AKG K371 Test

Viele aktuelle Profi-Produkte von AKG erinnern in ihrem Erscheinungsbild und der äußeren Konstruktion an hauseigene Klassiker vergangener, glorreicher Dekaden.

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Der neue Studiokopfhörer K371 bricht mit dieser Tradition und präsentiert sich in einem komplett neuen und vergleichsweise modernen Look.
Was es neben diesen Oberflächlichkeiten Wissenswertes über das geschlossenen Modell zu berichten gibt und wie profitauglich der K371 tatsächlich ist, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Details

Bauweise und Verarbeitung

AKGs neues Studiomodell ist mit geschlossenen, ohrumschließenden Ohrmuscheln ausgestattet. Eigentlich trivial, aber meines Wissens dennoch ein Novum für den Hersteller, ist die ovale Formgebung der Ohrmuscheln, die bei AKGs professionellen Kopfhörern sonst kreisrund sind. Eine weitere Auffälligkeit des K371 ist die neuartige Bügelkonstruktion, die auf pfiffige Weise die Größenanpassung mit einem Klappmechanismus kombiniert, der den Transport und eine platzsparende Aufbewahrung begünstigt sowie die Trageweise über lediglich einem Ohr ermöglicht. Der in seriösem schwarz gehaltene Kopfhörer besteht augenscheinlich aus Kunststoff, wobei laut Hersteller eingebaute Metallverstärkungen eine „zuverlässige Haltbarkeit“ versprechen. Diesen Eindruck macht der robuste AKG Kopfhörer optisch wie auch haptisch zweifellos auf mich. Die Kunstleder-Ohrpolster (des brandneuen Modells) sind abnehmbar und werden vermutlich in Kürze als optionales Zubehör verfügbar sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Ungewöhnlich für AKG: Der dezent designte Studiokopfhörer hat ovale Ohrmuscheln

Ausstattungsmerkmale

Der K371 ist mit insgesamt drei Kabeln ausgestattet, die per Mini-XLR-Steckverbindung an der linken Ohrmuschel befestigt werden – da sollte für jeden Einsatzzweck etwas dabei sein! Für den Studioeinsatz ist das bis auf ca. 3 m streckbare Spiralkabel eine gute Wahl, während sich die beiden glatten Kabel (1,2 m, 3 m) hervorragend für den mobilen und stationären HiFi-Einsatz eignen. Für die jeweiligen 3,5mm-Klinkenstecker (vergoldet) befindet sich ein vergoldeter Schraubadapter auf 6,35mm im Lieferumfang. Weiterhin verfügt der K371 über einen Transport- bzw. Aufbewahrungs-Beutel aus Kunststoff.

Fotostrecke: 3 Bilder Die drei mitgelieferten Kabeloptionen des AKG K371.

Technik und Kennzahlen

Die titanbeschichteten 50mm-Treiber des AKG K371 werden nach dem herkömmlichen elektrodynamischen Wandlerprinzip angetrieben und sorgen, Dank einer geringen Impedanz (32 Ohm) und souveränen Empfindlichkeit (114 dB SPL/V) für die knackig-potente Wiedergabe an mobilen Abspielgeräten. Der Übertragungsbereich ist mit großzügigen 5 bis 40000 Hz angegeben. Wie weit sich diese technische Angabe in den tatsächlichen Wiedergabeeigenschaften widerspiegelt, klärt der Praxisteil dieses Testberichts.

Praxis

Verwendungszweck des AKG K371

Studiokopfhörer in geschlossener Bauweise werden aufgrund ihrer Dämmung typischerweise zum Monitoring bei Studioaufnahmen verwendet, um Übersprechungen vom Kopfhörer ins Mikrofon zu vermeiden/minimieren. Außerdem sind geschlossene Modelle die erste Wahl bei der Verwendung in einer lauten Umgebung, sowohl professionell, z.B. beim Field Recording, als auch zum reinen Musikkonsum unterwegs. Mit seinen verschiedenen Kabeloptionen ist der AKG K371 flexibel einsetzbar. Hinzu kommt, dass die hervorragenden Wiedergabeeigenschaften auch professionelle Klangbeurteilungen im Mix- und Mastering-Prozess erlauben, womit der K371 ein universell einsetzbares Multitalent ist.

Die geschlossene Ohrmuschel des Studiokopfhörers.
Die geschlossene Ohrmuschel des Studiokopfhörers.

Tragekomfort

Der AKG K371 sitzt sicher und komfortabel. In der Regel bevorzuge ich sogenannte Kopfbänder, mit denen beispielsweise viele klassische AKG Kopfhörer (z.B. K240, K701 u.s.w.) ausgestattet sind. Direkt aufliegende Kopfbügel wie beim Testobjekt bereiten mir häufig Probleme (Druckschmerzen), was beim K371 überraschenderweise nicht der Fall ist, da sich der Bügel meiner Kopfform sehr gut anpasst und zudem effektiv gepolstert ist – was man der gummiartigen Polsterung nicht unbedingt ansieht. Gleichermaßen positiv ist der Tragekomfort der Ohrmuscheln zu beurteilen. Die weichen Kunstlederpolster des AKG K371 umschließen meine Ohren perfekt und erzeugen ein angenehmes Tragegefühl. Aufgrund des vergleichsweise moderaten Gewichts (255 g) sorgt bereits ein mäßiger Anpressdruck der Ohrmuscheln für einen sicheren Sitz, selbst dann wenn man während einer Performance in Ekstase gerät.

Fotostrecke: 4 Bilder Die gerasterte Größenanpassung funktioniert einwandfrei.

Klang

Der AKG K371 wurde für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

UAD Apollo 8

SPL Phonitor mini

Lake People G93

iPhone SE

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW- Tätigkeiten) wurde ein stilübergreifender Mix eigener und fremder Produktionen (gemastert und ungemastert) über den AKG Kopfhörer angehört und analysiert.

