Allen & Heath XONE:PX5 Test

Allen & Heath stellt mit dem XONE:PX5 einen neuen DJ-Mixer vor, der fast wie ein Hybrid aus den bisherigen Features der eigenen XONE-Family und den schärfsten Konkurrenten vom Clan der Pioneer-DJMs rüberkommt. XONE:92 und DJM-900Nexus sind ja quasi der de facto Standard in den anspruchsvollen Clubs und der Glaubenskrieg unter DJs schwankt stets zwischen der klaren Übersichtlichkeit und den ausgefuchsten Effekten, die Pioneer zu bieten hat und den analogen Filtern und Architektur, derer von und zu Allen & Heath. Mit dem digitalen XONE:DB4 konnte sich Allen & Heath zumindest in den Clubs nicht durchsetzen, der XONE:92 blieb die meistgenutzte Alternative zu den Pioneer-DJMs.

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Allen & Heath XONE:PX5, 4+1 Kanal Clubmixer


Der am 12. Juli 2016 in der Berliner Berghain Kantine vorgestellte XONE:PX5 bietet nun einen gelungenen Mix aus den Stärken des XONE:DB4 und des XONE:92: digitale Effekte, Dreiband-EQ, USB-Soundkarte, aber eine sehr aufgeräumte Bedienoberfläche und einen komplett analog aufgebauten Mixerteil. Wir schauen, wie sich der Hybrid im Bonedo-Test schlägt.

Details

Allen & Heath XONE:PX5 ist ein voll analoger 4+1-Kanal DJ-Mischer mit analogem HPF/BPF/LPF-Filter mit Resonanz, einem Effekt-Send pro Kanal und der von Allen & Heath gewohnt guter Klangqualität. Dazu haben die Engländer ein digitales Effektgerät verbaut, das sowohl als Insert auf einen einzelnen Kanal oder den Master geschaltet, als auch per Effekt-Send von allen Kanälen befüttert werden kann. Auch ein Effekt-Send-Mix aus analogem externen Aux-Send und internem Digitaleffekt ist möglich. Ferner befindet sich eine 20-Kanal USB2-Soundkarte an Bord (class-compliant, 24 Bit/ 96 kHz), die den analogen Signalweg in computergerechte Bits und Bytes zerlegt.
Unter der sehr schön aufgeräumten Oberfläche stecken eine Menge Zusatzfunktionen. Dennoch findet sich der DJ in den Basisfunktionen sehr intuitiv zurecht und den Mixer zu erkunden geht schnell und macht Spaß.

Fotostrecke: 4 Bilder Analog und digital und übersichtlich: Der Allen & Heath XONE:PX5 bietet das Beste beider Welten. Die Vorderseite ist nicht bestückt, der Mixer kann auch gut fest installiert werden.

Ein Filter, aber vom Feinsten!

Leider gibt es Im Gegensatz zum XONE:92 nur ein analoges Filter, das aber auf einen oder mehrere Kanäle geschaltet werden kann und so sahnig klingt, wie man das von den Filtern des XONE:92 kennt. Es kann sogar auf den externen Effekt-Return gelegt werden. Auch gibt es keinen LFO und Filtermixing, also das Mischen zweier Signale mit Filtern statt EQs ist nicht möglich. Der Umstand, dass das Filter mit dem gut positionierten blauen Filterbutton auf jeden Kanal und auch auf mehrere schaltbar ist, tröstet über diesen Umstand allerdings ein wenig hinweg. 

Das saftige analoge Filter ist nach wie vor ein Prunkstück jedes Allen & Heath Mixers. Resonanz von mild bis wild.
Das saftige analoge Filter ist nach wie vor ein Prunkstück jedes Allen & Heath Mixers. Resonanz von mild bis wild.

Equalize

Der zweite große Unterschied zum XONE:92: Es gibt keinen Vierbänder, sondern einen Dreiband-EQ mit 6 dB Boost. Nach links gedreht können die einzelnen Bänder komplett „gekillt“ werden. Die Eckfrequenzen sind laut Allen & Heath wie folgt ausgelegt: Höhen bei 3,5 kHz, Mitten bei 1,2 kHz und die Bässe bei 400 Hz. Der EQ arbeitet sehr musikalisch, Frequenzanteile lassen sich schön shapen, ohne dass es unangenehm klingt. Im Gegensatz zum XONE:DB4 gibt es hier keine Umschaltmöglichkeiten der EQ-Charakteristik, ist halt analog.

