D.W. Fearn VT-5 Test

Die. Dabbel You. Föhrn – What? D.W. Fearn! So lautet der Name des genialen Schöpfers – und seiner feinsten 19-Zoll-Waren aus Amerika. Die roten Rack-Geschosse sind hierzulande allerdings nicht sonderlich bekannt, was durchaus am steilen Preisgefilde liegen könnte. In den Staaten, da kennt man den Mann aber – zeugen seine Gerätschaften doch von absolut kompromissloser Verarbeitung, bemerkenswerter Musikalität und atemberaubender Tonalität! Der heutige Testkandidat: D.W. Fearn VT-5. 

D.W. Fearn VT-5: Stereo Tube Equalizer in schräger Ansicht
D.W. Fearn VT-5: Stereo Tube Equalizer im bonedo.de Test

Das dürfte unter anderem daran liegen, dass Schöpfer „Dougy“ fanatischer Producer-Veteran ist. „Mit den Ohren gebaut und nicht auf irgendwelche Messwerte hin optimiert“, lautet das Credo von D.W. Fearn. Call me in, Sir! 

Quick Facts vom D.W. Fearn VT-5

  • All-Tube Stereo Equalizer mit fünf-bändigen, passiven LC-Netzwerk, +10dB Gain
  • “Custom Wound” I/O Übertrager und Spulen von Jensen, 8x 6072A Doppel-Trioden in Class-A
  • dedizierter Low-Cut, Low-Boost, Mid-Cut, HF-Boost & HF-Cut: +/- 14-18 dB
  • Massive Bauweise, Silber-Kontakt-Drehschalter, Netzteil: Solid State mit Ringkerntrafo
  • Handbuilt “Made in the USA”, 7 Jahre Garantie

Stereo-Equalizer mit Elektronenröhren

Der D.W. Fearn VT-5 „Vacuum Tube Stereo Equalizer“ ist ein Stereo-EQ und kommt als solcher ohne Dual-Mono-Mode aus. Der nicht mehr erhältliche D.W. Fearn VT-4 wiederum läuft in Mono und sah genauso aus.

D.W. Fearn VT-5 Frontal
D.W. Fearn VT-5 „Vacuum Tube Stereo Equalizer”: 3 HE, 9 kg und mit fünf passiven Bändern zwischen 8 feinsten Röhren!

Handgefertigt „made in the USA“ gibt es das Ganze teils point-to-point-gelötet sowie mit Autogramm des Monteurs auf der Rückseite. „VT“- das steht für „Vacuum Tube“, Logo!

Fürstliche Verarbeitung, fürstlicher Preis 

Preislich nehmen sich beide EQ-Kisten pro Kanal nur wenig. Günstig ist der Stereo Fearn VT-5 mit einem Straßenpreis von 13.600 € nicht. Allerdings: Wer zwei Units bevorzugt, brauchte fast „nur“ mehr Rack-Space. 

Rückseite mit Anschlüssen
Ritzen angesagt: stilecht mit den Initialen des Endmonteurs und MHD 🙂

Die 13 Bedienelemente gönnen sich jedenfalls ausladende 3 HE an tiefroter Aluminium-Frontplatte. Mit 6,5 mm ist diese ordentlich dick geraten, die restlichen Gehäusewände sind aber auch nicht viel schlanker. Das propere Gewicht von 9 kg ist aber auch dem massiven Ringkerntrafo des internen Netzteils geschuldet.

Chicks w/ Clicks 

Elegant serviert der D.W. Fearn VT-5 sein Äußeres. Sämtliche Regler sind indessen als massive Drehschalter angelegt. Diese Schalter klicken äußerst „saftig“ – ein beherztes Drehmoment ist allerdings Voraussetzung! Aus Versehen verstellt sich hier ganz sicherlich nichts. 

Low Cut and Boost
Hier wird nicht gedreht, hier wird noch geschalten!

Die unteren Regler der Kiste sind für den Hub und mit Skalenscheiben-Potikappen versehen. Die Frequenzwahlschalter darüber sind als sogenannte „Chickenheads“ konfektioniert. Die dicken Chickenhead-Kappen gefallen mir besonders gut.

