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Behringer WASP Deluxe Test

WASP geht ab? Behringer kopiert und kopiert – und haut so einen Klon nach dem anderen raus. Heute: Der Electronic Dream Plant WASP, sogar in der „Deluxe“ Variante! Bei dem Output muss es recht umtriebig in der chinesischen Fabrik zugehen – ob da eventuell die Qualität leidet?!

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Details

Same old Story

Der WASP Deluxe ist ein monophoner Analogsynthesizer von Behringer und folgt dem durchaus als etabliert zu bezeichnenden Erfolgsrezept ‚Freche Kopie‘ – meist eines Klassikers – mit faktischen 1:1 Layout ohne Schamgefühl zum Knallerpreis. Meist kommen die Klone auch ohne Klaviatur aus, sind aber mit Eurorack-tauglichem Gehäuse sowie „futuristischen“ USB-MIDI ausgestattet.

Fotostrecke: 2 Bilder Simples Layout, klare Aufgabenverteilung, gute Bedienbarkeit: WASP von Behringer.

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70s meet 80s

External-Audio-In gibt es hier beim Behringer wie auch damals beim WASP Special, einer späten Variante des WASP Deluxe, der wiederum selbst eine Variante des „Original“ WASP, ohne Namenszusätze, war. Alle drei Ausführungen stammen vom Hersteller „Electronic Dream Plant (EDP) “, was schon schön nach 1970er Jahren, LSD und Hippie klingt.  Das überrascht auch nicht, da alle WASPs zwischen 1978 und 1981 gefertigt wurden. Der Wasp Deluxe kam 1979.
Designer Chris Hugget zeichnete sich später auch noch für den OSCar verantwortlich, der Vintage-Enthusiasten durchaus bekannter sein dürfte. Er schrieb außerdem das Akai S1000 OS, arbeitete an der Bass Station (welche den WASP Filter innehat), der Super Nova und auch der Remote Serie von Novation. Was für ein fleißiges Bienchen, der Mann!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Wespen-Mann im Weltraum-Modus

Classic Dual-VCO Synth

Zur Zeit des WASP gab es viele Mono-Synths, die sich in der Grundausstattung auch gar nicht großartig unterschieden: Zwei/drei OSCs, ein Filter, zwei Envelopes sowie ein Modulator – fertig ist die Bude! Die Umsetzung dieses bewährten Prinzips variiert aber durchaus von Hersteller zu Hersteller, vor allem in der taktischen Bedienung sowie natürlich dem Grundklang. Der WASP Deluxe macht da keine Ausnahme und ist auch deshalb begehrt, weil er kleine Details eben etwas anders angeht. Aber der Reihe nach!

Zwei OSCs mit je drei Wellenformen, Noise und External-In wollen gemischt werden.
Zwei OSCs mit je drei Wellenformen, Noise und External-In wollen gemischt werden.

Da wären zunächst einmal zwei digitale VCOs die hier auch via MIDI von C1 bis C4 spielbar sind. Beide OSCs sind in fünf Fußlagen, von 32’ bis 2’, stimmbar. OSC 1 kennt als Wellenform Sägezahn und Pulsweite, OSC2 wiederum Sägezahn und Rechteck. Und OSC 2 lässt sich relativ zu OSC 1 verstimmen. Beide OSCs kennen außerdem eine dritte Wellenform, ENHANCED bezeichnet, die auch eine Art Rechteck ist, allerdings mit etwas mehr Overshot in der Flanke gesegnet ist und mehr klangliche Präsenz besitzt; bei OSC 2 ist diese ferner invertiert. GLIDE und KEYBOARD-BEND runden die OSC-Steuerung ab. Letzteres ist eine Art Pitch-Bend-Ersatz

Der LFO heißt hier "Control OSC".
Der LFO heißt hier “Control OSC”.

Mix it

Beide Oszillatoren lassen sich mit dem EXTERNAL sowie NOISE mischen und landen anschließend im FILTER. Das ist recht ausgefuchst, Ressonanz-fähig und lässt sich zwischen folgenden Betriebsarten umschaltbar: LO-Pass, BAND-Pass, NOTCH und HI-Pass. Der Cutoff des Filters ist von LFO und CONTROL ENVELOPE aus steuerbar. Beide bieten dies anteilig via FILTER CONTROL, die positive wie negative Auswirkungen der Intensität kennt. Der LFO bietet Sinus, steigende Rampe, fallende Rampe sowie Pulse, Noise und Random und lässt sich in der Frequenz regeln. Außerdem kann der LFO Pitch-Modulation (PTICH-MOD) für beide OSCs übernehmen.