Darth Fader

Alle Fader sind sehr leichtgängig, mit dem Crossfader sind sehr flinke und präzise Cuts möglich. Ein Hamster-Switch zum Umkehren des X-Faders ist nicht vorgesehen, ist ja aber auch kein Hip-Hop-Battlemixer. Die Reaktionskurven des Crossfaders und der Kanalfader lassen sich mit zwei Schaltern auf der Oberfläche jeweils dreistufig einstellen.
Der XONE:PX5 weist vier vollwertige Kanäle mit 60 Millimeter langen Fadern auf, die entweder per Phono-, Line- oder Computersignal gespeist werden. Die Quelle wird via versenktem Schiebeschalter ausgewählt. Anders als die sehr kleinen Metallkippschalter beim XONE:92, sind die Positionen hier auch auf Distanz gut zu erkennen. Die gleichen Schiebeschalter findet man in den Kanälen noch für die Zuordnung der Effekt-Sends, die Beschickung des Effekts per Pre oder Post und die Crossfader-Zuordnung der Kanäle und Effekte. Das Filter wird ebenfalls nicht mehr per fummelig kleinem Kippschalter zugewiesen, sondern mit einem großen, blau-illuminierten Button, was der Übersichtlichkeit des neuen Mixer-Designs zugute kommt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Quellenauswahl 1: Ob Phono, USB oder Line, der Alle & Heath XONE:PX5 ist eine wahre Audio-Schaltzentrale.

Der fünfte Kanal (bzw. „Kanal A“, der erste ganz links auf dem Mixer) besitzt keinen Kanalfader, die Lautstärke muss hier über den Gain oder am angeschlossenen Gerät selbst, beispielsweise an einer Drum-Maschine, geregelt werden. Ansonsten ist er aber – im Gegensatz zu den sehr ambitioniert ausgestatteten, doch eher selten genutzten Eingangskanälen eines XONE:92, identisch aufgebaut wie die übrigen XONE:PX5-Kanäle.
Dankenswerterweise gibt es auch einen On/Off-Schalter in der gleichen Größe und Reihe wie die Schalter, die in den anderen vier Kanälen zum Zuordnen der X/Y-Crossfader-Position dienen. Wichtig etwa bei Mikrofonen, denn die Eingänge von Kanal A liegen als XLR (für Mikrofon, keine Phantomspeisung), Line (2x 6,3-Millimeter-Monoklinke) oder eben USB vor. Und man kann ihn nicht nur per Cue-Taste vorhören, sondern auch dem Filter zuordnen und per Send-Regler zum Effekt schicken. Ein (fast) vollwertiger fünfter Kanal also – sehr schön!
Insgesamt 19 dicke und 17 schmale gummierte und schön griffige schwarze Potis füllen die geordnete Oberfläche, dazu kommen ein gerasterter und ein nicht gerasterter Endlos-Encoder. Da gibt’s ganz schön viel zu schrauben. Dennoch wirkt der XONE:PX5 niemals unübersichtlich.
Die Kopfhörerausgänge sind links unten auf der Oberfläche des Mixers positioniert und liegen in zwei Größen (Standard/Ministereoklinke) vor, ebenfalls ein sehr praktisches, kleines Detail. An der vorderen Außenseite befindet sich nichts außer dem XONE:PX5-Schriftzug, sodass der Mixer auch problemlos fest installiert werden kann.
Das klare Design ist einer gelungenen Mischung aus schwarz-weiß-monochromer Oberfläche und Potis geschuldet, die mit sehr einheitlich angeordneten, farbig illuminierten Tastern kombiniert wurden. Diese leuchten dankenswerterweise weniger poppig-grell, als es manche Internet-Promo-Fotos befürchten lassen.
Und bevor wir gleich den digitalen Bereich betreten, noch eine wichtige Information für alle Sound-Puristen: Intern ist der XONE:PX5 immer noch komplett analog aufgebaut. Spielt man also mit Vinyl direkt aus dem Mixer heraus und nutzt als Effekt nur das Filter, verlässt man nie die analoge Ebene. Zufriedenes Kopfnicken bei allen Beteiligten.

Fotostrecke: 3 Bilder Die fünf Kanäle mit den Dreiband-EQs sind sehr übersichtlich angeordnet.

Let’s get digital!

