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Casio XW-G1 Test

Die Nachricht, dass Casio wieder Synthesizer baut, ließ Anfang des Jahres aufhorchen. Viele Jahre lang hatten sich die Japaner in den Bereich der Lowcost-Arrangerkeyboards zurückgezogen und waren aus der Profi-Szene verschwunden. Nur noch Eingeweihte konnten sich daran erinnern, dass der Hersteller mit der CZ-Serie seinerzeit durchaus eine Reihe von Synths mit Kultstatus hervorgebracht hatte. Jetzt ist Casio wieder da und meldet sich mit gleich zwei Geräten im Synth-Kosmos zurück. Den Performance-Synthesizer XW-P1 haben wir unlängst bereits getestet. Jetzt ist sein Bruder an der Reihe: Der Groove-Synth XW-G1.

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Während der P1 mit seinem umfangreichen Klangangebot, seiner Hex-Layer-Funktion und der Drawbar-Orgel eher auf den Kundenkreis der Band-Keyboarder zielt, hat sich der G1 ganz der Groove-Fraktion verschrieben. Zwar ist die Verwandtschaft der beiden Geräte äußerlich nicht zu übersehen, und auch bei der Klangerzeugung gibt es viele Gemeinsamkeiten. Der G1 verzichtet jedoch auf einige Features der Synth-Sektion und bietet stattdessen Groove-Tools wie einen Looper und Möglichkeiten zur Echtzeitsteuerung. Das lässt auf einen hohen Spaßfaktor hoffen!

DETAILS

Der XW-G1 kommt in einem in schwarz und silber gehaltenen Plastikgehäuse daher und bringt gerade einmal 5 kg auf die Waage. Es ist also kein Problem, ihn überall hin mitzunehmen, zumal er sich auch mit Batterien betreiben lässt. Auffällig ist das rote Design der Bedienoberfläche, das im Zusammenspiel mit den blauen LEDs ein echter Blickfang ist.
Alles wirkt ausreichend stabil und solide verarbeitet, obwohl das Gerät fast vollständig aus Plastik ist. Die Drehknöpfe liegen gut in der Hand und wackeln nicht, und die Gummitaster fühlen sich ebenfalls gut an. Man muss sie schon richtig drücken, wodurch es nicht so schnell passiert, dass man sie versehentlich betätigt. Viele der Taster werden von LEDs begleitet, die Aufschluss über die eingestellten Funktionen geben. Auf der rechten Seite befindet sich eine gummierte Ablage, auf der man Kleingeräte wie MP3-Player rutschfest unterbringen kann – ein sehr praktisches Detail!

Die 61 normal große Tasten umfassende Klaviatur spielt sich für ein Instrument in dieser Preisklasse sehr angenehm. Die leicht gewichteten Tasten in Klavier-Optik besitzen einen recht großen Hub, wodurch sie sich für einen Synth erstaunlich differenziert bedienen lassen. Natürlich ist die Tastatur nicht für ein Klavierkonzert geeignet, aber für einen Groove-Synth wirkt sie fast schon luxuriös. Links von der Tastatur befinden sich ein Pitchbend- und ein Modulationsrad, die ich nicht ganz so gelungen finde. Sie fühlen sich etwas wackelig an und liegen sehr dicht beieinander, so dass man schnell unbeabsichtigt dagegen kommt.