Der erste Eindruck

Der AKG K371 überrascht beim ersten Hör-Check mit einem transparenten und aufgeräumten Klangbild, das man von einem geschlossenen Studiokopfhörer (dieser Preisklasse) nicht zwingend erwartet. Dieser positive Ersteindruck verfestigt sich beim weiteren Hören sowie dem direkten Vergleich mit meinen Studiokopfhörern Audio-Technica ATH-M50, Adam Audio SP-5 sowie dem offenen AKG K812. Da Letzterer aufgrund seiner offenen Bauart (sowie dem deutlich höheren Preis) kein unmittelbares Konkurrenzprodukt ist, stand der Vergleich beider Modelle nicht auf meiner Agenda, aber schließlich siegte die Neugier. Hierbei zeigte sich, dass beide Modelle trotz nuancierter Unterschiede, z.B. in der Mittenwiedergabe, Vertreter der gleichen Klangphilosophie/Ästhetik sind, sich durchaus ähneln und vermutlich den gleichen Geschmack bedienen – was für den K371 spricht.

Frequenzgang des AKG K371

Eine runde Sache! Bässe, Mitten und Höhen fügt der AKG K371 zu einem natürlichen, aufgeräumten und musikalischen Gesamtbild zusammen. Auffällig ist sind die lebendigen und somit einwandfrei beurteilbaren Mitten – keine Spur von „Smiley-Frequenzgang“, und das ist gut so! Der AKG K371 „kann auch Bass“ und erzeugt Druck in diesem Bereich, sofern dies im Mix tatsächlich vorhanden ist. Nicht wenige „typische“ Monitorkopfhörer blähen den Bassbereich unnatürlich auf, was für einige Einsatzsituationen zweckdienlich ist, die Beurteilbarkeit aber stark einschränkt bzw. ausschließt, während die Frequenzabbildung des AKG K371 tatsächlich universell einsetzbar ist und somit auch Mix- und Mastering-tauglich ist. Dementsprechend fügen sich ebenfalls die Höhen klar und fein aufgelöst in dieses positive Gesamtbild ein. Schärfe liefert der 371er lediglich, wenn beispielsweise Zischlaute in einem Mix nicht dem Niveau einer professionellen Produktion entsprechen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das neu designte Modell gibt sich lediglich anhand des Enblems und Schriftzugs als AKG Kopfhörer zu erkennen.

Sonstige Wiedergabeeigenschaften

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Wiedergabe des AKG K371 auffallend transparent, aufgeräumt und reich an Details – ohne dass die genannten Eigenschaften plakativ (im negativen Sinne) oder durch eine „billige“ Höhenanhebung erkauft sind. Der geschlossenen AKG Kopfhörer hat einfach eine tolle Auflösung. Ob es nun an der Titanbeschichtung (der Wandler), sonstigen Abstimmungsdetails oder 70-jähriger Entwicklungserfahrung liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Im einzelnen: Transienten klingen knackig und authentisch, ohne dabei überambitioniert zu wirken. Weiterhin besticht der 371 mit einer sehr angenehmen Bühne und Raumabbildung, in der einzelne Mixbestandteile sehr konturiert wahrnehmbar und in ihrer Position zu orten sind, was selbst auf den Einsatz subtiler Produktionseffekt zutrifft. DEN Kopfhörer, der die Bedürfnisse und Hörpräferenzen aller Nutzer zufriedenstellt, gibt es bekanntlich nicht. Der AKG K371 hat aber das Zeug dazu, den Geschmack vieler zu treffen, die (wie ich) mit dem komprimierenden „Smiley-Sound“ einiger populärer Kopfhörermodelle nicht viel anfangen können.

Fazit

Der robuste und pfiffig konstruierte Studiokopfhörer AKG K371 gehört zur seltenen Spezies von Kopfhörern, die genau das halten, was das Marketing verspricht. Er K371 eignet sich bauartbedingt sowohl zum Recording als auch zum Mischen, wozu ihn seine aufgeräumte und natürliche Wiedergabe qualifiziert. Für meinen Geschmack ist der neue AKG Kopfhörer einer der interessantesten Allround-Kopfhörer am Markt und in der Summe seiner Ausstattung und Eigenschaften ein preiswertes/faires Angebot, das man uneingeschränkt empfehlen kann!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • äußerst gelungene Frequenzabstimmung
  • bauart- und preisbezogen bemerkenswerte Auflösung
  • robuste und praktische Konstruktion mit Klappmechanismus
  • hoher Tragekomfort
  • drei auswechselbares Kabel im Lieferumfang
  • preiswert
Contra
  • keines
Artikelbild
AKG K371 Test
Für 149,00€ bei
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Features und Spezifikationen

  • professioneller Studiokopfhörer
  • geschlossene Bauweise
  • dynamisch
  • zusammenklappbares Gehäuse
  • Treiber: 50 mm (titanbeschichtet)
  • ohrumschließend
  • Transportbeutel
  • austauschbare Ohrpolster
  • 3 auswechselbare Kabel im Lieferumfang (Spiralkabel: 3m, gerade Kabel: 1,2 / 3m)
  • 3,5 mm Klinkenstecker mit vergoldetem Adapter auf 6,35 mm
  • Empfindlichkeit 114dB SPL/V
  • Gewicht 255 (ohne Kabel)
  • Impedanz 32 Ohm
  • Übertragungsbereich 5 – 40000 Hz
  • Preis: € 159,– (Straßenpreis am 3.8.2019)
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Profilbild von Piotr

Piotr sagt:

#1 - 19.04.2023 um 13:44 Uhr

0

Great review, great headphones for studio workers.

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