Ganz ohne digitale Effekte geht es heutzutage allerdings nicht. Aber Allen & Heath haben den neuen XONE:PX5 im Gegensatz zum tollen digitalen, aber glücklosen XONE:DB4 wieder analog aufgebaut und eine digitale Effekteinheit und USB-Karte „drangeflanscht“. Die 16 Effekt-Algorithmen werden per Dreh/Druckschalter an- und ausgewählt und setzen mit Delays, Reverbs und Phasenverschiebungseffekten einen etwas anderen Schwerpunkt als zum Beispiel Pioneer. Effekte wie „Tape Echo“ oder „Masif Q-Delay“ klingen ziemlich spektakulär und lassen sch mit den insgesamt vier Reglern schön intuitiv und präzise beeinflussen.
Das „Focus“-Poti erlaubt dabei ein frequenzabhängiges Regeln des Effekts. Beispielsweise bleibt bei voll aufgedrehtem Focus-Regler der Bassbereich eines Beats weitgehend unberührt, während die höheren Frequenzen durch den angewählten Effekt beeinflusst werden. Die drei Rotary-Regler der Effekteinheit sind zudem mit einem dezent illuminierten LED-Streifen versehen, um die jeweilige Einstellung auch im dunklen Club sofort erkennen zu können. Die Effektpalette soll laut Allen & Heath per Firmware-Update erweitert werden können. Bereits bis zur Auslieferung sollen noch weitere Effekte dazukommen.
Der Effekt kann per Insert zwischen die Kanäle geschaltet oder auch per Effekt-Send pro Kanal beschickt werden, was sehr viel Flexibilität im Sounddesign erlaubt, ohne dass es unübersichtlich wird. So kann schnell mal mit einem kurzen Dreh des Effekt-Send ein Clap aus dem laufenden Track auf ein Delay geschickt werden und während das erzeugte Delay-Signal schön moduliert werden kann, läuft der Rest des Tracks unbeeinflusst weiter. Darüber hinaus kann die Effekteinheit als Insert auf die Crossfader-Position gelegt werden. So findet jeder DJ sehr schnell seine persönliche Lieblingsmethode.
Etwas unschön finde ich, dass der einzelne Effekt sich die letzte angewählte Position nicht „merkt“, so wie dies bei den internen Effekten von Pioneers DJM-Serie der Fall ist, sodass man nach dem Effektwechsel immer wieder seine Lieblingseinstellung neu finden muss. Alle Effektregler, auch der Endlosregler, entsprechen also stets der aktuellen Effekteinstellung – aber das wird manch einer auch als Vorteil empfinden.
Der Mode-Schalter der Effekteinheit schaltet die beiden darüberliegenden Cursor-Buttons zwischen drei Betriebsarten hin und her. Sind sie weiß beleuchtet, kann man bei den meisten tempobezogenen Effekten zwischen beatgenauen Zeitintervallen wählen. Grün beleuchtet dienen sie als MIDI-Clock-Transportbuttons für Start, Pause und Stopp, die an der MIDI-Out-Buchse ausgegeben wird. Türkis beleuchtet befinden sich die Buttons im Nudge-Betrieb: Hier lassen sich MIDI-Clock und Effektzeit kurzzeitig beschleunigen oder bremsen, was mit einer angeschlossenen Drum-Maschine übrigens sehr gut funktioniert.
Die eigene Lieblingstretmine wird bei Bedarf ebenfalls über den physikalischen Send-Return eingebunden. Und wer unbedingt mit sechs CD-Playern an den Start gehen will, nutzt den Effekt-Return eben als sechsten Line-Eingang, zwar dann ohne EQ, aber immerhin mit zuschaltbarem Analogfilter.

Fotostrecke: 2 Bilder Die digitale Effekteinheit des Allen & Heath XONE:PX5 bietet viele Regeloptionen.

Von hinten

Die rückwärtigen Ausgänge sind professionell und vielfältig: Natürlich gibt es die üblichen Phono- und Line-Eingänge pro Kanal. Der Betrieb mit vier Plattenspielern ist also möglich. Gut, dass Allen & Heath dafür gleich zwei großformatige Erdungsschrauben vorgesehen hat. Auf der Mixeroberfläche wird dann pro Kanal zwischen Phono-, Line- oder USB-Eingang ausgewählt.
Hinten befinden sich pro Kanal auch noch zwei weiße Druckschalter. Hier wird per „LN“ oder „PH“ ausgewählt, ob der Computer ein Line- oder Phono-Signal zur DVS-Steuerung erhält, wobei es hier noch keine offizielle Unterstützung eines bestimmten DVS gibt. Mixvibes Cross und Virtual DJ sollen laut Allen & Heath funktionieren, da hier keine bestimmte Soundkarte genutzt werden muss. Hinsichtlich Traktor Scratch und Serato DJ ist wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Das Master-Signal wird über XLR oder Cinch ausgegeben, der Booth-Out über 6,3-Millimeter-Klinken, deren Anschlussfeld weiß hervorgehoben ist. Sehr lobenswert sind die danebenliegenden Master Inserts für den Lieblingskompressor oder auch eine Pioneer EFX-Unit. Das sind dann die Features, an denen man erkennt, dass die Herstellerfirma tatsächlich einen professionellen Anspruch erhebt. Der Record-Out liegt als Cinch-Pärchen vor und ist – anders als bei den meisten anderen Mixern – gut zugänglich an der rechten oberen Ecke der Mixer-Rückseite angeordnet. Was ich in der Vergangenheit schon an XONE:92-Mixern rumgefummelt habe, um mein Aufnahmegerät anzuschließen …
Der XONE:PX5 macht’s uns einfacher: DJs, die ihren mitgebrachten Recorder zur Aufnahme an den Mixer anschließen wollen, müssen nicht mehr im rückwärtigen Kabelgewirr herumfummeln. Es sind diese kleinen Details, die mir ein gutes „Warum nicht gleich so“ Gefühl verschaffen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite des Allen & Heath XONE:PX5 ist mit beeindruckend vielen Anschlüssen vollgepackt.

