AKG K-271 MKII Test

Der Mikrofon und Kopfhörer Spezialist aus dem schönen Österreich hat diverse Studio-Kopfhörer geschlossener Bauart in seinem Angebot. Ein sehr beliebtes Modell ist der AKG K271 MKII. Auffälliges Merkmal des K271 MKII ist seine Abschaltautomatik, die den Kopfhörer im abgesetzten Zustand stummschaltet.

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Wozu das gut ist oder ob es sich um technischen Firlefanz handelt, werden wir herausfinden. Der AKG K271 MKII ist ein Studio-Kopfhörer, der eine gewisse Historie hat, wie uns das auch Namensanhängsel „MK II“ suggeriert, welches auch spontan Assoziationen wie Fender Rhodes, alte englische Sportwagen etc. weckt. Der AKG K271 ohne Namenszusatz und der uns zum Vergleich vorliegende AKG K270 sind die Vorgängermodelle unseres Testobjekts. Studioanwendungen für Kopfhörer sind vielfältig, wofür eignet sich also der K271 MKII am besten?

Details

Bauweise

Der AKG K271 MKII ist ein geschlossener, dynamischer Kopfhörer mit ohrumschließenden Ohrpolstern, dessen auffälligstes Merkmal die bereits erwähnte Abschaltautomatik ist. Das Gewicht beträgt 240 Gramm ohne Kabel.

Verarbeitung

Mein erster Eindruck: Optisch ist es schon ein kleiner Klassenunterschied zu dem nur marginal teureren AKG K612 Pro. Der K271 MKII macht einen stabilen, zweckdienlichen und langlebigen Eindruck, allerdings ohne mir leise „setzt mich auf …“ ins Ohr zu hauchen, wie es andere Modelle mit einer hochwertigeren Materialanmutung und Detailverliebtheit tun. Wirklich zu bemängeln gibt es aber nichts!

Der K271 MK2 ist schnörkellos und pragmatisch.
Der K271 MK2 ist schnörkellos und pragmatisch.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Die Trumpfkarte des MKII liegt in seiner Flexibilität, sprich: in seinem Lieferumfang. Dem Kopfhörer liegen zwei Kabel bei, ein glattes von 3 Metern Länge sowie ein Spiralkabel. Die Kabel werden über Mini XLR an der linken Ohrmuschel befestigt. Das findet man in dieser Preisklasse meines Wissens gar nicht bis selten. Dem Hersteller scheint das allerdings noch nicht genug zu sein und legt ein Paar Velours Ohrpolster, alternativ zu den bereits montierten Ohrpolstern aus Kunstleder, oben drauf. Bemerkenswert, damit ist der K271 MKII für verschiedene Einsatz-Szenarien und Geschmäcker gerüstet. Wie alle AKG Kopfhörer unseres Testmarathons vertraut auch der K271 MKII auf die selbstjustierende Einstellung des simpel gearbeiteten Kopfbandes, das hier aus Kunststoff gefertigt wurde. Fast hätte ich’s vergessen, die obligatorische Kombination aus vergoldetem 3,5mm Klinkenstecker mit abschraubbarem Adapter auf 6,3mm finden wir auch beim AKG K271 MKII.

Fotostrecke: 2 Bilder Umfangreiches Zubehör beim K271!

Technik und Kennzahlen

Der Übertragungsbereich des AKG K271 MKII ist mit 16 bis 28.000Hz angegeben und „umrahmt“ den menschlichen Hörbereich wie alle Kopfhörer unseres Test Marathons. Bezüglich der Linearität, die sich hieraus nicht erschließt, werde ich mich an späterer Stelle äußern. Eine angegebene Nennbelastbarkeit von 200mW schützt den K271 MKII vor Beschädigung durch zu hohen Pegel eines Kopfhörerausgangs. Mit einer Impedanz von 55 Ohm liefert der AKG Kopfhörer an mobilen Geräten eine Lautstärke, die mir persönlich ausreicht, es würde mich aber nicht wundern, wenn es einige „Laut-Hörer“ nicht zu 100 Prozent befriedigt, aber ich sehe den Bestimmungsort des K271 MKII sowieso woanders. Mehr als ausreichende 104dB sind als Schalldruck angegeben.

Der Kunstleder Bügel mit AKG-Logodruck.
Der Kunstleder Bügel mit AKG-Logodruck.

