ProBox-Serie bietet Übertragung für mehrere DMX512-Universen bei integriertem Repeater. Für Modelle wie den bewährten Wireless Solution Transceiver BlackBox F1 G6 und seine Familienmitglieder werden 800 Euro und mehr aufgerufen. Der Transmitter ist für raumübergreifende (!) Indoor-Anwendungen konzipiert und unterstützt DMX- als auch RDM-Signale, außerdem Eingangsprotokolle wie Art-Net, sACN oder ETC Net sowie jedes Ausgangsprotokoll wie Ehternet oder RS-485. Deutlich erkennbar: Der Preis entscheidet sich an der Ausstattung.
Produktlinks Wireless-DMX Equipment
Wenn denn die Kabellosigkeit nicht so ungeheuer praktisch wäre
Viele Praktiker unter den Bands, von denen der größte Teil der Normal-Veranstaltungen bespielt wird, arbeiten nach dem Strickmuster, dass sie zunächst auf DMX-Wireless setzen. Und wenn’s dann wirklich nicht funktioniert, wird eben schnell ein Kabel gelegt, das in der Reserve-Kiste immer parat ist. Auf diese Weise wird auf Dauer der Aufwand für den Aufbau gesenkt. Und die Schwarz-Weiß-Frage, ob mit oder ohne Kabel, stellt sich nicht wirklich. Unter dem Strich verbleibt, dass DMX-Wireless allemal sinnvoll ist. Den geschilderten Problematiken begegnet man mir vernünftigem, auf die Anforderungen vor Ort ausgerichtetem Equipment. Die neuralgischen Schwachstellen sind bei der Kabelverbindung deutlich reduziert. Kabel sind verlässlicher, allerdings im Gesamtkonzept maßgeblich aufwendiger.