Denon DJ MC7000 Test

Rein optisch hat Denons neuer Flaggschiff Serato-Controller MC7000 kaum noch etwas gemein mit seinen Vorgängern, dem kompakten MC6000MK2 und MC4000. Er ist größer, bunter, vielseitiger und bietet Vollausstattung in jeder Hinsicht. Selbst der simultane Anschluss von vier externen Zuspielern und zwei Notebooks ist möglich. Serato DJ, Video, Flip und Pitch’n’Time gehören zum Lieferumfang, die UVP von 1189 Euro scheint angemessen. Kann das Gerät auch im Test überzeugen?

Teaser_Denon_DJ_MC7000

Details

Anschlussreigen

An der Vorderseite begrüßen lediglich der Regler für die stufenlos einstellbare Kurve des nicht umkehrbaren, aber austauschbaren 40-Millimeter Crossfaders, dem die Mixer-Kanäle pro Seite zugeordnet werden dürfen, so man sie nicht gänzlich davon ausschließen möchte. Gegenüber logieren die Kopfhörerausgänge als Standard- und Miniklinkenbuchsen. „Laut und transparent im Sound“ lautet die Devise. Es kommt zu einem kleinen Leistungsabfall, wenn ich das zweite Headphone anschließe, was darauf schließen lässt, dass sich beide Einheiten einen Verstärker teilen.
Der Rest der Anschlüsse findet sich hinten ein, darunter gleich zweimal XLR für die Booth und den Master, der sich auch Mono schalten lässt. Eingangsseitig stehen vier Cinch-Paare bereit, zwei davon Line, zweimal Phono/Line. Außerdem ist der MC7000 Serato DVS Upgrade-Ready und erlaubt, die DJ-Software über Plattenspieler und Timecode-Vinyl zu steuern. Das Plug-in kostet aktuell 99 Euro. Die Tonträger liegen bei rund 40 Euro.
Ebenso auf der Hinterseite platziert: die beiden USB-Anschlüsse für DJ-Teams oder -Handover. Sitzt der Stecker erst einmal in einer der beiden Buchsen, gibt sie ihn nur ungern wieder her. Die Zuweisung der Notebooks erfolgt via Drucktaster über den Kanälen des Vierkanal-Mischpults, deren Quellwahlschalter erlauben, externe Quellen und USB-Decks in die Kanalzüge zu schicken. Neben der Aufholverstärkung trifft man dort auf einen Dreibänder, Cue-Tasten der Deckfarbe entsprechend (orange/blau) und ein bipolares Filter. Standard. In der Mitte sitzen die obligatorischen Lautstärkeregler für Master-, Booth- und Kopfhörer, letztgenannter mit Split-Cue und Cuemix-Poti, beim 8000er ist das rechts außen zu finden. Den Abschluss bildet ein Poti für die Lautstärke des Serato Samplers.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Denon DJ MC7000 legt ein elegantes Design an den Tag …

Decks

Die Decks (links für Player 1/3, rechts für Player 2/4) weisen, mal abgesehen von den Effektsektionen, ein spiegelsymmetrisches Layout auf, was im ersten Moment etwas irritiert, wenn man Hardware-Zuspieler gewohnt ist: Man ist geneigt, die Play-Taste auf der jeweils linken „Deck-Seite“ zu suchen, dort ist allerdings beim linken Player der Schleifenbaukasten platziert.
Ebenso eigentümlich: Die beiden Mikrofonsektionen sitzen jeweils an den oberen Außenflanken und sind abweichend bestückt, da die nordwestliche Abteilung mit einem Zweiband-EQ und dem gemeinsamen Talkover antritt, die nordöstliche hingegen mit einem Tone-Knopf und regelbarem Echo-Effekt (ebenfalls für beide Mikrofone, das ist beim MCX8000 separat schaltbar). Einen Einschaltknopf und Pegelsteller haben natürlich beide und irgendwie spart diese Anordnung Platz und hat es sicherlich auch Charme, dass man sich hier aussuchen kann, ob einem ein Tone-Knopf für die Stimmfärbung reicht.
Ansonsten tummelt sich auf der Bedienoberfläche all das, was man als Serato Controller-DJ in den letzten Jahren zu schätzen gelernt hat, beginnend mit den Effektsektionen (drei Regler und Tasten, dazu Beat-Encoder, Tap, Effektmodus und -selektion via Shift) über die Schleifenbinderei (automatische und manuelle Loops, Faktorisierung, Reloop etc.). Dazu Slip-, Censor-, Vinyl- und Reverse-Mode, Beatgrid-Tasten und natürlich die knallbunt beleuchteten, hinsichtlich der Anschlagdynamik-Kurve nicht einstellbaren, aber gut anzuspielenden 23 mm großen Performance-Pads nebst Parameter-Tasten. Folgenden Betriebsarten sind möglich:

