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Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Test

Das Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Kompressor-Pedal ist ein Update des „Golden Ratio“, das um eine weitere voll-analoge Schaltung erweitert wurde und nun mit drei unterschiedlichen Kompressoren aufwarten kann.

Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Test

Frisch aus der griechischen Hauptstadt Athen hat das Phi V2 den Weg ins bonedo-Labor gefunden und wartet darauf, auf Herz und Nieren oder besser gesagt auf Threshold und Attack getestet zu werden. Ich bin gespannt, wie die drei Kompressoren das Gitarrensignal bearbeiten und wo die Unterschiede liegen.

Die in Athen ansässige Boutique-Pedalschmiede Crazy Tube Circuits ist für ihre sehr hochwertigen, dabei aber im Vergleich zu anderen Edeltretern durchaus bezahlbaren Kreationen bekannt, die allesamt dort konzipiert und in Handarbeit gefertigt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Gleich drei unterschiedliche Kompressor-Schaltungen hat der Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 anzubieten.

Mit seinen Abmessungen von 124 x 62 x 57 mm (T x B x H) und einem Gewicht von 326 Gramm besitzt das Golden Ratio Phi V2 quasi Standardabmessungen und kann seitens der Verarbeitung auf ganzer Linie überzeugen. Das Gehäuse ist schwarz lackiert und ermöglicht deshalb ein vollkommen problemloses Ablesen des weißen Aufdrucks der sechs griffigen Potis. Dank der schwarzen Skalenstriche ist die Position der weißen Regler zudem auch aus der Entfernung auszumachen, sehr gut!

Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich an der Stirnseite, genau wie die Netzteilbuchse, die den Anschluss eines 9-Volt-Netzteils (Minus innen) ermöglicht. Ein Stromspender ist jedoch nicht Teil des Lieferumfangs und Batteriebetrieb ist ebenfalls nicht möglich.

Schauen wir uns die Bedienfläche des robusten Pedals einmal etwas genauer an.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Bedienoberfläche stehen sechs Potis zum Bearbeiten des Audiosignals bereit, alle mit weißen Potiknöpfen und Skalenstrich.

Insgesamt sechs samtig drehende Regler ermöglichen ein Einstellen von Volume, Blend, Ratio, Release, Attack und Threshold, ein Kippschalter wählt zwischen den drei vollanalogen Kompressorschaltungen, genauer gesagt bietet das Pedal einen FET, einen OTA und einen Opto-Kompressor, auf die ich kurz eingehen möchte.

Bei einem FET-Kompressor kommen Feldeffekt-Transistoren zum Einsatz, die ausgesprochen kurze Attackzeiten ermöglichen. Der bekannteste FET-Kompressor ist der gute alte Urei 1176.

Beim OTA Kompressor (Operational Transconductance Amplifier) handelt es sich laut Hersteller um die Eigeninterpretation einer Feed-Forward-Detektor-Schaltung, wie sie bei den meisten Gitarrenkompressoren zum Einsatz kommt.

Fehlt nur noch der Opto (Optical) Kompressor, der mit einer Fotozelle arbeitet und mit einer Feedback-Detector-Schaltung kombiniert wurde. Heraus kommt laut Hersteller ein organisch und unaufdringlich klingender Kompressor, der auch bei extremen Einstellungen musikalisch ans Werk gehen soll. Berühmtester Vertreter dieser Gattung ist sicherlich der Teletronix LA2A.

Je nach Threshold-Einstellung des jeweils angewählten Kompressors leuchtet eine rote LED und vermittelt auch eine optische Kontrolle.

Erwartungsgemäß arbeiten die Regler bei den drei Kompressorschaltungen unterschiedlich, so reicht der Ratio-Regler im FET-Modus von 1,5:1 bis 10:1, im OTA-Modus von 1:1 bis 20:1 und im Opto-Modus von 1,5:1 bis 15:1.

Mit dem Blend-Regler lässt sich das komprimierte mit dem direkten Signal mischen, was auch als Parallelkompression bekannt ist und extreme Kompressoreinstellungen ermöglicht, die dann dem Direktsignal beigemischt werden können.

Der Volume-Regler ermöglicht bei höheren Reglerstellungen auch einen Clean-Boost und fährt die Vorstufe des Amps entsprechend härter an. Das interessiert mich natürlich auch, daher gibt es später im Praxisteil ein entsprechendes Beispiel.