Werfen wir einen Blick auf die Bedienoberfläche, deren Design beim ersten Hinschauen Assoziationen an alte Science-Fiction-Serien weckt – irgendwie oldschool-futuristisch… Ganz links befindet sich die Abteilung für die Echtzeitsteuerung von Sounds und Sequenzen. Hier sitzen vier programmierbare Drehregler und neun Fader, die leider ziemlich kurz ausgefallen sind. Mit den vier Buttons ganz links wird ausgewählt, welcher Bereich des Synths von den Fadern gesteuert wird. So kann man z.B. mit einem Tastendruck die Filtereinstellungen auswählen und hat die entsprechenden Parameter dann auf den Schiebereglern liegen. Stylische blaue Leuchtstreifen geben jederzeit Aufschluss darüber, welcher Bereich gewählt ist. Die Buttons 1-16 dienen vornehmlich der Bedienung des Step-Sequenzers, zu dem wir später noch kommen werden. Das bläulich schimmernde LCD-Display in der Mitte des Cockpits dient der Anzeige von Sounds und Sequenzen und der Programmierung über verschiedene Menüs. Die Anzeige ist rudimentär grafikfähig und gut ablesbar. Das Display wird von einem elegant versenkten Data-Wheel begleitet, womit sich Werte schnell und genau einstellen lassen. Links vom Display befinden sich der Regler für die Gesamtlautstärke und der Power-Button, der damit etwas ungewöhnlich und nicht ganz ungefährlich positioniert ist. Außerdem finden wir hier einige Taster, die der Auswahl des Betriebs-Modus dienen. Darunter hat die Tempo-Sektion mit +/- Buttons und einem Tap-Tempo-Taster Platz gefunden. Direkt unterhalb des Bildschirms warten einige Knöpfe für die Steuerung des Loopers, des Phrasen-Sequenzers sowie des Arpeggiators. Auch ein Taster zum Aufrufen des Mixers parkt hier. Darunter sitzen die Knöpfe für die Part- und Step-Auswahl des Step-Sequenzers, sowie ein Start/Stop- und ein Chain-Button, der der Verkettung von Patterns dient. Außerdem gibt es hier acht Knöpfe, mit denen sich Variationen des eingestellten Patterns aufrufen lassen. Rechts vom Display finden wir 12 Taster zur direkten Soundauswahl, sowie die Navigations-Knöpfe für die Menüführung: Enter, Exit, Yes, No… Zu guter Letzt gibt es hier noch zwei Octave-Shift- und einen Transpose-Taster.

RÜCKSEITE
Neben dem Anschluss für das externe Netzteil bietet die Rückseite einen Kopfhöreranschluss sowie einen Stereo-Line-Ausgang über zwei Klinkenbuchsen. Weiter geht’s mit einem Mikrofoneingang – ebenfalls eine Mono-Klinkenbuchse – und einem dazugehörigen Volume-Poti. Ein als Mini-Klinkenbuchse ausgeführter Stereo-Audioeingang dient dem Anschluss eines externen Geräts wie zum Beispiel eines MP3-Players, dessen Signal dem XW-G1 beigemischt werden kann. Zum Anschluss einer weiteren externen Klangquelle dient der Inst-In. Hier anliegende Audiosignale lassen sich in die Synth-Klangerzeugung und den Looper des XW-G1 einbinden. Und natürlich darf auch ein Anschluss für ein Sustainpedal nicht fehlen.
Die MIDI-Sektion verfügt über einen Eingang und eine kombinierte Out-/Thru-Buchse. Zum direkten Anschluss an einen Computer ist auch ein USB-Port vorhanden. Dieser kann nicht nur MIDI-Daten übertragen, sondern dient in Verbindung mit einer von Casio kostenlos zur Verfügung gestellten Software auch zur Archivierung von Einstellungen des Synths auf dem Rechner. Zu guter Letzt gibt es noch einen SD-Kartenslot, über den man Klangprogramme und Sequenzen abspeichern und MIDI-Files abspielen kann.

KONZEPT
Die Klangerzeugung des XW-G1 ist in zwei grundsätzlich verschiedene Blöcke unterteilt. Wie auch beim Schwestermodell XW-P1 gibt es einen gut ausgestatteten Solo-Synthesizer, der mit bis zu 6 Oszillatoren bzw. Klangquellen (Rauschgenerator und externen Eingang mitgezählt) für mächtige Synth-Leads und Bässe taugt. Er lässt sich mit den Reglern und Fadern in vielen Bereichen flexibel in Echtzeit steuern und lädt damit zu ausgedehnten Klangbasteleien ein. Für den Solo-Synth stehen 100 Presets und 100 User-Speicherplätze zur Verfügung. Das zweite Standbein der Sound Engine wird von der samplebasierten PCM-Klangerzeugung gebildet. Hier gibt es 300 Presets, worunter neben einer breiten Auswahl von Naturinstrumenten auch zahlreiche Synth-Sounds sind. Auf 100 User-Speicherplätzen lassen sich Bearbeitungen dieser Klänge abspeichern. Desweiteren stehen 20 Preset- und 10 User-Drumkits zur Verfügung. Die PCM-Sektion bietet im Vergleich zum Solo-Synth nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Klangformung – so gibt es hier zum Beispiel kein resonanzfähiges Filter. Dennoch ist sie mehr als eine bloße Beigabe, wie wir im Praxis-Check noch sehen werden. Dank der PCM-Klangfarben ist der XW-G1 GM-kompatibel. Auch die Begleitspuren des Step-Sequenzers greifen auf diese Sounds und Drumkits zurück. Als Groove-Synthesizer bietet der XW-G1 eine Reihe von Loop-Performance-Tools. Der Step-Sequenzer kann weit mehr, als sein Name zunächst vermuten ließe. Er verfügt über 9 Spuren und lässt sich fast wie eine Begleitautomatik einsetzen (damit kennt Casio sich ja bekanntlich aus!). Außerdem gibt es einen Phrasen-Sequenzer, mit dem man vorgefertigte oder selbst aufgenommene Phrasen per Tastendruck wiedergeben und transponieren kann. Der Looper dient dem Overdubbing von Loops in Echtzeit und kann neben der internen Klangerzeugung auch die Signale des Mikrofon- und des Inst-Eingangs verwerten. Auch ein umfangreich ausgestatteter Arpeggiator ist an Bord. Alle diese Groove-Tools lassen sich gleichzeitig und in Kombination miteinander benutzen. Auch die Synchronisation als Master oder Slave per MIDI-Clock ist natürlich möglich – ansonsten würde das alles ja auch wenig Sinn machen. Die umfangreiche Ausstattung des XW-G1 mit Groove-Werkzeugen macht definitiv Lust auf ausgedehnte Jamsessions. Probieren wir das also einmal aus!