USB, DAW, VST …

Ebenfalls hinten rechts befindet sich ein Schalter, mit dem man wählen kann, ob die Mixersumme vor dem Master-Regler oder aber der Aux-Send auf den USB-Kanälen 9 und 10 ausgegeben wird. Kein Problem also, den Mix gleich per USB aufzunehmen, solange die Aufnahme-App USB-Kanal 9/10 als Eingangssignal anwählen kann. Alternativ dazu kann man aber auch per USB VST- und AU-Effekte aus einer DAW in den Signalfluss einbinden. Ja wirklich, das geht! Mehr dazu im Praxisteil.
Schließlich befindet sich auf der Rückseite noch der Mikrofoneingang, der USB-Anschluss, ein MIDI-Ausgang, eine Aussparung für ein Kensington-Schloss und eine X:Link-Buchse zum Anschluss von XONE:K.-Controllern. Das Netzteil ist im Mixer verbaut und nimmt via Kaltgerätekabel klaglos internationale 100 – 240 Volt an. Der maximale Stromverbrauch ist mit 35 W/h angegeben.
Der Mixer ist rundum in sehr robustes, schweres Metall eingepackt. Er ist 5,2 kg schwer und misst 37,6 x 32 x 11cm. Damit reckt er sich ein Stückchen höher als meine Technics-Turntables. Den einzigen Grund zur Klage bieten die Gummifüße, die so gar nicht zum super verarbeiteten Eindruck des XONE:PX5 passen wollen. Sie sind tatsächlich sehr labberig und so schlecht befestigt, sodass sie mir im Laufe des Tests immer wieder abfielen. 

Praxis

Dieser Mixer ist total flexibel und trotzdem äußerst übersichtlich. Ich fand mich jedenfalls sofort zurecht. Will man einfach nur Vinyl oder CDJs mixen, schaltet man die entsprechenden Kanäle einfach auf Phono oder Line und legt los. Der Dreiband-EQ klingt sehr musikalisch und durch den bei Allen & Heath bewährten 6 dB Boost können auch keine gefährlichen Spitzen entstehen, die den Fortbestand der PA gefährden. Es macht viel Spaß, den Sound mit den EQs zu tweaken und mit der Kill-Funktion komplette Frequenzbänder auch mal ganz auszublenden. Kanal- und Crossfader sind super-leichtgängig und flutschen, dass es eine wahre Freude ist. Das Filter klingt so sahnig, wie man es von Allen & Heath kennt und schätzt. Diejenigen unter euch, die den LFO (beispielsweise beim XONE:92) ausgiebig nutzen, werden ihn hier vermissen. Ich für meine Person nicht.

Audio Samples
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LP-Filter mit TR-8 Drumloop BP-Filter mit TR-8 Drumloop HP-Filter mit TR-8 Drumloop EQ mit TR-8 Drumloop

16 Effekte bietet die digitale FX-Einheit des PX5 insgesamt und zwar:

  • Sechs Delays: Masif Q-Delay, PCM-Delay, Filter Delay, Delay+Reverb, ModDelay und TapeEcho
  • Fünf Hallräume: CleanPlate, SwellVerb, ConcertHall, TiledRoom und PitchVerb
  • Zwei Gates: AttackGate und ResoGate
  • Zwei Phasenverschiebungseffekte: Flanger und TimeWarp
  • Ein Verzerrungseffekt: Distortion  