Der Soft-Click-Fußschalter weckt das Pedal aus dem True-Bypass, was gleichzeitig eine weiße LED zum Leuchten bringt, die den aktiven Zustand signalisiert. Im deaktivierten Zustand wird das einkommende Signal direkt an den Ausgang geleitet.

Fotostrecke: 2 Bilder Anschlussseitig bringt das Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 die Grundausstattung mit,…

Das alles klingt ausgesprochen spannend und wie sich die einzelnen Komponenten und Einstellungen auf den Klang auswirken, wird sich im Praxisteil zeigen. Vorher aber schauen wir uns das Pedal noch genauer an, denn unter der Haube verbirgt sich ein Wahlschalter, der die eingespeisten 9 Volt auf ganze 18 Volt verdoppelt und somit den Headroom deutlich erweitert.

Ebenfalls auf der Platine im Inneren befindet sich ein Trimmer für das Verhältnis zwischen FET-Kompressionsschaltung und Verzerrung. Werden Pickups mit hohem Ausgangspegel oder ein Bass verwendet, lassen sich die hörbaren Verzerrungen der FET-Komprimierung einstellen. Mit dieser Trimmereinstellung wird auch das Kompressionsverhältnis der FET-Schaltung beeinflusst. Bei den Ota- und Opto-Schaltungen zeigt der Trimmregler jedoch keine Wirkung. Wird der Regler im Uhrzeigersinn gedreht, treten weniger Verzerrungen auf und das Kompressionsverhältnis verringert sich.

Fehlt nur noch der Output/Make-Up-Gain-Schalter ebenfalls im Inneren des Phi V2, der zwischen High- oder Low-Ausgang und Make-up-Gain-Schaltung wählt. Eine hohe Make-up-Gain-Einstellung des Schalters fügt dem Ausgangssignal eine zusätzliche Verstärkung von 8 dB hinzu.

So weit, so gut. Ich bin sehr gespannt, wie sich das tadellos gefertigte Pedal nun im Praxisteil schlägt.

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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Kompressorpedale zwar subjektiv deutlich spürbar, oftmals aber für einen Zuhörer schwer klanglich nachvollziehbar sind. Daher habe ich recht extreme Einstellungen gewählt, um die Unterschiede deutlicher hervorzuheben.

Das Golden Ratio Phi V2 habe ich vor meinem clean eingestellten Marshall JVM 410 geparkt und führe das Boxen-Ausgangssignal in eine Universal Audio OX Box, in der ich eine mit Vintage 30 Speakern bestückte Box ausgewählt habe.

Los geht es mit dem Amp ganz ohne Pedal und einer Strat. Im folgenden Beispiel steht der Blend-Regler auf 0%, der Volume-Regler dafür auf Rechtsanschlag, womit ich herausfinden möchte, wie das Phi V2 als Booster klingt.

Audio Samples
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Amp Pur Volume Max

Der klangliche Abdruck des Pedals ist nicht von der Hand zu weisen und gefällt mir ausgesprochen gut! Man darf dabei nicht vergessen, dass analoge Kompressoren im Studio nicht nur zum Komprimieren, sondern gerne auch zum Verändern des Sounds eingesetzt wurden, was im Plugin- und Digitalzeitalter eher selten der Fall ist und Kompressoren vorwiegend zum Komprimieren verwendet wird.

Mit dem ganz aufgedrehten Volume-Regler wird die Vorstufe des angeschlossenen Röhrenamps deutlich angepustet und sorgt entsprechend für einen verzerrteren, komprimierteren Klang.

Nun habe ich den Blend-Regler auf 100 % Effektsignal gedreht und spiele die drei Kompressortypen an. Dazu habe ich den Ratio- und Threshold-Regler in die Maximalstellung gebracht, der Attack-Regler zeigt auf 12 Uhr.

Für den besseren Vergleich ist zuerst das unkomprimierte, dann das aktivierte Phi V2 Pedal zu hören.

Audio Samples
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FET OTA OPTO
Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Beschriftung
Der Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 hat mit den drei unterschiedlichen Kompressortypen FET/ OTA/ OPTO alles an Board, was das Herz begehrt.

Wie eingangs schon erwähnt, sind die Unterschiede für den Zuhörer mitunter schwer nachvollziehbar, für den Spieler selbst umso deutlich spürbar, dementsprechend passt sich auch das Spiel an.

