Yamaha BB234 YNS Test

Yamahas BB-Modellreihe ist eine der dienstältesten in der immer noch recht jungen Geschichte des E-Basses. Die japanische Company verfährt damit seit der Markteinführung im Jahre 1977 ähnlich wie Porsche mit ihrem 911er: Ab und an gibt es eine behutsames Update, um mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten, die Identität der BB-Serie bleibt aber stets erhalten. Was soll man auch an einem guten und bewährten Konzept ändern? Auch bei der neuesten Auflage bestätigt sich diese Herangehensweise – wieder einmal hat sich zwar einiges getan, aber an grundsätzlichen Dingen wird nicht gerüttelt. Und das ist auch gut so! Mittlerweile gibt es vier Unterkategorien der BB-Serie: 200, 400, 700 und Pro. Mein Testbass stammt aus der 200er-Serie und bietet somit einen Einstieg in Yamahas Welt der BB-Bässe.

Yamaha_BB234_YNS_Bass_005FIN
Dieser BB ist selbst in der Einsteigerklasse ein solides Arbeitsgerät, mit dem man in jedweder Stilistik eine gute Figur machen kann!

Details

Alle Yamaha-Serien teilen sich das gleiche Design und die P/J-Tonabnehmer-Kombination. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in den Punkten Lackierung, Hardware, Holzselektion, Pickups und Herstellungsland (200-700: Indonesien, Pro-Serie: Japan). Kommen wir am besten gleich zu den Updates: Ein neuer schlankerer Hals kommt nun auch modernen Spieltechniken mehr entgegen. Lightweight-Tuner sollen Kopflastigkeit vorbeugen und neue Pickups für einen abermals verbesserten Ton sorgen.
Ab der 400er-Serie gibt es eine neue Sechsfach-Verschraubung des Halses mit dem Korpus. Die letzte Ausgabe der BB-Serie war nicht unbedingt ein Liebling der Kundschaft und deshalb hat man sich nun wieder einem deutlich traditionelleren Look zugewandt. Die ovalen Blockinlays sind normalen Dots (200er-, 400er-Serie) oder dezenten rechteckigen Blockinlays (700er und Pro-Serie) gewichen. Die Alu-Rahmen der Pickups sind gänzlich verschwunden und es gibt wieder traditionelle einzelne Polepieces anstelle der durchgehenden Blades (Klinge). Bei allen Modellen gleich ist die mattschwarze Kopfplatte mit dem Yamaha-Logo und dem Schriftzug “Broad Bass”. Somit weiß dann auch wirklich jeder, wofür das Kürzel “BB” steht.
Das sind im Groben die wichtigsten Neuerungen. Weiter geht’s mit den Details des Testkandidaten. Der Korpus besteht aus Erle (dreiteilig), der Hals aus Ahorn (einteilig) und das Griffbrett aus Palisander – klassischer geht es nicht! 21 Bünde gibt es auf dem Griffbrett zu erobern, allesamt durch ein großzügiges Cutaway gut erreichbar.
Das Design der BB-Bässe lehnt sich lose an das große Vorbild Leo Fenders an, besitzt aber im Vergleich mehr ausladende Kurven und wirkt dadurch etwas rundlicher. Korpus wie Hals sind mit einem dünnen matten Finish behandelt, welches sich “Natural Satin” nennt. Diese “Sparmaßnahme” empfinde ich als durchaus angenehm, denn man hat das Gefühl, Kontakt mit dem Holz und nicht nur mit einer dicken Lackschicht zu haben.

Fotostrecke: 8 Bilder Die Form unseres Testkandidaten dürfte …

Sämtliche Hardware ist chromfarben. Die Brücke ist ein klassischer Vintage-Blechwinkel, und die neuen leichten Stimmmechaniken besitzen eine traditionelle offene Bauweise. Die Tonabnehmer hören auf den Namen “V3” (“V5” in der 400er-, “V7” in der 700er- und Pro-Serie) und arbeiten mit Keramikmagneten. Ein Splitcoil und ein Singlecoil bilden die typische P/J-Bestückung.
Die passive Elektronik hält für jeden Tonabnehmer einen Volume-Regler bereit. Zur weiteren Gestaltung des Sounds gibt es natürlich auch eine Tonblende. Optisch abgerundet wird der BB234 von einem schwarzen Schlagbrett, welches bestens zur ebenfalls schwarzen Kopfplatte passt.