Repeat Envelope

Soweit so gut und an sich alles nichts Besonderes. Ungewöhnlich sind die beiden Envelopes, einmal für den VCA und einmal Control Env aka Filter, wenn man so will. Der VCA kennt Attack, Decay und Sustain sowie auch eine Hold-Funktion. Das besondere Gimmick ist aber der Repeat-Mode. Wird das Sustain-Level auf Linksanschlag gedreht, ist er aktiviert und nach Durchlaufen von Attack und Decay geht es im Prinzip von vorne wieder los! Ähnliches gilt für das Filter, was Attack und Decay sowie Delay kennt. Hier kann das Delay auf Linksanschlag ebenfalls Repeat. Damit sind tolle Effekte möglich!

Eine Besonderheit beider Envelopes ist die Repeat-Funktion!
Eine Besonderheit beider Envelopes ist die Repeat-Funktion!

Lieferumfang und Anschlüsse 

Einen Audio-Out gibt es als 3,5 mm Klinke auf der Front sowie auch zweimal als 6,3 mm Klinke mit unterschiedlichen Pegel (Hi und Lo) auf der Rückseite. Einen getrennt regelbaren Kopfhörerausgang gibt es ebenfalls, genau wie die unabhängigen Ausgänge der beiden Oszillatoren sowie den External-In, der hinzu mischbar ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit den kleinen Dip-Schaltern wird der MIDI-Channel eingestellt.

Der MIDI-I/O und die USB-Buchse befinden sich auf der Oberseite, sodass diese bei Eurorack-Einbau nicht verloren gehen. Der Netzteil-Anschluss, der Power-Schaler und die Mäuseklaviatur für die MIDI-Channel- Einstellungen befinden indes sich auf der Rückseite. Zum Lieferumfang gehören außerdem zwei Patchkabel und das passende Netzteil sowie auch ein Eurorack Stromkabel.

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Praxis

No Rocket Science

Der WASP ist ein wirklich unkomplizierter und geradliniger Synth der genau das macht, was man von ihm erwartet. Ich kenne das Original zwar leider nicht, aber allein der Behringer klingt hier wirklich schön dicht, unten voll und besonders in den Bässen fett. Auch in den oberen Lagen gefällt mir der Sound gut, da er warm aber nicht muffig ist sowie seidig strahlt. Intuitiv gefiel mir der Grundsound sofort und ich fand ihn hier auch besser als beim Pro-1 und K-2. Alles richtig gemacht bis hier hin also.

Quality Control Issues

Allerdings gibt es auch mit diesem Behringer Synthesizer wieder einige Schlampigkeiten in der Qualitätskontrolle, oder im besten Fall sonderbare Verhaltensmuster. Vielleicht sind das auch alles besonders „authentische“ Reproduktionen des Originals – da ich keinen WASP Besitzer kenne und das Ding auch selber nie in den Händen hielt, kann ich das allerdings nicht final beurteilen. Ich denke dennoch, die meisten „Features“ sind eher „Bugs“ nicht umgedreht.

Audio Samples
0:00
Low Pass: Double Trigger from Contour Hi Pass: Noise Repeater Band Pass: FX Sound Notch: Mario eats Mushrooms Amp Repeater

Fangen wir an: OSC 2 lässt sich relativ zu OSC 1 verstimmen Bei meinem Testexemplar sind nur indes sonderbare -9 bis +4 Halbtöne möglich – ob das beim Original genau so war, mag ich zu bezweifeln. Wahrscheinlicher ist, das man aufschrauben müsste um den zweiten OSC neu zu kalibrieren. Nervig auf jeden Fall und kein gutes Zeichen hinsichtlich der Qualitätskontrolle – das war bei meinem Test des Pro-1 übrigens nicht anders, da war der Pitch auch mies verstellt.
Unstimmigkeit No. 2: Bei äußerstem Rechtsanschlag verhält sich der Frequency-Reglers des LFOs ebenfalls seltsam: Ist eine Pitch-Modulation aktiv, hört sie dann einfach plötzlich auf. Auch die Filter Modulation verhält sich in dieser Extremposition merkwürdig, zumindest bei meinem Testgerät.
Außerdem empfinde ich die Auflösung von Filter Control, besonders die des Envelopes, eher schlecht. Am Anfang passiert fast gar nichts und auf den letzten Millimeter dann wieder richtig viel. So wird es zumindest schwierig den Sweetspot zu finden. Es ergeben sich außerdem auch immer wieder unstimmige „Doppeltrigger-Szenarien“, bei denen es klingt, als würde das Filter Envelope zweimal schnell hintereinander auslösen – losgelöst von dem Repeat-Feature. Manchmal ist das zwar cool – aber ohne Kontrolle darüber ist das nur semi-cool. Naja, und zu dem „Behringer Handbuch“ sag ich mal lieber gar nichts… Wer echte Infos braucht, schaut lieber einmal bei Polynominal vorbei, die das Original Handbuch als PDF online haben.
Im folgendem simplen Video drehe ich alle Wellenformen durch, zeige euch ausführlich den Klang des Filters und deute kurz die angesprochenen kleinen „Problemchen“ an.

