Audio Technica MBDK7 Test

AT MBDK7 – das lässt sich relativ locker mit „Audio Technica Midnight Blue Drum-Koffer mit sieben Mikrofonen“ übersetzen. Kurz nachgeschlagen bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob meine Kürzelinterpretation so hinkommt. Audio Technica, die kommen aus Japan. Seit langem ist man allgemein aus Japan gute Ware gewohnt, und wer sich nach dem Test und dem dann gekauften Koffer in der Hand persönlich in Japan bedanken will, der sollte mit dem Schiff fahren oder sich seine Argumente jetzt schon für die Sprengstoffkontrolle am Flughafen zurechtlegen. Denn Mikros im Allgemeinen und diese im Speziellen können ganz schön knallen.

Was damit gemeint ist und ob man wirklich damit nach Japan fliegt, wer am Flughafen steht und wer warum den Koffer inklusive Inhalt testet und ob das dann gut ist, das erklärt sich quasi von selbst auf den folgenden Seiten. Los geht’s!

AudioTechnicaMBdk7_27FIN

Details

Schick sortiert lachen einen sieben Mikros von AT an, sobald man den ersten Blick in das Innere des Plastik-Koffers wagt. Ein noch größeres Wagnis wäre es, diesen Koffer durch die Sicherheitsschleuse am Flughafen zu nehmen, erinnert das äußere doch sehr an ebenjene Behältnisse, in denen düstere Gesellen gerne mal explosives Material aufbewahren. Und welcher Sicherheitsbeamte hat schon so viel Ahnung von Mikro-Koffern wie du oder ich? Du würdest also versuchen, dich ganz sachlich hinter der Röntgenschleuse und nach dem „Mach’n se das ma bidde auf“ zu erklären: „Das ist ein Mikrofon-Koffer für Drumsets, die Mikros sind von der Firma Audio-Technica, in unauffälligem Mitternachts-Blau gehalten, hochwertig verarbeitet, allesamt mit Metallgehäusen ausgestattet. Das dicke Kurze steckt man in die Basstrommel, drei von den Vieren, die genau gleich aussehen, kann man an den Toms befestigen, eines an der Schnarr-Trommel und die zwei Langen hier, die hängt man über das Drumset, um Becken und Trommeln etwas räumlicher zu erfassen, und die hohen Frequenzen der Cymbals anständig aufnehmen zu können.“ Wenn dann die Frage kommt, wo denn das Hi-Hat-Mikro bleibt, bist du schneller raus aus der Geschichte als du dachtest. Gleichzeitig gärt diese Frage in deinem Schädel…ja wo ist das Hi-Hat-Mikro? Zur Verteidigung von Audio-Technica weise ich darauf hin, dass auch fast alle vergleichbaren Konkurrenz-Produkte eben jenes Mikro vermissen lassen. Das macht es natürlich nicht besser, die Hi-Hat will gehört werden, das passende Hörgerät scheint zu fehlen.

Die Klemmen für die Tom-/Snare-Mikros fehlen zwar nicht, sind aber leider unbrauchbar. Hat man die unflexiblen Hart-Plastik-Halterungen irgendwann mühevoll über den Rim der Trommel gespannt, erweisen sich die steifen Gesellen als so unbeweglich, dass sich die Vibration des Kessels ohne Umschweife auf die Mikros überträgt, was einen unerträglich bratzigen, clippigen Sound zur Folge hat. Dafür gibt es nur eine einzige radikale Lösung: Weg mit den Schallbrücken, her mit den Stativen. Jetzt klingt alles wunderbar, das Problem wurde umschifft, die von ihren Klemmen befreiten 5MBK-Tom- beziehungsweise Snare-Mics mit Nierencharakteristik sind grundsätzlich äußerst benutzerfreundlich, da sie wenig Platz einnehmen und mit einer eingebauten, verstellbaren Stativ-Klemme ausgestattet sind.

Auch das MB6K für die Kickdrum wird mit einem eingebauten, verstellbaren Stativ-Gelenk geliefert, ist überraschend klein, dynamisch und mit Haut und Haaren Niere. Die zwei länglichen Kondenser aus dem Plastik-Koffer hänge ich über das Drumset, zwei Stativ-klemmen sorgen für den Halt, zudem sind die Mikros mit einem Ein-/Aus-Schalter ausgestattet und laut der bebilderten Pappverpackung auch für die Hi-Hat-Abnahme zuständig. Aha! Würde ich eines der Mikros für die Hi-Hat abzwacken, wäre das schöne Stereobild im Eimer. Den Kompromiss will ich entschieden nicht eingehen und verpasse der Hi-Hat für den Test ein Neumann KM84. Man gönnt sich ja sonst nix.

Praxis

Das Maarwegstudio 2 in Köln verfügt über wahrhaft heilige Hallen. Seit den Seventies gehen Stars wie Joe Cocker, Moby, Bap, Tina Turner oder auch ganz aktuell Lena Meyer-Landrut ein und aus. Der große Aufnahmeraum ist eine relativ große und relativ trockene Rock’n´Roll-Kammer mit unendlich viel Charme und Altertümlichkeit, gemütlich und immer hochfrequentiert vom Chef des Studios, dem Produzenten Wolfgang Stach (Guano Apes, BAP, Such A Surge, etc). Ein altes Slingerland-Radioking-Drumset und eine Craviotto-Copper-Snare, dazu Becken von Meinl, schon sind alle Voraussetzungen für einen tollen Drumsound erfüllt. Der Marathon-Test von bonedo kann beginnen!