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PRAXIS

Solo-Synthesizer
Die monophone Solo-Synthesizer-Sektion entspricht der des Schwestermodells XW-P1. Hier finden wir einen ausgewachsenen Synth mit bis zu 6 Oszillatoren bzw. Klangquellen vor. Die Synth-Oszillatoren 1 und 2 liefern jeweils eine von 766 Wellenformen. Darunter sind neben den Standards Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck und PWM auch zahlreiche Wellenformen von bekannten Größen der Synthesizer-Geschichte, unter anderem über 30 aus der Casio CZ-Serie. Für diese beiden Oszillatoren ist Pulsbreitenmodulation und für Oszillator 2 auch Oszillator-Sync verfügbar. Die nächsten beiden Oszillatoren können jeweils eine von 1.990 PCM-Wellenformen beisteuern. Neben Samples von Naturinstrumenten wie Klavier, Streichern und Gitarren finden sich hier auchn etliche Synth-Sounds, so dass diese beiden Oszillatoren durchaus auch bei der Programmierung von Synthesizer-Klängen nützlich sein können. Der fünfte Baustein ist ein Rauschgenerator. Block 6 wird vom externen Eingangssignal gebildet, wofür ein Pitch-Shifter zur Verfügung steht. Auf der Oszillator-Ebene gibt es für jeden Block ein einfaches, in 15 Stufen einstellbares Tiefpassfilter ohne Resonanz sowie Amp-, Filter- und Pitchhüllkurven. Global stehen 2 LFOs mit jeweils 8 Wellenformen zur Verfügung. Für den Gesamtsound kommen ein Multimode-Filter (3 Typen) mit Resonanz und eigener Hüllkurve sowie ein DSP-Effekt hinzu.
Der Solo-Synthesizer lässt sich über die Schieberegler recht komfortabel editieren. Fast alle Einstellungen sind schnell erreichbar und im Echtzeitzugriff. Oszillator-, Hüllkurven- und Filtereinstellungen lassen sich per Tastendruck aufrufen und liegen dann auf den Schiebereglern. Die Bedienung des Solo-Synths ist damit beim XW-G1 deutlich intuitiver und besser gelöst als beim Bruder XW-P1, wo man für viele Einstellungen in Menüs abtauchen muss. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir der G1 mehr Spaß gemacht hat als sein Zwilling, obwohl er auf dem Papier weniger klangliche Möglichkeiten bietet.

Für ein Gerät in dieser Preisklasse ist die Solo-Synth-Abteilung ziemlich gut bestückt. Einiges bleibt im Dunkeln – so ist mir bis jetzt nicht endgültig klar, wo Samples zum Einsatz kommen. Die hohe Zahl der Synth-Wellenformen historischer Geräte deutet darauf hin, dass auch die Oszillatoren 1 und 2 zumindest teilweise auf Samples zurückgreifen. Allerdings bieten sie auch Pulsbreitenmodulation und Oszillator-Sync, was wiederum auf eine virtuell-analoge Technik schließen lässt. Auch bei Casio konnte man mir darauf keine wirklich überzeugende Antwort geben.
Wie dem auch sei – lassen wir den Sound des Solo-Synthesizers für sich sprechen. Der XW-G1 kann durchsetzungsfähige Lead-Sounds genauso liefern wie druckvolle Bässe. Er hat durchaus einen eigenständigen Charakter, der stets etwas rau und auf eine angenehme Weise ungehobelt ist. Der Sound des Solo-Synths liegt irgendwo zwischen virtuell-analog und Plastik-Trash und ist sicherlich nicht für jeden Geschmack etwas. Mir hat er aber Spaß gemacht. Hier hört ihr einige Beispiele von Presets der Solo-Synth-Sektion:

