Beyerdynamic T1 Test

Beyerdynamics Topmodell T1 teilt sich mit dem DT880 Pro die relativ seltene Eigenschaft als halboffener Kopfhörer und ist gleichzeitig mit den Modellen T 90, T 70, T 51 und T 5 Vertreter der sogenannten Tesla Technologie-Kopfhörer des deutschen Herstellers. Mit einem Verkaufspreis, der knapp unterhalb der 1000-Euro-Linie liegt, folgt er dem Trend „Ja zum exklusiven Kopfhörer“.

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Folglich lautet die Frage: Was kann er und lohnt sich eine derartige Investition auch für das musikschaffende und „knöpfedrehende“ Volk? Obwohl der T1 ohne den Namenszusatz „Pro“ auskommen muss, zählt neben solventen HiFi-Enthusiasten bestimmt auch der aufrecht gehende Studiomensch zur potentiellen Zielgruppe des eleganten Kopfhörers. Obwohl dieser Testbericht nicht als Vergleichstest gedacht ist, werde ich mich dennoch des Öfteren auf den Beyerdynamic T 90 beziehen, welchen ich bislang als eine persönliche Referenz erachte und der mir praktischerweise zum direkten Vergleich zur Verfügung steht. Kittel an, Klemmbrett raus und ab geht´s!

Details

Bauweise

Beim Beyerdynamic T 1 handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in halboffener Bauweise mit ohrumschließenden Ohrmuscheln. Das Gewicht beträgt ohne Kabel 350 Gramm. Ein Faltmechanismus des Gehäuses ist nicht vorhanden. Die grundlegende Konstruktion des Gehäuses ist, mit Ausnahme des kompakten Beyerdynamic T 51, weitestgehend identisch mit der restlichen „Tesla-Familie“ und weist auch starke Ähnlichkeit zu den Modellen DT 770, 880 und 990 auf – gelungenes Corporate Design!

Die verlockende Wirkung von Ohrpolster und Kopfband verspricht nicht zu viel!
Die verlockende Wirkung von Ohrpolster und Kopfband verspricht nicht zu viel!

Verarbeitung

Die Verarbeitungsqualität des in Deutschland gefertigten Beyerdynamic-Kopfhörers  ist erwartungsgemäß tadellos und zeugt von einer, dem Einsatzzweck angemessenen, Robustheit. Das Design ist von zeitloser Eleganz und der Materialmix wirkt insgesamt noch hochwertiger als der etwa halb so teure T 90. Auffallend sind die Kopfbandpolsterung aus echtem Leder und die filigran verarbeitete Ohrmuschelabdeckung aus einem metallischen Gewebe, welches den Eindruck erweckt, als würde es, von Elbenhand geschmiedet, Ork-Klingen abwehren. Die simple Mechanik der gerasterten Kopfbandeinstellung und die Aufhängung beider Ohrmuscheln erscheinen äußerst solide und langlebig. Volle Punktzahl in diesem Bereich!

Mitgelieferte Kabel und Co

Der T 1 ist ein seltener Vertreter der beidseitigen Kabelführung. Beide Kabel münden in einem vergoldeten 6,35mm Klinkenstecker des renommierten Herstellers Neutrik. Ein Adapter auf 3,5mm ist NICHT im Lieferumfang enthalten, was ich prinzipiell zwar etwas schade, aber auch wieder konsequent finde, da der relativ hochohmige T 1 (Impedanz 600 Ohm) an mobilen Zuspielern wie iPod und Co. in der Tat etwas kraftlos wirkt. Positiv anzumerken ist, dass durch die doppelte Kabelführung direkt in beide Ohrmuscheln die filigran wirkenden Kabel des T 90/T 70 vom Kopfband in die Ohrmuschel entfallen. Diese Problem existiert beim T1 NICHT! Ein praktischer Mehrwert ist die solide und passgenau gepolsterte Transportbox aus Aluminium, welche der mobile Engineer und Producer mit Sicherheit zu schätzen weiß. Die Box ist zwar etwas sperriger, aber definitiv viel robuster als die gepolsterte Kunstledertasche, welche im Lieferumfang von einigen günstigeren Beyerdynamic-Modellen enthalten ist. Ein klarer Pluspunkt!

Doppelte Kabelführung und großer Neutrik Klinkenstecker.
Doppelte Kabelführung und großer Neutrik Klinkenstecker.

Technik und Kennzahlen

Der Schallwandler des T1 basiert auf Beyerdynamics Tesla-Technologie, deren ungewöhnlich starkes Magnetfeld für einen hohen Wirkungsgrad und exzellente Wiedergabeeigenschaften verantwortlich ist. Nähere Infos dazu findet ihr auf der Beyerdynamic-Homepage, und zwar hier.
Die genauen Kennzahlen, welche in den seltensten Fällen Rückschlüsse bezüglich der Wiedergabequalitäten erlauben, befinden sich im Bereich „Features“ am Ende dieses Testberichts. Auffallend ist die hohe Impedanz von 600 Ohm, quasi eine Aufforderung, den T 1 an einem „ernstzunehmenden“ Kopfhörerausgang oder -Verstärker zu betreiben. Im Vergleich zu meiner kleinen Kopfhörersammlung und parallel anwesenden Test-Kopfhörern spielt der T 1 an all meinen Kopfhörerausgängen deutlich leiser. „Normale“ Kopfhörerverstärker regelt man in diesem Fall einfach und problemlos lauter, bei mobilen Zuspielern ist der maximale Output aber sehr schnell erreicht und wird vielen Anwendern wahrscheinlich nicht ausreichen. Hierzu möchte ich anmerken, dass Beyerdynamic für mobile Zuspieler (iPod, u.ä.) verschiedene niederohmige Tesla-Modelle mit dem Namenszusatz „p“ im Sortiment hat, was jedoch nicht für den halboffenen T 1 zutrifft. Der diesbezüglichen Flexibilität eines einzigen Kopfhörers würde ich dennoch den Vorzug geben. Audiophile Modelle anderer Hersteller beweisen, dass dies ohne mir ersichtliche Nachteile möglich ist. Bemerkenswert ist der mit 0,05 Prozent außerordentlich geringe Klirrfaktor des Beyerdynamic T 1! Meine Eindrücke und subjektiven Erkenntnisse bezüglich der klanglichen Attribute des T 1 werde ich im nun folgenden Praxisteil kundtun.

Fotostrecke: 2 Bilder Die robuste Transportbox des T 1 aus Aluminium.

Praxis

Verwendungszweck

Der Beyerdynamic T1 ist laut Hersteller ein Kopfhörer halboffener Bauart. Erwartungsgemäß sollte eine Intensität der Schallabschottung von außen nach innen und umgekehrt vorliegen, welche zwischen offenen und geschlossenen Systemen liegt. Soweit ich die Informationen der Homepage korrekt deute, wurde tendenziell eine erhöhte Abschirmung von außen nach innen anvisiert. Wie dem auch sei, ich kann trotz diverser akustischer Experimente keinen Unterschied zum offenen Beyerdynamic T 90 feststellen, worin ich allerdings auch überhaupt keinen Nachteil sehe! Von daher betrachte ich den T1 einfach mal als offenen Kopfhörer, welcher für die Verwendung am Editier-, Misch- oder Masteringplatz prädestiniert und aufgrund kaum vorhandener akustischer Isolation in beide Richtungen als Monitor-Kopfhörer zur Aufnahme von Musikern tendenziell ungeeignet ist – Letzteres hätte ich vom T 1 auch nicht erwartet.

Tragekomfort

Der Tragekomfort des T1 ist sensationell. Tragegefühl, Anpressdruck und das großzügige Umschließen der Ohren entsprechen exakt dem T 90 – der Kopfhörer sitzt sehr bequem und dennoch sicher! Die körperanliegenden Materialien, also das Kopfband aus weichem Leder und die plüschigen Ohrpolster sind sogar noch angenehmer zu tragen. Lediglich das etwas unhandliche und schwerere Kabel stört gelegentlich das Wellness-Erlebnis, allerdings auch nur, wenn es ungünstig positioniert herunterhängt und dadurch das gefühlte Gewicht merkbar erhöht. Insgesamt top! Die Geschmäcker und Kopfformen sind zwar verschieden, aber bisher war jeder Kollege, den ich gezwungen habe, meinen in diesem Punkt fast identischen Beyerdynamic  T 90 aufzusetzen, vom Tragekomfort des Kopfhörers begeistert.

Der T 1 hat ein komfortables Kopfband aus echtem Leder
Der T 1 hat ein komfortables Kopfband aus echtem Leder

Klang

Der Beyerdynamic T 1 wurde für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4
  • Apogee Duet2
  • SPL 2Controll
  • Lake People G93

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW- und Mix- und Mastering-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über den Beyerdynamic T 1 angehört und analysiert.

Frequenzgang

Die Frequenzabbildung des T 1 wirkt auf mich ausgesprochen linear und analytisch! Das Verhältnis vom Mitten- zum Höhen-Band ist definitiv besser gelöst als beim T 90, bei dem die hohen Frequenzen im direkten Vergleich dann doch etwas zu dominant erscheinen und Tonalitäten nicht ganz so souverän präsentiert werden. Der Bassbereich wird vom T 1 trocken und exakt wiedergegeben, hinkt dem T 90 im Subbassbereich allerdings marginal hinterher. Insgesamt betrachtet ist die Frequenzwiedergabe des T 1 etwas ausgewogener, mittenbetonter und wirkt dadurch eine Nuance lebendiger und musikalischer als der T 90. Die noch intensivere Natürlichkeit und Neutralität der Frequenzwiedergabe des nicht unwesentlich teureren AKG K812 erreicht er jedoch nicht. Einen solchen Vergleich muss man sich in der Preisregion des T 1 schon einmal gefallen lassen! Insgesamt betrachtet erreicht die Frequenzwiedergabe des Beyerdynamic-Flaggschiffs höchstes Niveau, wodurch dem professionelle Einsatz in Mix und Mastering nichts entgegensteht.

Impulsverhalten

Es ist keine Faulheit, aber meinen diesbezüglichen Ausführungen zum bereits getesteten Beyerdynamic T 90 ist absolut nichts hinzuzufügen, weshalb ich die nun folgenden Textzeilen größtenteils übernommen habe: Eine weitere Besonderheit von Beyerdynamics Tesla-Technologie ist die äußerst filigrane Schwingspule des Wandlers, wodurch das Impulsverhalten maßgeblich begünstigt wird. Im direkten Vergleich zu anderen Kopfhörern wirkt es, als würde man die Gardine vor dem Fenster wegziehen. Die zuvor getesteten Kopfhörer, wie AKG K712 Pro, Beyerdynamic DT-880 und Audio Technica ATH-M50 können hier nicht mithalten und werden vom T 90 / T 1 fast gedemütigt. Lediglich der Ultrasone Signature Pro, der mir leider nicht mehr zum direkten Vergleich vorlag, hatte eine ähnlich beeindruckende Impuls- und Dynamikwiedergabe, wie man sie sonst eher von hochwertigen Studiomonitoren kennt.

Räumliche Abbildung

Die außerordentlich feine Auflösung und Phasentreue gewährleisten eine exzellente Performance in diesem Kriterium und überflügeln den kleinen Bruder T 90 im Direktvergleich spürbar. Einzelne Instrumente wirken noch plastischer und sind im transparenten Klangbild hervorragend zu orten. Aufgrund der neutraleren Frequenzabbildung wirken auch die Räume um Nuancen natürlicher als beim T 90. In dieser Disziplin gehört das Spitzenmodell von Beyerdynamic zu den besten Kopfhörern, die ich je tragen durfte. Die fast schon „pornografisch-natürliche“ Abbildung des nicht unwesentlich teureren AKG K812 erreicht er aber nicht! Wie den meisten Kopfhörern stehen eine dezente Crossfeed-Einstellung, wie sie beispielsweise SPLs Phonitor2 bietet, gut zu Gesicht. Die Verwendung eines hochwertigen Kopfhörerverstärkers, wie z.B. Lake People G93, belohnt den Hörer mit einen noch feiner aufgelösten und plastischeren Klangbild.

Es erscheint vielleicht etwas unfair, dass der etwa halb so teure Beyerdynamic T 90, welcher ein fantastischer Kopfhörer ist, hier immer den Kopf für Vergleiche hinhalten muss, und ich möchte nochmals betonen, dass dieser wiederum die meisten mir bekannten Kopfhörer in vielen Disziplinen übertrumpft! Es zeigt sich lediglich, dass sich bei Beyerdynamic ein höherer Preis auch in höherer Qualität niederschlägt. Das Leben hat mich gelehrt, dass dies nicht unbedingt Naturgesetz ist.

Fazit

Beyerdynamics Spitzenmodell ist ein audiophiles Schmuckstück, das in der Gesamtheit seiner Eigenschaften absolut empfehlenswert ist. Der akkurate und analytische Wiedergabecharakter kommt dem anspruchsvollen Mix- und Masteringeinsatz entgegen und bietet gegenüber dem bereits getesteten T 90einen moderaten Qualitätssprung (Raum- und Frequenzabbildung), der durchaus über das homöopathische Maß hinausgeht. Durch den überwältigenden Tragekomfort eignet sich der T 1 für ausgedehnte Sessions, was den professionellen Anwender freut. Etwas schade finde ich die eingeschränkte Verwendbarkeit (kein Adapter, geringe Lautstärke) an mobilen Playern. Wohlwissend, dass die Kopfhörerausgänge von iPod und Co. nicht von optimaler Audioqualität sind, ergeben sich doch immer wieder Situationen, in denen das Abhören von mobilen Geräten wünschenswert ist. Weiterhin wäre die Austauschbarkeit des störrischen, doppelt geführten Kabels für Studioanwendungen ein Pluspunkt. In der Summe dieser subjektiven Erkenntnisse und des, im Vergleich zum T 90, etwa doppelt so hohen Preises, bewerte ich den T 1 von Beyerdynamic mit 4,5 von 5 Sternen.

PRO:
  • Ausgewogener, analytischer Frequenzgang
  • Sensationelle räumliche Abbildung
  • Sehr gute Basswiedergabe
  • Hohe Impulstreue
  • Sehr gute Dynamik /“Impact“
  • Top Verarbeitung
  • Exzellenter Tragekomfort
  • Transportbox
CONTRA:
  • Kabel nicht austauschbar
  • Für mobile Player nur eingeschränkt geeignet
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FEATURES
  • Tesla Hifi-Kopfhörer
  • Halboffen
  • Dynamisch
  • Ohrumschließend
  • Beidseitige Kabelführung, fest
  • Glattes 3m Kabel
  • Neutrik Stereoklinkenanschluss 6,3mm
  • Gewicht 350g (ohne Kabel)
  • Impedanz 600 Ohm
  • Kennschalldruckpegel 102dB (1mW / 500Hz)
  • Übertragungsbereich 5 – 50.000Hz
  • Nennbelastbarkeit 100 mW
  • Transportbox aus Aluminium
Preis:
  • EUR 949,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Ausgewogener, analytischer Frequenzgang
  • Sensationelle räumliche Abbildung
  • Sehr gute Basswiedergabe
  • Hohe Impulstreue
  • Sehr gute Dynamik /“Impact“
  • Top Verarbeitung
  • Exzellenter Tragekomfort
  • Transportbox
Contra
  • Kabel nicht austauschbar
  • Für mobile Player nur eingeschränkt geeignet
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Beyerdynamic T1 Test
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