Nach meinem Empfinden geht der FET knackig-knallig ans Werk und arbeitet die Attacks heraus. Der OTA-Kompressor hat einen etwas anderen Arbeitsweg und bearbeitet das Gesamtsignal ähnlich knackig wie der FET, nur dass hier die Attacks nicht ganz so deutlich herausgearbeitet werden. Der OPTO-Kompressor geht deutlich gutmütiger vor und liefert für mich den rundesten Klang.

Es folgen Beispiele im High-Gain-Kanal des Amps, denn obwohl das Signal schon durch den Amp ordentlich gestaucht wird, kommen auch hier häufig Kompressoren hinzu. Warum das durchaus Sinn macht, zeigen die folgenden Beispiele.

Hier habe ich die Regler des Kompressors folgendermaßen eingestellt:

Volume: 12 Uhr, Ratio:  12 Uhr, Attack: 8 Uhr, Threshold: 14 Uhr

Für die Beispiele kommt nun eine Gibson Les Paul zum Einsatz, auch hier ist zuerst der Amp pur zu hören.

Audio Samples
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Amp Pur FET OTA OPTO

Wie bei den Beispielen zuvor zeigt der Phi V2 hier seine Stärken und geht je nach angewählter Kompressorschaltung vollkommen unterschiedlich ans Werk. Der FET arbeitet auch hier die Attacks heraus, der OTA verdichtet das Signal ohne zu Pumpen und der OPTO liefert einen insgesamt runden, sehr natürlich klingenden Sound.

Wie sich der interne 9-18-Volt-Schalter bemerkbar macht, zeigt das letzte Beispiel. Zuerst ist das Pedal wie zuvor auch mit 9 Volt zu hören, für das zweite Beispiel habe ich den Schalter auf 18 Volt positioniert.

Audio Samples
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Switch 9-18V

Ich muss zugeben, dass für mich der Unterschied nicht deutlich genug herauszuhören ist und auch beim Einspielen nicht wirklich auffiel, und deshalb belasse ich es auch dabei.

Insgesamt hat mich das Golden Ratio Phi V2 restlos begeistert, denn neben seiner Funktion als Kompressor verändert es auch den Klang auf eine äußerst angenehme Art und Weise, wie ich es von Studio-Hardwarekompressoren kenne. Das ist natürlich Geschmacksache, daher ist ein Anspielen dringend notwendig, um herauszufinden, ob der Sound dem persönlichen Geschmack entspricht!

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Mehr Kompressor in einem Pedal bekommt man meines Wissens nirgends und das alles voll analog und mit jeweils separaten Schaltungen! Das tadellos und hochwertig in Athen in Handarbeit gefertigte Golden Ratio Phi V2 zeigt sich als echtes Kompressor-Multitool und dürfte dank der zahlreichen Regelmöglichkeiten auch im Inneren so ziemlich alle Wünsche erfüllen. Aber auch klanglich hinterlässt es deutliche Spuren und “verbiegt“ den Klang auf sehr angenehme Weise, wie man das auch von Studio-Hardwarekompressoren kennt. Den Preis kann man aufgrund der Fülle an Optionen getrost als Schnäppchen bezeichnen. Anspieltipp!

Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Compressor
Das Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 ist ein echtes Kompressor-Multitool, das den Klang auf sehr angenehme Weise verbiegen kann, so wie man das auch von Studio-Hardwarekompressoren kennt.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hochwertige Verarbeitung
  • drei unterschiedliche Kompressortypen FET/ OTA/ OPTO
  • positive Klangbeeinflussung
  • rauscharm
  • zahlreiche Einstellmöglichkeiten
  • Cleanboost-Funktion
  • Blend-Regler ermöglicht Parallelkompression
Contra
  • Keins
Artikelbild
Crazy Tube Circuits Ratio Phi V2 Test
Für 229,00€ bei
  • Hersteller: Crazy Tube Circuits
  • Modell: Phi V2
  • Typ: Kompressor-Effektpedal
  • Herstellungsland: Griechenland
  • Regler: Volume, Blend, Ratio, Release, Attack, Threshold
  • Schalter: FET, OTA, OPTO, Bypass
  • True Bypass: Ja
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC (Center Negativ)
  • Stromaufnahme: 50 mA (9 V), 80 mA (18 V),
  • Spannung: 9 Volt (Netzteil nicht im Lieferumfang)
  • Batteriebetrieb: Nein
  • Maße: 124 x 62 x 57 mm (T x B x H)
  • Gewicht: 326 Gramm
  • Ladenpreis: 229,00 Euro (Mai 2022)
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