Die Besonderheit des AKG K271 MKII ist, wie bereits erwähnt, die sogenannte Auto-Mute Funktion, welche den Kopfhörer stummschaltet, wenn man ihn absetzt. Im getragenen Zustand ragt aus der linken Ohrmuschel ein kleiner gefederter Stift/Schalter – der Kopfhörer ist aktiv. Setzt man ihn ab, wird dieser Stift von einem Verlängerungsstück am linken Ende des elastischen Kopfbandes in die Ohrmuschel gedrückt, was den Kopfhörer stummgeschaltet. Simpel und wie ich finde von hohem praktischen Nutzen. Getreu dem Motto „Panik durch Mechanik“ bin ich bezüglich derartiger Features manchmal etwas besorgt, dass so etwas kaputt gehen könnte. Der zuvor erwähnte AKG K270 mit identischem Mechanismus ist bei mir seit über zehn Jahren ohne irgendwelche Probleme als Monitor-Kopfhörer im Einsatz.

Praxis

Verwendungszweck

Apropos Monitor-Kopfhörer: Genau dort sehe ich die Bestimmung des AKG K271 MKII. Aufgrund seiner akustischen Abschirmung in beide Richtungen eignet er sich dazu. Die Abschirmung wird zwar von einigen Modellen unseres Testfelds übertroffen, ist aber unter professionellen Bedingungen als praxisgerecht zu bewerten. Der weiteren sehe ich den K271 eher auf dem Kopf eines aufzunehmenden Musikers als auf dem Kopf eines Engineers, der ggf. klangverändernde Entscheidungen treffen muss, doch dazu später mehr. Die Auto-Mute Funktion habe ich über die Jahre zu schätzen gelernt, da auch „offene“ geschlossene Kopfhörer eine nicht zu unterschätzende Stör- und Fehlerquelle sind. Solange Musiker keine anderen Präferenzen haben, gehört der AKG K271 MKII zu meinen Abhör-Favoriten bei Recording Sessions.

Tragekomfort

Den Tragekomfort kann man durchaus als angenehm bezeichnen, wobei ich die mitgelieferten Velours Ohrpolster gegenüber der Kunstleder Variante klar bevorzuge. Mit 240g ist der K271 MKII in einem erträglichen Bereich, auch der Anpressdruck der Ohrmuscheln ist geringer als bei einem Großteil der „geschlossenen Gesellschaft“ unseres Test Marathons. Der Sitz ist trotzdem stabil, auch wenn man eine Ohrmuschel an den Hinterkopf klemmt, obwohl für diese Trageweise kein spezieller Mechanismus vorhanden ist. An dem simplen Kunststoff Kopfband gibt es nichts auszusetzen und die selbstjustierende Größenanpassung funktioniert tadellos, so wie man es auch von den teureren AKG Modellen gewohnt ist. Was bei den bereits getesteten AKG Kopfhörern mit Mini XLR Anschluss in der Ohrmuschel noch dezente Kritik war, fällt beim K271 MKII etwas mehr ins Gewicht! Das Gehäuse der Ohrmuscheln scheint beim AKG K271 MKII besonders empfänglich für störende Geräusche zu sein, die durch das Kabel und den langen steifen Steckanschluss verursacht werden. Besonders bei leichten Bewegungen des Kopfes reibt das Kabel an Kragen oder Schulter. Ein kürzerer oder gewinkelter Mini XLR Stecker würde hier Abhilfe schaffen.

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Der Kunstleder Bügel mit AKG-Logodruck.

Klang

Alle von mir getesteten Kopfhörer wurden an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4

  • M-Audio Fast Track Ultra

  • SPL 2Controll

  • Lake People G93

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, Pink Noise und übliche DAW Tätigkeiten) habe ich den folgenden Mix folgender, stilübergreifender Songs auf allen zu testenden Kopfhörern gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola

  • Wolfmother – New Moon Rising

  • Alessandro Safina – Regresa A Mi

  • Johnny Cash – Desperado

  • Skrillex – Bangarang

  • Rihanna – Rude Boy

  • David Guetta – Sexy Bitch

  • Minnie Riperton – Inside My Love

  • Edward Maya – Stereo Love

  • Will.I.Am – Scream & Shout

  • Daft Punk – Loose Yourself To Dance

Frequenzgang

Der Frequenzgang ist über weite Teile gutmütig und ausgewogen. Im Vergleich zu anderen geschlossenen Kopfhörern ist der Bassbereich dezent, aber analytisch abgebildet. Das Mitten- und Höhenband werden generell differenziert abgebildet, allerdings hat der AKG K271 MKII eine gewisse „topfige“ und marginal Kammfilter-artige Färbung, mit der ich mich in Bezug auf Klangentscheidungen (Mix, Mastering) nicht so recht anfreunden kann. Das können andere Kopfhörer, sogar der preiswertere AKG K121 Studio besser. Der Sinus Sweep zeigt eine etwas inhomogene Wiedergabe zwischen 6kHz und 9kHz. Um die Dämmung geschlossener Kopfhörer von außen nach innen zu beurteilen, habe ich mich u.a. mit Weißem Rauschen über Studio-Monitore beschallt. Die Ohrmuscheln des K271 MKII erzeugen während der reinen Dämpfung, d.h. ohne ein im Kopfhörer anliegendes Signal, einen leicht „topfigem“ Eigenklang. Für eine gute Performance mit dem K271 MKII als Monitoring-Kopfhörer sind diese Nuancen aber nicht relevant.