Audio Samples
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Solo-Synth 1 Solo-Synth 2 Solo-Synth 3 Solo-Synth 4 Solo-Synth 5 Solo-Synth 6 Solo-Synth 7

PCM-Klangfarben
Weiter geht’s mit der polyphonen PCM-Sektion. Hier müssen wir uns mit deutlich weniger Eingriffsmöglichkeiten in den Sound begnügen. Es gibt lediglich ein einfaches Filter ohne Resonanz, eine simple Amp-Hüllkurve und Vibrato. Die PCM-Klänge dienen nicht nur dem Spielen auf der Tastatur, sondern bilden auch die Grundlage für die Begleitspuren des Step-Sequenzers. Unter den 300 Presets finden wir zunächst zahlreiche Naturinstrumente wie Pianos, E-Pianos, Orgeln, Streicher und Gitarren. Diese sind leider qualitativ nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Die Samples sind kurz geloopt und lassen Ausdruckskraft und Charakter vermissen. Natürlich kann man von einem Instrument in dieser Preisklasse nicht erwarten, dass es mit den Keyboards der Top-Liga mithalten kann. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, etwas weniger Klänge anzubieten und dafür ein größeres Augenmerk auf die Qualität zu legen. Die folgenden Beispiele zeigen einige der Naturinstrumente des XW-G1.

Audio Samples
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PCM – Piano PCM – E-Piano PCM – Strings

Die PCM-Sektion kann aber auch Synth-Sounds liefern. Diese sind qualitativ deutlich besser als die Naturinstrumente und lassen sich gut verwenden. Neben Pads und Strings gibt es hier auch eine Reihe von Synth-Bässen und -Leads. Schade, dass man die nicht noch detaillierter editieren kann – vor allem ein resonanzfähiges Filter wäre hier manchmal eine echte Bereicherung!

Audio Samples
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PCM – Synth Bass 1 PCM – Synth Bass 2 PCM – Trance PCM – Synth 1 PCM – Synth Strings

Step-Sequenzer
Der Step-Sequenzer des XW-G1 ist vielseitig verwendbar und ein Highlight des Geräts. Er bietet neun Spuren und vier zusätzliche Controller-Tracks. Damit kann er nicht nur einfache Sequenzen abspielen, sondern auch wie eine Art Begleitautomatik arbeiten. Dank einer Key-Shift-Funktion lassen sich Patterns während des Spielens transponieren. Auch eine Verkettung von Patterns zu einem kompletten Song ist möglich. Selbstverständlich ist der Step-Sequenzer per MIDI-Clock synchronisierbar. Die Preset-Patterns machen Spaß und laden zu ausgedehnten Jamsessions ein. Die Bedienung des Step-Sequenzers erfolgt über die 16 Step-Buttons oberhalb der Fader sowie über die Part- und Step-Taster, mit denen die zu bearbeitende Spur und der Schritt ausgewählt werden. Natürlich ist die Programmierung einer kompletten Begleitung mit einem Step-Sequenzer eine ziemlich aufwändige Sache (vor allem die Programmierung tonaler Begleitspuren), aber der Sequenzer des XW-G1 ist mit allen Einstellmöglichkeiten ausgestattet, die man dafür brauchen könnte. Hier zeigt sich Casios Erfahrung im Bereich der Arranger-Keyboards.
Aber auch im Kleinen erweist sich der Step-Sequenzer als ein schönes Tool mit hohem Spaßfaktor. Da sich alle Bearbeitungen auch bei laufendem Sequenzer durchführen lassen, kann man Patterns langsam wachsen lassen und nach und nach zu einem Track zusammenbauen. Hier hört ihr drei Beispiele von Preset-Patterns, bei denen ich auch die Key-Shift-Funktion benutzt habe:

Audio Samples
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Step-Seq – Song 1 Step-Seq – Song 2 Step-Seq – Song 3

