BLEASS Alpha und Omega Test

In den letzten Jahren ist BLEASS aus Frankreich unter iOS-Musikern immer bekannter geworden. Mit hochwertigen AUv3-Effektplugins wie dem Granulizer haben sich die Entwickler immer wieder selbst übertroffen. BLEASS-Plugins sind durch die Bank auf Touch-Bedienung optimiert und überzeugen mit simplen, farbig codierten Interfaces und hochwertigem Sound. Das gilt auch für die zwei Software-Synths, die das Team mittlerweile im Angebot hat. Neben dem Virtual-Analog-Synth Alpha gibt es seit Kurzem den FM-Synth Omega. Also: Sounds von A bis Z bzw. O? Wir haben beide Synths auf dem Rechner und dem iPad getestet.

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Zum Überblick vorab: Für Alpha und Omega wird ein iPhone oder iPad mit iOS/iPadOS 11.0 oder neuer benötigt. Ein Rechner muss mit Windows 8 oder neuer (64 Bit) bzw. macOS 10.9 oder neuer laufen (nur 64 Bit). Durch ihr AUv3-Format unterstützen beide Synths auch M1-Macs. Sowohl auf dem Desktop als auch mobil lassen sich zusätzlich zum Grundpreis noch weitere Preset-Bänke hinzukaufen, am Rechner gibt es dafür Bundles. 

BLEASS Alpha

Das Layout

Schauen wir uns die beiden Synths mal genau an. Der Abschnitt zu Alpha fällt etwas länger aus als der zu Omega, obwohl mir der FM-Synth, das sei schon jetzt gesagt, vom Sound her besser gefallen hat. Grund ist schlicht und ergreifend der, dass die beiden Synths einen Großteil ihres Interfaces teilen. Beide haben oben einen Preset-Browser und darunter die einzelnen Abteilungen der Synth-Engines. Identisch sind die Bereiche „General“ sowie „Modulation“, „Motion“ und „FX“. Das bedeutet: Wer Alpha bedienen kann, versteht sich auch auf Omega – und umgekehrt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Abteilung „General“ für Vibrato, Velocity und Co. ist bei beiden Synths quasi identisch.

Alpha: Stereo-Sound mit analogem Touch

Nun zu den Alleinstellungsmerkmalen von Alpha. Der Kern von dessen Virtual-Analog-Synthese sind drei Oszillatoren. Alle drei haben eine variable Wellenform, die von Sinus über Dreieck und Sägezahn hin zu Puls morpht. PWM ist bei allen drei Oszillatoren möglich, die in allen Positionen und Oktavlagen sehr gut klingen. Richtig fett werden sie, wenn im Effektbereich noch der „Drive“ für tiefe Frequenzen eingeregelt wird – wofür er sicherlich auch gedacht ist.

Mit zwei Stereo-Oszillatoren bietet die Klangerzeugung von Alpha einen ganz eigenen Charakter.
Mit zwei Stereo-Oszillatoren bietet die Klangerzeugung von Alpha einen ganz eigenen Charakter.

Der wahre Clou der Alpha-Oszillatoren ist allerdings ihre Stereo-Funktion. Sie kann mit einer Kombination aus Phasenänderung und Panning kreative Raumwirkungen erzeugen. Gepaart mit den zwei Filtern dahinter und ein paar Effekten sorgt das bereits ohne Modulation für komplexe Sounds. Und das ist auch gut so, denn der Modulationsteil des Synths ist etwas schwachbrüstig aufgestellt. Zugegeben, mit zwei LFOs kann man schon einiges anstellen, aber dass diese nur zwei Ziele haben können, ist doch etwas wenig für den professionellen Sound-Designer. Am iPad wiederum macht diese Reduktion layouttechnisch Sinn. Die BLEASS-Synths sind auf Tablets sehr einsteigerfreundlich. Und am Rechner kann man ja immer noch mit Automationen arbeiten – oder mit dem kreativen Motion-Sequenzer mit Random-Funktion direkt an Bord.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei State-Variable-Filter erlauben weitere Klangformung.

Ich schrieb eingangs, dass mir Omega besser gefallen hat als Alpha. Das liegt bis zu einem gewissen Grad an den Presets, die beim Virtual-Analog-Synth nicht immer überzeugen. Sie bringen selten die rohe Power der Oszillatoren zur Geltung, die diese eigentlich besitzen. Daher mein Tipp: Unbedingt mit den „Init“-Patches aus den Preset-Bänken von Alpha anfangen und Sounds von Grund auf designen. Die klingen schnell richtig stark!

Audio Samples
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Choir Pad Click Rhythm Louis XV Multiple Launcher Old Tapes Pink Butterflies Paddies

BLEASS Omega

Vier Operatoren in einer Ansicht

Im Fall von Omega wird dieser Eindruck vom Interface bestätigt, denn die vier einander modulierenden Oszillatoren des Synths passen bequem gemeinsam in eine Ansicht. Sie haben alle eine eigene Hüllkurve, die den Klang dynamisch beeinflussen kann, sowie Regler für die Ratio und das Fine-Tuning. Ganz links werden dann noch der Grundalgorithmus, dessen Feedback sowie die Gesamttonlage eingestellt.