Gewickelt, nicht geschüttelt 

Die Topologie des VT-5 Equalizers orientiert sich klar am Pultec, ist also von einem Netzwerk passiver und damit interagierender LC-Schwingkreise gekennzeichnet. Dabei isolieren sie feinste 6072A Doppel-Trioden im Class-A Betrieb sowohl im Ein- als auch im Ausgang. 

Alle fünf Bänder des Netzwerkes haben zwischen vier und acht fix gewählte Einsatzfrequenzen. Die äußeren Filter sind als Shelving konzipiert. Der Q des Mittenbandes variiert und wird mit zunehmendem Hub schmaler. Nur der HIGH BOOST ist mit einem Faktor von 0,6 bis 1,7 explizit einstellbar. 

Details Input
Der gelbe Print an den Bedienelementen ist gut lesbar und die dicke Glühlampe für den Power-Status schafft Gemütlichkeit wie in guten alten Zeiten…“

Der Hub aller Bänder fällt mit „14“ bist „18“ durchaus kräftig aus, relativiert sich im konkreten Einsatz aber auch wieder. Deswegen wird korrekterweise auch nicht weiter mit einer Einheit gearbeitet. Die Möglichkeiten lauten wie folgt:

  • Low-Cut: (30, 40, 100, 400) Hz
  • Low-Boost: (20, 40, 60, 100, 140) Hz
  • Mid-Cut: (200, 300, 400, 500, 600, 700) Hz
  • High-Boost: (1,5k, 3k, 4k, 5k, 8k, 10k, 12k & 16k) Hz
  • HF-Q: 0,6 0,8 1,0 1,4 1,7
  • Hight-Cut: (1,7k, 4k, 10k & 28k) Hz
  • Input-Level: (-9, -6, -3, 0, +3, +5, +9) dB

Kombinationen aus Cut und Boost lösen bekanntermaßen einen essenziellen Arbeitseinsatz passiver EQs aus. Die darauffolgenden „krummen Biegungen“ im Frequenz- und Phasengang erzeugen so die „musikalische Magie“. 

Diese Magie entsteht hier zum einen aus feinsten Obertönen im harmonischen Spektrum, die die Röhren erzeugen. Auch die Übertrager und die musikalischen Änderungen per EQ tragen dazu bei. Die Elektronik selbst verwandelt sich quasi in das Instrument!

Gestatten: Jensen. Custom Jensen. 

Die Kondensatoren in den Audiowegen sind aus Polystyrol bzw. Polypropylen gefertigt, die Röhren sind sogar direkt bzw. Point to Point verlötet – sowas geht nur von Hand. Die Spulen der Schwingkreise und die Übertrager zur I/O-Symmetrierung stammen natürlich auch nicht aus dem Regal, sondern sie sind „Custom Wound“!

Details Röhren und Übertrager
Gut sichtbar hier: der dicke Ringkerntrafo, u.l., die vier Röhren mit Metallhüllen daneben, sowie die Übertrager davor: rechts der Output, Links der Input. Und ganz hinten im Bild: das passive Filter-Netzwerk für einen Kanal sowie die grünen Rückseiten der Drehschalter dahinter.

Hier handelt es sich um Auftragswicklungen sozusagen – quasi von der Rolle, nur nicht am laufenden Band. Gewickelt wird jedenfalls von Jensen, und das lässt bereits erahnen, wohin die Reise musikalisch geht: hin zu möglichst feinen Farben und auf gar keinen Fall zu prolligem Gekleckse! 

D.W. Fearn VT-5 – Einbauen oder hinstellen?

Gummifüße für die Desktop-Applikation kann man sich hierzu ebenfalls zu bestellen, und zwar so, dass man sich rückseitig auch durchaus offen zeigen kann. Überraschungen gibt es keine: XLR rein und raus, eine Kaltgerätebuchse nebst Hauptschalter und das wars! 