Effekte wie Pitch, Roll, Beat Masher oder Bit Crusher fehlen (noch?) völlig, doch schon mit den vorhandenen Effekten hat man viel Spaß. In den Audiobeispielen weiter unten hört ihr, wie sich die einzelnen FX auf einem Drumbeat aus meiner Roland TR-8 verhalten. Besonders Spaß haben mir das Masif Q-Delay und das Tape Echo gemacht, mit denen man sehr schön um den Beat herum modulieren kann. Mit dem Swell-Verb erzeugt man per Focus-Regler aus einem simplen Beat eine technoide Rhythmuswand. Mit Hilfe vom Tiled Room, Attack Gate und Reso Gate lassen sich mit etwas Spielerei an den Decay- und Focus-Reglern rhythmische und auch harmonische Sounds hinzufügen. Distortion schließlich klingt zwar nicht besonders brachial, aber lässt sich gut dosiert schön zum „Anfetten“ nutzen. Nicht so überzeugt war ich vom einzigen echten Phasenverschiebungseffekt, dem Flanger. Hier fehlt mir das typische langsam singende Scheppern, wie man es zum Beispiel vom MXR-Flanger kennt. Die Delays erzeugen allerdings auch sehr schöne singende Phasenverschiebungen, aber leider nur bis zu 7 ms kurz. Die beliebten Phasenverschiebungstricks bis zu einer Millisekunde herunter, wie sie gern mit dem Echo-Effekt der Pioneer-Mixer gemacht werden, sind mit dem XONE:PX5 nur bedingt möglich. Die Gates bieten nicht die Möglichkeit zum Zerstückeln der Musik, sie sind eher wie Gated Reverbs zu verstehen. Ein vernünftiger Pitch-Effekt fehlt ebenso.
Verglichen mit den in der Berliner Berghain Kantine vorgestellten Prototypen fehlen dem Serienmodell des XONE:PX5 auch Effekte wie z.B. „BBD+Mod“ oder „Space Delay“ oder sind einfach umbenannt worden. Es ist also anzunehmen, dass Allen & Heath per Firmware-Update weitere Effekte nachliefern wird. Das Allen & Heath-Effektgerät ist also Geschmackssache, aber via USB steht prinzipiell ja auch schon jetzt jedes VST/AU Software-Plug-in zur Verfügung.

Audio Samples
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PX5 Masif-Q-Delay PX5 PCM-Delay PX5 FilterDelay PX5 Delay+Reverb PX5 ModDelay PX5 TapeEcho PX5 CleanPlate

Die Effekte können mit den drei Potis für Level, Focus und Decay sowie dem „Interval“ betitelten Endlosregler sehr intuitiv gesteuert werden. „Interval“ reagiert hier zumeist auf die Zeit, die im Display der Effekteinheit angezeigt wird. Die Werte der Potis werden nicht dargestellt. Dafür hat Allen & Heath ihnen multifarbige Streifen spendiert, die nicht nur im Dunkeln das Ablesen der Reglerposition sehr erleichtern (und außerdem ganz schick aussehen), sie wechseln auch je nach Effekt die Farben, der Focus-Regler sogar bei fast allen Effekten je nach Einstellung: Grün zeigt die Mittelstellung an. Er leuchtet rot, wenn er verstellt und damit das Frequenzspektrum des Effekts verändert wird.
Mit den vier beleuchteten Tastern zwischen Display und Effektreglern lassen sich bei Delay-Effekten rhythmisch korrekte Verzögerungen von 1/32 bis zu zwei Takten anwählen, beim Dreh mit dem Interval-Endlosregler wird der Wert dann in Millisekunden übernommen. Hier noch ein Nachschlag an Sounds:

Fotostrecke: 3 Bilder Die Effektregler haben je nach angewähltem Effekt andere Funktionen und Streifenfarben.
Audio Samples
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PX5 ConcertHall PX5 TiledRoom PX5 AttackGate PX5 ResoGate PX5 Flanger PX5 PitchVerb PX5 TimeWarp PX5 Distortion

Mit dem Wahlschalter in der oberen rechten Ecke der Mixer-Oberfläche wird die Quelle angewählt, aus der der Effekt beschickt wird: Neben sämtlichen Kanälen und dem Master ist das auch per Send möglich. Dadurch lassen sich mehr als nur ein Kanal in den Effekt fahren und mit dem versenkten Pre/Post-Schalter lässt sich sogar bestimmen, ob der Effekt schon vor dem Kanalfader abgegriffen wird. So lässt sich dann auch ein heruntergezogener Kanal in den Effekt schicken, um ausschließlich das Effekt-Signal zu erhalten.Insgesamt betrachtet wartet die Effekteinheit des XONE:PX5 mit sehr kreativen Ideen auf und lässt sich feinfühlig regeln.