Fotostrecke: 4 Bilder

Und wie er beginnt! Mit einem Snare-Schlag! Eines kann ich garantieren: Die Snare ist mit dem Sound des MB5K wirklich hervorragend repräsentiert. Das Nierenmikrofon spricht sehr fein an – Attack, Volumen und Bass sind ausgewogen – und schindet in der Regie beim restlichen Team schon gänzlich unbearbeitet ordentlich Eindruck. Der Sound ist sehr definiert, sogar ohne das optionale Snare-Bottom-Mic und das Raum-Mic wird der Klang des Snareteppichs akkurat eingefangen. Auf keinen Fall sollte die mitgelieferte Klemme benutzt werden, da diese nicht nur – wie bereits ausführlich beschrieben – zu steif ist, sondern die Möglichkeit, das Mikrofon zu positionieren äußerst einschränkt und in unserem Test damit kein guter Sound erreicht werden konnte. Positives lässt sich zum MB6K – der kleinen Bombe in der Kick – sagen: Klingt fett! Zwar etwas klickig, gleichzeitig könnte man den scharfen Attack auch als definiert und sauber beschreiben. Der Bassdrum-Sound lässt nichts vermissen, die mächtige Radioking von 1954 klingt dank Audio-Technica mindestens so dick, wie sie aussieht. Fakt ist, dass das Bassdrum-Mic ziemlich knallt.

Nicht ganz so Spitzenklasse wie die Snare-, Tom- und Bassdrum-Mikrofone kommen die Overheads daher. Dieser Posten ist in professionellen Tonstudios meist von extrem teuren  Kondensator-Mikrofonen besetzt, in nicht eben wenigen Studiosituationen lohnt sich der Griff zu Schoeps, Neumännern oder DPA (um nur einige zu nennen), Geld macht hier deutlich den Unterschied. Millionen schießen eben doch Tore, und aus diesem Blickwinkel betrachtet leisten die Overheads von AT als Bestandteil eines ganzen Koffers im Gesamtwert von gerade einmal 475 € eine Menge! Der brillante Klang eines klassischen Cymbal-Satzes kann zwar nicht ganz naturgetreu eingefangen werden, insgesamt vermittelt das ganze Set aber einen mittigen und sauberen Ton, die Toms fügen sich angenehm und rund in das Klangbild. Die vier MB5K-Mikros sind echte Alleskönner! Ein gutes Team!

Hier gibt es nun die Audio-Files im bewährten bonedo-Player (MP3-Format). Wer sich einen detaillierteren Eindruck verschaffen möchte, kann sich auf der Übersicht-Seite alle Audios auch als unkomprimierte Wav-Files downloaden.
Noch zwei Infos zu den Aufnahmen: Die Hi-Hat wurde mit einem KM84 von Neumann mikrofoniert, die Snare-Drum wurde zusätzlich bei den „Snare Bottom“Files mit einem SM 57 von unten versehen, als Raummikros kamen zwei Royer R-121 Bändchen-Mikros zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Einzelsignale Groove 1 Clean Groove 1 Snare Bottom Groove 2 Clean Groove 2 Snare Bottom Groove 2 Snare Bottom Raum Groove 3 Clean Groove 3 Snare Bottom

Sind die Tränen über die schlechten Kessel-Klammern erst einmal aus dem Knopfloch gewischt, kann man sich vorbehaltlos über das gelungene MBDK7 Drum-Pack freuen. Audio Technica bietet mit dem „Midnight Blue Drum-Koffer mit sieben Mikrofonen“ ein sattes Mittelklasse-Set, das teilweise sogar die Soundbedürfnisse professioneller User befriedigen dürfte. Das Bassdrum-Mikrofon klingt Top, das Snare-Signal wird ebenso spitzenmäßig wiedergegeben, die Toms klingen angenehm und ausgewogen, die Overheads machen mindestens eine gute Figur. Die gute Verarbeitung bietet dann das letzte Argument, das dieses sieben-ohrige Team ein klein wenig von manchem Konkurrenten abhebt.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Guter Gesamtsound
  • Top Snaresound
  • Gute Verarbeitung
Contra
  • Kessel-Klammern unbrauchbar
Artikelbild
Audio Technica MBDK7 Test
Für 379,00€ bei
AudioTechnicaMBdk7_01FIN
Facts
  • Inhalt:
  • − 2 MB 4k Kondesator-Mikrofone mit Nierencharakteristik
  • − 4 MB 5k dynamische Mikrofone mit Nierencharakteristik
  • − 1 MB 6k dynamisches Kickdrum-Mikrofon mit Nierencharakteristik
  • − 4 Kessel-Klemmen, 2 Stativklemmen, 4 Gewindeadapter
  • MB 4k:
  • − Frequenzgang: 80-20.000 Hz
  • − Emfindlichkeit – 46 dB (5.0 mV) re 1V at 1 PA
  • − Impendanz 200 Ohm
  • − Phantomspannung: 11-52V DC, 2nA
  • − Ausgangsstecker: eingebauter 3-pin XLRM-Stecker
  • MB 5k:
  • − Frequenzgang: 100-12.000 Hz
  • − Empfindlichkeit: -58 dB (1.2 mV) re 1V at 1 Pa
  • − Impedanz: 500 Ohm
  • − Ausgangsstecker: eingebauter 3-pin XLRM-Stecker
  • MB 6k:
  • − Frequenzgang: 60-12.000 Hz
  • − Emfpindlichkeit: -59 dB (1.1 mV) re 1V at 1 Pa
  • − Impedanz: 500 Ohm
  • − Ausgangsstecker: eingebauter 3-pin XLRM-Stecker
  • Preis: EUR 474,- (UVP)
Hot or Not
?
AudioTechnicaMBdk7_27FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von DienerVT.de

DienerVT.de sagt:

#1 - 17.06.2018 um 07:09 Uhr

0

Ich benutze diese Kesselklemmen:https://produkte.k-m.de/de/...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1