Details Röhrenanpassung
Hier seht ihr die Röhren von unten und wie sie direkt mit den Widerständen zur Anpassung verlötet wurden. Frühere Modelle besaßen außerdem einen Lüfter, neuere kommen ohne Zwangsbeatmung auf der Rückseite aus.

Irritierend in dem Zusammenhang ist nur, dass es keinen zusätzlichen Power-Schalter an der Front gibt. Bei 85 Watt geleisteter Abwärme wäre das schon hilfreich und hielte vor allem das „Mileage“ der Tubes im Zaum – ist halt nicht … In der Tiefe gönnt sich der stramme Kasten übrigens 35 cm. Ältere Modelle besaßen wohl noch einen kleinen Lüfter und andere Röhren.

PRAXIS

D.W. Fearn VT-5: Ein Ruf, der eilt voraus

Die Line-Vorstufen des D.W. Fearn VT-5 „Vacuum Tube Stereo Equalizer“ orientieren sich am allmächtigen VT-1/VT-2 Preamp und haben direkt 10 dB Gain. Mit einem Pad, das auf den Namen INPUT-LEVEL hört, regelt man anschließend gegen. Beschriftet ist das Ganze dabei von „-9 bis +9“. 

Aufbau der Schaltung
Bitte ab sofort jetzt alle Geräte so bauen, danke!

Allein die Stereo-Stufe klingt bereits traumhaft, weswegen man sie sicherlich auch gar nicht erst deaktivieren kann. Spaß beiseite: OUT/IN aka BYPASS bezieht sich hier einzig auf das Filternetzwerk, nicht auf die Gainstufen. Um die gesamte Schaltung aus dem Audiopfad zu bekommen, muss man eben die restliche Infrastruktur bemühen; sei es der Insert-Taster am Pult, die Patchbay oder die Mastering-Console.

Das passt so weit, auch wenn Hardy-Bypass geiler wäre. Aber ich hör auch die Puristen husten, die grundsätzlich jede Lötstelle mehr beklagen. Ob man heutzutage unbedingt so fette Ringkerntrafos braucht, weiß ich nicht. Immerhin gibt es kein externes Netzteil, was am Ende auch wieder nur ans Gerät geklebt wird.

Praxis: It is what it is

Das am DW Fearn VT-5 gar kein MID Boost Regler vorhanden ist, hat man ebenfalls recht schnell überwunden. Man darf auch nicht vergessen: Dreht man Trebble und Bass zurück, ergibt das ja auch MID-Boost. Das macht Sinn, allerdings ist dieser old-schoolige Ansatz auch etwas zu sehr von der Aufnahmeseite her gedacht.

Für einen gänzlich modernen Mix-Bus-Boliden wären weitere Einsatzfrequenzen in den Tiefmitten bzw. den überlappenden Bänden wünschenswert. Trotzdem zeigt sich der puristische Ansatz in der Gesamtheit durchaus flexibel und die Änderungsmöglichkeiten sind enorm. 

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Mehr Informationen

Zum Vergleich: Mein Manley Massive Passive hat zwar pro Band mehr Optionen, doch nutze ich diese abgesehen von den feineren Frequenzen nur selten. Insofern: Weniger ist manchmal mehr, ja, hier gilt fast schon „set and forget“, so lecker klingt die typische Hi-Fi-Badewanne!

Zu beachten gilt: Hier gibt es nur dedizierte Bänder. Diese boosten also entweder nur oder senken eben nur ab. Ganz konkret verbergen sich dahinter ein LOW CUT und ein LOW BOOST sowie ein HIGH BOOST und ein HIGH CUT – allesamt als Shelving ausgelegt. Dazwischen kommt ein MID CUT mit Q dazu. Nochmal: in beide Richtungen drehen, also „plus und minus“, das gibt es hier nicht! 

Klang des D.W. Fearn VT-5

Fett, majestätisch, übertrieben dick – doch niemals wollig! Muss Sünde denn immer so teuer sein? Das Rot der Front verhält sich wahrlich schon nicht schüchtern im Rack, doch ist der Sound des VT-5 Equalizers nochmal geiler. „What you touch gets instant better“, lautet das Motto.