  • Cue
  • Cue Loop
  • FlipRoll
  • Saved Loop
  • Slicer
  • Slicer
  • Loop
  • Sampler
  • Velocity Sampler
  • Pitch Play

Es ist nicht von der Hand zu weisen: Denon DJ haben sich beim Layout an die MCX8000-Workstation angelehnt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Vierkanal-Mixer des Denon DJ MC7000 funktioniert auch Standalone und ist DVS-certified. Griffig: Der Filter-Knob.

Praxis

Inbetriebnahme, Software und Workflow

Denon MC7000 wird mit Serato DJ ausgeliefert. Ihr bekommt nach der Registrierung eurer Hardware die Serato Vollversion (99 €), die Expansion-Packs Pitch’n’Time, Serato Flip (je 29 €) und Serato Video (99 €) an die Hand. Das kann sich sehen lassen. Sollte jemand den MC7000 mit Traktor oder Virtual DJ einsetzen wollen, finden sich entsprechende Mappings auf der Denon-Website.
Las Vegas lässt grüßen, wenn der Controller unter Strom gesetzt wird. Die Inbetriebnahme unter Serato DJ erfolgt plug’n’play und sofern die Quellwahlschalter auf USB gestellt sind, sorgen Pads und Buttons für Grundbeleuchtung.
Erstaunlicherweise „erlöschen“ die Performance-Sektionen (FX-LEDs und Co bleiben „an“) im External-Mode, dazu fällt die MIDI-Steuerung der nun in Grau dargestellten Tracks partiell aus, also beispielsweise mittels Pads und Jogwheels (Hotcues anfahren, Spulen, Play/Pause). Dies erschwert es, schon mal einen digitalen Track vorzubereiten, während man noch eine Schallplatte auf demselben Kanal laufen hat. Das geht auch anders. Mal sehen, ob hier zukünftig noch optimiert respektive Bugfixing betrieben wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Denon DJ MC7000 ist MIDI-Controller und Standalone-Mixer in Personalunion. Panel- und Sortiertasten sind in jedem Deck verfügbar.
Audio Samples
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Phono-Signal MC7000 Phono-Signal DJM-900NXS2 Mikrofonsignal MC7000 Filter MC7000

Damit es bei der Navigation durch den Datenbestand und die Serato-Funktionen nicht so voll auf dem Bildschirm wird, kann man sich mit den View- und Panel-Tasten durch die verschiedenen Ansichten, Bereiche und Listen hangeln, außerdem in Kombination mit „Sort“ Playlisten nach Artist, Title, Key und BPM sortieren. Eine gute Idee. Ich gebe zu, ich hätte auch nichts gegen berührungsempfindliche Browser-Encoder einzuwenden, die automatisch in den Library-Modus wechseln, wenn es an die Titelauswahl geht.
Die Jogwheels mit ihrem geschmeidigen Rundlauf und der LED-Beleuchtung sind angenehm zu handhaben. Ihre Bewegungen werden in der Software akkurat umgesetzt. Chapeau. Eine visuelle Orientierungshilfe im Serato-Betrieb findet sich in der Lauflichtumkehrung des LED-Rings, wenn man auf dem Komplementär-Deck arbeitet. Hier hätte man sich dann auch für Orange entscheiden dürfen, wie es bei den Cue-Tasten und Deck-Switches der Fall ist, zumal es keinen Setup-Modus gibt und laut Hersteller auch nicht geben soll, der diese Invertierung umkehrt, so man nicht darauf steht. Im Track navigieren lässt sich übrigens auch mit dem 160er-Ribbon-Controller über dem Teller.
Manuellen Beatmatchern dürfte der lange 100-Millimeter-Pitchfader, der sehr gut auflöst, entgegenkommen. Zwei LEDs zeigen an, wo der alte Fader-Wert nach einem Deckwechsel abzuholen ist, bevor eine Tempoänderung erfolgt. Eine Taste zur Änderung der Pitch-Range ist ebenso an Bord und – das muss man Denon einfach lassen: Sie haben auch wieder an Pitch-Bend-Buttons gedacht.
Apropos Pitch: Das Pitch’n’Time Plug-in – Basis für Pitch Play und ein besserer Timestretcher/Compressor als der Standard-Pitch – liegt kostenlos bei. Hören wir uns den Unterschied einmal an. Nicht minder interessant: Die Möglichkeit, neben den BPM auch die Tonart zu „syncen“ oder diese via Encoder (mit Reset-Funktion) einzustellen.