Fotostrecke: 3 Bilder Per Send-Poti kann das Signal an interne oder externe Effekte geschickt werden. Oder an beide gleichzeitig.

Externe Effekte vs. VST/AU Plug-ins

Natürlich können wie beim XONE:92 auch externe Effekte per Send beschickt werden. Wem die Entscheidung schwer fällt, ob er nun interne oder externe Effekte per Send nutzen will, darf auch einfach per „Dual“ beides gleichzeitig tun. Zur Rückführung der externen Effektsignale steht wie schon vorher erwähnt ein Effekt-Return-Eingang bereit, der mit dem Filter belegt und ebenso als weiterer Eingang genutzt werden. Wird der Effekt-Send in die DAW geroutet, um VST/AU Plug-ins einzubinden, heißt es dann aber entweder/oder: VST-Einbindung per Send oder Mix-Recording des Mastersignals, beides gleichzeitig geht nicht.
Was im Club vielleicht nicht immer praktikabel ist (wer schleppt schon seinen Laptop nur zur Nutzung als virtuelles Effekt-Rack mit?) eröffnet beim Home-Mixing eine akustische Spielwiese: Per USB lassen sich die abgefahrensten Plug-ins im Mix integrieren. Und bei 32 Samples Latenz klingt das auch nach Echtzeit.
Hier ein paar eher branchenübliche Klangabenteuer mit unserem TR-8 Drumloop und Guitar Rig, Abletons Amp, Reverb und Simple Delay, zuerst bei 32 Samples Latenz, dann noch mal mit 512 Samples Latenz. Euch fallen bestimmt viel abgefahrenere Experimente ein.

Audio Samples
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NI Guitar Rig in Ableton mit einer Latenz von 32 Samples NI Guitar Rig in Ableton mit einer Latenz von 32 Samples Amp in Ableton mit einer Latenz von 32 Samples Simple Delay in Ableton mit einer Latenz von 32 Samples NI Guitar Rig in Ableton mit einer Latenz von 512 Samples NI Guitar Rig in Ableton mit einer Latenz von 512 Samples Amp in Ableton mit einer Latenz von 512 Samples Simple Delay in Ableton mit einer Latenz von 512 Samples

MIDI

Der XONE:PX5 hat einen MIDI-Ausgang und sendet MIDI-Clock. Eine per MIDI angeschlossene Hardware Drum-Machine kann vom Mischpult aus gesteuert werden, in meinem Fall ist das die Roland AIRA TR-8. Der XONE:PX5 berechnet vom laufenden Musikstück die Geschwindigkeit in Zehntel-BPM, man startet beim Downbeat auf den nun grün illuminierten Play-Button am XONE:PX5 und die Maschine läuft. Natürlich gibt es hier keine Quantisierungshilfe, man sollte auch schon präzise einstarten. Um die Geschwindigkeit anzugleichen, schaltet man dann also flugs zweimal auf dem Mode-Button in den Nudge-Modus weiter und kann hier mit den nun türkis illuminierten Tastern die Geschwindigkeit der Drum-Maschine anschieben oder abbremsen. Toll, so was hätte ich gerne als kleine Box zum Mitnehmen.

Per MIDI-Clock und Nudge-Buttons lässt sich eine Drum-Maschine zum aktuell spielenden Track synchronisieren.
Per MIDI-Clock und Nudge-Buttons lässt sich eine Drum-Maschine zum aktuell spielenden Track synchronisieren.

Natürlich darf nach dem gleichen Prinzip auch eine Software-Beatbox wie Native Instruments Maschine mitlaufen, dann wäre praktischerweise dank Computer sowieso ein Laptop dabei und dazu lässt sich Maschine via USB auf den XONE:PX5 routen: Den entsprechenden USB-Ausgang wählen, den dazugehörigen Kanal am XONE:PX5 auf USB-Input schalten und es läuft.
Die MIDI-Clock Geschwindigkeit lässt sich entweder eintappen oder auch nach kurzem Druck auf die Tap-Taste per Endlosdrehregler präzise einstellen. Etwas hinderlich ist allerdings, dass man zwischen MIDI-Clock Transport und dem Nudge-Modus stets mit dem Mode-Taster durchsteppen muss – und dieser Weg führt auch über die Effektsektion: MIDI-Clock, FX-Mode, Nudge-Mode. Aber dieser kleine Stolperstein ist mit etwas Routine schnell keiner mehr.
An dieser Stelle sei mir noch ein Hinweis auf unser Filter Smackdown Video erlaubt, hier zu finden.