Fotostrecke: 6 Bilder Sämtliche Hardware unseres Testbasses wurde …

Yamaha ist bekanntlich eine Firma mit langer Erfahrung und Tradition – und das spürt man auch beim Einsteigermodell BB234! Die Verarbeitung ist wirklich sehr gut und Optik wie Haptik spielen durchaus ein oder zwei Preisklassen höher. Die Japaner wissen genau, was sie tun, und scheinen alle Kinderkrankheiten, die bekanntlich so mancher günstige Bass mit sich bringt, längst hinter sich gelassen zu haben.

Dieser Yamaha BB hat durchaus mehr zu bieten, als man angesichts des Preises vermuten würde!
Dieser Yamaha BB hat durchaus mehr zu bieten, als man angesichts des Preises vermuten würde!

Praxis

Der BB234 richtet sich mit einem Preis von gerade mal etwa 300,- Euro sicher nicht an Profis, die in der Lage sind, ein komplettes Setup (Halskrümmung, Höhe Saitenreiter und Oktavreinheit einstellen) selbstständig durchzuführen. Darum ist es wichtig, dass Bässe in dieser Preisklasse aus dem Karton sehr gut bespielbar sind und dem neuen Besitzer keine unnötigen Hürden in den Weg stellen. Der BB234 ist dafür ein absolut leuchtendes Beispiel: ohne Hand anlegen zu müssen, trübt hier rein gar nichts die Spielfreude! Die Saitenlage ist angenehm – nicht zu hoch und nicht zu tief, und erst mit gesteigertem Kraftaufwand beim Anschlag schnarrt es ein wenig.

Ungetrübte Spielfreude, gerade auch für Anfänger: unser Testbass kam sehr gut eingestellt aus dem Karton!
Ungetrübte Spielfreude, gerade auch für Anfänger: unser Testbass kam sehr gut eingestellt aus dem Karton!

Traditionelle Konstruktionen neigen natürlich generell zur Kopflastigkeit. Ein bewährtes Gegenmittel dafür sind leichte Stimmmechaniken, und genau diese hat Yamaha dem Update der BB-Serie spendiert. Leider helfen sie rein gar nichts – zumindest nicht bei meinem Testbass! Im Sitzen bleibt die Kopfplatte einfach ein Opfer der Gravitation. Das liegt vor allem an dem geringen Gewicht des Bodies, denn unterm Strich bringt der BB234 gerade mal 3,8 kg auf die Waage. Das ist zwar toll für Bassleute mit “Rücken”, in Sachen Kopflastigkeit aber leider kontraproduktiv.
Allerdings bezieht sich dieses Manko nur auf das Spielen im Sitzen, denn an einem guten Gurt, der auch etwas Tragewiderstand leistet, macht sich der “Neck Dive” kaum bemerkbar. Hier stimmt die Balance, und das geringe Gewicht macht sich natürlich ebenfalls sehr positiv bemerkbar.

Konstruktionsbedingt muss man bei diesem BB mit Kopflastigkeit leben, die sich aber am Gurt glücklicherweise relativiert.
Konstruktionsbedingt muss man bei diesem BB mit Kopflastigkeit leben, die sich aber am Gurt glücklicherweise relativiert.

Der Hals mit seinem D-Profil soll schlanker sein als der des Vorgängermodells, verfügt aber meiner Meinung nach noch immer über ordentlich Fleisch. Das dünne Matt-Finish der Halsrückseite sorgt allerdings für ein sehr angenehmes Spielgefühl ohne nervigen Bremseffekt beim Lagenwechsel.
Die P/J-Tonabnehmer sind ja ein Hybrid aus den zwei Archetypen Precision und Jazz Bass. Yamaha setzt dies konsequent in der Sattelbreite fort: Ein Precision-Bass besitzt zwischen 41 und 43 mm, ein Jazz Bass 38 mm Sattelbreite. Der BB234 liegt da mit 40 mm genau in der Mitte.

Die Tonabnehmer-Kombination lässt bewährte traditionelle Sounds vermuten.
Die Tonabnehmer-Kombination lässt bewährte traditionelle Sounds vermuten.