Mit vier Operatoren und 11 Algorithmen stehen in einer kompakten Ansicht viele FM-Möglichkeiten bereit.
Mit vier Operatoren und 11 Algorithmen stehen in einer kompakten Ansicht viele FM-Möglichkeiten bereit.

Das Resultat der FM-Synthese geht in die Filtersektion, die das zweite Schmankerl bereithält, nämlich einen Waveshaper. Er bietet mehrere Algorithmen für Verzerrung, Wavefolding und Saturierung. Mit ihm ist, ähnlich wie mit dem Drive-Effekt beim Alpha, vieles möglich – von leichtem Falten sinusoidaler Sounds bis hin zur kompletten Zerstörung. Weil der Output des Waveshapers in die zwei Filter geht, hat man den Klang dennoch immer unter Kontrolle.

Mit dem Waveshaper vor den zwei Filtern kann der FM-Sound weiter präzisiert oder zerstört werden.
Mit dem Waveshaper vor den zwei Filtern kann der FM-Sound weiter präzisiert oder zerstört werden.

Man sieht: Da ist einiges drin und es ist einfach, am Rechner wie am iPad, gezielt zu arbeiten. Zudem halten die Presets von Omega einige interessante Sounds parat. Sie lassen sich, wie immer bei FM-Synthese, schnell zu eigenen Presets ummodeln, was den Einstieg ebenfalls erleichtert. Wie bei Alpha überzeugen die Effekte leider nur manchmal – Delay und Reverb sind etwas generisch – aber solche können ja auch nachträglich in der DAW eingestellt werden.

Audio Samples
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Fairy Key Clear Lead Impact Noisy Seq Vrombissement Astrpds Risa JM Unexpected Lead

Fazit

BLEASS schlägt mit Alpha und Omega eine schöne Brücke zwischen Rechner und iPad. Wer gerade anfängt, sich mit Software-Synthesizern und Musikproduktion zu beschäftigen, hat mit den beiden Tools zwei gute Einstiegspunkte zur Auswahl. Aufgrund des identischen Layouts ist es gut denkbar, erst einmal einen von ihnen für kleines Geld am iPad auszutesten und dann bei Bedarf auf die Computerversion umzusteigen. Oder man investiert unter iOS bzw. iPadOS mit In-App Käufen in mehr Presets und nimmt einfach Samples für die Produktion auf dem Tablet auf.
Aufgrund ihres übersichtlichen Layouts sind beide Soft Synths einfach zu bedienen und weisen zugleich genug Detaileinstellungen. Ein paar mehr LFOs bzw. LFO-Ziele und kreativere Effekte würden ihnen vielleicht gutstehen, aber sie erzeugen auch ohne deren Zutun dank Stereo-Oszillation (Alpha) und FM mit Waveshaping (Omega) hochwertige und einzigartige Grundsounds. Manchmal wird man außerdem von ihren Presets etwas enttäuscht – doch das sollte eigentlich nur dazu animieren, eigene zu erstellen. Und das macht von Alpha bis Omega extrem viel Laune, daher habe ich unterm Strich kaum etwas zu meckern.

PRO

  • hochwertige Grundsounds
  • Stereo-Oszillatoren (Alpha)
  • simple FM-Synthese (Omega)
  • Waveshaping und Dual-Filter
  • MPE-Kompatibilität
  • übersichtliches Interface

CONTRA

  • wenige Modulationsquellen
  • Effekte etwas generisch

FEATURES

  • BLEASS Alpha:
  • Virtual Analog Polysynth
  • drei Oszillatoren mit Waveshaping pro Stimme
  • zwei State-Variable-Filter
  • zwei LFOs und eine freie Hüllkurve pro Stimme
  • Arpeggiator und Modulationssequenzer
  • MPE-Kompatibilität
  • integrierte Stereo-Effekte
  • über 200 Factory-Presets
  • BLEASS Omega:
  • FM-Synthesizer
  • 4 Operatoren, 11 Algorithmen
  • zwei State-Variable-Filter und Waveshaper
  • zwei LFOs und eine freie Hüllkurve pro Stimme
  • Arpeggiator und Modulationssequenzer
  • MPE-Kompatibilität
  • integrierte Stereo-Effekte
  • über 200 Factory-Presets

PREISE

  • BLEASS Alpha für PC/Mac: 69 Euro
  • BLEASS Alpha Bundle für PC/Mac (mehr Presets): 99 Euro
  • BLEASS Alpha für iOS: 14,99 Euro
  • BLEASS Omega für PC/Mac: 49 Euro
  • BLEASS Omega Bundle für PC/Mac (mehr Presets): 59 Euro
  • BLEASS Omega für iOS: 9,99 Euro
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertige Grundsounds
  • Stereo-Oszillatoren (Alpha)
  • simple FM-Synthese (Omega)
  • Waveshaping und Dual-Filter
  • MPE-Kompatibilität
  • übersichtliches Interface
Contra
  • wenige Modulationsquellen
  • Effekte etwas generisch
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