Fazit

Allen & Heath legt mit dem XONE:PX5 einen sehr starken Mixer vor, der viele beliebte Eigenschaften der analogen XONE-Mixer an Bord hat: analoge Architektur und Filter, dezent boostende, musikalisch klingende und „tödlich“ cuttende EQs, Aux-Sends und den bewährt guten Sound. Gleichzeitig gibt es auch eine digitale Abteilung wie beim XONE:DB4, allerdings nicht so funktionsüberladen. Allen & Heath hat genau geschaut, welche Features wirklich für DJs wichtig sind. Eingeschworene XONE:92-Jocks werden zwar das zweite Filter und den Vierband-EQ vermissen, Pioneer-Fans hingegen den Dreiband-EQ begrüßen und die aufgeräumte Übersichtlichkeit des neuen XONE loben, der die besten Eigenschaften der XONE-Serie mit genau den Features verbindet, die bisher Pioneers Kernkompetenz darstellten.
Die sehr flexible Effekteinheit in Kombination mit dem analogen Filter wird hoffentlich etwas frischen Wind in die Soundlandschaft der Clubs bringen, einige Pioneer- und Traktor-Effekte sind tatsächlich schon etwas „overused“. Die Effektpalette des XONE:PX5 ist allerdings „nerdiger“ als die der Mitbewerber und es fehlen mir die Killer-Effekte, die man so noch nicht gehört hat. Allen & Heath XONE:PX5 ist ein sehr leckeres Pult, das mir hoffentlich auch demnächst mal im Club unter die Finger kommt. Es wird spannend sein zu sehen, ob der XONE:PX5 angenommen wird und den XONE:92 in Rente schicken kann. Ganz besonders toll finde ich die sehr gut einsetzbare MIDI-Clock Steuerung. Auf meinen Tour-Rider kommt er schon allein deshalb auf jeden Fall mit drauf.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • analoger Mischpultaufbau
  • bewährtes analoger Low/Hi/Bandpass-Filter
  • flexible digitale Effekteinheit
  • VST/AU Plug-ins per USB einbindbar
  • MIDI-Clock Start/Stopp
  • Nudge-Buttons zur Geschwindigkeitsregulierung
  • flexibles Audio-Routing
  • musikalische Dreiband-EQs in allen Kanälen
  • praxisgerechte Anschlüsse
  • 20-Kanal USB-Soundkarte mit DVS-Option
  • schwere und robuste Verarbeitung
Contra
  • nur ein Filter ohne LFO
  • instabile Gummifüße
Artikelbild
Allen & Heath XONE:PX5 Test
Für 1.319,00€ bei
Allen & Heath XONE:PX5, 4+1 Kanal Clubmixer
Allen & Heath XONE:PX5, 4+1 Kanal Clubmixer

Technische Spezifikationen

  • EQs: 3-Band (3,5 kHz, 1,2 kHz, 400 Hz) Total Kill, +6 dB (CH 1-4 + CH A)
  • USB: 24 Bit, 96 kHz, USB2-Class Compliant, 20 Kanal (10 in, 10 out), MIDI (1 in, 1 out)
  • Line-Eingänge: 4x Stereo-Cinch (CH 1-4), 1x Stereo-Klinke (6,3 mm) (CH A) Mono/Stereo
  • Phono-Eingänge: 4x Stereo-Cinch (CH 1-4), LN/PH-Schalter für DVS
  • USB-Eingänge: 5x USB (CH 1-4 + CH A)
  • Mikrofon-Eingang: 1x XLR
  • Master-Ausgang: 1x Stereo-XLR (symmetrisch), 1x Stereo-Cinch (unsymmetrisch)
  • Booth-Ausgang: 1x Stereo-Klinke (6,3 mm)
  • Record-Ausgang: 1x Stereo-Cinch (unsymmetrisch)
  • Master Insert: 1 x Stereo-Klinke (6.3 cm)
  • MIDI-Sync/Out: 1x 5-Pin DIN
  • Send/Return: 2x Stereo-Klinke (6,3 mm)
  • Filter: 1x intern analog LP/HP/BP
  • Effekte: 1x intern digital, 16 verschiedene Effekte
  • Headroom: 20 dB
  • Netzteil: 100 – 240 W, maximaler Verbrauch 35W/h
  • Stromanschluss: Kaltgerätekabel
  • Preis: 1399,- €
Kommentieren
Profilbild von ClausK

ClausK sagt:

#1 - 15.11.2017 um 06:02 Uhr

0

"solange die Aufnahme-App USB-Kanal 9/10 als Eingangssignal anwählen kann." Irgendwie scheint das kein Standardfeature von kleinen Programmen wie Audio Recorder oder Audacity zu sein. Gibt es eine Empfehlung, außer gleich ne ganze DAW zu kaufen? DankeBester Review zum Px5, btw.