Arpeggiator und Phrasen-Sequenzer
Als “Groove Synthesizer” bietet der XW-G1 noch einige andere Werkzeuge für die Arbeit mit Loops und Phrasen. Der Arpeggiator ist gut ausgestattet und bietet 100 Preset-Patterns, unter denen sich neben den Standards zum Beispiel auch komplette Basslines befinden. Alle wichtigen Einstellmöglichkeiten wie Notenlänge, Anschlagstärke und Timing der einzelnen Steps sind vorhanden. Zur Speicherung von bearbeiteten Arpeggios stehen 100 User-Speicherplätze zur Verfügung. Der Phrasen-Sequenzer ermöglicht das Aufnehmen und Wiedergeben von Phrasen. Man kann eine Phrase einspielen und sie dann per Tastendruck triggern, wobei auch eine transponierte Wiedergabe möglich ist. Das macht Spaß und eignet sich hervorragend für Live-Performances.
Sample Looper
Looper sind ja als kreatives Tool für spontane Performances derzeit sehr in Mode. Der XW-G1 hat ebenfalls einen Sample-Looper an Bord, mit dem sich externe Signale (vom Mic- oder Inst-Eingang) oder auch das Ausgangssignal des Synths selbst per Overdubbing zu Loops schichten lassen. Der Clou an der Sache ist, dass sich das Resultat als Sample im Synthesizer-Speicher ablegen lässt. Dafür stehen zwar leider nur 10 Speicherplätze zur Verfügung, aber immerhin. Der XW-G1 wird dadurch zum Mini-Sampler. Leider ist der Speicher des Loopers mit maximal 9 Sekunden (42 kHz, mono) wirklich nicht besonders üppig ausgefallen. Zum kreativen Herumspielen taugt es aber allemal. Der Looper bietet verschiedene Aufnahmemodi. Darunter ist auch ein Modus, der Samples automatisch teilen kann, so dass man zum Beispiel schnell mehrere Drums aufnehmen kann. Auch für den Start der Aufnahme gibt es mehrere Möglichkeiten. Das Starten per Tastendruck ist ebenso möglich wie die Aufnahme beim Überschreiten eines einstellbaren Pegels am Eingang. Was bei der Arbeit mit dem Looper etwas stört, ist die sehr dürftige Ausstattung dieser Funktion mit Bedienelementen. Direkt auf dem Panel gibt es lediglich “Rec”- und “Play/Stop”-Knöpfe. Für alle weiteren Einstellungen muss man ins Menü, was vor allem bei dieser eigentlich so wunderbar spontanen Funktion den Workflow oft unterbricht.
Bedienung
Damit sind wir beim Stichwort Bedienung angekommen. Wie auch der Bruder XW-P1 lässt der XW-G1 hier ein paar Federn. Im Vergleich zum P1 erschließt sich der G1 zwar etwas schneller, weil die Struktur nicht ganz so verworren ist. Trotzdem ist die Bedienung oft hakelig und wenig intuitiv. Einige Funktionen sind nur in einem ganz bestimmten Modus verfügbar, und wenn man auf gut Glück an den Reglern dreht, passiert oft erstmal gar nichts. Für viele Einstellungen muss man dann doch in die Menüs abtauchen, wobei das recht kleine Display nicht gerade hilfreich ist. Vor allem für Einsteiger könnte das einen hohen Frustfaktor bedeuten. Der XW-G1 möchte ein Groove-Synth mit hohem Spaßfaktor und einer spontanen Echtzeit-Herangehensweise sein, ist es aber in der Praxis leider oft nicht. Allerdings gefällt mir die Bedienung der Synthesizer-Abteilung deutlich besser als beim XW-P1. Fast alle Synthese-Parameter lassen sich mit den Schiebereglern unkompliziert einstellen. Das ist ein Bedienkonzept, von dem auch der XW-P1 stark profitiert hätte. Schon beim XW-P1 habe ich das bisweilen verwirrende und nicht gerade toll übersetzte Handbuch kritisiert. Dies gilt leider auch für den XW-G1. Obwohl die Anleitung einen Einsteigerkurs beinhaltet, ist sie oft sehr technisch formuliert und vor allem für Anfänger die gerade ihre ersten Schritte mit einem Synthesizer tun, schwer verständlich. Die an vielen Stellen etwas unglückliche Übersetzung wirft zusätzliche Fragen auf.