Der akustische Test offenbart einen satten Ton, der mit einer für diese Preisklasse erstaunlichen Definition überrascht, und auch das Sustain ist wirklich bemerkenswert. In den Höhen wirkt der Bass leicht “stumpf”, das würde ich jedoch der günstigen Werksbesaitung in die Schuhe schieben. Da lässt sich mit einem guten Satz Saiten bestimmt noch einiges rausholen. Schauen wir mal, was Der BB verstärkt zu leisten vermag:

Audio Samples
0:00
Beide Pickups, Finger Beide Pickups, Slap Beide Pickups, Tapping Neck-Pickup, Rock Neck-Pickup, Slap Neck-Pickup, Soul, Tone: -75% Bridge-Pickup, Finger, Tone: -30% Bridge-Pickup, Flageoletts

Das ist wirklich sehr, sehr solide, was der BB234 hier abliefert! Ohne in irgendeiner Disziplin besonders zu brillieren, macht er einfach einen tollen Job – ein klassisches Arbeitstier ohne Allüren! Genau das war von vorneherein die Zielsetzung Yamahas mit der BB-Serie, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit der P/J-Kombination ist der BB234 auch für fast jede Stilistik und Spieltechnik gewappnet. Die etwas stumpfen Höhen setzten sich zwar auch am Verstärker fort – aber wie bereits erwähnt: diese Tatsache liegt mit ziemlicher Sicherheit zu einem nicht geringen Teil auch an den günstigen Werkssaiten.

Dieser BB ist selbst in der Einsteigerklasse ein solides Arbeitsgerät, mit dem man in jedweder Stilistik eine gute Figur machen kann!
Dieser BB ist selbst in der Einsteigerklasse ein solides Arbeitsgerät, mit dem man in jedweder Stilistik eine gute Figur machen kann!

Fazit

Yamaha legt mit dem BB234 die Messlatte in der Preisklasse um 300,- Euro verdammt hoch. Die Zutaten wie Hardware, Pickups etc. mögen zwar nicht die edelsten sein, das ist aber auch keine Voraussetzung für ein gutes Instrument. Entscheidend ist, was man damit macht! Und hier scheint die Company ihre ganze Erfahrung auszuspielen. Mit dem Fokus auf das Wesentliche und ohne unnötigen Schnickschnack liefert sie mit dem neuen BB234 einen toll verarbeiteten und leicht zu bespielenden Bass ab, der keinerlei Wünsche offen lässt und dem man selbst den doppelten Preis auch abnehmen würde. Wo manch anderer Hersteller in dieser Preisregion mehr auf die Quantität der Features setzt und mit aktiven Elektroniken und splitbaren Pickups um die Gunst der Kunden buhlt, konzentriert sich Yamaha viel mehr auf ein grundsolides Instrument, dessen Basiswerte einfach passen. Wer nach einem preiswerten Arbeitstier sucht, das in nahezu jeder Stilistik zuhause ist, dem kann ich das Update des BB234 nur empfehlen!

Pro:
  • Preis/Leistungsverhältnis
  • Optik
  • Haptik
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
Contra:
  • -/-
Yamaha_BB234_YNS_Bass_005FIN
Dieser BB ist selbst in der Einsteigerklasse ein solides Arbeitsgerät, mit dem man in jedweder Stilistik eine gute Figur machen kann!
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Yamaha
  • Modell: BB234
  • Herkunftsland: Indonesien
  • Korpus: Erle
  • Mensur: 864 mm
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 21
  • Tonabnehmer: 1 x Splitcoil (P), 1 x Singlecoil (J)
  • Elektronik: passiv
  • Regler: Volume, Volume, Tone
  • Gewicht: 3,8 kg
  • Preis: 309,- € (Ladenpreis im Januar 2019)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Preis/Leistungsverhältnis
  • Optik
  • Haptik
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
Contra
  • -/-
Artikelbild
Yamaha BB234 YNS Test
Für 309,00€ bei
Hot or Not
?
Dieser BB ist selbst in der Einsteigerklasse ein solides Arbeitsgerät, mit dem man in jedweder Stilistik eine gute Figur machen kann!

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo