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Black Lion Audio B173 Mic Pre

Black Lion Audio B173 Mic Pre bei bonedo im Test – Es gibt bekanntlich diese magischen Zahlenkombinationen der Audiobranche: 480, 421, 112, 87, 58 und 2290 zählen ganz sicher dazu. Und eben die 73: Wahrscheinlich jeder Mikrofonvorverstärker oder EQ mit diesen beiden Ziffern verweist auf eine zu erwartende Nähe zum Neve 1073-Channel, dessen Klangqualitäten auch heute noch begeistern. Neben dem verbauten EQ-Design, besonders das Spulenfilter, so ist es an und für sich der Charakter der Transformatoren, der den 1073 zur Legende hat werden lassen.

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Es gibt viele Klone, die von einigen Usern als besser als die aktuell hergestellten Neve-1073-Produkte bezeichnet werden, Heritage Audio und BAE wären hier zu nennen. Allerdings muss man – und das ist nicht zuletzt dem aufwändigen Design und den verbauten Komponenten geschuldet – viel Geld dafür hinlegen. Die Geräte der genannten Firmen kosten im Grunde so viel wie aktuell von AMS Neve selbst. Der Versuch, preiswertere Alternativen anzubieten, ist nicht neu. So bieten die Schweden von Golden Age den Pre-73 an, welcher als Upgrade mit Übertragern von Carnhill ausgestattet werden kann, also dem Unternehmen, bei dem auch Neve wickeln lässt. Black Lion Audios B173 kommt mit einem hochwertigen Input-Transformer von CineMag. Preislich ist das 9,5”-Gerät durchaus interessant: Knapp 500 Euro sind für einen Preamp im 1073-Style nicht viel Geld. 

Details

Nix Klon!

Black Lion legen Wert darauf, dass der B173 kein Klon sei, sondern eine “Hommage”. Das ist schlau, denn sonderlich viel Gestaltungsspielraum ließe ein Klon nicht, es gibt schon einige, zudem ist für den geringen Preis nicht viel zu machen. Eine Hommage also, wohl weniger an eine Person, wie sonst meist üblich, sondern mehr an ein Stück Technik, den Neve 1073-Mischpult-Kanalzug, genaugenommen seine Preamp-Sektion. Der B173 präsentiert sich als Halbrack-Gerät mit einer Höheneinheit in Blau mit einfachen und bekannten Bedienelementen: Mic-Gain, Output-Level, sowie Schalter für die Phantomspeisung, Signalpolarität, einem für die Aktivierung des DI-Inputs auf der Vorderseite und einem Netzschalter. Dass es einen Netzschalter gibt, bedeutet nicht, dass das Netzteil eingebaut ist, die 24 Volt Versorgungsspannung werden von einer kleinen „Wandwarze“ bereitgestellt. Auch dieser Umstand ist dem geringen Preisniveau geschuldet. 

Fotostrecke: 7 Bilder 9,5″-Gehäuse: Der Preamp ist kompakt.

Massig Gain

Der für den Klangcharakter so wichtige Mikrofon-Eingangstransformator des B173 wird von CineMag gefertig, also dem Unternehmen, das unter anderem Universal Audio und AEA beliefert. Wichtig: Das DI-Signal kommt nicht in den Genuss eines Input-Transformers. Die dem Übertrager nachgeschaltete Gainstufe kann in zwölf Rasterstufen von minimal 12 dB Verstärkung bis hin zu massiven 80 dB vorverstärken. Das ist wie beim Vorbild richtig viel und ein gutes Zeichen, wenn man beispielsweise beabsichtigt, Vocals mit einer nicht unüblichen Kombination von dynamischem Mikrofon und Preamp im 1073-Style aufzuzeichnen. Im weiteren Pfad des in Class A arbeitenden Geräts durchläuft das Audiosignal nach Output-Poti und zweiter Amp-Stage den Ausgangstransformator, welcher von Edcor hergestellt wird. Edcors sind recht preiswert, doch die amerikanischen Übertrager erfreuen sich großer Beliebtheit. Sicher, der CineMag ist der Hauptverantwortliche beim Generieren von Klirr. BLA geben für ein Gain von 12 dB 0,07%, für 62 dB immerhin 0,14% Anteil THD+N am Gesamtsignal an. Damit lässt sich ein Signal sicher deutlich anfetten, aber der Preamp ist schließlich ein Preamp, kein Verzerrer. Insgesamt hält sich der Hersteller des Amps mit technischen Daten mehr als zurück. 

Fotostrecke: 5 Bilder Warum kein XLR-Out? Das weiß wohl niemand so richtig…

Warum auch immer: Klinkenausgang

Der Black Lion ist zwar mit Transformern ausgestattet, doch ist nicht alles old-school: Ein großer Teil der Bauteile auf der Platine ist als Surface-Mount-Device (“SMD”) ausgeführt. Das spart Platz und Geld in der Herstellung, macht aber den Service deutlich schwieriger. Allerdings ist das nicht unüblich, selbst der Vater des 1073, Sir Rupert Neve, verwendet SMD bei seinen aktuellen Produkten. Auf der Rückseite wartet eine kleine Überraschung: Es gibt keinen XLR-Output, verbaut wurde eine symmetrische Klinkenbuchse. Mir ist nicht ganz klar, was die Amerikaner von Black Audio dazu bewogen hat, einen anderen Connector als den im Profisegment üblichen (XLR) zu verbauen.

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Praxis

Das Installieren eines Neve-1073-Einschubes ist deutlich aufwändiger als den Black Lion Audio B173 ans Laufen zu bringen. Natürlich wäre ein internes Netzteil (zumindest aber eines, das weniger Platz auf der Steckerleiste verbraucht, also eines mit Zuleitung) und eine gewöhnliche XLR-Buchse sehr, sehr schön gewesen. Ich glaube auch zu wissen, dass die meisten 9,5”-Geräte als Desktop betrieben werden, sodass die Rackohren überflüssig sind und es auch ein Installationskit getan hätte. Noch was zu mosern, so direkt zu Beginn? Ja: Die Beschriftung ist nicht gerade gut lesbar, sowohl was das Typeface als auch die Größe angeht. Ein Meter, auch in rudimentärer Ausführung, kann immer hilfreich sein, besonders bei Systemen mit zwei Gain-Stages. Das kostet natürlich alles nicht nur Platz im Gehäuse, sondern auch Geld. Und das Ziel bei der Entwicklung des B173 war ganz offensichtlich nicht Luxusausstattung oder sonstiges Trallafitti, sondern Sound. Und das, meine Damen und Herren, das ist nun mal wirklich gut gelungen!

Audio Samples
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MD 421 MD 421 hot MD 421 über True P-Solo MA201-FET MA201-FET über DPA HMA-5000

Ja, dieser Preamp klingt spitze. Die vielbeschworene edle Neve-Sämigkeit ist direkt auszumachen, vielleicht ist der Klang in Grundzügen etwas reibender, leicht gröber. Im Test vertrug sich der Amp hervorragend mit Großmembran-Kondensatormikrofonen, besonders dem FET-Mikro von Mojave, doch auch dynamische Mikrofone konnten sehr gut profitieren. Mit hohen Gains, die durch den geringeren Output der dynamischen Mikros notwendig werden, kann der B173 seinen Soundstempel schön auffällig auf dem Signal platzieren. Neben RE 20 und SM7B ist es vor allem das MD 421, welches seine Stärken gemeinsam mit dem 173 ausspielen kann. Durch die charakteristische Präsenzüberhöhung fällt gut auf, was den Preamp ausmacht: Er färbt, ist aber nicht nervig, er ist klar und konturiert, aber nie schwammig, das Signal ist voll, aber trotzdem gut mischbar. Letzteres liegt daran, dass er eher ein bisschen schlank und punchy ausgerichtet ist. Ich bin insgesamt wirklich begeistert. 

Wirklich gut ist, dass auch bei enormen Gains das Rauschverhalten wahrlich beachtenswert ist. Mit Kondensatormikrofonen betrieben wird wiederum am besten deutlich, dass dieser Preamp Transienten schnell genug durchschiebt – dynamisch kann der Preamp überzeugen. Geht man in die Extrembereiche, offenbart sich ein anderes Verhalten als beim Original und bei Klonen, denn sehr abrupt setzten harsche Verzerrungen ein. Unüberhörbar zerstören kratzige Signalanteile jede Aufnahme. Vorsicht also beim Pegeln!

Aufdruck auf dem Deckel des Wohlklingers.
Aufdruck auf dem Deckel des Wohlklingers.

Es ist der grundlegende Klangcharakter, der diesen Vorverstärker so interessant macht. Und ja, die Referenz “Neve” 1073 kommt einem wirklich sofort in den Sinn, allerdings mit den genannten Einschränkungen. Mit einem B173 lassen sich vielleicht sauber arbeitende, aber etwas langweilig klingende Preamps von Audio-Interfaces erweitern. Als alleiniger Preamp ist es vielleicht etwas zu viel des Guten, aber mit einem vernünftigen Tauchspulenmikro, dem B173 und einem Audio-Interface ist man recordingseitig schon ordentlich aufgestellt. Bedenken sollte man allerdings, dass die erste DI-Stufe nicht über einen Transformer läuft und dementsprechend auch nicht so charakterisiert wird, wie es mit dem Mikrofonsignal passiert: Der Ausgangsübertrager ist deutlich “braver” als der Mic-Transformer.

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Fazit

Der Black Lion Audio B173 ist ein Preamp, dem man sagen möchte: Gut gebrüllt, Löwe! Tatsächlich hat das amerikanische Unternehmen einen Mono-Vorverstärker auf den Markt gebracht, welcher nicht nur ein unscharfes Zitat eines 1073 aufsagt, sondern tatsächlich deutlich nach einem Neve-Original klingt. Alleine aufgrund der verwendeten Bauteile, die natürlich klangprägend sind, gelingt es ihm nicht ganz, doch solange man nicht das letzte Quäntchen in Bezug auf Feinheit und Dynamik erwartet, ist der B173 eine wirklich hervorragende Wahl. Für einen Amp, der mehr nach Neve 1073 klingt, muss man ungefähr doppelt so viel ausgeben – das wäre dann das 10737LB-Modul für API-500.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schöne, Neve-nahe Färbung
  • enorme Gainreserve
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
Artikelbild
Black Lion Audio B173 Mic Pre
Für 489,00€ bei
Für das Geld ein schöner, recht Neve-ähnlicher Preamp: BLA173.
Für das Geld ein schöner, recht Neve-ähnlicher Preamp: BLA173.
Spezifikationen
  • Mono-Preamp in Neve-1073-Anlehnung
  • 12-80 dB Gain, gerastert
  • separates Output-Poti
  • Eingangs- und Ausgangsübertrager
  • DI-Input, Phantomspeisung, Phaseninvertierung schaltbar
  • THD+N: 0,07% (bei 12 dB Gain), 0,14% (62 dB)
  • Input: XLR, Output: symmetrische Klinke
  • 9,5″/1HE, externes 15W/24V-Netzteil
  • Preis: € 494,– (UVP)
Hot or Not
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9,5"-Gehäuse: Der Preamp ist kompakt.

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Kommentieren
Profilbild von rubbl

rubbl sagt:

#1 - 30.08.2014 um 19:27 Uhr

0

An sich kein schlechter Test, danke. Es wäre nur wichtig zu wissen gewesen, ob der Out Poti ein Mitten Raster hat und welchen Wirkungsbereich (+-dB).

Profilbild von Nick (bonedo)

Nick (bonedo) sagt:

#2 - 02.09.2014 um 13:14 Uhr

0

Hallo Rubbi,das Poti hat einen durchgängigen Regelweg und sperrt bei Linksanschlag (also -∞).Grüße,
Nick

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