Audio Samples
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Standard Keylock vs Pitch´n´Time DJ Key Transpose

Beim visuellen Angleichen der Pegel fallen die LED-Ketten im Kanal mit zehn Unterteilungen ordentlich dimensioniert aus, der Master hat ein siebenstelliges Stereo-Meter mit auf den Weg bekommen – ebenfalls ampelfarbcodiert. Die griffigen Equalizer sorgen für eine vollständige Auslöschung der Frequenzbänder gegen den Uhrzeigersinn und erlauben eine Anhebung von 10 dB für Hi und Mid, einen Boost von 6 dB für den Bass, was gefühlvolle Mixes ermöglicht. Ebenso lässt sich der Sound mit einem bipolaren Filter shapen oder Filtermixing betreiben. Das Filter könnte in meinen Augen durchaus noch eine Resonanzoption vertragen. Vorsicht ist geboten, wenn man von USB auf Line schaltet und noch Serato Post-Fader-FX laufen, denn sie tönen auch nach dem Umschalten weiter. Für meinen Geschmack hätten dem MC7000 auch Hardware-Effekte wie Echo, Noise oder Gate gut getan.

Audio Samples
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HiQ Boost/Cut MidQ Boost/Cut LowQ Boost/Cut Kill EQs

Dual-USB

Die Zuweisung der Decks beim DJ-Handover oder einer Back2Back-Performance könnte einfacher nicht sein. Jeder USB-Taster schaltet zwei Kanalzüge um und zwar rechte Seite, linke Seite, was in Serato durch den Schriftzug „In Use“ am Counterpart-Notebook bestätigt wird. Das funktioniert problemlos. Nicht anders hatte ich dies erwartet. In diesem Zusammenhang sollte eventuell noch hervorgehoben werden, dass „Dual-USB“ in diesem Preissegment nicht gang und gäbe ist. Pioneer etwa setzen ungefähr das Doppelte für ihren DDJ-SZ2-Controller an. Gut, der ist auch noch mal einen Tacken größer, besitzt integrierte Effekte, Samples, Jogwheel-Friction und Jogwheel-Displays etc., aber der MC7000 bleibt – was den Straßenpreis angeht – unter der psychologischen 1000-Euro-Schallmauer. Nichtsdestotrotz hätten dem Testkandidaten Deck-Displays gut zu Gesicht gestanden und dazu eine Auswahl an Hardware-FX. Hier wäre dann jedoch zu überlegen, ob der MCX8000 nicht eine Alternative darstellt, sofern man auf das zweite USB-Interface verzichten kann.

Fotostrecke: 3 Bilder MC7000 ist Serato DVS-Certified …

Fazit

Denons MC7000 ist eine sehr gelungene Symbiose aus Mischpult und MIDI-Controller. Die flache und hochwertige Konsole ist als Kommandozentrale für Serato DJ und DVS konzipiert, bietet bis zu vier externen Zuspielern Gehör, zwei Mikrofoneingänge und zwei Laptopanschlüsse. Dies ermöglicht nahtlose DJ-Wechsel und Back2Back-Performances. Für kreative Naturen sind zahlreiche Remix-Tools an Bord. Die Software-Dreingabe ist großzügig, enthält sie doch neben der Serato DJ Vollversion auch Serato Video, Flip und Pitch’n’Time. Fast könnte man sagen: DJ-Herz was willst du mehr? Hinsichtlich der Audioeigenschaften und des Workflows habe ich nicht viel zu bemängeln. In Anbetracht der Ausstattung halte ich den Preis des Denon MC7000 für angemessen und fair. Ein solides Stück Ingenieursarbeit, dass seine Freunde finden wird.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Design und Verarbeitung
  • Standalone-Mixer mit professionellen Schnittstellen
  • zwei Laptop-Anschlüsse
  • solide Audioeigenschaften
  • zahlreiche Live-Remix-Funktionen
  • gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Haptik der Bedienelemente
  • umfangreiche Softwareausstattung
Contra
  • Standalone-Mixer ohne Effektauswahl
  • kein Setup-Modus für Controller-Einstellungen
  • Serato Track-Steuerung fällt (noch) im standalone Mixer-Modus aus
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Denon DJ MC7000 Test
Für 698,00€ bei
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