    Profilbild von Mijk van Dijk

    Mijk van Dijk sagt:

    #1.1 - 12.06.2020 um 22:24 Uhr

    1

    Hallo ClausK, danke für das Lob.
    Es ist wirklich schade, daß USB-Kanäle nicht so flexibel verwendbar sind wie Audiokanäle.
    Meine Empfehlung für Deinen Fall wäre eine Ableton Lite-Version, wie sie vielen günstigen Controllern oder Soundkarten beiliegt.

Profilbild von Sprach Campus

Sprach Campus sagt:

#2 - 11.06.2020 um 13:36 Uhr

0

kann man eigentlich den 4 Kanälen verschieden interne Effekte zuweisen/ senden?

    Profilbild von Mijk van Dijk

    Mijk van Dijk sagt:

    #2.1 - 12.06.2020 um 22:19 Uhr

    0

    Hallo Sprach Campus, da es sich nur um eine Effekteinheit handelt, kann leider auch nur ein Effekt angesteuert werden. Dieser kann aber aus einer Kette von zwei Effekten bestehen, einem internen und einem (oder mehreren hintereinander geschalteten) externen.

    Antwort auf #2 von Sprach Campus

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Profilbild von Rock.d.Jam´se

Rock.d.Jam´se sagt:

#3 - 04.04.2021 um 02:36 Uhr

0

Hi Mijk,
schön zu lesen, dass ein alter Hase immer noch seine Runden, bzw. Plattenteller dreht! Als die letzte und jüngste Revolution der Musik mit einer leichten Prise über den Atlantik in Europa einwehte, kitzelte mich eine Fiktion des Mitteilungsbedürfnises. Schnell hatte ich mir zwei Technics und Mischpult (mit 15 das Sparbuch geplündert) angeeignet. Als ich Jeff Mils erleben durfte, war mir klar, dass ich mein Pensum an Qualität noch nicht ausgeschöpft war und besorgte mir noch einen dritten Technics. In kleinen Kreisen und Party´s konnte ich meine Kunst der Elektronischen Musik am Mixer bis zur Extase ausleben. Das Publikum wurde größer und meine Bedürfnisse leider exzessiver. Gut das ich den Ausgang noch früh erkannt hatte, das Komma mit einem radikalen Schluss setze und schließlich den Punkt der Realität mit Verstand wieder aufnahm.Heutzutage bin ich ein erfolreicher Unternehmer und möchte mir mein Talent nochmals selbst beweisen. ( Endlich die Frage!)Ist der Mixer A&H XonePX5 kompatibel mit Pioneer CDJ-2000 NXS2 und mit welchen Technics Plattenteller kann man TRAKTOR PRO 3 realisieren, bzw. ist die Software mit dem Mixer inne?
Das digitale Zeitalter vereinfacht einem doch alles, oder?
Für Deine zeitnahe Antwort schon mal Thx!
Grüße
Rock.d.Jams´se (Rocketdile Jam´se)

    Profilbild von Mijk van Dijk

    Mijk van Dijk sagt:

    #3.1 - 05.04.2021 um 10:24 Uhr

    0

    Hallo Jam'se, danke für die warmen Worte.
    In aller den familiären Osterfestpflichten gebotenen Kürze:
    Die Pioneer CDJ-2000 NXS2 kannst Du grundsätzlich mit allen Mixern betreiben, weil sich zwei CDJs einfach mit einem LAN-Kabel syncen lassen.
    Wenn Du mehr als 2 CDJs einbinden möchtest, benötigt Du einen handelsüblichen LAN-Switcher. Wenn Du auch einen Mixer synchronisieren möchtest, benötigst Du allerdings einen entsprechenden Pioneer Mixer wie beispielsweise den Pioneer DJM-900NXS.
    Und Deine Frage zu Technics Turntables und Traktor Pro 3 verstehe ich so, dass Du gerne die Traktor-Software mit Timecode-Vinyl (DVS) kontrollieren möchtest. Dazu empfehle ich Dir den großen Bonedo-Kaufberater, der auch alle empfehlenswerten DVS-Mixer auflistet. Hier musst Du lediglich zwei Plattenspieler anschließen und kannst die Files in Traktor Pro 3 dann mit den optionalen Scratch-Vinyl-Scheiben kontrollieren.
    Frohe Ostern!
    "Die besten (DVS) DJ-Mixer für Native Instruments Traktor Pro 3"
    https://www.bonedo.de/artik...

    Antwort auf #3 von Rock.d.Jam´se

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