Audio Samples
0:00
Song – DRY Song – VT-5 – 60boost/40cut – 10k broad Song – VT-5 – 60boost/40cut – 8k narrow Drums – DRY Drums – VT-5 Julia – DRY Julia – VT-5 Julia – VT-5 (EQ) + VT-7 (COMP) Julia – VT-7 (COMP) Pastika – DRY Pastika – VT-5 Pastika – VT-7 + VT-5 Bass – DRY Bass – EQ into COMP, Comp-HPF=OFF Beat – DRY Beat – VT-5 Brutal – DRY Brutal – “WURST” / VT-5 & VT-7 MP3 – DRY MP3 – “HYPED” / VT-5 & VT-7

Und das Knacken der Drehschaltereinstellungen bockt genauso. Fast schon aristokratisch geht man hier ans Werk. Trotzdem wirken die Ergebnisse niemals prollig oder gar grell. Auch wenn es zu viel ist, schlimm klingt der EQ wirklich nie. Aber hört doch einfach selbst! 

Draufsicht Testgerät
D.W. Fearn VT-5 im Test

Test des D.W. Fearn VT-5: Fazit

Der D.W. Fearn VT-5 „Vacuum Tube Stereo Equalizer“ ist ein absolut kompromissloser Stereo-EQ, der seinen eigenen Weg geht. Ja, man könnte sich mehr Details wünschen, aber so wie er ist, ist er auch schon verdammt gut – und bemerkenswert musikalisch. Man verliert sich hier nicht in unzähligen Optionen, sondern kommt nach beherztem Drehen schnell zu tollen Ergebnissen. Wie die beiden LOWs in Kombination Bässe zaubern, wo vorher fast keine waren – magisch! Wie der High-Boost Material öffnet, ohne harsch zu werden – traumhaft! Ja, und wie feinperlig die Amps selbst klingen – es ist ein Genuss. Doch schöne Dinge haben ihren Preis – und der VT-5 macht da leider keine Ausnahme! Sich zu beschweren bringt ja eh nix, jetzt heißt es einfach sparen! 4,5 Sterne 

D.W. Fearn VT-5: Stereo Tube Equalizer in schräger Ansicht

Features

  • Stereo-Equalizer: Class-A Triodenschaltungen für Eingangs- und Ausgangsverstärkung
  • vom D.W.Fearn VT-1/VT-2 Mikrofonvorverstärkern ausgehend
  • ein- und ausgangsseitig mit Jensen Übertragern symmetriert
  • Low Cut bei 30, 40, 100 und 400 Hz, 0 bis -18 dB shelving in 2 dB Schritten
  • Low Boost bei 20, 40, 80 und 140 Hz, 0 bis 12 dB shelving in 2 dB Schritten
  • Mid Cut bei 200, 300, 400, 500, 600 und 700 Hz, 0 bis -30 dB in 3 dB Schritten
  • High Boost bei 2, 3, 4, 5, 8, 10, 12 und 16 kHz, 0 bis 12 dB in 2 dB Schritten
  • High Bandwidth Q-Faktor mit 0,6/ 0,8/ 1,0/ 1,4 und 1,7
  • High Frequency Cut bei 1,5/ 3,5/ 8 und 20 kHz, 0 bis -14 dB shelving in 2 dB Schritten
  • Gain regelbar von -9 bis +9 dB in 3 dB Schritten
  • Frequenzgang: +/- 0,2 dB 20 Hz bis 20 kHz
  • THD: kleiner 0,2%
  • Noise: kleiner -90 dB
  • Gewicht: 9 kg
  • Maße: 3 HE, 35 cm Tief
  • hergestellt in: USA
  • Webseite: dwfearn.com
  • Preis: € 13637,– (Straßenpreis am 30.10.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompromisslose Bauweise
  • passives LC-Netzwerk mit fünf Bändern
  • 8x 6072A in Class-A, Custom Jensen Übertrager im I/O
Contra
  • stolzer Preis
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D.W. Fearn VT-5 Test
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