Impulsverhalten

Die Abbildung von Transienten und Impulsen würde ich mal als unaufgeregt bezeichnen. Im Vergleich zur Konkurrenz fehlt es dann doch an Impact und Dynamik. In dieser Disziplin wirkt mir der AKG K271 MKII etwas zu distanziert und „belegt“, um beispielsweise Kompressor Einstellungen vorzunehmen.

Räumliche Abbildung

Auch in dieser Kategorie liegt nicht die unmittelbare Bestimmung des K271 MKII. Er macht diesen Job nicht schlecht, die offene hausinterne Konkurrenz sowie z.B. der geschlossenen, Diffusfeld entzerrte DT-770 Pro von Beyerdynamic haben hier die Nase definitiv vorn. Die Stereobühne erreicht nicht den Grad an Natürlichkeit und Tiefe anderer Mitbewerber.
In den Kategorien bezüglich „Klang“ hat der AKG K271 MKII nicht wirklich gepunktet. Es gibt innerhalb dieses Testmarathons einige wenige Modelle mit für meinen Geschmack nicht tolerierbaren Wiedergabeeigenschaften – das ist hier NICHT der Fall! Wenn allerdings auf der Hersteller Homepage das Wort „Mastering“ auftaucht, dann liegt die Latte naturbedingt etwas höher, in diesem Fall etwas zu hoch. Im direkten Vergleich zu seinem „Großvater“, dem AKG K270, klingt er allerdings in sämtlichen Disziplinen deutlich besser.

Fazit

Weiterer Kommentar Catharina Boutari:

„Der AKG K271 MK2 trägt sich angenehmen, sitzt gut auf den Ohren und auf den Kopf. In den Bässen ist er etwas schlapp und auch in den Höhen fühlt er sich etwa zurückhaltend an. Dennoch ist er gut analytisch-nüchtern, es fehlt halt nur etwas Biss.“

Weiterer Kommentar Felix Klostermann:

„Das eingeschränkte Sub-Fundament fällt mir sofort auf, was aber nicht heißt, dass es hier keinen Bass gibt. Die Höhen sind zurückhaltend und fühlen sich etwas bedeckt an, auch den Transienten fehlt es etwas an Schnittigkeit. Dadurch wirkt der Kopfhörer aber auch extrem unstressig, was wiederum gut ist und ihn prädestiniert, „laut zu machen“. Die räumliche Auflösung ist gut und die Ortung auf der Stereobühne präzise. Der Tragekomfort ist okay.“

PRO:
  • Auto-Mute Funktion
  • 2 Kabel / Mini XLR
  • 2 Paarpolster
  • sehr gutes Preis-Leistung-Verhältnis
  • insgesamt gutmütiger Frequenzgang
CONTRA:
  • Körperschall in linker Ohrmuschel
  • für universellere professionelle Anwendungen mäßige Wiedergabeeigenschaften
  • sperrig
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FEATURES:
  • geschlossen
  • dynamisch
  • Ohr-umschließend
  • Kabelführung links, abnehmbar (Mini XLR)
  • glattes 3m Kabel / Spiralkabel 5m
  • Stereo-Adapter 3,5/6,3mm
  • Gewicht 240g (ohne Kabel)
  • Impedanz 55 Ohm
  • Schalldruck 104dB SPL/V
  • Übertragungsbereich 16 – 28.000Hz
  • Nennbelastbarkeit 200 mW
Preis:
  • EUR 189,- (UVP)
  • EUR 155,- (Straßenpreis)
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Auto-Mute Funktion
  • 2 Kabel / Mini XLR
  • 2 Paarpolster
  • sehr gutes Preis-Leistung-Verhältnis
  • insgesamt gutmütiger Frequenzgang
Contra
  • Körperschall in linker Ohrmuschel
  • für universellere professionelle Anwendungen mäßige Wiedergabeeigenschaften
  • sperrig
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AKG K-271 MKII Test
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Profilbild von Anno

Anno sagt:

#1 - 22.09.2014 um 04:44 Uhr

0

Für mich mit Abstand der beste Kopfhörer zum Abmischen / Produzieren im Bereich Radio und Clubmusik.

Profilbild von Vasko Bulgarelli

Vasko Bulgarelli sagt:

#2 - 15.10.2017 um 02:29 Uhr

1

Auch für mich ist das AKG 271 der beste Kopfhörer..mir ist schwer mit den Worten es auszudrucken aber die Aufnahmen mit 271 klingen besser,als mit jedem anderem Kopfhörer..sage es nach 20 Jahre Arbeit mit vielen Kopfhörern..ist bescheiden,aber von großer klasse.

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