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FAZIT

Der Casio XW-G1 ist ein “Groove Synthesizer” mit einem flexiblen Step-Sequenzer, einem Phrasen-Sequenzer und einem Sample-Looper. Die Solo-Synth-Sektion liefert druckvolle, charakterstarke Klänge und bietet neben vielen Einstellmöglichkeiten auch ein überzeugendes Echtzeit-Bedienkonzept. Die PCM-Klänge enttäuschen aber vor allem im Bereich der Naturinstrumente. In Sachen Groove-Tools kann man beim XW-G1 aus dem Vollen schöpfen: Neben dem sehr flexibel einsetzbaren und vollständig programmierbaren Step-Sequenzer und dem Phrasen-Sequenzer gibt es auch einen umfangreichen Arpeggiator und einen Sample-Looper. Dieser bietet zwar wenig Speicher, taugt aber wegen der Möglichkeit, die Loops als Samples abzuspeichern, für mehr als bloßes Schichten von Loops. Leider ist die Bedienung des XW-G1 für einen Groove-Synth etwas zu kompliziert ausgefallen. Daher gibt es neben einem stellenweise hohen Spaßfaktor leider auch ein bisschen Frustpotenzial. Trotzdem ist die Rückkehr von Casio auf den Synthesizer-Markt eine gute Nachricht! Wir sind sehr gespannt, was als Nächstes kommt.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Möglichkeiten und Klang der Solo-Synth-Sektion
  • Looper mit Sampler-Funktionen
  • flexibler Step-Sequenzer
  • Bedienkonzept der Synth-Abteilung
Contra
  • Klangqualität der Naturinstrumente
  • Speicherkapazität des Loopers sehr dürftig
  • Struktur und Bedienung zu kompliziert
  • Verwirrendes Handbuch mit zahlreichen Übersetzungsfehlern
Artikelbild
Casio XW-G1 Test
Für 299,00€ bei
CAS_XW-G1_03_Schraeg_Rechts
TECHNISCHE DATEN
  • 61 normal große Tasten
  • Polyphonie: 64 Noten (1-32 bei bestimmten Klangfarben)
  • Solo-Synthesizer-Klangfarben: 100 Preset, 100 User
  • PCM-Melodie-Klangfarben: 300 Preset, 100 User
  • PCM-Drum-Klangfarben: 20 Preset, 10 User
  • User-Wellenformen (Samples): 10 Speicherplätze
  • Effekte: System-Hall, System-Chorus, DSP-Effektsektion (53 Typen, darunter 7 speziell für Solo-Synthesizer-Sektion), Master-EQ mit 4 Bändern
  • Performance-Modus: 100 Presets, 100 User-Speicherplätze
  • Phrasen-Sequenzer: 100 Presets, 100 User-Phrasen, 128 KB Speicherkapazität, Overdub-Funktion
  • Step-Sequenzer: 100 Presets, 100 User-Sequenzen
  • Anzahl Spuren: Mono: 8; Poly: 1; Control: 4
  • Patterns: 8 Typen je Sequenz
  • Ketten: 100
  • Maximale Schrittzahl: 16
  • Arpeggiator: 100 Presets, 100 User-Arpeggios
  • Mixer: 16 interne Parts + extern eingegebene Parts
  • Sample Looper: 10 Anwender-Samples
  • Auflösung: 42 oder 21 kHz, 16 bit
  • MIDI: 16-fach multitimbral, konform zu GM Level 1
  • Räder: Pitch Bend, Modulation
  • Speicherkarten-Slot: Unterstützt SD- oder SDHC-Speicherkarten bis 32 GB; Funktionen: SMF-Wiedergabe, Audiodatei-Wiedergabe, Speichern, Einlesen und Löschen von Dateien, Kartenformatierung
  • Anschlüsse: USB-Port Typ B, MIDI IN/OUT, Sustain, Kopfhörer, LINE OUT (L/Mono – R), Audio-Eingang (Stereo-Miniklinkenbuchse), Instrument-Eingang (6,3mm-Klinkenbuchse), Mikrofon (6,3mm-Klinkenbuchse)
  • Stromversorgung: externes Netzteil oder 6 Batterien Typ Mono (D)
  • Batterielebensdauer: ca. 35 Stunden
  • Abmessungen: 94,8 x 38,4 x 12,4 cm
  • Gewicht: ca. 5,4 kg (ohne Batterien)
  • Preis: 599,00 Euro UVP
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