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Fazit

Der Behringer WASP ist ein simpler und effektiver Synthesizer, der einen tollen Grundklang mitbringt und mir persönlich, neben dem Model D, von allen Behringer Klonen bisher am besten gefällt. Im Vergleich zu den anderen Kopien bietet er zwar die wenigsten Extras – seien es nur weitere CV-Outs, oder ein paar MIDI-Befehle – aber das geht schon on Ordnung, auch wenn der WASP eine der etwas teureren Kopien ist. Deutlich problematischer finde ich Ungereimtheiten die mein Testexemplar plagten. Selten kam mir eine so oberflächige Qualitätskontrolle unter. Alle bisher von mir getesteten Synths des Hauses Behringer waren nicht perfekt, aber doch deutlich besser als dieser WASP „Deluxe“ hier. Hoffen wir, das mein Testexemplar nur die Ausnahme war und der Rest besser eingestellt aus dem Werk läuft – mehr als drei Sterne kann und möchte ich der Kiste trotzdem nicht geben. Weniger ist eben doch manchmal mehr, Uli!

Pro
  • Schöner, runder Grundklang
  • Simples und effektives Bedienkonzept
Contra
  • Filter Control schlecht abgestimmt
  • OSC2 „out the box“ verstimmt
  • Sonderbarer Frequency Regler
  • VCA schließt nicht richtig
Behringer_WASP_Deluxe_01_Aufmacher
Features
  • 2 digitale Oszillatoren
  • Sägezahn, Rechteck, Pulsweite und Enhanced Wellenformen sowie Rauschen
  • 2 analoge Hüllkurven für VCF und VCA
  • Anloges, Ressonanz-fähiges Mulitmode-Filter mit Tiefpass, Hochpass, Bandpass und Kerb-Filter
  • 3,5 mm Audioeingang, 3.5 mm Klinkenausgänge für Oszillator 1 & 2
  • Poly-Chain Funktion zum Verbinden von bis zu 16 Geräten
  • Eurorack Tauglich, 70 TE
  • Regelbarer 3,5 mm Kopfhörerausgang, Main Out über 3.5 mm Klinke und 2x 6.3 mm Klinke (High- und Low-Pegel), MIDI In/Thru und USB-MIDI
  • Inkl. Netzteil (12 VDC, 1000 mA)
  • Abmessungen: 87 x 374 x 136 mm
  • Gewicht: 1,6 kg
Preis
  • Behringer WASP Deluxe: 314 € (Straßenpreis, Stand: 14.Januar 2020)
Kommentieren
Profilbild von Bernd Tuecher

Bernd Tuecher sagt:

#1 - 25.01.2020 um 10:06 Uhr

0

Vielen Dank für den Hinweis im Fazit.
Ich habe hier den Eindruck, dass das Produkt ehrlich bewertet wird.
In vielen anderen Online- & Printmagazinen ist ja immer alles supertoll und absolute
spitze. Wenn man das Gerät dann selber antestet wundert man sich dann
manchmal sehr über diese Top-Bewertungen.
Wobei man bei Behringer Geräten natürlich immer auch das Preis -/ Leistungsverhältnis berücksichtigen sollte, und so haben Moog & Co ja auch ihre
Existenzberechtigung....

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 26.01.2020 um 12:45 Uhr

    0

    Hallo Bernd, danke dir! Ich teste alle Geräte immer aus Blick des Kunden, weil ich ja auch selber einer bin – "Werbung" gibt es sozusagen nur, wenn ich zu 100% selber überzeugt bin :-) Das Preis/Leistung Argument ist natürlich immer DAS Behringer Argument schlechthin, allerdings sollte man den Preis auch nicht über alles definieren ... LG; Felix

    Antwort auf #1 von Bernd Tuecher

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